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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.10.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111024018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911102401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911102401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-24
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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N«b»ktl»a und veIchSst»st«Il«: Johannirgall« L -aapt - Filiale Dr«»den: Seeiträtz« 4 1 (Telephon Nr. 2Sö' 105. Zshrgsng Dienstag, üen 24. Oktober lSN. Die vorliegende Ausgabe nmsastt 16 Eenen. Das Wichtigste. * Der Reichstag beschäftigte sicb am Montag mit der Teueru ngsfrage, zu der drei Inter pellationen vorlagen. Der Reichskanzler legte in seiner Rede den Standpunkt der Regierung dar. (S- Leitart. u. Bericht.) * Italienische Drahtnachrichten aus Tripoli- tanien melden, daß die dortige Lage nach wie vor befriedigend sei. (S. bes. Art.) * Nack Londoner Meldungen beabsichtigen die Führer der Jangtserevolution, einen selbständigen südchinesischen Staaten bund zu gründen. (S- bes. Art.) * Aus Westdeutschland wird empfindlicher Mangel anTrinkwasser gemeldet. (S.Tages- chronik.) * Bei dem letzten Brande in Konstan tinopel sanken 119 Häuser in Trümmer. (S- Tages chr.) * Im Kanal verursachte heftiger Sturm zahlreiche Schiffsunfälle. (S. Tageschr.) Oie Teuermlgsüedstte. Berlin, 23. Olt. (Drahtm.) Lebten wir auf einer abgeschiedenen Ozean insel und wäre unsere Ernährung von den Er zeugnissen der uns umgebenden Natur restlos abhängig, so hätte es wenig Sinn, zu fragen was die Obrigkeit tun will, um die Schäden eines dürren Sommers abzuwenden oder zu mildern. Da wir aber in einem ziemlich um fangreichen System von Schutzzoll, Eiscnbahn- tarifvorschriften, Einfuhrscheinen usf. leben, ist die Frage: „Was gedenkt der Herr Reichs kanzler zu tun?" nicht so unangebracht. Er hat auch etwas getan, und er wird vielleicht weiteres tun. Durch sein Erscheinen im Reichs tage und durch seine Antwort hat er heute die Frage der Interpellanten als nicht unberechtigt anerkannt. Das Haus zeigt das Gepräge eines emsigen Arbeitstages. Gut besetzt im Saal, gut besetzt auf den Plätzen der Reichsleitung und der Einzelregierungen. Wir möchten das Wort von dem „großen" Tage, das die Sensation auf stacheln will, nicht anwenden. Ueber dem Hause schwebt eine gewisse Arbeitsstimmung und auch eine Stimmung der Mäßigung. Wenn Spahn (Ztr.) den Reigen der Redner eröffnet, kann es nicht anders sein. Leidenschaftliche Aufwühlung der Volksseele ist nicht der Zweck der Zentrumsinterpellation. Man will die Sorge der Konsumenten schildern, aber auch die Lage der Landwirtschaft würdigen. So haben außer dem Zentrum auch die Freisinnigen und die Sozialdemokraten den Mißwachs an Lebens mitteln und an Futtermitteln in je einer Interpellation miteinander verbunden. Scheide mann (Soz) ist bedeutend schärfer als Spahn. Oeser (Fortschr. Vpt.), der einst in einer Hand werkerfrage sich in Aufsehen erregender Weise mittelstandsfreundlich zeigte, ist wieder erheb, lich milder. Der Dank für die von der Re gierung getroffenen Maßnahmen fehlt so wenig in seiner Rede, wie er in derjenigen Spahns gefehlt hat. Entsprechend der Gewohnheit des Reichstags hat nun jede der interpellierenden Parteien ihren Redner vorgeschickt. Sie haben sich leid lich kurz gefaßt, doch ist es schon um 5 Uhr, als der Kanzler sich von seinem Sitze erhebt: Er hat einmal gesagt, daß ihm die unmittelbare Fühlung mit der Landwirtschaft nie verloren gegangen sei. Man merkt es in seiner heutigen Rede, ihm ist das Wachstum des Hafers, des Weizens, der Kartoffeln und des Gemüses nicht nur Theorie. Seiner Gewohnheit getreu spricht er fast ganz frei. Schon nach einem der ersten Sätze, als er die Absicht der Sozial demokratie dahin kennzeichnet, die Grundlagen unserer Wirtschaftspolitik zu beseitigen, wird ihm der Beifall der Rechten zuteil. Die Zustimmung wiederholt sich sofort, als er den Widerstand der verbündeten Regierungen gegen dieses Vorhaben verkündet, und sie bleibt ihm treu bis zum Schluß. In ihrer knappen For mulierung des Problems und der Beantwortung wird die Rede für manchen eine gute Uebersicht bieten. Bethmann Hollweg geht den gegnerischen Anschauungen nicht au» dem Weg, sondern setzt sich mit ihnen auseinander. „Nichts leichter als der Not zu steuern: nur die böse Regierung, unter agrarischem Drucke stehend, will nicht." Das ist die radikale Anschauung, mit der er zu kämpfen hat. Die Unbehaglichkeit der Lage für den Konsumenten erkennt er an. Er erklärt, daß die Regierung für diesen nicht minder besorgt sei, als die radikalen Interpellanten. Seine Ansicht über den tatsächlichen Zustand läßt sich aber ungefähr folgendermaßen zusammen fassen: Der Preis des Brotgetreides ist nicht übermäßig hoch, für Fleisch ist er hoch, jedoch nicht abnorm. Das Gemüse ist am stärksten be lastet, die Kartoffel läßt sich noch besser an, als man erwartet hatte, die Kraftfuttermittel sind auch heute zum größten Teil zollfrei, das Gemüse zu 93 Prozent, die Niederlegung von Zoll schranken würde hier also gegenstandslos sein. Als unanwendbar und auch nicht Hilfe ver sprechend wird in jeder Beziehung diese Lösung der Aushebung derZölle hingestellt; als ebenfalls nicht wirksam eine Aenderung des Einfuhr scheinsystems, für das sich gerade der Handel in zahlreichen Zuschriften an die Regie rung ausspricht, während allerdings die Beschränkung der Eültigkeitsfrist der Scheine auf etwa 2 Monate und noch eine andere tech nische Aenderung für diskutabel gehalten wird. Von den Vorschlägen zur Verstärkung der Fleischzufuhr wird ebenfalls nicht viel erwartet. Der Kanzler fügt einen warmen Appell an die Landwirtschaft an, sich der Pflicht bewußt zu bleiben, die ihr für die Versorgung der Heimat mit Brot und Fleisch weiterhin obliegt. Zum Schluß wandte er den Blick einem etwaigen Er folge der gegenwärtigen Agitation bei den Reichstagswahlen zu: Würde ein solcher Erfolg eintreten, dann könnte der zeitweilige Mißstand einer dauernden Schädigung des Wirtschafts systems, der Reichsfinanzen, der Volksernährung und der Wehrmacht Platz machen. Dieser Hin weis wurde von der Sozialdemokratie, entgegen der guten Sitte des Hauses, mit Zischen aus genommen. Nach dem Kanzler sprach nur noch ein neues Mitglied des Hauses, Abg. Niederlöhner (Kons. Bauernbündler): dann vertagte sich das Haus. Die Nationalliberalen, die ebenso wie die Konservativen und die Reichspartei eine Interpellation nicht eingebracht haben, werden mit den sachlichen Ausführungen des Kanzlers wohl im allgemeinen einverstanden sein. Wie uns berichtet wird, soll für sie Abg. Fuhrmann das Wort ergreifen. Erfreulicherweise ist heute ein scharfer Gegen satz von Stadt und Land, von Verbraucher und Erzeuger nicht in die Erscheinung getreten, jedenfalls in viel geringerem Maße, als manche erwartet haben mögen. Es gilt für heute auch nicht mehr für das notwendige Erfordernis eines freiheitlich gesinnten Mannes, seinen Ge dankenkreis mit den Grenzen der Großstadt enden zu lassen. Die Fühlung von Land und Stadt wird hoffentlich immer inniger werden. Noch Bismarck konnte einmal mit Bezug auf die tiefe Kluft zwischen Stadt und Land sagen: „Unsere Sonne brennt sie (die Stadtbevölkerung) nicht, unser Regen macht sie nicht naß." Auch die Abgeordneten, die städtische Wahlkreise ver treten, zeigten heute ein lebhaftes Mitempfin den für die Sorgen der Landwirtschaft und für die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Er werbsstände. Oie Revolution in China. Einen interessanten Bericht ihres Sonderbericht erstatters in China, Dr. Norrisohn, veröffentlicht die „Times". Nach den Berichten Dr. Norrisohns bestätigt es sich, daß die Städte Ztschang und Tschandscha sich in den Händen der Revolutionäre be finden. Alle anderen am Yangtsefluss« gelegenen Städte sind so gut wie sicher in dem Besitz der Revo lutionäre. Die in Nanking stationierten kaiserlichen Truppen, die mit den modernsten Waffen versehen waren, mußten dies« abliefern, da die Negierung be fürchtet, daß auch diese Soldaten sich den Revo lutionären anfchließen. Durch die Entwaffung will sie verhindern, daß den Revolutionären moderne Waffen in die Hände fallen. Die Truppen wurden mit Spieß und Bogen versehen. Dr. Norrisohn wandte sich in Begleitung zweier englischer Militär attaches und eines russischen Offiziers nach Süden in der Hoffnung, bis nach Hankau zu kommen. Aber vereits in Sin Pan Sua. wo sich das Haupt- quartier des Generals Vinchang , des Ober befehlshabers der kaiserlichen Truppen, befindet, wurden die vier Kriegsbummler angehalten und ihnen die Erlaubnis verweigert, weiterzureisen, unter dem Vorwand, daß die Regierung in diesem Fall« nicht für das Leben der Fremden einstehen könne. Sämtliche Nachrichten über die Schlacht bei Hankau, die von einem Siege der kaiserlichen Truppen zu berichten wußten, sind, so schreibt Dr. Norrisohn. ganz falsch. Die Kaiserlichen sind auf der ganzen Linie zurückgeschlagen worden. Die vom chinesischen Kriegsministerium ausgegebene Nachricht, daß die Regierung genügend Soldaten im Felde stehen habe, um der Revolution schnell Herr zu werden, entbehrt auch der Wahrheit. Ni ch meinen Informationen befinden sich nicht mehr als 20 000 Mann im Kampfe gegen die Rebellen, und von dieser Zahl müßten noch die Soldaten abgerechnet werden, die nicht auf dem Schlachtfelde ihren Dienst verrichten, sondern nur zur Ueberwachung von Eisen bahnlinien verwendet werden. General Li Yuan Hung über die Lage der Regierungstruppen. Einer Meldung der „Daily Mail" zufolge ist es dem Korrespondenten dieses Blattes gelungen, das Oberhaupt der Rebellen Li Yuan Hung auf dem Schlachtfeld« von Hankau zu interviewen. Der Kom mandant der Revolutionäre erklärte, daß er über 10 000 Mann der bestausgebildeten Truppen ver füge und daß er mit diesen Truppen jeden Wider stand der Regierungstruppen niederwerfen werde. Die Schlacht von Hankau sei ja dafür ein schlagender Beweis gewesen. Auch befinde sich der Oberkommandierende der Regicrungstruppen, General Chung Piao, wir er von Gefangenen und fast täglich ankommenden Uebciläufcrn erfahren habe, in einer ganz verzweifelten Lage. Er sei von allen Hilfsquellen abgeschnitten und trachte danach, die Eisenbahn zu erreichen. Aehnlich sei auch die Lage auf den Schiffen der Regierung. Ueberall herrsche ein entsetzlicher Mangel an Lebens mitteln. Admiral yuichong habe sich seinen Mannschaften gegenüber dahin geäußert, daß sie unter den jetzigen Verhältnissen nicht mehr lange aushalten könnten und sich vorbereiten müßten, in den Tod zu gehen. yuenschikais Absage. Peking, 23. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.) Das Bekanntwerden der Nachricht, daß yuan- schikai die ihm von der Regierung angetraaene Stel lung eines Oberbefehlshabers über die kaiserlichen Truppen abgeschlagen hat, hat sowohl im Lager der Regierung als auch der Revolution große Erregung hervorgerufen. Zn Regie rungskreisen glaubt man, daß das Verhalten Puan- schikais für die Sache der kaiserlichen Interessen sehr nachteilig sein wird, da viele Städte, die bis jetzt treu zur Regierung gehalten haben, sich auch der Revolution anschließen werden. Unter den Revolutionären herrscht große Freude, daß Yuan schikai, den sie als einen sehr gefährlichen Gegner be trachten, nicht gegen sie ins Feld ziehen wird. Sie glauben, daß hiermit wieder ein neuer Ste<n zur Errichtung der Republik in China gelegt worden ist. Die Regierung lenkt ein. Peking, 23. Oktober. (Meldung der „Preß-Zen- trale".) In hiesigen offiziellen Kreisen glaubt man, daß die kaiserliche Regierung den Rebellen bald in Güte einen Vorschlag machen wird, sich zu ergeben, indem ihnen versprochen wird, daß sie straf los ausgchen, denn in den Regierungskreiscn kommt man immer mehr und mehr zu der Ansicht, daß -er Feldzug gegen die Revolutionäre noch sehr lange dauern könnte und Unsummen Geldes ver schlingen wird. Verschiedene Ziele der Rebellen in China. Einer Meldung der „A. E. O." zufolge, besteht unter den einzelnen Lagern der Revolutionäre wenig Verbindung. So entstanden die Auf stände in Hupeh und Szerschwan aus ganz ver schiedenen Gründen. Während sich die Erhebung in Hupeh gegen die Regierung der Mandschus wen det, richtet sich die revolutionäre Bewegung in Szetschwan gegen Uebergriffe der Regierung bezüg lich der Eisenbahnfrage in den einzelnen Provinzen. Mit der Errichtung einer Republik wollen sie nichtszu tun haben, sie sind vielmehr zu einer Unterstützung der Negierung im Kampfe gegen die Mandschügegner bereit. Die Ausländischen in Szetschwan keine Republikaner. Peking, 23. Oktober. (Meldung der „Agence d'Extreme Orient".) Meldungen aus Szetschwan besagen, daß sich die Rebellen dieser Provinz als Gegner der Aufständischen von Hankau erklärten. Die Revolutionäre in der Provinz Szetschwan denken nicht an eine Entthronung des Herrschers, noch daran, die Republik auszurufen, das Land zu teilen. Sie beabsichtigen nur die Kon» trolle ihrer Eisenbahnen sich zu erhalten und die Einberufung des Parlaments zu verlangen. Zm Notfälle sind sie zum Kampfe gegen die auf rührerischen Republikaner bereit. Eine ihrer Prokla mationen bekundet, daß sie keine Gegner der Ratio» nalisierung der Eisenbahnen sind, noch auch der A n» leihe bei den fremden Mächten. Die Szetschwaner Aufständischen verlangen vielmehr, daß ihre Befug nis über die Eisenbahn der Provinz unangetastet bleiben. Die Fremden und der Gouverneur sollen nicht allein alles zu bestimmen haben. Sie wünschen vor allem, daß das Volk nicht die Kapita- lien verliert. die es bei dem Unternehmen ein. gelegt hat. Die Amtsentsetzung des Eisenbahn ministers Sheng Hsüan-Huai wurde in Szet schwan mit der größten Freude ausgenommen. Der Straßeukampf in Hankau. Der Chef des Kreuzergeschwaders meldet auf eine Anfrage über den Verlauf des Straßen, kampfes in Hankau funkentelegraphisch über Tsingtau: Zn der Nacht vom 12. zum 13. Oktober versuchte chinesischer Pöbel in di« deutsche Niederlassung etnzudringen und zu plündern. Das Landungskorps des „Vaterlands" in Ge meinschaft mit einer Freiwilligenkompanie drängte den Pöbel mit Kolben und Bajonett aus der Niederlassung. Von der Schußwaffe wurde kein Gebrauch gemacht. Es wurde niemand verwundet. Zn den Fremdenniederlassungen herrscht seit dieser Zeit Ruhe. Scheitern der Revolution? Peking, 23. Oktober. (Meldung der „Agence d'Extreme Orient".) Der Rückzug der Truppen unter Chang Piao auf Utschang hat Veranlassung gegeben, daß von einem Siege der Revolutionären gesprochen wurde. Die Regierungs truppen haben sich jedoch erst zurückgezogen, nachdem sie den Angriff der Rebellen vollständig zurückgeschlagen hatten. Die Regierungs- truppeu Haden bereits mit der Nordarme« Fühlung genommen. Auch wurde die Vereinigung mit der 6. Division hergestellt. Sie sind mit der Beschaffen« heit des Geländes gut vertraut, da sie ein Teil der Armee des Vizekönigs von Hupeh sind. Die Besetzung von Hankau, Utschang und Hanyang durch die Aufständischen bestätigt sich. Die Regierungs truppen bildeten sofort einen großen Kreis um die drei Städte, der bei jeder neuen Ankunft von Truppen enger wird. Man glaubt, daß sich die Revolutionäre ergeben werden. Oie Lüge in Tripolis Tripolis, 23. Oktober. (Meldung der „Agenzia Stefani".) Die allgemeine Lag« ist nach wie vor befriedigend. Meldungen aus dem Landes, innern lassen glauben, daß sich die Araber in einem Zustande der Ungewißheit befinden, wie seinerzeit in Tripolis vor unserem entscheidenden Vorgehen. Sie zögern, eine bestimmte Partei zu er greifen, weil sie Vergeltungsmaßregeln seitens der Türken fürchten, solange sie nicht endgültig von ihnen erlöst sind. Zwei Nonnen, die sich gestern nach Terna einschiffen wollten, erzählten, daß sie von den Türken in Derna gefangen gesetzt und von den Arabern aus Dankbarkeit für früher erwiesene Pflegerinnendienste befreit worden seien. Sie fügten hinzu, die Araber hätten um die Landung der Italiener gebeten, um Plünderungen seitens der Türken unmöglich zu machen. Aus der Türkei treffen noch fortgesetzt chiffrierte Briefe und Depeschen ein, was hier die Vermutung veranlaßt, daß die türkische Regierung das Volk glauben machen will, daß Tripolis noch gar nicht von den Ztalienern okkupiert sei. Gestern früh sprach der griechisch« Archimandrit der italienischen Regierung seine Er gebenheit aus. Nachklänge zur Einnahme von Benghafi. Rom, 23. Oktober. (Eig. Drahttneldung.) Der Kriegsberichterstatter des „Corriere della Sera", Barzini, telegraphiert seinem Blatte, daß der E r o be r u n g s k a mp f um Benghafi zehn v o l l e S t u nd e n gedauert hat. Der Feind habe sich mit Höch st er Bravour geschlagen. Er ver fügte nur über 500 Türken. Zu ihnen hielten aber wert über 4000 Araber, die aus dem Innern der Cyrenaika herbeigeeilt waren, um an der Verteidi gung teilzunehmen. Barzini hebt besonders hervor, daß die Araber der Cyrenaika ganz anders geartet sind wie die Araber von Tripolis. Während di« letzteren di« Italiener als ihre Freunde betrachten, ist von den Arabern der Cyrenaika größte Feindschaft für Jahre hindurch zu er warten. Daher würde di« Eroberung dieser Pro vinz noch viele Opfer an Menschen und Geld kosten. Zn Benghafi und in Derna ist nach italienischen Meldungen alles in schönster Ordnung. Rom, 23. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die „Agenzia Stefani" meldet aus Benghasi von heute: Die türkischen Truppen, die am 19. und 20. d. M. morgens sich der Landung der italienischen Truppen widersetzten, zogen sich später in Unordnung in das Landes innere zurück, wo sie sich gegenwärtig wieder sammeln. Wie es scheint sind sie im Besitzer einiger Kanonen. Truppen und Beduinen beunruhigen zur Nachtzeit unsere vorgerückten Posten, ohne ihnen Schaden zuzufügen. Unsere militärische Lage ist gut und bessert sich ständig, ebenso unsere politische Lage. Mit der Entwaffnung der Bewohner der Stadt und der Umgebung fährt man fort. Die Häupter der Grenz st Lmme stellen sich jetzt ein, um sich Italien zu unterwerfen. Das Truppenkommando trifft Vorkehrungen, um die ver« schiedenen Dienste in Ordnung zu bringen und die Landung des Materials zu beschleunigen, die wegen der stürmischen See und dem Mangel an geeigneten Hilfsmitteln gegenwärtig ziemlich langsam vor sich geht. Rom, 2L. Oktober. („Agenzia Stefani".) Die aus Konstantinopel datierte Meldung des „Berliner Tageblattes" von einer schweren Niederlage der Italiener in Benghasi ist falsch. Benghasi. 23. Oktober. (Meldung der „Agenzia Stefani".) Die Dampfer „Zefiro", „Verona" und „Solunte" sind mit Truppen und Materialien ange kommen. Die Ausschiffung geht schnell vor sich, da die „Solunte" geeignete Boote mit sich führt. Die Lage in Derna ist andauernd gut. Diele Führer und Notabeln haben sich dem Admiral Prcsbiter» unterworfen.
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