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Mchetntnüchentlich dM- M- Dien«ch?D»M«S' tag «Nb ,Sowui»md, Ptti« vierteljMich 1 M. Ni, Pf-,, »weiWvatli» 84 s p, «inmonatlich 42 Pftz. Tmzeln« Nummern t» Pf«. — Me Postcm- statten, Postboten, sowie die Aäemen nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bet da bedeutenden Auslage de« N-KEL werden mit 16 Pfg. die SMtwqetl« oder «M Raum berechnet. -T' Lo- sandt, im redaltionellen Theile, die Spalienzeild 20 Pfg. AmtsKlatt für die Migk^ UmW MiMe IttkLsgencht.wd. dm OIMM M Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Psui Ithne in Dippoldiswalde. Mit «chtseitigem „Jll«strk»te>r UnlerhaltuugSblatt".Mit land« «ud hauSwirthsitzaftlicher MmesttSLellage. Nr. 40. Lokales mrd Sächstsches. Dippoldiswalde. Mit gutem Erfolge kam gestern eines der besten Kneiselschen Lustspiele „Mensche» und Leute" zur Ausführung. Ein Erfolg, der in jeder Hinficht wohl verdient war. Das Stück beginnt mit der Sitzung eines BefferungSvereinS, der aber, trotz der salbungsvollsten Phrasen, welche die Hauptstützen desselben darin unter frommem Augenausschlag im Munde führen, gerade diesen nur zum Deckmantel ihrer niedrigen Leidenschaften wie Wucher und Kuppelei (das Müllersche Ehepaar), Lüsternheit (von Dornau) und Hochmuth (Bertha von Henkel) dient. Entlarvt werden diese dunklen Ehrenmänner, resp. Frauen, durch den ehrlichen Journalisten vr. Steinert, durch die hoch herzigen, früher schwer geprüften Damen, Frau Hart mann und ihren Schützling, der fittenreinen Schau spielerin Anna Warten, die alle drei unter d->n genannten Lastern dieser heuchlerischen Tugendbolden zu leiden gehabt haben. Alle diese Rollen gaben ihren Trägern reiche Gelegenheit, ihr Talent und ihre Vor züge zu entfalten und in Helles Licht zu setzen. Trefflich war zunächst das Zusammenspiel des Herrn Petzow als Gottfried Müller mit Frln. Ludwig als seiner ebenbürtigen Gemahlin. Herr Schleichhardt war ein vorzüglicher Repräsentant deS schurkischen Onkels von Dornau, während seine Partnerin, Fr. Schleichhardt, die vollendete hochmüthige Aristokratin tadellos ver körperte. Beste Gelegenheit für den Schauspieler zu zeigen, was er kann, bot besonders auch die Partie des vr. Steinert, und ihr Vertreter, Herr Zahn, führte dieselbe besten- durch und zeigte, daß er eben etwas kann. Frln. Bianka fiel die dankbare Aufgabe zu, die Rolle der hochherzigen Leontine Hartmann zur Geltung zu bringen und Fr. Wilhelm! war als Anna Warten eine reizende Erscheinung. Endlich muß auch von den in zweiter Linie stehenden Rollen- die de« von Korneck, Herr Länderer, die der Helene, Tochter der Fr. v. Henkel, Frln. Giersch, und die des Kan didat Weise, Herr Gröber, Hervorgehoden werden, daß sie sämmtlich sich in guten Händen befanden. — In farbenprächtiger AuSstasfirung prangen in zahlreichen Schaufenstern die verlockenden Zucker- düten, mit welchen den kleinen A-B-C-Schützen der Eintritt in die Schule nach einer althergebrachten Sitte thunlichk versüßt werden soll. Man weiß, daß gegen diesen Gebrauch unter Vorbringung der verschiedensten Gründe neuerdings immer lebhafter zu Felde gezogen wird; stärker al» alle Motivirungen dieser Opposition erwies sich bis jetzt aber doch noch immer die von Generation zu Generation sich vererbende Gewohnheit, so daß der kleinen Welt die stet» freudigst begrüßte süße Beigabe zur Schulfibel und Schiefertafel vor läufig auch noch erhalten bleiben dürste. — Vom Wetter. «Der Winter ist dahin" — Pst! nicht so vorlaut: Wenn auch ein laues Lüstchen weht, die Sonne warm auf den jetzt fast schneefreien Fluren lagert und hier und dort bereits ein schüchternes Blümchen hervorlockt und der „Herold des Früh lings", der Buchfink, mit kräftigem Rus da» Nahen deS Lenzes verkündet, so weiß man immer noch nicht, ob der weißbärtige Alte nicht wunderliche Einfälle be kommt und nicht noch einmal auf etliche Tage zurück kehrt. Der Winter gleicht in dieser Hinsicht nämlich oufS Haar gewissen Leuten, die zehnmal di« Treppe chinabgehen, um das Hau» zu verlassen, und auch zehnmal wieder umkehren, da sie immer noch Ein oder daS Andere zu sagen vergessen haben. Wenn der Winter sich zum Abschiednehmen rüstet und steht, daß ihm niemand nachweknt, sondern sich Jedermann über sein Gehen herzlich freut, dann fällt ihm ein, daß er immer noch das Recht habe, die Frühlacher ein wenig zu „zwiebeln", und' schleunigst kehrt er zurück und beginnt den Tanz voÜ Neuem. Und solch ein Spätwinter bläst mitunter'auf beiden Backen, daß es «ine Art hat. Aber Sonnabend, den 11. April 1896. „Duck' Dich, laß vorübergah'n, DaS Wetter will seinen Willen ha'n", sagt Luther gemüthlich. Wenn aber wie jetzt, der Früh- lingS-Anfang, der Kalendermacher, schon vorüber ist, so wird sich der Winter bald endgültig zum Abschied bequemen und sich in die Residenz seiner eigentlichen Heimath, dem eisigen Norden, einquartieren. Dresden. An der am Geburtstage des Königs, den 23. April, auf dem Alaunplatze zu Dresden in gewohnter Weise stattfindenden Parade werden theil- nehmen die Truppen der Garnison Dresden, das CadettenkorpS, daS l. Jäger-Bataillon Nr. l2 und das l. Königs-Husaren-Regiment Nr. 18. Die Parade wird vom Kommandeur der 6. Infanterie-Brigade Nr. 64, Generallieutenant v. Minckwitz, befehligt. — Der 36jährige, aus Mohorn gebürtige und in Chemnitz wohnende Schaffner Schönberg, verheirathet, aber ohne Familie, begleitete am Sonnabend den ab Chemnitz in der Richtung nach Dresden verkehrenden Güterzug Nr. 2357 als Bremser und Wagenwärter. Als der Güterzug aus Station Tharandt Abends 9 Uhr angekommen war, wurde Schönberg vermißt und sofort nach Edle Krone depeschirt und um Nach forschung ersucht. Von dort aus suchte man den Bahnkörper nach Klingenberg ab und fand in der Nähe des Seerenteiches Abends gegen 10 Uhr Theile eines menschlichen Körpers und Kleiderfetzen. Die Strecke weiter abgehend, sammelte man allmählich zwei Säcke voll einzelner Gliedmaßen und überführte diese nach Dorfhain in die Todtenhalle, gleichzeitig dem Gutsvorsteher zu Grillenburg, in dessen Bezirk der Fundort gehört, Meldung erstattend. Aller Ver- muthung nach ist Schönberg unweit des Seerenteiches vom Zuge abgestürzt und von diesem überfahren worden. Der Leichnam wurde noch weiter von einer nach Tharandt zurückkehrenden Maschine und einem Schnell zug überfahren und zu einer vollständig unkenntlichen Masse zermalmt. Man nimmt an, daß Schönberg, der zwei Paar Strümpfe und etwas enge Stiefeln anhatte, diese auSgezogen hat, um ein Paar Strümpfe abzulegen; dabei mag sich das Unglück ereignet haben. — Nach den vorläufigen Ergebnissen der Volks zählung vom 2. Dezbr. hatte vas Königreich Sachsen 3783014 ortSanwesende Einwohner, darunter 1836445 männliche und 1946569 weibliche. Es ergiebt dies gegen die Volkszählung vom Jahre 1890 eine absolute Zunahme von 280,330, oder eine prozentuale von 8 pCt. In den vorhergehenden fünf Jahren betrug die Zunahme 10 pCt. Die Bewohnerzahl der Städte ist nunmehr der Zahl nach der Landbevölkerung fast gleich geworden; erstere belief sich auf 1845 970 oder 48,8 pCt., die der letzteren 1937044 oder 51,2 pCt.; in Orten von über 2000 Einwohnern wurden da gegen 66 pCt. aller Einwohner gezählt. Mehr als 100000 Bewohner hatten 3 Städte (Leipzig 398500, Dresden 334000, Chemnitz 161000), mehr als 10000 Einwohner 23 Städte, mehr als 5000 Einwohner 41 Städte, weniger als 5000 Einwohner' 76 Städte. Eine Abnahme zeigten 35 Städte, eine Zunahme über 10 pCt. 34 Städte, darunter solche bis 40 pCt. Von den 39 Landgemeinden über 5000 Einwohner hatten 22 eine Zunahme von 10 bis 58 pCt. Die Be völkerungszunahme hat sich vornehmlich in den Groß städten und Mittelstädten, ferner in den diesen Städten angrenzenden Jnduftrtedörsern geltend gemacht. Die kleinen Stadtgemeinden haben nur eine Zunahme von 3,9 unk 1,3 pCt., die der kleinen Landgemeinden eine solche von 4,9 und 1,3 pCt. erfahren. Pirna. Für daS am nächsten Sonntag mit Fest zug, Schauturnen und Festkneipe zu begehende goldene Jubiläum der hiesigen Turngemeinde steht auch die Theilnahme zahlreicher auswärtiger Turner-Ver tretungen rc. zu erwarten, so daß sich die Gefammt- feter zu einer sehr solennen gestalten dürste. Meißen. An der hiesigen Landwirthschastlichen Schule hat in der Zeit vom 26. März bis N April 62. Jahrgang. der diesjährige Winzerkursus stattgefunden, woran sich 34 ältere und jüngere Leute betheiligttn. Riesa. Ein hohes Interesse gewährt gegenwärtig eine Besichtigung der umfänglichen Neubauten des Zeithainer Schießplatzes, der durch Erwerbung de» ganzen Gohrischer StaatSforstkevierS seitens des Reichs- militärfiSkuS und verschiedener Ländereien der an stoßenden Fluren eine niegeahnte Vergrößerung er fahren Hot und im Hinblick auf M wohl Nicht still stehenden Bestrebungen nach gröberer Tragweite der! Geschütze noch weiter erfahren dürste. Schon spricht man von einer Verlegung der Eisenbahn bei Wülknitz und glaubt, daß letztere dem Trödel-Elsterwerdaer- Kanal werde näher gebracht werden, wodurch dann wettere Fluren, wie die von Wülknitz und Streumen, berührt würden. Lichteüsee, das infolge des baufälliges Zustandes der dortigen Kirche vor einem KlrchenneU- bau steht, hat besonders Interesse daran, bald zu er fahren, ob eS nicht auch- wie der Ort Gohrisch, ganz oder nur theilweiss zu bestehen aufhört. Vielleicht lasten schon die in diesem Jahre auf dem Zeithainer Schießplätze stattfindenden großen Manöver erkennen, ob in Bälde zu einer wetteren Vergrößerung ver- schrilten werden muß, was im Interesse der betheiligten Gemeinden, besonders Lichtensees, zu wünschen wäre. Dahlen. Ein schwerer Unglücks fall ereignete sich in diesen Tagen in unserer Stadt. In der dem Baumeister Engst gehörigen Ziegelei werden gegen wärtig die Brennöfen umgebaut, welche mit einem hölzernen Dach überdeckt sind. Bei dem Adstemmen des genannten Daches brach nun selbiges zusammmen, wodurch der Maurer Wagenknecht derartige schwere Verletzungen erlitt, daß er denselben erlegest ist. Weiter wurde der Maurer Pötzsch mehrfach gequetscht: vier weitere Arbeiter kamen mit dem Schrecken davon, Grimma. Auch die jetzigen Feiertage sollten nicht vorübergehen, ohne daß die hiesige Feuerwehr zweimal alarmirt wurde. Nachdem an den letzten Weihnachts feiertagen drei gefüllte Scheunen durch Brandstiftung in Flammen aufgingen, war am 1. Osterfeierlag ist der Nacht in dem Pferdestall des Gelreidehändkr»' Rost an der Nicolaikirche ein Brand angelegt mordest^ der aber, noch rechtzeitig bemerkt, von der auSgerücktest' Feuerwehr bald unterdrückt wurde. In der Montag»- Nacht ertönte wiederum Feuerruf. Es brannte «int dem Fuhrwerksbesttzer Kneschke gehörige Scheüne aut Prophetenberg neben dem Seminar mit den Bor« rächen bis auf die Umfassungsmauern nieder. Such hier ist Brandstiftung zu vermuthen. Leipzig. Die Leipziger Schützengesellschaft hat das (übernächste) Mitteldeutsche Bund erschießen für 1898 übernommen, namentlich in Rücksicht darauf, daß in Leipzig 1873 der Mitteldeutsche Schützenbund gegründet und das erste und zweite Schießen ver anstaltet wurde. Die Schießanlagen und baulichen Einrichtungen der Leipziger Echützengesellschaft genügen den Anforderungen eines Bundesschiebens vollständig. Leipzig. Die Leipziget Schuhmacherinnung beschloß in ihrer letzten Sitzung, das ihr gehörige alte HauS im hiesigen Schuhmachergäßchen zu ver kaufen. DaS der Innung einst in Folge einer Stif tung zugefallene Gebäude war sehr baufällig geworden, eS muß abgetragen werden; an seine Stelle kommt ein Neubau zu stehen, der zu Geschäflszwecken errichtet wird. — Als am letzten Sonnabend zu Leipzig der Ge hilfe eines dortigen Rechtsanwalts am Schältet eine» Postamts einen gröberen Geldbetrag in Hundertmark scheinen auszählte, griff plötzlich ein hinter ihm stehender junger Mann nach dem Gelbe, nahm drei der Hundert- märknoten ipeg und ergriff die Flucht. E» sollte ihm jedoch nicht gelingen, zu entkommen, auf dem Königs- platze wurde der Räuber ergriffen und verhaftet. Der Thäter soll, wie verlautet, ein bereits von Berlin au» verfolgter 17jähtiger CoMmi» seist.