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HohMeiner Tageblatt Erscheint - jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 1v Uhl sowie für Auswärts alle Austräger, desgl. alle Annonccn-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenftem-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwattnngsbezirk des Stadtrathes z« Hohenstein. Nr. 136 Mittwoch^en"l5. Juni 1892. 42. Jahrgang Der Stadtrat h. vr. Backofen. Bekanntmachung. Der am 4. Januar 1881 zu Hohenstein geborene Knabe Kurt Gallin hat sich seit Mittwoch, den 8. dss. MtS., auS der elterlichen Wohnung entfernt und treibt sich jeden- talls bettelnd umher. Derselbe ist festzunehmen und anher abzuliefern. ' ' ' Hohenstein, den 14. Juni 1892. Sächsilchcs. Hohenstein, 14. Juni. Wir hatten Gelegenheit, vergangenen Sonntag in OelSnitz vor einem sehr gewählten Publikum zwei Künstlerinnen zu hören, deren staunenswerthe Leistungen alle Zuhörer auf das Höchste entzückten. Es waren dies die Geschwister Ernestine und Elmire Boucher. Die Geigerin, Fräulein Ernestine, eine liebliche Erscheinung, hat ihre Ausbildung am Konservatorium zu Paris genossen. Wer die von ihr mit so tiefem Verständniß vorgetrageve Musik gehört, der muß sie bewundern. Denn sie vereint mit staunenswerther Technik und vollem Gefühle auch wunderbar schönen Ton. Sie liebt vor Allem die großen und schweren Concertnummern und überrascht durch die enorme Sicherheit, mit welcher sie die schwierigsten Kadenzen und Staccali mit kecker und rapider Schnelligkeit zu Gehör bringt. Sicher und genau begleitet wird Fräulein Ernestine durch ihre Schwester Elmire. Ihr Spiel auf dem Piano vereinigt alle Vorzüge des Anschlages, der weich und kräftig ist, mit größter Sicherheit und ausgezeichnetem Verständniß in der Auffassung. DaS Zusammenspiel und die Anpassung in dynamischer Be ziehung an dies Violinspiel sind vorzüglich. — Wie wir aus sicherer Quelle vernehmen, werden wir nächsten Donnerstag in den Räumen des Logcnhauses beide Geschwister bewundern können und sind fest überzeugt, daß sie auch hier der glänzendsten Erfolge sicher sein werden. Wir verfehlen nicht, an dieser Stelle auf den in Aussicht stehenden künstlerischen Genuß em pfehlend aufmerksam zu machen. Für die am 15. d. M. im Verhandlungssaale der König!. Amtshauptmannschaft Glauchau stattfindende 5. diesjährige öffentliche BezirkSausschubsitzung ist folgende Tagesordnung aufgestellt worden: 1. Geschäftliche Mittheilungen. 2. Bewillig ung für Malerarbeiten re. in der Bezirksanstalt Lichtenstein. 3. Dispensationsgesuche in DiSmembrations-Sachen des rc. Küh nert in Callenberg, des rc. Stötzner in Crotenlaide, des re. Heft in Oberschindmaas. 4. Anlagen - Rekurs des rc. Ludwig in Mülsen St. Iakob. 5. Des rc. Junghänel im Forsthaus Glauchau Schankerlaubniß - Gesuch. 6. Des rc. Enderlein in Gersdorf gleiches Gesuch. 7. Anlagen-Rekurse des rc. Urban, des rc. Schobert, des rc. Flechtner, des rc. Hoppe in Ernstthal, des rc. Förmann in Mülsen St. Jakob. 8. Abänderung des WasserzinsregulativS für Gesau. 9. Regulativ der Stadt Meerane, sowie der Landgemeinden Crotenlaide, Dittrich, Götzenthal, Höckendorf, Pfaffroda, Schönberg, Seiferitz und Waldsachsen, die Ausschließung säumiger Abgabenpflichtiger von öffentlichen Vergnügungsorten betr. 10. Des rc. Tuchscherer m Bernsdorf Schankerlaubnißgesuch. Die zum Parteitag der konservativen Sachsens aus den verschiedensten LandeStheilen nach Dresden gekommenen Theil- nehmcr vereinigten sich vorgestern Abend 7 Uhr im Belvedere der Brühl'schen Terrasse zu einer Begrüßungs-Zusammenkunft, zu welcher auch der Vorsitzende der conservativen ReichStags- Fraction, Frhr. v. Manteuffel, mit dem Fehrn, v. Hammer stein und mehreren anderen preußischen Conservativen erschienen war. Namens des Conservativen Vereins zu Dresden richtete zunächst d:r Vorsitzende desselben, Reichtags-Abgeordneter Di- rcctor Or. Mehnert, Worte deö herzlichsten Willkommens an die Versammlung, dabei besonders die Einigkeit der sächsischen Conservativen hervorhebcnd. Gleichgesinnte und Gleichgestimmte hätten sich zu gemeinsamer Thätigkeit vereint und Alles sei vorbereitet, um einen recht ersprießlichen Meinungsaustausch zu ermöglichen und zu verhindern, daß von „Parteigezänk" in keiner Weise die Rede sein könne. Die im Specielleren an Herrn von Manteuffel gerichtete Begrüßung beantwortete der selbe alsdann mit Dankesworten, welche wiederum das von den Conservativen Sachsens gegebene Beispiel der Einigkeit hervorgehoben und zugleich das durch die Veranstaltung des Parteitages bewiesene lobenswerthe Vorgehen würdigten. Die Theilnehmer an diesem Begrüßungsabcnd blieben dann noch längere Zeit in regem geselligen Meinungsaustausch vereint. — Am gestrigen Montag Vormittag 9 Uhr folgte im „Tivoli" zunächst die Generalversammlung des Conservativen Landes vereins, welcher sich alsdann um 10 Uhr die eigentliche Haupt versammlung des Parteitages anschloß, wobei eine außer ordentlich zahlreiche Theilnahme zu verzeichnen war. Da der Präsident des LandeSvereins den Vortrag zu übernehmen sich bereit erklärt hatte, so war der Vorsitz dem Reichstags-Abge ordneten und Präsidenten der Zweiten sächsischen Kammer, Henn Geh. Hofrath Ackermann, übertragen worden. Derselbe eröffnete mit dankenden Worten an alle Mitglieder und na mentlich an die aus dem benachbarten Preußen herbeigekomme- nen Conservativen, den Parteitag, welcher anberaumc worden sei, weil einestheils lange Zeit kern solcher abgehalten wurde, anderntheils weil in neuester Zeit hochwichtige Fragen zur öffentlichen Discussion gestellt worden sind. Redner schloß seine Eröffnungsrede mit der Mahnung, fest zusammenzusteheu auf dem Boden des Programms und gute Sachsen, sowie zu gleich gute Deutsche bleiben zu wollen. Hierauf ergriff der anwesende Führer der conservativen ReichStags-Fraction, Frhr. von Manteuffel, das Wort, um mit den Gefühlen des Dankes für das gezeigte herzliche Entgegenkommen dem Wunsche Aus druck zu geben, daß die Partei wachsen, blühen und gedeihen möge. ES reihte sich hieran nunmehr der Vortrag des Frhrn. von Friesen-Rötha über das Thema: „Revision des conser vativen Programms mit besonderer Berücksichtigung der socialen und der Judenfrage." Der Redner betonte m demselben unter Angabe statistischer Zahlen, daß seit 1871 bez. 1874 bis 1890 die Socialdemokraten von 73,000 auf 603,000 Stimmen, die Conservativen von 127,000 auf 790,000 Stimmen angewachsen, die Nationalliberalen dagegen von 1,230,OM ffauf 464,000 Stimmen herabgegangen seien. Der Vortragende beleuchtete hierauf die Erfolge der Conservativen auf dem Boden des Programms vom Jahre 1876, fand es jedoch nölhig, daß das Programm vermehrten Schwerpunkt auf das kirchliche christliche Leben legen solle. Ganz besonders sprach sich der Redner gegen die schädlichen Einflüsse der Socialdemokratie und des Judenthums aus. Namentlich sei darauf hinzuwirlen, daß das Freizügigkeitsgesetz in Wegfall komme; ferner müsse eine Ab änderung des Wahlgesetzes im deutschen Reich angestrebt wer den. Das Vorgehen Ahlwaröt's verurtheilte Redner scharf; zu wünschen sei jedoch im Uebrigen, daß größere Staatslieferungcn christlichen Firmen zugewendet würden. Der Vortragende faßte schließlich seine Wünsche in sechs Anträgen zusammen, welche seitens der Versammlung dann auch Zustimmung fanden. — Nachmittags 3 Uhr führte ein Sonderzug die Theilnehmer nach Rathen zu dem Ausfluge nach der Bastei und dem dort statt findenden gemeinsamen Festmahle. Anläßlich des Austragens der Einkommensteuerzettel erhielt eine Rentnerin nicht nur ihren eigenen Steuerzettel, sondern auch den ihrer Flurnachbarin, die gerade nicht anwesend war, ausgehändigt. Die Empfängerin öffnete aus Neugier oder aus Veriehen, das bleibe dahin gestellt, auch den fremden Zettel und überreichte diesen geöffnet der Adressatin, mit der sie nicht im besten Einvernehmen stand. Die Letztere brachte rndeß die Sache zur Anzeige und die Folge war, daß die Empfängerin der Zettel stir das unbefugte Eröffnen derselben auf staatsanwaktschaitlichen Antrag vom kömgl. Amtsgericht Dresden einen auf 60 M. Strafe ev. entsprechende Haft lauten den Strafbefehl nach Z 299 des R.-Str.-G.-B. erhielt. Da ein derartiges Zustellen von Einkommensteuerzetteln oft genug Vorkommen mag, so kann der Fall als eine Warnung dienen. Die Empfänger solcher Zettel mögen daher vor deren Oesioung genau auf die Adressen achten. Zahlungseinstellungen. Julius Saltzmann, Kaufmann, Berlin. MoSkiewicz u. Hopp, Tuchschuh- und Pan- toffelfablik, Breslau. R. Kayser, Kaufmann, in Firma PH. Ratazzi Nachf. Rud. Kayser, Frankfurt a. M. Fr. W. Hem- beck u. Comp., Lösenbach. Gust. Clemens Damme, Gutsbe sitzer, Bodenbach. Franz Manasse, Kaufmann, Charlottenburg. Eugen Riesenfeld, Kaufmann, Kattowitz. I. Lichtenstein, Kauf mann, Colberg. Fr. Kreling, Kausmann, Inhaber der Firma B. Grosse, Corsettengeschäft, München. Ed. Preusker, Färberei- bcsitzer, NicdcrwüstegierSdors. Firma S. Wachsner u. Co., Commanditgesellschaft, Gesellschafter Siegfried Wachsner, Kauf mann, Schweinfurt. Paul Gabriel, Kausmann, Stuttgart Hermann Leidig, Kaufmann, Tilsit. Chemnitzer Schlacht- und Viehhof, vom 13. Juni. Auftrieb: 170 Rinder, 580 Landschweine, 213 ungar. Schweine, 66 Kälber, M3 Hammel. Dem heutigen Hauptmarkte waren 18 Rinder, 207 Landschweine und 455 Hammel mehr und 3 ungarische Schweine, 11 Kälber weniger zugeführt worden, als dem vorwöchentlicheo. Der Rinderauftrieb erster Qualität zeich nete sich durch ganz vorzügliche Exemplare aus. Das Geschäft war io Rindern, Kälbern gut, in Schweinen langsam und in Hammeln mittelmäßig. Die Preise für Rinder sind gegenüber den vorwöchentlichen um ca. 2 M. gestiegen, wogegen diejenigen für die übrigen Viehgattungen beinahe unverändert blieben. Preise: Rinder 1. Qual. 62—65 Mk., 2. Qual. 52-58 Mk. und 3. 44—50 Mk. für 1M Pfd. Schlachtgewicht. Landschweine 55—59 Mk. für 1M Pfd. leb. Gewicht bei 40 Pfd. Tara pro Stück. Ungar. Schweine 49—50 Mk. für 1M Pfd. Schlacht gewicht. Kälber 58—M Mk. für 1M Pfd. Schlachtgewicht. Hammel 28—31 M. für 1M Pfd. leb. Gewicht. Ueber den gestern schon mitgctheilteo Uedcrsall in Gers dorf wird uns von dort noch unterm 13. Juni geschrieben: Wieder einmal ist einem rohen Patrone ein Menschenleben zum Opfer gefallen. Der aus Lichtenstein-Callnberg gebürtige Lorenz, verheirathet. Vater von drei Kindern, unterhielt mit der beim Schuhmacher Schwalbe wohnenden ledigen Decker ein Liebesverhällniß. Am Sonntag, spät in der Nacht, kam Lorenz und warf auf das Dach des Schwalbe, jedenfalls in der Ab sicht, die Decker zu zitiren. Diese aber war in Erlbach aut dem Tanze, wollte nichts mehr von Lorenz wissen, weil sie erfahren hatte, daß er verheirathet ist. Das anhaltende Stein- werfen verbat sich Schwalbe, er lief enolich Lorenz nach bis hinter Walther's Gasthaus und hier versetzte ihm Lorenz mit einem scharfen Messer 4 tiefe Stiche in den Unterleib, sodaß der Verletzte hoffnungslos darniederliegt. Der Polizei ist es gelungen, de» royen Menschen Montag früh zu verhaften und ins Lichtensteiner Amtsgericht einzuliefern. Der am Sonnabend in Lichtenstein zugereiste junge stumme Mensch, dessen Eltern als in Mülsen St. Jacob wohnhaft er mittelt worden waren, ist selbigen Tages noch seinen Ange hörigen wieder zugeführt worden. Ein paar abgefeimte Diebe sind der 1872 geborene und ein Mal vorbestrafte Bergarbeiter Hermann Richard Keller aus Gablenz bei Stollberg und der 1873 geborene und noch unbestrafte Maurer Friedrich Bernhard Keller daher. Beide hatten sich verabredet, gemeinschaftliche Dievstählc zu begehen, indessen operirte in der Nacht zum 11. April d. I. Richard Keller zunächst allein, indem er in das Geschäftslocal einer Materialwaarenhändlerin einstieg und eine Menge Cigarren im Werthe von 10 M. stahl. In der Nacht zum 16. April stiegen beide durch ein Fenster in das Geschäftslokal des Schankwirths und Materalwaarenhändlers K. in Mittcldoif ein und hier entwendeten sie einen Hut Zucker rm Werthe von 25 M, ein Paar Holzfchuhe, Kaffee, Rosinen, Wurst und Chokoladenmehl. In der Nacht zum 24 April endlich haben sie bei einem Fleischer und Restaurateur gleichfalls mittels Einsteigens durch ein Fenster 5M Stück Cigarren im Werthe von 20 M. gestohlen. Die Diebe wurden alsbald entdeckt und zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen. Sie wurden am 11. Juni von der III. Strafkammer des Königlichen Land gerichts zu Chemnitz verurtheilt wie folgt: Richard Keller zu 10 Monaten Geiängniß und 2 Jahren Ehrverlust und Bernhard Keller zu 6 Monaten Gefängniß. Begleitet vom besten Wetter.feierte der Limbacher Rad- sahrervcrein „Stahlrad" am Sonntag sein erstes größeres Fest. Der Einladung seitens des Vereins waren 240 Radfahrer der engeren und weiteren Umgebung gefolgt und zu Ehren der Gäste hatte die Stadt reich geflaggt. Der am Nachmit tag stattfiudcnde Corso bot ein sehr hübsches Bild, ebenso war der am Abend im Hotel „zum Hirsch" arrangirte Commers recht amüsant. In Limbach wurde am Sonntag gegen Abend von einem auswärtigen Geschirr auf der Frohnaerstraße ein dreijähriges