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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dielt Zeitung erschein, täglich mit Ausnahme der gewhUchen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf.. bei Lieferung frei Haus 50 Np:. Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle Höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Leitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. - Anzeigenpreise und Nachlas,sähe bei Wieder holungen nach Preisliste Nr. 3 (in unseren Geschäftsstellen erhälilich). Bei Konkurs und Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erfchetnungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster's Erben. Verantwortlich für Oertltches u. Sächsisches, Unterhaltüngsteil. Spor, u. Anzeigenteil Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. XII.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 518 u. 550. Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast und des Finanzamtes zu Kamenz des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemcinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt 88- Jahrgang Donnerstag, den 9. Januar 1936 Nr. 7 Teure Freundschaft Sturm gegen die französische Sowjetanleihe Die Absicht der französischen Regierung, an Sowjet- rußland einen Kredit in Höhe von 800 Millionen bis eins Milliarde Francs zu gewähren, hat in zahlreichen französi schen Wirtschasts- und Privatkreisen, besonders aber in den Kreisen der französischen Inhaber russischer Vorkriegs anleihen. lebhafte Beunruhigung und Mißstimmung hervor gerufen. Die Vereinigung der französischen Inhaber von Sach werten hat bereits ein protestschreiben an den französischen Ainanzminister gerichtet, in dem sie sich gegen die Gewäh rung eines Kredits ausspricht. Der Nationalverband der französischen Inhaber russischer Anieihestücke hat seinerseits in einem Telegramm an den Ministerpräsidenten gegen di« Unterzeichnung des russisch-französischen Wirtschaftsabkom mens Einspruch erhoben und in einem zweiten Telegramm an den französischen Handelsminister gefordert, daß das neue Abkommen zum mindesten mit der Rückzahlung der russi schen Schulden verbunden werde. Im „Jour" nimmt Leon Bailby ebenfalls gegen die Gewährung eines neuen französischen Kredits an Sowjet rußland Stellung. Wenn Litwinow auch der Ansicht sei, daß die russische Freundschaft 800 Millionen Francs wert sei, so müsse man ihm antworten, daß von keiner neuen Anleihe die Rede sein könne, solange die alten Schulden nicht bezahlt seien. Vorstoß französischer Wirtschaftskreise gegen die Sanktionen Paris, 8. Januar. Ministerpräsident Laval, der nach einigen Ruhetagen wieder nach Paris zurückgekehrt ist, emp fing am Mittwoch eine Abordnung des Wirtschaftsverbandes der französischen Erzeuger und des Verbandes zur Förderung der wirtschaftlichen Ausbreitung. Di« Abordnung wies auf die Rückwirkungen der Sühnemaßnahmen gegen Italien für den französischen Handel hin. Sie bat, di« Regierung möge zur Flüssigmachung der" französischen Handelsguthaben in Italien in Höhe von 450 Millionen Franken ein Vorschuß- und Diskontier un gsshstem ähnlich wie für die um strittenen Guthaben aus dem Verrechnungsverkehr einführen. Außerdem wünschte die Abordnung, die Banken und Steuer behörden mögen bei Forderungen an französischen Unterneh men, die durch die Sühnemaßnahmen gegen Italien in Mit leidenschaft gezogen sind, Rücksicht walten lassen. Schließlich verlangt« sie «ine Lockerung des Verbotes des Bezuges von Rohmaterialien aus Italien für folgend« für Frankreich wich tige Erzeugnisse: Hanf, Schwefel, Parfum-Ingredienzien^ Farb erden und Bimssteine. Nach dem „Echo de Paris" soll Laval di« Rohstofferleichterungen z u gesagt haben. Hinsichtlich der Anstauung der in Italien eingefrorenen französischen Kredite und der Vorschüsse habe er sich jedoch seine Antwort noch Vorbehalten. Gegenseitige Beschuldigungen Badoglio klagt über Mißbrauch des Roten Kreuzes. Der italienische Marschall Badoglio behauptet in seinem neuen Heeresbericht, daß die abessinischen Soldaten in der Umgebung von Alamata südlich des Aschangafees, sobald sie die italienischen Flugzeuge gesichtet hatten, auf dem Boden drei große rote Kreuze ausgelegt haben, um die sie sich dann gesammelt haben. Die abessinische Regierung hat ihrerseits in Genf eine neue Protestnote übergeben lassen, in der erklärt wird, daß die italienischen Militärbehörden ihre „Politik der Terrorisierung" fortsetzten, indem sie auf dem nördlichen Abschnitt des Kriegsschauplatzes Giftgase gegen die abessinischen Truppen verwendeten. Es handle sich nicht mehr um einzelne und zufällige Handlungen, sondern offen bar um die unerbittliche Durchführung der „planmäßigen Ausrottung des abessinischen Volkes", die die italienische Negierung in ihrer Presse verkündet habe. Die schwedischen Vorstellungen in Rom. Zu der zweiten Unterredung, die der schwedische Ge- sandte mit Staatssekretär Suvich hatte, wird von zuständiger italienischer Seite ergänzend mitgeteilt, daß Italien die schwedische Darstellung, der Bombenabwurf habe dem schwe- bischen Feldlazarett gegolten, unter allen Umständen be streitet. Bei den gegenwärtigen Besprechungen werden von beiden Seiten Informationen ausgetauscht, um schließlich eine Klarstellung des bedauerlichen Vorganges zu erreichen, jedoch liegen amtliche Berichte noch nicht vor. Italien lehnt Schutz der Roten Kreuzes ab „Lavoro Fascista" behauptet, daß vom abessinischer Seite das Zeichen des Roten Kreuzes zum Schuh von Trup pen- und Munitionslagern mißbraucht werde. Italien habe daher das Recht, den Schutz des Roten Kreuzes auf abes sinischem Boden nicht mehr anzuerkennen. Die Haltung Schwedens Di« schwedische Regi«rung Hirt bisher entgegen anders lautenden Gerüchten wegen des Bombardements italienischer Bombenflieger auf di« Rote-Kreuz-Station in Abessinien noch kein« Schritte unternommen. Wie hier verlautet, und wie zum Beispiel „Aftonbladet" zu melden weiß, soll ein« dies bezügliche Entscheidung der schwedischen Regierung erst nach Eingang der hierfür notwendigen Unterlagen erfolgen. Hierzu gehört unter anderem auch der Bericht des italienischen Oberbefehlshabers, in dessen Bereich di« Bombenflieger ihre Kampfhandlungen ausführten. Indes liegt ein solcher Bericht bis zur Stunde in Stockholm noch nicht vor. Auch die Leitung des schwedischen Roten Kreuzes erwartet noch eine ausführlich« Zusammenstellung der an gerichteten Schäden, um danach den Nachschub von Ersatzmaterial oder eine etwaige Schadenersatzforderung bemessen zu können. Nach Meinung von „Aftonbladet" dürste ein Protest in Genf im Bereich der Möglichkeit liegen. Meldungen über «in Erscheinen des Außenministers Sandler auf der Sitzung des Völkerbunds rates am 20. Januar werden hier als nicht zutreffend be zeichnet. Wie ferner gemeldet wird, beabsichtigt die schwedische Missionsleitung, durch das Außenministerium bei den italienischen Behörden vorstellig zu werden, um eine Ent schädigung für die aus Italienisch-Ostafrika ausgewiesenen Mis sionare zu erwirken. Es soll sich um eine Summ« von etwa 40 000 Lire handeln, die die ausgewiesenen Schweden infolge italienischer Währungsmatznahmen und anderer Schwierig keiten eingebüßt haben. Neuer abessinischer Vorstoß? Addis Abeba, 9. Januar. Rach hier verbreiteten Gerüchten sollen sich sowohl an der Rordfront als auch an der Südfront große Gefechte ent wickeln. Im Rorden sollen die Truppen Ras Kassas und Ras Seyoums die plötzlich auflrelende Regenzeit dazu be nutzt haben, um mit starken Kräften ihren bereits früher begonnenen Vormarsch auf Aksum fortzusehen. Die Ita liener sollen sich erbittert aus Blockhäusern, MG-Restern und ihren Feldstellungen verteidigen. Auch die Heeres gruppe des Ras Desto im Süden soll zum Angriff überge gangen sein. „Frühjahrskreuzfahrt" Eine Mitteilung der britischen Admiralität Wie die englische Admiralität mitteilt, werden lkie jetzi in Gibraltar befindlichen Einheiten der Heimatflotte, näm- sich die Schiffe „Hood", „Ramillies", „Orion" und „Nep tuns" nach England znrückkehren. Gleichzeitig werden gewisse Einheiten der Heimatflotte, nämlich die Schiffe „Relson", „Rodney", „Furious", „Lairo' und die 21. Zerstörer-Flottille, in Uebereinstimmung mil dem alljährlichen Brauch, etwa Mitte Januar eine Früh jahrskreuzfahrt antreten. Obwohl über das Ziel dieser Fahrt noch nichts näheres bekannt ist, wird in London an genommen, daß der nächste Bestimmungsort voraussichtlich Gibraltar fein wird. Die beiden erstgenannten Kriegsschiffe „Nelso n" und „Rodne y" gelten in England als die mächtigsten Schlacht schiffe der Welt. Die „Nelson" hat eine Wasserverdrängung von 33 500 und die „Rodney" von 33 900 Tonnen. Die „Nslson" führt die Flagge des Admirals Bakehouse, des Oberbefehlshabers der englischen Heimatflotte. Italien verhält sich abwartend Die Londoner Nachrichten über die Zurückziehung eini ger englischer Kriegsschiffe aus dem Mittelmeer lassen es, wie von zuständiger italienischer Seite erklärt wird, vorerst vollkommen im Unklaren, ob es sich lediglich um den Einsatz dieser Einheiten durch andere englische Kriegsschiffe der Hei matflotte handelt, oder ob die Maßnahme einen politischen Sinn haben und eine Erleichterung des englischen Drucks im Mittelmeer bedeuten soll. Italien verhalte sich daher vollkommen abwartend. Auch französische Klottenübungen Eine ähnliche Kreuzfahrt ist übrigens auch von der fran- 'ösischen Admiralität angeordnet worden. Das erste Ge schwader der französischen Marinestreitkräfte in Toulon wird am 20. Januar an der Südküste und in der Nähe von Kor sika Flottenübungen abhalten. Das französische Marinemi nisterium soll außerdem in Uebereinstimmung mit England beschlossen haben, Tripolis an der syrischen Küste zum gemeinsamen Flottenstützpunkt zu bestimmen. Weitgehende englische Luftaufrüstung Der englische Luftfahrtminister Cunliffe-Lister, jetzige Lord Swinton, setzte sich auf der Konferenz der konser vativen Universitätsverbände in Cambridge nachdrücklichst für eine weitgehende englische Aufrüstung ein. Der Minister befürwortete im übrigen eine enge Zusammenarbeit der drei militärischen Ministerien, erklärte aber, daß die Einsetzung eines übergeordneten Wehrministeriums undurchführbar sei. Er wies schließlich darauf hin, daß die Aushebungen für die britische Luftflotte in diesem Jahre sehr gut ausge fallen seien, und daß sich eine gewaltige Anzahl von Fliegern gemeldet habe. Kreuzfahrt geht in den Atlantischen Ozean Die Frühjahrskreuzfahrt der englischen Heimakflotke wird, w,e ausdrücklich festgestellt wird, nicht in das Mittel meer, sondern in den Atlantischen Ozean, voraussichtlich in die spanischen und portugiesischen Gewässer, führen. Wie sich Reuter aus Rom melden läßt, haben die bri tischen Flottenbewegungen dort beträchtliche Beachtung ge funden. Dem Reuter-Vertreter sei amtlich erklärt worden, die Lage würde tatsächlich beträchtlich entspannt werden, wenn die britischen Schiffe das Mittelmeer verließen. Falls es sich jedoch lediglich um eine der üblichen Uebungen han dele und die Schiffe zurückkehren sollten, liege natürlich kei nerlei Veranlassung vor, irgend etwas dazu zu sagen. In einer ausführlichen Pariser Meldung weist Reu ter ferner darauf hin, daß über 90 frckizösische Kriegsschiffe aller Klassen am 20. Januar im Mittelmeer oder in dessen Nähe kreuzen werden. An diesem Tage trete der Genfer 18er-Ausschuß zusammen, von dem man annehme, daß er über das Oelausfuhrverboi gegen Italien beraten werde. Demgegenüber wird im Marineministerium in Paris erklärt, daß die vorgesehene Verschiebung des zweiten fran zösischen Geschwaders zu den augenblicklichen Ereignissen nicht in Beziehung stehe. Amtlich« T«i, Seit« 5