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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187705149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-05
- Tag 1877-05-14
-
Monat
1877-05
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1877
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OlM für Politik, Lvcalzeschichte, Haudtls- md GcschiMeckkhl. Anstage 15,100. X»«»»ri»«»i»»rrt» v»rrl«st. 4^/,ML« tacl. Vringrrlohu K E, durch die Post bezogru » vck. Jede einzelne Nummer SV Pj. Belegexemplar IS Pf. Gedührcn für ExtrabeuageL ohne Postbeförderung SV Ml. Mit Postbefürderung 4ö Mt. Znstratr 4«sp. Bourgeois. 2» Pf. Größer« Schriften laut unserem Preisoer-eichmß — L.»brüani«ha Satz nach höherem Lanf. NecUuve, »utrr dem ileLaUieimstrtch di« Spaltzeil« 40 Pf. Joferatr sind stets an d. Lrprbttta» zu fendeu. — Nadatt wird uichk gegeben. Zahlung prroonmonmch oder durch Postoorschntz. m 134. Montag den 14. Mai 1877. 71. Jahrgang. Bekanntmachung. Die sämmtlichen Fronte» de- Gewandhauses sollen neu gefärbt, beziehentlich gepicht werden »ud find diese Arbeite» in Accord z» vergeben. Zeichnungen »nd Bedingungen liegen im Rath-bauamte a»S, woselbst auch die Preisforderungen bi- de» 28. dsS. Mt». Nbe»d» S Uhr, unterschrieben, versiegelt »nd mit der Aufschrift „Gewandhaus" versehen, eiuzureichen sind. Leipzig, den 8. Mai 1877. De» Rath» B»«»Dev«t»1lo». Bekanntmachung. Wir beabsichtigen, in nächster Zeit die Kleine Burggasse ne» z» pflastern und ergeht deshalb an die Besitzer der angrenzenden Grundstücke »nd bez an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, die bezeichneten Straßentracte berührende Arbeiten an den Privat-GaS- »nd Wasserleitungen »nd Beischleußen ungesäumt »nd jedenfalls vor der Neupflasterung auSzuführen, da mit Rücksicht auf die Erhaltung eine- g»ten Straßenpflaster- dergleichen Arbeiten während eine- Zeiträume- von 5 Jahren nach beendeter Neupflasterung in der Regel nicht mehr zugelassen werden. Leipzig, am 27. April 1877. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Submissionsausschreiben. Für die Gewächshäuser de- ne»en Botanischen Garten- der hiesigen Ukliverfität werden ca ISVS lUMeter Rollschatte«d«cker» gebraucht, welche an den Mindestforderuden, unter Vorbehalt der Auswahl, »ergeben werden sollen. Reflectanten werden ersucht, die dieSsallsigen Bedingungen im Universität-«Rentamte einzusehen und da- AnschlagSsormular daselbst in Empfang zn nehmen, sowie solche-, auSgcftllt «nd unter schrieben, unter der Anfschrift: ,,R»Ischatte»deS<»" bi- ,«« 28. Mai 1877 -rachwittagS « Uhr versiegelt anher «bzugebeu. Leipzig, am 12. Mai 1877. Universität»»-Ie«ta«t. Graf. Line neue Partei. Von Ludwig Jerrmann. (Schluß.) Da- Programm der ne»en Partei lautet: 1) Die „Ncue freie deutsch« Arbeiterpartei" stredt die Vndessrruu, der Lage dr» Arbeiterstandes auf fried- luhem und grseylichem Wege, und unter Beautzung aller ihr gesetzlich zustehende» Mittel a». 2) Sir erkennt an, daß die Arbeit die Quelle alles ReichthumS und aller Lultur, und deren Kuechtnug durch irgend rin« Btwalt der friedlichen Entwickelung des MeusitrugrschlrchteS hinderlich ist. und tritt deshalb mit allen Kräften für die Ehre des ArberterstandcS rin. 8) Aus diesen Grundsätzen fußend, erstrebt dieselbe Folgende»: Unter Mitwirkung der öffentliche« Gewalt. ») Kindern derjenigen Eltern, welche eine StaatS- steoer unter SS Mark zahlen, muß freier Bolksschul- uuterricht gewährt werden. An den höheren Schulen, al» Realschulen, Gymnasien rc., find für begabte, aber arm« Schüler, welche «in« höhere Schulbildung anstreben wollen, Freiplätze osten zu halten, und zwar l« Procent der gefammtcu Schülerzahl d) Sinder dürfen vor ihrem zurückgelegten 14 Leben», fahre nicht in Fabriken oder sonstigen Etablissement» beschäftigt werden. Die Erwerbarbeiten der Minder- jährigen sind gesetzlich zu regeln und bis zum vollendeten 18 Lebensjahre der jungen Arbeiter behördlich zu über wachen. c) Grsetzliche Regulirung des Lehrling-wesrnS. 6) Gesetzliche Regulirung der Frauenarbeit in den Fabriken. ,) Gesetzliche Reg«lirung de» Hülfscastenwesen». 1) Staatlich« Anerkennung von EmignngSämtrrn. g) Einrichtung besonderer obrigkeitlicher Organe zur steten Eootrvle der Arbeitervrrhältnifse. d) Aufstellung von Arbeiterstatistikeu und regelmäßige Feststellung drr'thatsächlichea Verhältnisse. v Ohne obrigkeitliche Mitwirkung. ») Herstellung guter gesunder Wohnungen, b) Errichtung v»«, Loosum-Vereinen, Spar- und Ereditcafiea, Beisicher>»qq«caffen, Siaigungsämteru, Bilduva«- und «rholungsve,»ine». ,) Maßregeln zur Sicherung «>d Steigerung de» Einkommen« durch Erzielung von Geunvnantheilen, Errichtung von Pi oducttv-Genostenschastea, Eiosvhrmrg des Partnership rc. <i) Thetlnahme an de» Gewrrkvrreinen, deren Haupt- bestrebuogeo sein sollen: humane Arbeitszeit und »r- dritsart, gerechter Lohn, menschenwürdige Behandlung de« Arbeiter», Bildung»,wecke. «) Errichtung von Vereinen zur Pflege der Kinder, der Wöchnerinnen »nd zur Fortbildung der Arbeiterinnen. k) Beschränkung, resv. vereint in den betreffenden Besten herbeizuführevdr Feststellung einer anaemefseoen Arbeitszeit, bei Production gesundheitsschädlicher Stoffe. ,) Errichtung gewerblicher Schiedsgerichte, b) Eine allgemeine Festsetzung von Kündigungsfristen »ab Bestrafung der Eontraveuieute». — Elementare Errigniffe, welch« dt« Störung de» Arbeitsbettirbe» herbeisützreu, e»tbinde» sowohl Arbeitgeber al» auch Arbeitnehmer von ihren gegenseitig eingegangrnrn con- tractluhen Verbindlichkeiten. i) Errichtung von vrrficherungscafleo, welche dir Arbeitnehmer i» dem im vorhrrgrhcnden Paragraphen vorgesehenen Fall« rntsprrchrnd schadlos halten sollen Wie man a»S Vorstehendem ersieht, sind von de« fünfzehn Puncteu de» als bekannt vora»-« »setzenden socraUstifchen Programme» n»r drei, betreffend die BolkSerziehnug, die Regelung der Krauen, »nd Kinderarbeit »nd Schutzmaßregeln für Leben «nd Gesundheit der Arbeiter, wenigsten« in annähernde« Sinne, mit hinübergenommen Unberücksichtigt aber m»ißte noch eine groß« Zahl von socialisttschen Forderungen bleiben, welche, ohne noch im Entferntesten an den rotben Inter nationalismus zu streifen, doch recht wohl geeignet si»d, den Arbeiter dem Socialc-m»- z»z»wenden, wenn er der Belehrung »nd Aufklärung ermangelt, wenn ihm die Lrkenntniß fehlt, daß er »icht dloS stet- nur Forder»n--n au d" Staat »nv die (Gesellschaft zu stellen habe, sondern auch verpflichtet sei, dem Staat und der Gesellschaft »erhältnißmäßige Leistungen zu ge währen. Und von diesen Leistungen de- Arbeiter- als Staatsbürger enthält das Programm der „Neuen freien deutschen Arbeiterpartei" nicht ein Wort; mit keinem Worte ist überhaupt der politischen Richtung dieser neuen Partei Erwähnung gethan; nicht eine Sylbe verräth ein Interesse an den öffentlichen Angelegenheiten. — Alle dreht sich lediglich »m die Ausbesserung der geistigen und materiellen Wohlfahrt eine- ganz bestimmten Stande- — »nd Das macht Anspruch auf den Namen einer politischen Partei! Ebenso wenig ist davon in den „Statuten" enthalten. Sie befasien sich nur mit der inneren Organisation, und der erste Paragraph lautet: Zweck der „Neuen freien deutschen Arbeiterpartei" Ist, die Interessen de- LrbeiterstandeS a»f politi« schem »nv socialem Gebiete zu wahren. — Da- ist Alle-; wüßte man nicht au- dem Aufrufe der Herren Kutschbach »nd Krüger, daß e- sich um die Bildung einer reich-freundlichen Partei handle, nach Programm und Statuten könnte man getrost daS Gegentheil vermuthen, und daß in beiden jede feste »nd klare Darlegung der Ziele der neuen Partei auf dem politischen Gebiete fehlt, zeigt von der argen Oberflächlichkeit der ganzen Arbeit, deren guter Wille, die Socialdemokratie zu bekämpfen, immerhin anerkannt werden mag. In der Vorrede seine- „Aufrufe- an da- deutsche Volk" sagt Herr Kutschbach: „Allein deshalb muß diesen Arbeitern eben Gelegenheit geboten wer. den, sich einer Partei anzuschließen, welche die anti- focialistischen Tendenzen, die sie vertritt, offen in ihrer Firma au-sprrcht," und überläßt eS dem Leser, sich vergeblich nach einer solchen Firma umzusehen oder in Programm »nd Statuten »ach einem Ersatz dafür zu suchen. Offenbar hat da- Kasseler Comitb, welche- diese Statuten »ud Programm feststellte, die Schwie rigkeiten bei Bekämpfung der Socialdemokratie be, Weitem unterschätzt, denn darin liegt ja ge« rade der große Bortheil der letzteren, daß sie dem Arbeiter unr Angenehme- »no verlockende- zu sagen brancht, »m ihn für ihre Ideen z» gewin- nen, während jede andere Partei, welche auf dem Boden de- heutigen Staate- und der bestehenden Gesellschaft sich bewegt, gezw»ngen ist, a»ch den Arbeiter zur Erfüllung ernster »nd schwerer Pflichten zu ermahuen. In diesem Puncte macht e- sich die „Neue freie deutsche Arbeiterpartei" zwar sehr leicht, indem sie darin ganz dem Beispiel ihrer Gegner folgt, allein dann erfüllt sie auch nicht die Anforderungen, welche an sie, al- poli tische Partei, mit Recht gestellt werden wüsten. Ihr Programm könnte in den Forderungen, welche e- überhaupt enthält, sowohl von Socialisten al- Lntisocialisten angenommen werden, aber Diesen wie Jenen müßte e- al- unvollständig, al- Halbe- Stückwerk erscheinen Wer kann da hoffen, mit demlelben die Macht de- Sociali-mu-zu brechen? In den Gegenden, wo derselbe bereit- die Herr schaft über die Mafien errungen, wird ihm auch nicht einer seiner Anhänger auf diese- Programm hin fahnenflüchtig werden und dort, wo seine Lehren noch nicht htngedrungen, wird die „Neue freie deutsche Arbeiterpartei" mit ihrem ausge sprochenen Programm »er Claffenintereffen eine wahre Lorberntung-schule für die Lehren der Socialdemokratie werden. Nach obiger Darlegung ist e- unzweifelhaft, daß da- in Rede stehende Unternehmen ein ver fehlte- ist. ES giebt hier nur zwei Möglichkeiten. Entweder war e- die Absicht der leitenden Per sönlichkeiten, lediglich da» eng begrenzte Interesse eine- einzigen Stande-, da- der Arbeiter, in- Auge zu fasten — nun, dazu würde doch der sociale Theil de- socialdemokratischen Programm vollständig »»-reichen «nd hat in dieser Hinsicht die Arbeit der neuen Partei keine wesentliche Verbesserung aufjuweisen. Oder e- war der von höheren Gesichtspuucten auSgeheudc Drang vor herrschend, die niederen Elasten hinaufzuführen auf die Stufe der Erkenntniß, wo sich ihr Interesse mit dem Allgemeinwohle zu verbinden vermöchte, ihre Thetlnahme am öffentlichen politi schen Leben zu wecken, sie au- den Fesseln der ein seitigen socialistischen Lehren zu befreien und sie empfänglich zu machen für die Anschauungen der anderen, aus dem heutigen StaatSbegriff süßenden Parteien — mit einem Worte, die Idee m ihnen zu wecken, daß auch sie freie Bürger de- Staats seien, mit dem Rechte und der Pflicht, der inneren und äußeren Entwickelung desselben aus socialem und politischem Gebiete mit Theilnahme regen, selbst- thätigen Beistand zu leisten — dann muß man staunen über die armseligen Mittel, welche »n- daS Programm der „Neuen freien deutschen Arbei terpartei" an die Hand giebt, in welchem dieser Richtung auch nicht mit einem einzigen Worte Erwähnung gethan wird. Wen« nun auch sonach von der neuen Partei richtung füglich abgesehen werden kann, so läßt sich doch au» ihrem Austreten die lehrreiche Folgerung ziehen, daß da- politische Verständniß in ganz andere Bahnen gelenkt werden müsse, damit nicht durch ein Parteiunwesen da- allgemeine Wohl gefährdet werde. Der Zweck dieser Zeilen kann eS nicht sein, in diesem Sinne hier ausführlicher sich zu verbreiten; aber die Betrachtungen über die neue Partei sollen nicht geschlossen werben ohne einen Mahnruf an Diejenigen, welche berufen sind, auf die vorhandenen Parteien einen Einfluß auSzu- üben. Einem Mahnrufe, eine Ausfvrderung, die politischen Ziele ihrer Partei so weit auSzudehnen, daß alle Stände, alle Classen der Bevölkerung in ihrem Rahmen Platz zu finden vermögen, daß e» auch dem Arbeiter leicht gemacht werde, sich einer oder der andern von ihnen anzuschließen und er nicht nöthig habe, eine neue Partei zu gründen. Tagesgeschichtliche Aeberficht. Leipzig, 13. Mai. Wie ernst Kaiser Wilhelm feine Regenten« pflichten auffaßt, davon giebt eine seiner Aeuße- rungen beredten Beweis. ES war während einer festlichen Gelegenheit in Strnßburg, al- der Kaiser nach aufgehobener Tafel mit mehreren Herren ein Gespräch «nknüpfte. Die Rede kam auf die Juli- tage de- Jahre- 1870 Se. Maj. erzählte nun tief bewegt seinen Zuhörern wörtlich etwa Folgende-: „AlS die Rede d«S Herzog- von Grammont in EmS eintraf, befand ich mich im hell erleuchteten Eursaale. Der Kronprinz stand unter dem Kron leuchter und laS die Rede vor. AlS er geendet hatte, sagte ich sogleich zu mir: „Darauf giebt e- nur eine Antwort". Ich wandte mich zu Moltke, der hinter mir stand, und frug: „Moltke, di- wann kann die Mobilifirung-ordre für die ganze Armee unterzeichnet sein?" „Bi- Abend« 10 Uhr, E«. Majestät!" war die Antwort „Gut!" erwiderte ich, „ich werde sie unterzeich, nen." Al- ich nun aber am anderen Morgen erwachte, dä wurde e- mir doch schwerer um- Herz. Ich süblte, welche ungeheuere Verant- wortung ich auf mich genommen. Al- ich aber auf de« Wege nach Berlin überall de- Volke- Iubel sah, da- «ich freudig begrüßte, und al- ich endlich in Berlin mit höchster Begeisterung empfangen wurde, da wußte ich, daß ich das Richtige getroffen, »nd ich war wieder ein fester Mann." Ultramontane Blätter haben dieNachricht gebracht, daß der Papst den Kaiser Wilheln durch den Staat-secretair Simoui zu seinem 8-jährigen Ge burt-fest habe beglückwünschen lassen uno vaß der Kaffer »nd die ihm nächststehenden Hoskrerse „die freudige Ueberzeugung gewonnen Härten, daß die Stimmung de- römischen Stuhle- eine durchau- sriedliche sei »nd daß von Selten Rom- zu einem baldigen, beide Theile befriedigenden Au-gleich in Sachen der Maigesetze gern die Hand geboten werde." Bestätigt sich diese Nachricht, so würde sie, im vergleich zu dem bekannten Briefwechsel zwischen dem Papst »nd dem Kaiser im Jahre 1873, allerdings eine bemerkenSwerthe SteitungSver- Luderung de- Papste- bedeuten. In der Thal treten neuerding- die verschiedensten Anzeichen auf, daß man im Vatikan auf die Beilegung de- Slreite- mit Deutschland zu sinnen beginnt. So bringt die „Magdeb.Ztg." eine Mittheilung au- Rom „von durchaus zuverlässiger Seite", nach welcher sich dort seit der ersten Hälfte de- April zwei bayerische Staat-räthe, die Herren Pfistermeyer und Bomhard, aufhielten, mit dem Zwecke, v it der Curie wegen der Besetzung der zwei erledigten bayerischen Bischofsstühle zu verhandeln, zugleich aber mit dem Nebenzweck, „der Curie Rath >n deutschen Angelegenheiten zu ertheilen und dieselbe zu belehren, wie sie geschickter, «IS bisher, auf gewisse Hoskreise in Deutschland für Herstellung eine- Ausgleiche- wirken könne." Da- Vor handensein eine- solchen Nebenzwecke- wnv allerdings sehr wahrscheinlich gemacht durch den Umstand, daß die bayerischen Staat-räthe vor der Gesandtschaft de- deutschen Reicke- sorgfällig ihr Incognito bewahrten und von der- selben erst vor Kurzem durch einen Zufall ent- deckt wurden. Von größtem Interesse würde e- »nter diesen Umständen sein, zu erfahren, auf wessen Betreiben die Herren zu dieser belehrenden Thätigkeit bei der Curie gekommen sind. Die Möglichkeit irgend eine- amtlichen Auftrag- scheint von vornherein au-geschlossen; zudem ist der Ge währsmann der „Magdeb. Ztg." selbst der An sicht, daß jener Nebenzweck „vielleicht auch in München an höchster Stelle nicht bekannt fei." Andererseits aber dürfte rS mit der Stellung von Staatsbeamten schwer verträglich sein, baß sie bei Gelegenheit einer amtlichen Sendung auch von nichtamtlicher Seite ihnen gewordene Auf träge auSführten. Im Uebrigen könnte e- sreilich nur von Nutzen sein, wenn die Uu- kenntniß der deutschen Dinge, die bekannter Maßen im Batiean herrscht, em wenig «»(gehellt würde. Bei genauerer Betrachtung der Mai gesetze dürfte man zu der überraschenden Erkennt niß kommen, daß der Friede mit Deutschland sehr leicht zu haben ist, nämlich durch einfache Aner kennung dieser Gesetze, welche der katholische» Kirche keine Bedingung auserleaen, die sie in an deren Staaten nicht längst erfüllt hätte. Leider ist nur zu fürchten, daß eine Belehrung, welche statt der offenen amtlichen Verhandlungen die Einwirkung aus „gewisse Hoskreise" empfiehlt «nd die gänzlich unhaltbare Vorstellung eine- „Aus gleichs" bestehen läßt, die nvthige Klarheit im Batican nicht bewirken wird. Die socialdemokratischen Blätter veröffentlichen nachträglich eine Erklärung, welche der Abg. Fritzsche zu dem Bericht der GewerbeordnungS- commission zu Protokoll gegeben hat. An- der selben ist zu ersehen, daß Herr Fritzsche für den bekannten Antrag Luxburg-Wehrrnpfennig, durch welchen der Antrag Galen von der Ueberweisuna an die Regierung ausgeschlossen wurde, lediglich »n der Absicht gestimmt hat, den Antrag der Socialdemokraten dem ReichSkanzleramt über wiesen zu sehen. Au-drücklich verwahrt er sich dagegen, daß für ihn dieMotive maßgebend gewesen seien, von denen, wie ihm erst au- dem erwähnten Bericht bekannt geworden, die Mehrheit der Com mission sich bei der Au-schließung de- Galen'schen An trag- habe leiten lasten. Rach dem Bericht wurde drese Ausschließung damit begründet, daß der Antrag Galen ,zn allen anderen vorliegenden Anträgen in granosätzlichem Gegensätze stehe «i v ein Mißtrauensvotum gegen die verbündeten Re- aierungen enthalte, welche- von den übrigen Antragstellern und deren Gesinnungsgenossen mcht getheilt werde." ES ist klar, daß Herr Fritzsche al- Socialdemokrat sich nicht an der Zurück weisung eine- Mißtrauensvotum- gegen die Re gierung betherligen konnte, und seine Erklärung bat offenbar den Sinn: „ich habe nur au- Zweckmiißigkeit-rüchlchten für den Antrag Lux burg'Wehrenpfennig gestimmt, principiell wäre mein Platz an der Säte der Ültramontanen und Deutschconservativen gewesen." Welch' interessan te- Streiflicht damit auf die Stellung der letzteren Partei fällt, bedarf keiner weiteren Au-fllhrung. Ein Telegramm der „Post" au- Pari- meldet, daß die Lage der Türkei in Asien äußerst ge« hrdet sei, »ud daß da-Gerücht gehe, England be einen Allianz-Bertrag mit Spanien abgeschlossen, wonach letztere-, im Falle einer Intervention, Hüls-truppen stellen werde und England dafür die Garantie übernähme, daß Euba im Besitz der spanischen Krone dleibe. Nach eiuerMrttheilungder „N. Fr. Pr." häufen di« Russen seit den letzten Tagen bedeutende Streit kräfte in der Richtung auf Giurgewo. Offen bar soll dem Uedergang nach der Dobrudfcha ein versuch folgen, die Dona» bei Oltenitza- Turtukai zu überschreiten. ES werden de-halb Truppen bei Giurgewo versammelt, um eine« etwaigen Offenfivstoß der Türken von Rustschul
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