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F ün fzehntes ABONNEMENT-CONCERT im Saale des Gewandhauses zu Leipzig. Donnerstag, den 30. Januar 1868. Erster Theil. Erlkönigs Tochter, Ballade für - Soli, Chor und Orchester, von N. W. Gade. Die Soli gesungen von Fräulein Thoma Börs, Frau Hü fner - Harken aus Jever und Herrn Carl Hill aus Frankfurt a. M. 'Prolog. Herr Oluf Abends hielt an sein Boss; Die Nebel, die tief sich senkten, Die duftende Blume, das grünende Gras Den Sinn zur Ruhe lenkten. Er lehnte sein Haupt an die Erlenhöh’, Sein’ Augen begannen zu sinken. Da kamen gegangen zwei Jungfrau’n schön, Die thäten ihm lieblich winken. Die Eine ihm streichelt die blasse Wang’, Die Andre ihm flüsterte leise : „Wach auf, du schöner Jüngling, auf! Und tanz mit mir im Kreise !“ Sie sangen ein Lied, so hold und süss, Still horchte der Strom am Raine, Fischlein scherzt’ in heller Flut, Und Vöglein zwitschert im Haine. Hätte Gott da nicht zu seinem Glück Den Hahn lassen rühren die Schwingen, Dort wär’ er blieben in Erlenhöh’, Wo Erlenjungfrauen singen. I. Chor. In’s blaue Meer die Sonne sinkt Bei Nachtigallenschlage. Morgen Herrn Olufs Hochzeit winkt Mit Trink- und Festgelage. Oluf. Zäum’ auf mein Ross mit goldner Kett’, Mein Ross, das schnellste, beste! Mir fehlt ein Gast, den gern ich hätt’ Bei meinem Hochzeitsfeste. Die Mutter Olufs.' Mein Sohn, es neigt sich schon der Tag, Die langen Schatten schreiten! Oluf. Mir fehlt ein Gast, den gern ich hätt’ Bei meinem Hochzeitsfeste. Die Mutter. Was bittest du für Gäste noch So spät bei Abendzeiten ? Oluf. Es zieht mich fort, es zieht mich hin, Ich kann nicht länger weilen; Mein Herz ist krank, und schwer mein Sinn, Nur Morgenstrahl wird heilen. Die Mutter. Mein Sohn, es neigt sich schon der Tag! Z