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Wöchentlich erscheinen trei Nummern. PränumeratiinS- Ptti« 22z Sgr. (j Tdtr.) vierteljLdrlich, 3 Thlr. für tat ganze Jahr, ohne Er, Höhung, in allen Theilen ter Preußischen Monarchie. für die Man pränumerirt auf diese« Literatur,Blatt in Berlin in der Expedition der Mg. Pr. Etaatt,Zeitung (FriedrichSslr. Nr. 72); iu der Prokin; so wie im AuSlande dci den Wohllöbl. Posl-Aemtcrn. Literatur des Auslandes. r_ , . 154. Berlin, Freitag ten 24. Dezember 1841. Griechenland. Zur Geographie des heutigen Griechenlands. In Aihcn ist im I. 184 l bei den Buchhändlern Ad. Nast und Rud. Bund ein „Itinoruiro äokcnpuk üe l'4ttiguo et tlu ?el»pvi>ne8«, svsc eurte« ec plan^ rosioxrupiiigne«, ;n>o b'exä. 4Iä«illioren" — der Vcrf. dcffklbcn hat bereits durch mehrere geographisch-topogra phische Werke in Bezug auf das neue Griechenland sich bekannt ge macht — erschienen (in Leipzig ist vack Buch bei Georg Wigand für 4 Thlr. zu Haden), welches namentlich Reisenden in Griechenland als ein zweckmäßiger Führer empfohlen werden kann. Um zum Be kanntwerben dieses Itmöruiru auch durch diese Blätter beizutragcn, lassen wir hier einige Mittheilungcn daraus folgen, und bemerken nur noch im voraus, daß Herr Aldenhoven inehrcre Jahre in Griechen land, vornehmlich in Athen, sich aufgehalten, übrigens allenthalben an Ort und Stelle gewesen ist und dort die nöthigen Untersuchungen angestellt hat. Athen. Das gegenwärtige Athen hat 20,000 Einwohner, die Fremden mit einbegriffen. ES ist die Residenz des Königs, der Ministerien, dcö Cassationshows, der heil. Synode u. s. w., der Gesandten und General-Konsuln fast aller auswärtigen Mächte; es befinden sich da selbst eine Universität, ein Lchrer-Seminarium, ein Gymnasium mit einer Hellenischen Schul.', zwei Knaben- und eine Mädchenschule, eine Amerikanische Schule für beide Geschlechter, eine Pensions-Anstalt für Mädchen bei Herrn Hill, und eine dergleichen bei Mad. Wolme- range, eine Zeichnenschule, und eine Mövell-Kammer; ferner ein naturhistorisches Kabinet, ein botanischer Garten, acht Apotheken und 20 Aerzte. Bereits hat mau daselbst Kasernen erbaut, so wie ein Militairspital und eine Münze, und ist beschäftigt, einen Palast für den König in prächtiger Lage aufzusührcn, scrner ein Universitäts- Gebäude und ein Civilspital zu bauen. DaS Trinkwasser wird von Kcphissia, einem benachbarten Dorfe, mittelst einer alten Wasserlei tung nach Athen geführt; auch sonst giebt eS daselbst noch viele alte Brunnen und Cisternen. Gottesdienst wird in l2 Kirchen nach Grie chischem Ritus und durch 23 Geistliche gehalten; auch giebt es dort eine katholische Kirche mit einem Pfarrer und zwei Diakonen und einem Königlichen Kaplan, der bei Hose die Messe liest; der protestantische Gottesdienst wird in Privat-Wohnungen von mehreren Geistlichen und bei Hofe von dem Kaplan der Königin gehalten. Die Russische Gesandtschaft hat gleichfalls eine Griechische Kirche mit einem Geist lichen und einem Sängerchor. Mehr als 10 Kirchen liegen in Rui nen, dir die Regierung der Gemeinde abgetreten hat, um den Erlös aus deren Verkaufe zum Bau einer Kathedral-Kirche zu verwenden. Außerdem besitzt Athen ein unbedeutendes Theater und zwei Türkische Bäder. Die Civil-Verwaltung der Stadt steht unter der Leitung eines Dimarchen (Bürgermeisters), der 255 Drachmen (der Drachme be trägt gegen 0 Sgr.) monatlicher Besoldung hat, übrigens von eini gen Gemeinde-Räihen unterstützt wird. Der Dimarch wird alle drei Jahre erwählt uns muß vom Könige bestätigt werden. Die Gc- meindc-Räihe werden auf neun Jahre erwählt. Auch giebt es in At''en zwei Friedensrichter. Dit Haupt-Einnahmen der Stadt sind folgende: Die städtische Abgabe, die sich jährlich belaufen kann ans 60,000 Drachmen. Der Miethzinck für die Plätze aus dem Basar. . 54,000 « Die Hälfte der Einnahme von den Pässen.... 1,000 - Das Viertel der Einnabme von den Patenten. . 6,000 - Das Viertel der Abgabe von den Miethzinsen. . 7,000 « (die übrigen drei Viertel gehören der Regierung) Für das Wasser, das die Stadt an 200 Personen liefert, zahlen diese ungefähr 18,000 - Für das Wasser des KephiffoS u. s. w./ zur Wässerung der Gärten 7,000 « An Strafen für Polizei-Vergehen 1,000 - Für Baugeftaltungen SOO - 151,800 Drachmen. Trotz der vielen politischen Umwälzungen, deren Gegenstand Athen gewesen, und seiner neuesten Unwille, finden sich doch daselbst noch viele Alterthümer, welche von Athens ehemaligem Ruhme zeugen. Was an ihnen zuerst aufsällt, ist ihre Farbe. Im Norden, unter einer Atmosphäre voll Rebel unv Regen wird auch der wccßeste Stein ^ald schwarz und grünlich. Der reine Himmel und die glän zende Sonne von Griechenland verbreitet dagegen über den parischen und pentclischen Marmor einen goldenen Schimmer, ähnlich dem reifer Aehren oder den Blättern der Bäume im Herbste. Sodann zieht die Richtigkeit, die Harmonie und die Einfachheit der Verhältnisse au jenen Alterthümern die Bewunderung der Beschauer auf sich. Alle einzelne Theile sind in sich vollendet rc (Der Verf. verbreitet sich hierauf über die noch vorhandenen Alterihümcr in Athen, waS jedoch hier nicht weiter milgetheiit werden mag.) Sparta. Vom alten Lacedämon war seit vielen Jahrhunderten, seit den Zeiten Ville-Hardouin'S, nicht mehr die Rede; seine Monumente, was davon noch übrig geblieben war, wurden zum Aufbau von Mistra verwendet. Die Regierung des Königs Otto beschloß auf die Bitte der Bewohner und der OrtSobrigkcit zu Mistra, daß der Hauptort der Provinz Lacedämon auf der Stelle des alten Sparta erbaut werden, daß die neue Stadt den alten berühmten Namen annchmen, daß sie als die zweite Stadt des Königreichs angesehen werden sollte, und daß die Regierung für sie unv ihre Entwickelung und sonst weiter sich verwenden wolle. Bereits ist daselbst angefangen worden, ein Stadthaus, Brunnen unv eine Wasserkunst, wozu man das Wasser einer benachbarten Quelle benutzt, za bauen; auch haben schon mehrere Privatpersonen Häuser daselbst erbaut, und eS ist Hoffnung vorhanden, daß Neu-Vparta mit der Zeit an Umfang immer mehr zunehmen werde. Es giebt dort eine Seidenspinnerei, nach Art der Jtaliänischcn, die beinahe 200 Personen beschäftigt, und wo gegen 14,000 Okka's Seide (ein Okka --- 24 Pfund) im Jahre gesponnen werden. Die gegenwärtige Stadt zählt 130 Häuser und 500 Einwohner. DaS Kloster Megaspilaron im Peloponnese. Dieses Kloster, das sür das größte und reichste in Griechenland gilt, muß man sich als ein großes Gebäude vorstellen, das in einer Höhle eingebaut ist und unter einem Gewölbe von 120 Fuß Höhe liegt; über der Höhle erhebt sich ein Felsen von fast 400 Fuß Höhe. Die Oeffnung ist in-ihrer ganzen Breite unv bis zu zwei Drittheilen der Höhe mit einer Mauer verschlossen, worin die Fenstern der ein zelnen Stockwerke angebracht sind, und welche sich auf die Winkel des Felsens stützt, wo man nach Mittag hin das EingangSthor ange bracht hat Dieses dunkle Gewölbe ist an seiner äußersten Seite durch ein mit Eisen beschlagenes Fallgitter geschloffen und mit einer mit vierzig Schießscharten versehenen Brustwehr vcrtheidigt, von wo aus diejenigen, welche es wagen sollten, einen Angriff aus das Thor zu unternehmen, in der Seite und dem Rücken gefaßt werden können. Tritt man durch diese» Thor ein, so befindet man sich im ersten Stockwerke und gegenüber der Kirche der heiligen Jungfrau, welche die Mönche Katholikon nennen. Im Schiffe dieser Kirche befindet sich auf dem Fußboden eine Mosaik, welche die Sonne, den Mond und einen zweiköpfigen Adler darstellt; die bronzenen Pforten der Kirche sind mit Basreliefs von mittelmäßiger Arbeit, die verschie- Vene Gegenstände aus der heiligen Schrift darstellen, geschmückt. In einer Nische zeigt man hinter einem Schleier das Wunderbild der heil. Jungfrau in Basrelief, braun, angeblich vom heil. LukaS. DaS Refektorium ist zu ebener Erde; seitwärts vom Wege dahin sieht man in der Nähe einer Quelle, die aus dem Felsen springt, einen in den Felsen selbst gehauenen Altar, der die Stelle anzeigt, wo die Griechische Prinzessin aus dem Kaisergeschlechte von Konstan tinopel, Euphrosine, bas Bild der Jungfrau entdeckt haben soll. Nicht weit von da ist die Kirche in einem dunkeln unterirdischen Gewölbe; der Keller ist merkwürdig wegen zwei großer Fässer, die er enthält: das älteste davon, das Angclikon heißt, soll 16,000 Okka, das andere dagegen, mit dem Zunamen Stammato, mehr als 24,000 Okka enthalten. Beide sind in dieser Höhle gefertigt worden, iu welcher auch eine Menge anderer Fässer sich befinden, die die Mönche mit den, in den Umgebungen des Klosters geärndteten Weinen anfüllen, während sie die von ihren entfernteren Meiereien gewonnenen Weine und gegen 200,000 Korinthen verkaufen. Die Bibliothek deck Klosters jst in keinem glänzenden Zustande. Der ge wöhnliche Ort der Erholung für die Mönche ist ein ebener Platz nach Abend zu; die Fruchtigkeit der Höhle ist übrigens Ursache, baß die Letzteren im Allgemeinen an rheumatischen Uebeln leiden.