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Amts- Md Anzeigeblatt für den MU? öezirk -es Amtsgerichts Eibenstock sertionSpreiS: die kleinsp. und dessen Amgeöung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllusir. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. ISS Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ZK. Ia-r«»»«. Dienstag, den 24. Dezember 188S. G schmückt des Armen Weihnachtsöaum! Die Weihnachtsglocken läuten wieder Und klingen bald von Haus zu HauS; Aus dem Akkord der Christfestlieder Hör' ich wie Mahnung es heraus: Ihr Glücklichen, reicht Eure Spende Und gebt der Menschenliebe Raum! O öffnet liebreich Herz und Hände Und schmückt des Armen Weihnachtsbaum! Schau, auf der Straße dort den Knaben, So kümmerlich und freudenleer; Auf seinen Wangen eingegraben Steht schon der Ernst des Gebens schwer. Er blickt umher, wer Licht ihm sende In seiner Jugend düstern Traum — O öffnet liebreich Herz und Hände Und schmückt des Armen Weihnachtsbaumi ! Vereinsamt sitzt in seinem Zimmer Ein kranker, lebensmüder Mann, Er denkt des Christfests Kerzenschimmcr, Und seiner Sorgenbürde Bann. Das Glück schwand ihm, der bald am Ende, Dahin, dahin, wie Wellenschaum — O öffnet liebreich Herz und Hände Und schmückt des Armen Weihnachtsbaum! Ihr Alle, die von Gott begnadet. Nicht kennt des Lebens Sorgenlast: Schaut dankbar unter Euch, und ladet Die bleiche Armuth auch zu Gast. Verbreitet Glück! Reicht Eure Spende Und gebt der Menschenliebe Raum: O öffnet liebreich Herz und Hände ! Und schmückt des Armen Weihnachtsbaum! Bekanntmachung. Die Expeditionen des unterzeichneten StadtratheS werden am heiligen Abend, Dienstag, ve« 24. dieses Monats bereits Nachmittags 4 Uhr geschlossen. Eibenstock, den 20. Dezember 1889. Dkl Löscher, Bürgermeister. Kl. Weihnachten 1889. Wenn die Kirchenglocken das heilige Christfest ein läuten und die jungen Tannen aus den Wäldern und von den Bergen in die Stuben wandern, um das äußere Zeichen der Familienfeier zu bilden, dann macht das gesammte öffentliche Leben für eine kurze Zeit eine Pause. Schulen, Behörden und Gerichte ruhen oder schränken doch ihre Thätigkeit auf das allernothwendigste ein; die Diplomatie läßt die Tinte trocknen, wenn auch in den noch nach dem julianischen Kalender rechnenden östlichen Ländern die Zeit um zwölf Tage nachgeht und wenn auch Frankreich das Weihnachtsfest nur so ganz nebenher feiert, dagegen Neujahr auf eine höhere Festesstufe erhebt. Die gewaltigen Meinungskämpfe um oft — ach — wie nichtige, kleine und nebensächliche Dinge ruhen gleichfalls. Die Zeitungen dürfen ihren Lesern nicht mit dem grimmen Parteigezänk kommen; das Herz will auch einmal befriedigt sein, es will sich in seinem süßen Empfinden nicht durch den Trubel der All- tagSpolitik, des Alltagslebens stören lassen. Selbst da, wo das religiöse Gefühl nicht überwiegt, macht das Weihnachtsfest seinen Einfluß wie kein anderes geltend. Der Familie und dem Familienleben ist das schöne Fest ein unerschöpflicher Born des reinsten Genusses. Wohl mag mancher Hausherr über die ins Unendliche anwachsenden und seinen Etat über schreitenden Ausgaben seufzen.... ist es doch besser und mehr angebracht, hier die Spargroschen anzu reißen, als später bei den rauschenden Festen des Fasching „zu hoch hinaus" zu wollen, nur um es mitzuthun und hinter den andern nicht zurückzustehen. „Geben ist seliger, denn nehmen!" Dieses herrliche Wort wird in seiner ganzen Wahrheit und Tiefe nie so voll und von Millionen gleichzeitig empfunden, wie gerade zur Weihnachtszeit, bei welcher uns Millionen und aber Millionen kindlicher leuchtender Augenpaare die Bedeutung enthüllen und der gerührte Dank des ärmeren Menschenbruders, den wir mit einer Gabe der Liebe bedacht, ein herzwohlthuender Lohn wird. Die Zeiten sind schwer! Die Lebensmittel und alles, waS zum Lebensunterhalt gehört, sind theuer; zwar ist eS mit der Arbeitsgelegenheit im allgemeinen nicht knapp bestellt, aber mit Rücksicht auf die ge stiegenen Lebensmittelpreise sind die Löhne nicht überall zureichend. Und trotzdem: wenn die Mutter auch noch so sehr zur Sparsamkeit gezwungen, der Vater auf manche kleine Annehmlichkeit, die er sich wohl sonst gestattet, verzichten muß: etwa« muß doch ge- than werden zum Feste für die Kinder, ein Bäumchen muß geschmückt und für jedes ein Tellerchen mit Aepfeln nnd Nüssen, mit Pfefferkuchen und kleinen Geschenken muß herbeigeschaft werden. Und der herzinnige Dank der jauchzenden Kinder belohnt es so reichlich und führt uns im Geiste selber zurück in die Kinderzeit und wir denken still unserer Lieben, mit denen wir es damals gefeiert und die nun wohl zum Theil schon lange ruhen. Da wird das Herz weich und wie in dem frisch umgeackerten Erdreich sich alsbald tausend frische Lebenskriebe regen, so möge auch der Segen des Weihnachtsfestes an recht vielen offenbar werden, besonders an denen, welche mit Glücksgütern gesegnet, am ehesten dazu beitragen können, daß auch die Armuth mit erleichtertem Gemüth an der allgemeinen Feier theilnehme. Hagesgeschichte. — Deutschland. DaS in den letzten Tagen eingetrctene Unwohlsein Kaiser Wilhelms, das die beabsichtigte Fahrt nach Altenburg und Wei mar unmöglich machte, scheint doch keineswegs ganz leichter Natur gewesen z» sein; denn obwohl der Monarch am Freitag fieberfrei war, hat er doch an diesem Tage das Bett erst Nachmittags verlassen. Zur Zeit ist der Kaiser wieder wohlauf, ebenso die Kaiserin. — Der Kaiser hat seinen Flügeladjutanten, Generalmajor Graf v. Wedell, nach Weimar entsendet, um den Großherzog zu dessen am Montag, den 23. d. MlS. stattfindenden 50jährigen Jubiläum als Offi zier im preußischen Heere zu beglückwünschen. — König Albert von Sachsen entsandte zu gleichem Zwecke seinen Generaladjutanten v. Holleben. Beide werden Vormittag kl'/? Uhr vom Großherzog em pfangen. Nachmittags findet im Schlosse zu Weimar Tafel stadt, wozu u. A. auch der sächsische Gesandte geladen ist. — Trotz aller offiziösen Ableugnungen erhält sich am Berliner Hofe das Gerücht, daß der Sultan dem deutschen Kaiser im Laufe des kommenden Früh jahrs einen Gegenbesuch abstatten werde. Diplo matische Verhandlungen darüber haben zwar noch nicht stattgefunden, doch soll der Sultan persönlich dem Kaiser als seine feste Absicht angekündigt haben, ihm diesen Gegenbesuch abzustatten. Die Ableugnungen sind wohl nur erfolgt, weil weder ein bestimmter Zeitpunkt verabredet worden ist, noch, wie gesagt, zwischen den beiderseitigen Regierungen die übliche» Verhandlungen stattgefunden haben. — Die „Nordd. Allg. Ztg." druckt einen Artikel der „Münchener Allg. Ztg." ab, der die Frage einer einheitlichen Briefmarke erörtert. DaS letztgenannte Blatt kommt in diesem Artikel zu dem Ergebniß, daß Bayern und Württemberg für ihren inneren Verkehr eigene Marken und Tarife behalten, für den Verkehr mit dem übrigen Reiche und mit dem AuSlande aber die Reichs - Postmarke einführen sollten. — Dänemark. Trotzdem sich die deutsch dänischen Beziehungen in der erfreulichsten Weise gebessert haben, fährt die dänische Regierung fort, Kopenhagen zu einer der gewaltigsten Seefestungen umzugestalten. Sie hat neuerdings von dem Folkething 9 Millionen Kronen zum Bau eines neuen Kopenhagener Seeforts gefordert. Die Mehrheit des Folkething pflegt zwar alle derartigen Geldforderungen grundsätzlich abzulehnen. Aber das hindert bekanntlich das Ministerium Estrup nicht, das Geld zu nehmen, wo es solches findet, und die Befestigung der Hauptstadt mit aller Macht zu fördern. Man darf gespannt darauf sein, wie das dänische Volk über diesen nun schon so lange währenden Conflikt bei den bevorstehenden Neuwahlen zum Folte- thing urtheilen wird. — Der Herrscher von Griechenland wäre dieser Tage mit einem der kretcnsischen Flüchtlinge, die sich in Athen aufhallen, fast ins Handgemenge gerathen, worüber die aberteuerlichsten Gerüchte ver breitet wurden. Wie man aus Athen schreibt, nahm die Sache folgenden Verlauf: Der König ging mit dem Prinzen Georg spazieren, als er auf der Straße sah, wie ein Krctenser mit einem schweren Stock auf einen kleinen Knaben losprügelte, der natürlich jäm merlich schrie und weinte. Erregt ging der König auf den Mann zu und sagte: „Schämst Du Dich nicht, ein Kind so zu schlagen?" dabei riß er ihm den Stock weg, mit dem der Kretenser sich zur Wehr setzen wollte. Dieser hatte den König nicht erkannt und rief zornig: „Wer bist Du, daß Du mir solche Bemerkungen machst?" Dabei wollte er auf den König losstürzen, aber dieser und Prinz Georg hielten dem Wüthcnden die Hände fest. Dann winkte der König einen Schutzmann herbei und beauftragte ihn, den Mann zum Polizeidirektor zu bringen. „Sage ihm, Ich, der König, habe ihn geschickt!" Jetzt fiel der Kretenser erschrocken auf die Knie und bat um Gnade; aber der König ordnete erst am nächsten Tage an, daß der Mann freigelassen werde. — Asien. Die „Times" melden aus China, daß dort sämmtliche Eisenbahnprojekte infolge politischer Umtriebe und wegen der Abneigung der Bevölkerung gegen dieselben auf unbestimmte Zeit vertagt worden seien. Die in China sehr mächtige, an allen Ucberlicserungen starr festhaltende Partei hat mit besonderem Eifer gegen den Bau der Eisen bahnen agitirt. Jeder größere Brand, jede Ueber- schwemmung, sowie jedes andere Naturereigniß wurde al« ein Vorzeichen betrachtet, wie verhängnißvoll für das Land diese Neuerungen werden müßten. Locale und sLchfische Nachrichte«. — Eibenstock, 23.Dezbr. DaS herrlichste aller Feste, welche die christliche Kirche kennt, das liebe WeihnachtSfest mit all seinen Neberraschnngen