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Voigtländi scher Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. Redigirt von Advocat C. Wieprecht. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wiltwe m Plauen. Jährlicher Abonuementspreis fiir dieses Blatt 25 Neugroschen. — Die Jnscrtionsgebühren werden mit 1 Neugroschen für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß des Raumes. — Mittwoch. 16, 26. Februar 184S. Landtagswahl bett zur Beleuchtung des Artikels in No. 7 und 8 des Ador- fer Wochenblattes und zur Erwiderung. Hätte man nicht Grund, zu glauben, daß der Verfas ser des im Adorfer Wachenblalte unter der Aufschrift „die Presse über unseren Bürgermeister" erschienenen Artikels den im Plauenschen Wochenblatte über Landlagswahl erschiene nen Aufsatz nicht habe verstehen wollen, so müßte man annehmen, daß er ihn nicht verstanden habe. Um das Publikum vor Mißverständnissen zu sichern, hält man für nüth'g, zur Beleuchtung und Entgegnung noch Einiges kürzlich zu bemerken. Anstatt zu widerlegen, braucht der Verfasser des Ador fer Artikels den Kunstgriff, die Sache auf das Gebiet der Persönlichkeit zu drängen und unwürdige Verdächtigungen auszusprechen. Meint er, daß man ihm auf diesem Wege nicht folgen werde, so mag er Recht haben. Denn man verabscheut diese beliebte Manier, durch welche nichts be wirkt werden kann, als daß das Urtheil des Publikums von der Hauptsache ab- und auf Abwege geleitet wird. Es kann nicht unsere Sache sein, ob dieß mit Absicht ge schieht, oder ob es ein Ausfluß despotischer Unduldsam keit ist. Wie der Verfasser des Adorfer Artikels von Heimlich keit sprechen und sagen kann, der Verfasser des Plauenschen Artikels habe nicht gerade gesprochen, man habe nicht wis sen sollen, wie es gemeint sei, das Wörtchen „dürste" sei in solchen Fällen das Universalmittel in allen Nöthen, ist nicht zu begreifen. Das Wörlcken „dürfte" kommt im Plauenschen Artikel nicht ein einziges Mat vor, obschon es von der kecken Anmaßung frei halten will, als halte er seine Meinung für die einzig richtige. Der Artikel im Plauenschen Anzeiger ist vielmehr, und man fordert jeden Unbefangenen zum Urtheil auf, so determinirt und so bestimmt geschrieben, daß wohl Niemandem ein Zweifel darüber beigehen kann. Der Verfasser ist so weit entfernt, etwas Anderes unterle gen zu wollen, daß er jene Verdächtigung als eine unwürdige Verunglimpfung zurückweisen muß. Er würde leicht im Stande sein, zu beweisen, welcher Ernst es ihm sei, den vorigen Deputirten zu empfehlen. Eine offenbare Verdrehung ist es ferner, wenn der Ver fasser des Adorfer Artikels behauptet, wir hätten es für arrogant, illegal und illiberal erklärt, daß sich derOelsnitzer Anzeiger offen für den Bürgermeister Todt ausgesprochen habe. Wir haben gesagt, daß wir ein unstatthaftes Ein wirken auf die Wahl für illegal und illiberal halten. Wir haben ferner gesagt, daß wir es für eine Arroganz und für eine Ueberschätzung der eigenen Urteilsfähigkeit halten, wenn eine Parthei, sie sei welche sie wolle, behauptet, sie allein habe den richtigen Weg und jede andere Meinung sei zu verdammen. Heißt eS aber im Oelsnitzer Anzeiger: „Hier also, ihr Wahler, ist es an euck, euer Werk zu thun, hier gilt es, euch abzuthun von dem Zopfthum rc., wodurch ihr eurem politischen Tacte Schande macht," heißt es dann (wenn auch nicht mit dürren Worten, doch in unverkenn- ! anders, als das, was wir gesagt haben? Keineswegs haben barer Weise) weiter, daß nur Todt gewählt werden dürfe, daß kein anderer Befähigter da sei rc., was heißt dies an ders, als: „wenn ihr Todten nicht wählt, so macht euch dieß Schande, es giebt keinen weiter rc.? was ist dieß an ders, als ein indirecter, auf die Gefühle, auf die Furcht berechneter Zwang, ein unstatthaftes Einwirken? was ist es auch gar nichts zu bedeuten haben würde, da der, welcher sich in dieser Redeweise im geeigneten Falle bedient, zwar! leine eigene bestimm,- Meinung ausspricht, sich aber doch!nur Jemanden getadelt, der Todten zur Wahl -mpsiehlt.