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WMeiMEW UM Nr. 146 Dienstag, den 27. Ium 1899. 49. Jahrgang. Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grtina, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. Ärntsblcrtt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal Grrgcrn crller: (8einorirö crltirirgerr öer: rrnTlrogoi^öeir Or ^schcrfteiT. Erscheint . Inserate jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und ^WW MM M M M^ nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, MM MM dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. lW V MM Expeditionen solche zu Originalpreisen. Mr Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorch Kernsdorf, Die Währung in Makedonien. Wenn die wärmende Sonne des Sommers auf den rauhen Bergen des Balkan die letzten Spuren des ungastlichen Winters vertilgt hat, dann beginnen die Bergstämme die größere Bewegungsfähigkeit, die ihnen der Sommer gewährt, alljährlich auf ihre Weise auszunntzen, indem sie nämlich von ihren Bergen ins Thal hinabsteigen, Dörfer überfallen, Heerden rauben und so das bekannte allgemeine Hälseabschneiden her- beisühren, über welches jeden Sommer niit unheim licher Regelmäßigkeit die Nachrichten aus dein Balkan und zwar insonderheit aus Makedonien an das er staunte Europa gelangen. In den letzten Tagen haben sich diese Alarmnachrichten gehäuft. An der serbisch-türkischen Grenze ist es zwischen den Serben und den türkischen Albanesen zu regel rechten Gefechten gekommen, an denen sogar reguläre türkische Truppen beiheiligt gewesen sind, und in ganz gleicher Weise ist an der türkisch-bulgarischen Grenze ein Conflict zwischen den Bulgaren und den türkischen Albanesen ausgebrochen, bei dem die Türkei zwar an scheinend nicht aktiv eingegriffen, aber doch mindestens die Rolle des sehr vergnügten Dritten gespielt hat. Selbstverständlich behauptet in beide» Füllen jede Partei, daß die andere Unrecht hat. Soweit sich aber die Verhältnisse übersehen lassen, kann man mit Zu- hilsenahme der Erfahrungen früherer Jahre den Schluß ziehen, daß hier vier Schuldige sind und daß die Hauptschuld die türkischen Albanesen trifft, während die Pforte nichts thnt, um den Uebergriffen und Raub zügen der Albanesen zu steuern, daß endlich die beiden anderen Schnldiqen die bulgarischen und serbischen Bewohner Makedoniens sind, die zum Theil in ihren Mutterländern Unterstützung finden. Makedonien ist ohne Zweifel das complicirteste Land von allen Balkangebieten, denn das Völkergemisch seiner Bewohner ist ebenso bunt, wie gefährlich. Die Gesammtbevölkerung des Landes wird auf 2'/^ Mill, geschätzt, wovon nahezu die Hälfte Bulgaren sind, die also über die größte Macht iin Lande verfügen. An zweiter Stelle kommen die Türken nebst den Pomaken, während der Rest der Bewohner aus Serben, Alba nesen, Rumänen und Griechen besteht. Seit langen Jahren streiten sich nm das Land die Bulgaren, Ser ben, Griechen und Albanesen. Die Griechen freilich sind jetzt aus diesem Wettbewerb ausgeschieden, seitdem die großgriechische Politik sich durch ihr wahnwitziges Vorgehen selbst ruinirt hat. Es sind mithin drei Nationalitäten geblieben, welche sich um die Herrschaft streiten; die Türkei kommt hierbei nicht in Betracht, da sie sich mit dem theoretischen Bewußtsein begnügt, Makedonien als »türkische Provinz bezeichnen zu dürfen, während ihr Einfluß dort thatsächlich sehr gering ist und sie sich begnügt, den Zuschauer zu spielen, wenn sich Bulgaren, Serben und Albanesen in den Haaren liegen. Die Bulgaren und Serben in Makedonien sind wenigstens in dem einen Ziel einig, die von ihnen be wohnten Gebiete von der Pforte'loszurcißen und litt ihr Mutterland zu annektircn. Im klebrigen sind sie aber nichts weniger als einig, sondern raufen sich jahr aus jahrein und zwar in erster Linie um Kirchen- und Schultragen, wobei sie bei der bulgarischen bezw. der serbischen Regierung Unterstützung finden, wenn diele sich auch entschieden dagegen verwahren, die Los reißungsbestrebungen Jener zu unterstützen. Mit den serbischen und bulgarischen Bewohnern Makedoniens leben wiederum die Albanesen, der maßgebendste Volksstamm in Nordmacedonicn, in sieter und blutiger Fchde. Obwohl bei den Albanesen drei Religions bekenntnisse, der MohammedaniZmus, der griechisch- katholische und der römisch katholische Glauben, vertreten sind, haben sie doch fast niemals Streitigkeiten unter einander gehabt, sonder» sie zeigen eine rührende Ein- müthigkeit darin, über ihre bulgarischen und serbischen Landsleute herzufalle» oder auck- hin und wieder, wenn ihre Unternehmungslust gewachsen ist. über die serbische und bulgarische Grenz: zu treten und dort Räubereien zu verüben. Die Albanesen selbst behaupten freilich, daß es sich hierbei nicht um eigentliche Plündcrungszüge han delt, sondern daß sie nur den politischen Gegner schä digen wollen. So wie die makedonischen Bulgaren und Serben die Losrcißung von der Türkei anstreben, so streben auch die Albanesen nach der Begründung eines selbstständigen albancsifche» Gemeinwesens, und der Ausdruck oieser Bcstrwnngeu z.igl sich dcrin, daß sich diese drei Nationalitäten von Zeit zu Zeit die Hälse abschaeiden. Die Türkei wirft Bulgarien und Serbien vor, daß sie die Agitationen ihrer Stammes- genossen entweder offen unterstützen oder doch dicsc Unterstützung stillschweigend dulden. Mit noch Mehr Grund wird von Bulgarien und Serbien der Vorwurl gegen die Pwrle erhoben, daß sie nichts thut, um die Plünderungszüge der Albanesen zu verhindern und daß sie bisher keine der im Berliner Vertrage ihr auf erlegten Reformen für Makedonien ausgeführt har Die europäischen Großmächte hätte i allen Anlaß, sich ernstlich mit dieser Frage zu beschäftigen und die Pwrte zu einem Eingreifen in die makedonischen Wirren zu veranlassen, sonsi könnte dem europäischen Frieden auf dem Balkan erhebl'ch mehr Schaden zugefügt wer de», als er im Haag Nutzen erleben wird! 4- 4- 4- Ueber die Kämpfe an der serbisch-türkischen Grenze wird in Ergänzung der wiederholten telegraphischen Berichte von Belgrad gemeldet: In den letzten Tagen ging es gar heiß her an der türkischen Grenze. Die Arnauten und auch türkische Truppen, ein besonders disciplinloses Bataillon, hatten die serbische Grenze überschritten, die Grenzwachhänser angezündet und mehrere Dörfer angegriffen in der Absicht, zu plün dern und zugleich die Blutrache zu üben; denn die türkisch-serbische Grenzbevölkerunq lebt in einer stetigen Blutfehde. Ueber das erste dieser Gefechte liegt jetzt ein genauer Bericht vor. In der Nacht vom 13. auf den 14. Jnni hatten die Arnauten und ein Bataillon Nizams von dem Dorfe Türkisch-Sekiraza aus den Angriff auf die serbischen Blockhäuser (Karaulas ge nannt) vorbereitet, und in der Morgendämmerung überfielen sie diese. Die Grenzwachen konnten sich nicht mehr bekleiden, als der auf Posten stehende Mann den Alarmschuß abgab, und in den Unter kleidern nahmen die Grenzwachen des Blockhauses Krivodrvo den Kampf auf. Von den benachbarten serbischen Grenzblockhäusern kamen die Grenzwachen zu Hilfe, doch mußten sie sich bald von dem Block Hause zurückziehen, weil es von nahen Höhen beherrscht und beschossen wurde. Der Rückzug fand auf das tiefer liegende Dorf Krivodrvo statt, von wo die Bauern unter Anführung des muthigen Milovan Pe trovic den Grenzwachen zu Hilfe eilten. Auch aus den nahen Dörfern Medvedsch, Sponzi, Retkover kam Hilfe herbei, so daß bald 400 serbische Bauern gegen ein Bataillon türkischer Nizams und 800 Arnauten im Feuer standen. Gleichzeitig mit dem Angriffe auf das Dorf Krivodrvo wurde auch das Blockhaus Seki- raza heftig angegriffen, und obwohl sich die Grenz wachen auf die nahe bewaldete Höhe zurückzogen, ge lang es den Türken nicht, trotz mehrmaligen Stürmens, dieses Blockhaus und die Höhe zu nehmen. Um diese Höhe entbrannte der heißeste Kampf. Erst am Abend, nachdem sie durch das wohlgezielte Feuer der Serben große Verluste erlitten hatten, zogen sich die Türken mit 170 Todten und Verwundeten auch von diesem Angriffe zurück. Die Verluste der Serben in diesen ersten Gefechten waren verhältnißmäßig sehr gering, weil sie stets in gedeckten Stellungen kämpften; ihr Verlust wird auf 7 Todts und 12 Verwundete an gegeben. SüchWhetz. Hohenstein Ernstthal, 26. Juni 1899. MMHcilimgcn von allgkwnwu» Interesse werden dankbar en» ge>jenge>wminen and eventl. honor'rt. Der Neustädter Turnverein beging am gestrigen Sonntage sein 43. Stiftungsfest. Dem selben ging am Sonnabend eine Vorfeier voraus, welche in prächtigster Weise verlief. In der Haupt sache galt es am Sonnabend, die dem Verein nun mehr 25 Jahre lang ununterbrochen angehörenden Herren Gotthilf Horn, Karl Winter, Hermann Krauße und Wilhelm Layritz in festlicher Weise auszuzeichnen. Der Vorsteher des Vereins, Herr Karl Feldmann überreichte den Juoilaren je eine Prächtig ausgeführte Ehrenurkunde mit sinniger Widmung und die fröh lichen Turnbrüder brachten ihnen ein jubelndes Hoch. Im weiteren Verlaufe des Abends gedachte man auch des Umstandes, daß nunmehr seit dem Uebersiedeln des Vereins von dem früheren Turnplätze auf der sogen. Aue nach dem Neustädter Schützenhause bereits 30 Jahre verflossen seien. Das am vorbezeichneten Platze ain 7. Dccember 1868 von einem die ganze Stadt heim ¬ suchenden Orkan eingerissene nnd zertrümmerte Turngerüst veranlaßte seiner Zeit den Wechsel des Turnplatzes. Im Frühjahr 1869 wurde eine Generalversammlung des Vereins einberusen, du von 107 Mann besucht war, und in welcher über die Platzfrage verhandelt wurde. 50 Stimmen waren für und 50 gegen das Neustädter Schützenhaus, 7 Turner enthielten sich der Abstimmung. Bei einer späteren Wiederholung derselben stimmten diese sieben indessen auch für das Schützenhaus und so wurde denn am 11. Juli 1869 die festliche Einweihung des neuen Turnplatzes vollzogen. Weiter gab man am Sonnabend Abend wieder - holt der Hoffnung Ausdruck, daß der Verein recht bald ein eigenes Heim sich gründen könne. Eine namhaste Summe steht hierzu bereits zur Veriügung und be dürfte es nur einiger weiterer hochherziger Zuwendungen, um den Verein dem ersehnten Ziele nahe zu bringen. Toaste und Hochrufe wechselten ferner mit stimmungs vollen Gesängen der Sänger-Riege ab, sodaß sich der Abend, wie gejagt, zu einem außerordentlich genuß reichen und amüsanten gestaltete. Am gestrigen Sonn tage nun drohte der Himmel wat düstere» Wolken es regnete, wes eS regnen konnte und erst, als der Wettergott sah, daß unsre Turner sich nicht vor einem Regengüsse fürchteten end sich ani dem Neumarkte zum Abmarsch nach dem Schützer-Hause aufftclltcn klärte sich plötzlich das Wette'- am. Im Schützenhansaarten wurden sodann seilens der Turner varzüzl ch , zum Theil recht schwierige Freiübungen ausgefuhn, denen Riegenturnen mit einmaligem Wechsel, S:ml- der Schüler, Vorturncnurnen am Reck- Toppclbarren und schließlich auch Kürturnen jolgre. Wähnndd m stielt? unservortresflichesNaumann'schesMunkchoreinixguisilees Concert, bis Abends 7 Uhr der Ball begann, dem b s in die frühen Morgenstunde» alstrseus mit nö l chstem Eller gehuldigt wurde. Alles in Allci» verdient das gesammte Fest entschieden ein durchaus gelungenes genannt zu werden. *— Das letzte Feuer in unsrer Stadt, dem bekanntlich das Heinig'sche Wohnhaus und auch die beiden davorstehenden Scheunen zum Opser fielen, hat leider ebenfalls, wenn auch nur indire't, ein Menschen leben gekostet. Die auf der hiesigen Mittelstraße, neben Glaser Beyers Haus wohnhaft gewesene Frau Schwabe erschrak infolge des abermaligen Feuerlürms so heftig, daß sie einen Gehirnschlag erlitt und an den Folgen desselben verschled. Gestern Nachmittag wurde die Unglückliche begraben. — (Eingesandt.) „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt." Dies schöne Lied bewahrheitete sich auch beim hiesigen Männergesang-Verein „Arion". Am vergangenen Sonntag, den 25. sammelten sich die Mitglieder, theils mit, theils ohne Frauen und Jungfrauen am Bahnhof. In halbdunkler Nacht bestieg die ungefähr zu 30 Köpfen versammelte Gesellschaft das Dainpfroß, um ein andres Stück von Gottes schöner Natur zu besichtigen. Vom Bahnhof 3 Uhr 23 Min. unter einem melodischen Grüß Gott abgefahren, war unsere nächste Haupt- und Wechselstation Chemnitz. Nach stündigem Aufent halt fuhren wir >/z5 Uhr unserem Ziele Mittweida zu. Von da weg ging es punkt 5 Uhr unter dem Marsch „Der Rhein" von Kern nach dem Technikums- Park. Unter den Sehenswürdigkeiten ist vor allen Dingen der große Stein mit dem Kopfbild des Gründers des Technikums „Bürgermeister Voigt", zu erwähnen. Von da weg war unsere nächste Station „Kaffeehaus Sachse" wo wir unsere Sangesmuskeln durch eine Tasse Kaffee stärkten. Sodann ging der Weg durch Mittweida, welches kunstliebende Städtchen wir zu bewundern Gelegenheit hatten. Unser nächstes Ziel war dann die Lauenhainer Mühle, wohin uns der Weg durch bewundernswerthen Wald führte, in welchem das Echo von „Dies ist der Tag des Herrn", von Kreuzer u. „Sehnsucht nach der Jugendzeit" von Pfeil tausendfach wiederhallte. Ans dem Anersteig ist die Himmelsleiter zur Mühlstadts-Canzel zu bezeichnen, wo das Echo von „Fahr wohl du schöner Maientraum" von Pfeil, ge sungen von einem Qnartett, erklang. Nach sty stün digem Anfenthalt in der Lauenhainer Mühle ging der Weg unter Sang und Klang, über Hockel lind Hübel, über Berg nnd Thal nach Kriebstein, wo alle, ^.,12 Uhr dort angekoinmen, von Hunger nnd Durst geplagt sich der Labung Hingaben. Als besondere Ansicht von hier aus ist Schloß Kriebstein zu verzeichnen, ringsum von Wald umgeben, unten am Fuß die Zschopau. Großartiger Anblick! Es ist einem jeden zu rathen, dem es die Verhältnisse nicht erlauben, Gottes schöne Natur im Westen zu besichtigen, diesen schönen Theil in der Nähe zu besuchen. Nach dem Imbiß ging es '^2 Uhr über die Zschopau, wo es wieder allgemeine Bewunderung gab, nach der Lochmühle, Ivo wiederum die durstige« Kehlen getränkt wurden. Punkt 3 Uhr ging dann der Weg von da weg unter Regen und Gesang nach Mittweida, von wo aus wir dann unserer Heimathsstätte zufuhren. Diese schöne, viel Vergnügen bietende Sängerfahrt wird einem jeden in langer Er innerung bleibe«. r.— Vergangenen Freitag stürzte der Werkführer einer hiesigen Webfabrik, welcher mit dem Oelen der Transmission beschäftigt war, 3 Meter hoch von der abrutschenden Leiter herab in den Saal. Leider erlitt der Aermste außer unbedenklichen Aderzerreißungen eine schwerere Steißbeinverstauchung. — Vom 1. bis 15. d. M. kamen in Sachsen vor l 13 Ausbrüche von Maul- und Klauenseuche, davon 3 im Bezirk Glauchau, 7 Fälle Milzbrand, 5 Tollwuth, 4 Bläschenausschlag. -- Der Leipziger Hauptverein der Gustav-Adolj- Sn'tung der soeben seine 50. Jahresversammlung in Frankenberg beging, haste im Jahre 1898 105,000 Mk. Einnahmen. Ueber die nättle dieses Betrages konnte aut oec Versammlung vertilgt werden. Es sind allerdings auch gegen 1900 evangelische Gememden vom Gustav AdoU-Verem zu unterstützen. Für die Los von Rom Bewegung waren allein in Leipzig 11,000 Mk. gesammelt worden. Die große Liebesgabe von 5000 Mk. wurde Budwcis zugcwiesen. D e StaatSbahnverwaltung läßt vom kommenden Mom-g «w in Hohenstein-Ernstthal Arbeiterwochen- karien > ach Siegmar zum Preise von 1,20 Mk ausgeben. Di s Karten berechtigen an Werktagen zur Benutzung der Pe.sonenzügc früh 5 Uhr, 6 Uhr 11 Min. und 6 Uhr 53 Min. von Hohenstein-Ernstthal zur Hin?ahrt nach Siegmar und abends 6 Uhr 5 Min., 6 Uhr 41 Mm. zur Rücktahrt nach Hohenstein-Ernstthal. -f Oberlungwitz. Im Zeichen des elektri schen Lichtes steht gegenwärtig das Etablissement Deutscher Kaiser in Oberlungwitz. Stets das Neueste und Praktischste zu bieten, hat sich Herr Barth ent schlossen, in sämmtlichen Räumen 'eines prächtigen Etablissements das „Licht der Zukunft" einzuführen. Der große Saal allein wird durch 3 große Bogen- lampen und circa 100 Glühlampen wirklich feenhaft beleuchtet, so daß man sich in ein Lichtmeer aus 1001 Nacht versetzt glaubt. Die Gesammtanlage kommt der Stärke von 4000 Lichrkerzen nahe. Donnerstag, den 29. Juni, findet die Einweihung der Feenbeleuchtung statt, verbunden mit großer Spezialitätenvorstellung der bestens bekannten Dresdner Künstler-Truppe Max- Müller, und verfehlen wir nicht, auf diesen Abend besonders aufmerksam zu machen. *— Oberlungwitz, 26. Juni. Abermals hat unser Ort ein Schadenfeuer zu verzeichnen. Gegen '/2I2 Uhr nachts schlugen plötzlich Flammen aus dem First des Schuhmacher Vetlermann'schen HauseS im Nieserdoriund dehnten sich mit furchtbare: Geschwindig keit über das ganze Gebäude aus. Die in demselben bereits schlafenden Bewohner, die Schwiegermutter, die Gattin und 6 Kinder des Besitzers mußten aus dem brennenden Hause fliehen, ohne sich erst ankleiden zu können. Die Schwiegermutter mußte sogar, da sie in der Aufregung die Thüre nicht zu finden vermochte, die Treppe herunter getragen werden. Das Haus selbst war mit ca. 1800 Mk. bei der LandeSbrandkasse versichert und besaß einen We th von angeblich etwa 3800 Mk. Der Besitzer des Hauses saß beim Aus bruch des Brandes noch ahnungslos in der seinem Hause gegenüberliegenden Restauration des Herrn Ackermann. Bei Letzterem haben die Kalamitosen emstwile? Au'- nahme gesunden. Wunderbarer Weise wurde das unmittelbar danebenstehende Wohnhaus mit Schuppen, Herrn Strumpfwirker Preiß gehörig, trotz der sengenden Gluth, erhalte«. Das Einreißen machte sich nicht nöthig, wenngleich die dem Feuerheerde zu gekehrten Wände nur durch energischste Bemühungen der Feuerwehr durch reichliches Uebergießen mit Wasser geschützt werden konnte». Herr Preiß hatte vorsichtshalber schon mit dem Ausräumen seines Mobiliars begonnen. Wie man hört, ist das Feuer zufolge eines Defects im Schornstein entstanden, dessen Ausbesserung schon seil längerer Zeit geplant, aber