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Wopauer» MMatt und Anztz 8«« 19. Wa«z 1988 198. Ia1»«A«»S N-. SS Auzetgenprets«: Die 4« mm breit« Milllmcterz«»« 7 Psg,; di« VS mm breite Millimeterzeile im TextteU 28 Psg,: Rachlahstasfel 8 Mer» «nd NachweiSgHühr 25 Psg. z«zügl. Port» DM^Slöha und d«S Stadtrat» zu Zschopau behördlicherseits bestimmte Blatt ^/nncindegirokonto: Zschopau Nr. r; Postscheckkonto: Leipzig Nr. 42884— Zttwu, Mr bi» vrl«: »aldttrch«, ««sch««, Hohnbrrs, »ilischchal, Mißbach, DttterSdors. ,«>M^«ttMuaSd»rt. Wttzschdors, Scharsenstein, Schtötzchm »orlchendart Da» .Uchopauer Tageblatt «ad So zeig er, «Mal w«rktäAb?Monaa.v«4uaSpeetS UW«.Z^LL. »OPtz.ve^^«n ««Miu «s. «3chaftS^,d°« dm Boien, s«pttvoaallmPostanstakt«maemmtMm Die neue Vurßfee Keife Um die GondervoNmaGten für Chautemps Das Schicksal der französischen Regierung hängt wieder einmal von der Gunst oder Ungunst der Parteien ad. Die Forderung nach Sondervollmachten, die Minister präsident Chautemps zur Ueberwindung der finan ziellen Schwierigkeiten aufgestellt hat, hat sofort das Miß trauen der Parteien hervorgerufen, da die für Rüstungs- und andere Zwecke notwendigen 35 bis40 Milliar den Francs durch eine Anleihe aufgebracht und zum größten Teil in die der Parlamentskontrolle entzogene Landesverteidigungskasse fließen sollen. Die Sozialisten be fürchten eine Zurückstellung ihrer sozialen Forderungen, und die Rechte will einem Volksfrontkabinett nicht der artige Vollmachten übertragen. Wie verlautet, denkt Chautemps daran, die Basis der Negierung zu erweitern, um so in der Kammer eine Mehrheit zu bekommen. Das Kabinett soll gegebenenfalls nach der Mitte und bis zu den Sozialisten erweitert werden, wobei der Gedanke an eine Einbe ziehung der Kommunisten, den, wie man wissen will, Löon Blum erneut dem Ministerpräsidenten Chau temps nahegelegt hat, allerdings aufgegeben worden zu sein scheint, denn die selbst in Frankreich sehr großen Rück wirkungen des unerhörten Moskauer Prozesses lassen es als unmöglich erscheinen, die Moskau-Jünger gerade jetzt an der Negierung zu beteiligen. Volksfrontbilanz von 22 Monaten Die innenpolitische Lage sieht wahrlich nicht rosig aus. Beachtlich ist in diesem Zusammenhang eine Bilam, die das rechtsstehende Blatt ,Hour" ans 22 Monaten Volks- frontregime zieht. 1. Der Franc ist gefallen. Für ein englisches Pfund bekommt man heute 156 Francs. 2. Di» Arbeitsgesetz gebung wird von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen für «»anwendbar gehalten. 3. Ständiges Ansteigen der Arbeitslosigkeit. 4. Ständiges AnztehenderPreise. 5. Fast völlige Lähmung des Geschäftslebens. 6. Fast ständige Streiks. 7. Ver- hängnisvolle Zunahme der kommunistischen Betätigung. 8. Gärung in Algerien, v. Verschärfung der außenpolitischen Gefahren. Oie Krauen nehmen Rache Der bolschewistenfreundliche französische Gewerk schaftsführer Iouhaux erlebte auf einer Versammlung mehrerer hundert weiblicher Gewerkschaftsmitglieder in Lyon eine böse Ueberraschnng. Mit Rufen wie „Nieder mit dem Volksausbeuter!* und ähnlichen Aus drücken stürzten sich die Frauen auf Iouhaux, zerrissen feine Kleidung und zerkratzten ihm das Gesicht. Der überfallene Gewerkschaftsführer verließ fluchtartig den Saal. Chautemps will Oefizit-Lawine stoppen Vor Vertretern der französischen Presse begründete Ministerpräsident Chautemps die Finanzpolitik seiner Regierung. Er appellierte an den Opfermut der Sparer, die Sonderkredite für die Sicherheit Frankreichs zu ge währleisten. Noch vor kurzem hätten Löon Blum und Paul Reynaud erklärt, daß ein großes Land nicht lange leben könne, indem es jedes Jahr für 30 bis 35 Milliarden Anleihen aufnimmt, derpn Zinsen jährlich das Defizit des Haushalts um zwei Milliarden erhöhen. Schließlich würde man keinen Anleihegeber mehr finden. „Es ist", so fuhr Chautemps fort, „daher unerläßlich, den Mut zu haben, entschlossen an die Lösung dieses Problems heranzugehen. Dies würde das Verdienst meiner Negierung sein, selbst unter der Gefahr seiner Existenz dies Problem gestellt zu haben, um es in voller Uebereinstimmung mit dem Parla ment zu lösen. Es wird nichtsdestoweniger unvermeidlich sein, und zwar auf Grund des umfassenden Charakters der zu ergreifenden Beschlüsse, eine Uebertragung von Vollmachten zu erhalten, so wie schon zu wiederholten Malen derartige Vollmachten früheren Regierungen bewil ligt worden sind " Kabinett ^Vlum bis Reynaud-? In den Wandelgängen der Kammer und des Senats erörterte man am Mittwochabend u. a. auch die Frage einer Negierungsneubildung. Unter den zahl reichen Vermutungen, die man in diesem Zusammenhang äußerte, scheint ein Kabinett „Blum bis Reynaud" eine gewisse Wahrscheinlichkeit zu gewinnen. Die ursprünglich von Löon Blum geprägte Formel „von Thorez bis Nehnaud" hielt man für überholt. Es scheint, daß der von L6on Blum unterzeichnete Artikel im „Popu- laire" über den Moskauer Prozeß doch zumindest die tief gehenden Meinungsverschiedenheiten aufgezeigt hat, die zwischen den beiden Linksparteien bestehen. Gewisse Par lamentskreise sehen einen andauernden Wechsel verschiede ner Ministerien voraus bis zu jenem Tag, da die all gemeine Lage derart schwierig geworden sein werde, daß eine „Regierung des öffentlichen Wohls" unerläßlich werde. Diese Ansicht vertreten n. a. bestimmte Kreise der Radikal- sozialen Partei, so auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Kammer, Abgeordneter Mistler. Ministerpräsident Chautemps hatte am Abend den Kabinettsrat zusammenberufen, in dem das Schicksal der Negierung sich entscheiden mußte. Trauerbeslaggimg am Selbengedenktaa« Aus Anlaß des Heldengedenktagcs fordert der Reichs- Minister für Bolksaufklärung und Propaganda die Be- völkeruna auf, am Sonntag, dem 13. März 1938, Trauer- beflaggung zu setzen. Eigens erfundene Todesmed-kamente Der dann vernommene Kreml-Arzt Dr. Kasakow sagt aus, Jagoda habe ihm erklärt: „Sie müssen so Vorgehen, daß Menschinski bald stirbt. Wenn Sie sich widersetzen, dann weiß ich, was ich mit Ihnen mache!" habe Jagoda gedroht. Kasakow will ans „gemeiner Furcht" vor dem allmächtigen Jagoda den Tod McnschlnsliS durch Heilpräparate eigener Erfindung beschleunigt haben, die er „Lysate" nennt, und deren Wirkung er noch jetzt lebhaft verteidigt. Kasakow berichtet, wie ihn Jagoda angcbrüllt habe, als er Menschinski einmal aus dem Krankenzimmer in eine Liege halle habe schossen lassen, weil im Zimmer die Luft zu stickig gewesen sei. Wieder habe Jagoda gedroht, wenn er, Kasakow, nicht gehorchen wolle. Das alles hindert Kasakow nicht, sich als ganz „gemeiner Verbrecher" zu bezeichnen. Interessant ist. .folgende Erklärung, die er dem StaatS- anwalt abgibt: Wenn der StaatSanwatt mick fragt, ob ich Jagoda erkenne, so sage ich ja. Wenn er mich jedoch fragt, ob ich ihn jetzt wiedererkenne, so antworte ich nein; denn er ist jetzt ge brochen und schüchtern, während er damals ein gewalt« tätiger Wüstling war. Maximow verzögerte ärztliche »Hilfe- Als letzter „Angeklagter" wird Maximow vernommen, dessen kurze Aussagen den wichtigsten Teil des Schauprozesses, nämlich das „Verhör" der „Angeklagten", abschlteßen. Maxi mow spielt nur eine bescheidene Rolle in der Reibe der „Ver schwörer". Er will von Venukidse und Jagoda den Auftrag erhalten haben, bei dem Anschlag auf Kuibyschew mitzuwirlen, indem er das von den Aerzlen vorgeschlagene falsche Heil verfahren bei dem Kranken unterstützte, sowie jeweils bei den akuten Anfällen des Herzleidens Kuibyschews die ärztliche „Hilse" hiuauszögcrle. Hierauf wird die medizinische „Exper tise" über die „Verbrechen" der Aerzte verlesen, die die,,An schuldigungen" der „Anklage" Punkt für Punkt „bestätigt . Ta Wyschinski keine Fragen mehr zu stellen hat, ist das „Verhör" der „Angeklagten" beendet. Der Gerichtsvorsitzende kündigt dar auf an, daß die nächsten Sitzungen des Gerichts geheim seien, also hinter geschlossenen Türen staltfinden. Am Freitagvormil tag kann mit dem Schlußwort gerechnet werden und frühestens Freitagnachmitlag oder Sonnabend mit der Verkündung des „Urteils". Auch Woroschilows Tage gezählt? Der Marschall soll bei Stalin in Ungnade gefallen sein In der polnischen Presse tauchen fortgesetzt Meldun gen auf, die wissen wollen, daß auch Marschall Woroschi low bei Stalin in Ungnade gefallen sei. Angesehene Blät ter wie die „Gazeta Polska" greifen jetzt eine Meldung der ATE.-Agentur auf, wonach die Tage Woroschilows ge zählt seien. Im Falle seines Rücktritts werde er, so werde berichtet, bestenfalls einen der weniger verantwort lichen Posten in der Noten Armee übernehmen. Sein Nach folger in der Leitung des Kriegskommissariats der So- wjctunion werde Fcd'o sein. Ter gewaltige Vertranensver- lnst Woroschilows sei darauf zurückzuführen, daß in den Reihen der Armee immer neue Oppositionszellen gegen Stalin aufgeveckt würden. Tie Meldung besagt dann weiter, daß in einem Ncgi- mcnt der Leningrader Garnison ein in der russischen Cmigrantenpressc erschiener Aufsatz General Denikins durch Flugolätter verbreitet worden sei. In diesem Artikel werde u. a. gesagt, daß nur die Note Armee Stalin stürzen könne. „Kampf der Raubtiere" Miirxistendämmcrnng dnrch Moskaus Blutjustiz Die Bestürzung in Marristenkreisen über die blutige Pro- zcßkvmödie in Moskau zieln immer weitere Kreise. Besonder« Ernüchterung macht sich in der schweizerischen Sozial- demokratte bemerkbar, die noch vor kurzem zum 20jährige» Bestellen der Sowjetunion Hnldignngsartikel für Stalin ver öffentlichte. Henie können dieselben Blätter, wie zum Beispiel die ganz links stehende Baseler „Arbeiter-Zeitung", nicht vc» heblen, daß das, was der Moskauer Thcaterprozcß zeige, weit von dem entfernt sei, was man Sozialismus nenne. Unbe kümmert nm Menschenwürde und Gerechtigkeit würdru ans diktatorischem Willen bcrans Menschen erniedrigt nnd vergewaltigt. Dadurch set der Glaube an dl« Festigkeit nnd Vie Macht des Sowjetstaates beträchtlich erschüt tert. Die sozialistische Züricher Zeitung „Zürcher Volksrecht" schreibt, einer der Zwecke des neuen SchanprozesseS liege darin, Stalin das Postament des „nationalen russischen Helden und Herrschers vor aller Welt sichcrznstellen". Der Preis schein« dabei keine Nolle zu spielen SM« W M Opfer Me Achrozeffe in Ansßcht - ZuverlWe GM-Reginrenter für Moskau Noch geht drr Moskauer Tbcaterprozeß über die Szene, da kommen bereits neue Nachrichten, die wissen wollen, daß dieser Blutkomödie ein Rattenschwanz neuer Prozesse gegen weitere „Feinde Stalins" folgen wird. In den Gefängnissen der GPU. werden noch genügend Volkskommissare und leitende Funktionäre bercitgehalte», um sie jederzeit als „Angeklagte" vor den Richter zu schleppen. Wie verlautet, sind besonders zuverlässige GPU.-Regimentcr in Moskan zusammengezogen worden, und der Oberbefehlshaber der Fernöstlichen Sowjetarmee, Blücher, soll nach MoSkan berufen worden sein, um »ine gründliche Sänberungsaktton durchzuführcn. Vermutlich wird die GPU. nicht darauf verzichten, einen Prozeß gegen hohe Kommandeure drr Noten Armee zu veranstalten, die in den letzten Wochen in Haft genommen wurden. So sind u. a. der ttdmiral Wiktorow, die ehemaligen Militärkreiskomman- »enre vo' Leningrad bzw. Weißrußland Dvbenko und velow sowie zahlreiche weitere Offiziere von ihren Posten mtscrnt und verhaftet worden. In den kommenden Prozessen wird auch gegen eine Kruppe von elf Angeklagten verhandelt werden, zu der such die im gegenwärtigen Prozeß als Zeugen aufgetrelc- rcn ehemaligen Kommissare Ossinski und Jakowlewa ge hören. Daneben gibt es eine ganze Reihe von ehemaligen Volkskommissaren, die in den Angaben der Angeklagten relastet wurden und die sich in Haft befinden. Ferner Kirsten demnächst die weiteren verhafteten Volkskom- nissare, so Kaminski, Bnbnow, Krhlenko und andere, vor Sem Sowjet-Tribunal erscheinen. Welche „Verbrechen" hncn zur Last gelegt werden, ist vorläufig noch ein Go >eünyis der GPU. Das gleiche ist auch von den sehr zahlreichen l p l o m a t e n zu sagen, die verhaftet wurden nnd denen «-mnächst der Prozeß gemacht werden soll. Hier handelt es sich um die ehemaligen Botschafter in Tokio und Ber- lin Jurenew, in China Bogomolow, in Brüssel Rubinin. Ankara Karski usw. Lire Kreml-Aerz<e „gestehen" Sie belasten Jagoda schwer Nachdem am Bortage die Teilnahme bekannter Aerzte durch Jagoda und den Kreml-Arzt Lewin tn den „Gc- . ständnisscn" zur Sprache gekommen war, wurden einige der «»geklagten Aerzte am Mittwoch vom Gericht vernommen. Auch sie gaben nur neue Beiträge zu dem Prozeßtheater, indem sie selbstverständlich ihre Schuld „gestanden". Der bekannte russische .Herzspezialist Prof. Pletnew be lastete den einstige» GPU.-Chef Jagoda schwer. Pletnew „ge stand", daß er zusammen mit Stalins Leibarzt Lewin aus Befehl des damaligen GPU.-Chefs Jagoda, den er für all- mächtig hielt, „verbrecherische Methoden" auSgearbeltet habe, um den Schriftsteller Marini Gorki und das Mitglied des Politbüros Kuibyschew zu «ölen. Plemcw schildert Im einzelnen, wie Kuibyschew zu Tode behandelt wurde. Der Staatsanwalt Wyschinski legt dem Zeuacn, der mit seinen andern Kollegen auf der Zeugenbank Platz genommen bat, dann die Frage vor: „Warum hat Lewin Sie denn als Helsersbelfer ansgewählt?" — „Weil er meine antisowjetische Einstellung kannte", erwidert Pletnew, und setzt hinzu, daß er Lewin bereit- seit 40 Jahren kenne. Ter Zeuge erzählt dann, daß Jagoda thn zu sich gerufen und «hm mitgcteilt babe, daß ein StaatSstrelch In Vorbereitung sei, der neue Männer an die Mack» führen werde. Er habe dies mit den Worten umschrieben, daß ein politischer Umschwung zu erwarten sei. Jagoda habe Kuibyschew und seinen Vor gänger als Jnncnkommissar, Menschinski, loswerden wollen. Er forderte dahci seine, PletncwS, Hilfe bei Ihrer Beseitigung. Jagoda bab« gesagt: „Gorki nnd Kuibyschew sind krank, aber anßerordenttich aktiv." Falls er, Pletnew, nicht mitmache, so habe Jagoda ibm angcdroht, werde das „unangenehme Folgen" für ihn haben. j