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Donnerstag, 13. Juli 1S1V. Drahtanschrift: Nachrichten Dresden. Fernsprecher-Sammelnuinmer: US211. Nur für Nachigesprüche: SO <111. Cchristlenung und Hauplgeschästrlülle: Marieiistrasze:18 1V. Druck u. Berlag von Liepjch L «leichardt in Dresden. 60. Jahrgang. 1S2. 18SG DDSi/riNZ - §önöant-3ckoko!aZe Dre^rin§- ^nkm- Lckokvlaöe Äibier-3ekoko>eAe VrLVr^lvs- Faküo, Dessecl. Bezugs-Gebühr l>1er»l'Ijai>r»ch in Drkrdkn bet zweimaliger Zutragimg <an Sann- und Moulagen nur einmal» z,S5 M.. i Z1k»,-oiric>r>-Klrc>isa einipaliige Zeile Zkiwa » Silben» Sb Pf., Dorzng-Miz« und An,eigen In Hummer,> nach Tann in de» Llorori-N ii.liv M. Bei rinmaNger Zujiellung durch die Post ll.LU M. iohne Bestellgeld». I und Feierl»,rn Igui Tarif. — AurwLrlige Auflrilge,mr gegen ^oraa-.brzabinng^ — Bklegd.sii >0Pf. Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe („Dresdner Ilachr.-) zulillstg. — Unoerlaiigi« Lchrisiltlicke »erden nicht »usbewahrt. Erfolgreiche Wwehr rusfischer und italienischer Angriffe. 2M Ruffen im Stochodabschnllte sesangengeuommen. - Schwere italienische Verluste südlich des Suganer Tales. - AmMse österreichisch-ungarischer Flieger austtalreuischesGeblet-RusMerKnegrat.-DreBmerrrkfahrt des MerseebMe^DenLschlM". u - Voots - Erfolge. Berlin. jAmtlichj Im Monat Inni sind Kl seiüb liche Han delüschisse mit rund 101 llvll Brntto- reaistertonnen durch Unterseeboote der Mittelmächte ver senkt oder durch Minen vcrlorengcgangcu. lSL. T. B.l Der Ehcs des NdmiralstabS -er Marine. LefterreWsch-uksarlscher Kriegsbericht. Wien. Amtlich wird vcrlautbart den 12. Juli: Russischer Kriegsschauplatz. Die Lage erfuhr auch gestern keine Acndernng. Ans der Höl-c Aordic ssiidvstlich von Mik»linzyuj schlugen unsere Truppen sieben russiskl»e Vorstöße zurück. Auch am untere« St ochod scheiterten abermals mehrere Angriffe deö Feindes. Die am Stochod kämpfenden verbündeten Streitkräste haben in den letzten zwei Tasten 2000 Mann »ud 12 Maschinengewehre eingebracht. Bei Obertyn in Ostgalizicn schob ein österreichisch» «ngarischer Flieger ein russisck»es Farmanslngzeng ab. Italienischer Kriegsschauplatz. Südöstlich des Sngaucr TalcS schlugen unsere Truppen gestern vormittag einen starken italienischen An griff gegen den Monte Rasta ab. Die feindliche Infanterie, die ans kurze Entfernung liegen blieb, wurde durch nnser flankierendes ArtiKcricscuer gezwungen, in den Abend stunden weiter znriickzngehen, wobei sie über tausend Man» verlor. An allen anderen Fronten blieb die GcfechtStätigkeit in den gewöhnlichen Grenzen. Einer unserer Flieger belegte das See-Arsenal von Spc.zzia mit Bombe« und kehrte hierauf wohl behalten zurück. Südöstlicher Kriegsschauplatz. An der nnteren Bojnsa Gcschtitzkamps. Der Steltvcrtrctcr des EhesS des GcneralstabcS: lW. T. B.s v. Höfer, Fcldmarschall-Lcntnant. Ereignisse zur See. Am 11. Juli früh haben drei italienische Zer störer die Stadt P arcnzo anö sehr grober Entfern«»« kurze Zeit beschoffcn, zwei Privathäiiser und den Turm deS LandtagSgebändeö beschädigt; sonst kein Schaden. Nie mand wurde verletzt. Unsere Abwchrbattcricn haben Treffer erzielt, woraus die Zerstörer sofort absuhrcu. Nachmittags haben einige unserer Seeslugzenge aus die Stadt Ravenna und die Batterien von bersini Bomben abgeworscn und sind trotz sehr heftigen Abwehr feuers unversehrt zurückgekehrt. lW. T. B.s Fl o ttc n k o m m a n do. Frankreichs RationalseAtag, der 14. Juli, wird in diesem Jahre stiller gefeiert werden als sonst. Das übliche militärische Schauspiel ans den elusäischen Feldern, au dem sich in früheren Jahren die nationalistische Phantasie der Pariser entzündete, das den Revaiichegcstthlcn immer neue Nahrung gab, muß wiederum auSsallen. Frankreich braucht auch den lebten Mann an der Front in der Pieardic nnd vor Verdun. Xuiic esc lübenclum, nunc perle libero pulsanrin. telius, so hjeh es früher wohl in Paris am 1t. Juli — heute düritc man in der sogenannten Stadt des Lichtes wenig Nei gung zu fröhlichen Gelagen, zu Sang und Tanz verspüren. Die Entscheidungsschlacht, die oft angekiindigte, hat be gonnen, und wenn sie anch den Franzosen einige örtliche Erfolge gebracht hat, so dürste man doch auch in Paris fühlen, dab sie noch lange nicht den Endsieg, sa kam» seinen Anfang bedeuten. W i r wissen, wie grundlos, wie töricht die französischen Hoffnungen sind, in Frankreich fängt man an. cs zu ahnen, aber noch immer wehrt man sich dagegen, noch immer sucht man sich dem furchtbaren Alpdruck zu ent ziehen und berauscht sich an Hirngespinsten, an den schön schillernden Seifenblasen der Theorien und Versicherungen der Regierung. Cs ist zu erwarten, dab Herr Briand, wo möglich sogar sein Herr und Meister Poinearc selbst den Geburtstag der groben Revolution dazu benützen wird, de» Parisern und dem ganzen französischen Volke eine neue Hcrzstürkung zu verabreichen, cs ist aber sehr zweifelhaft, wie lange sie Vorhalten wird. Die Franzosen haben sich allmählich an das Gift der Ncgicrnngöphrascn gewohnt, sie werden mehr und mehr immun dagegen und verlangen nach anderen, stärkeren und wirksameren Mitteln zur Belebung des matt »nd blutleer gewordenen Organismus. Das ist nur natürlich. Am 14. Juli vorigen Jahres sprach der „Matin" davon, morgen schon würde vielleicht daS letzte Halali für das deutsche Tier geblasen werden. Als die Deutschen die russischen Festungen brachen, Serbien nieder- warscn, den Weg nach dem Orient frei machten nnd schließ- lich zum Angriff gegen Frankreichs stärkste Festung vor- gingen, immer und immer wieder hieb cö: morgen, spä testens übermorgen wird Frankreich frei sein und der böse Feind zerschmettert am Boden liegen. Ist cS vcrwunser- lich, wenn die französischen Volksvertreter, als der ersehnte Frcihcitsmorgcn immer nnd immer wieder nicht aubrechen wollte, schließlich ungeduldig wurden und Klarheit und feste Termine verlangte»? Die Negierung bat sie ihnen gegeben. Briaird sprach vor kurzem noch davon, daß sich Frankreich am „Vorabend deS Sieges" befinde, in langen Gehcimsitzungen vor der Kammer und dem Senat hat er die Gründe dargclegt, die ihn, wie er meint, zu einem solchen Worte berechtigten. Er Hai auch einen bestimmten Zeitpunkt angegeben, an dem der Sieg erwartet werden dürfe, und dafür ein Vertrauensvotum geerntet. Ende August sollen, nach seiner Nebcrzeugnng, die Mittelmächte niedcr- geivorfcn sein. Um diese Zeit soll für Frankreich der neue Nationalsesttag aubrechen, dem ungleich größere Bedeutung zilkvmmt, als jenem 14. Juli 1789, an dem der ausgeregte Pariser Pöbel aus der Borstadt St. Antoine vier Ver brecher und einen Narren aus der Bastille befreite. Heute können wir einigermaßen die Gründe erkennen, die den französischen Ministerpräsidenten zu seiner Pro phezeiung veranlaßt haben. Die große Offensive, der An sturm der vereinigten Franzosen und Engländer, sollte die deutschen Linie» durchbrechen und eine Wendung in der Kriegslage auf dem westlichen Kriegsschauplatz zur Folge haben, wie sic im vorigen Jahre auf dem östlichen Kriegsschauplatz cintrat, als Mackensen die russische Front bet Tarnow—Gorlicc durchstich. Alles war auf-s sorg fältigste vorbereitet. Die Generale der Republik und Großbritanniens hatten sich die Erfahrungen der früheren Offensiven zunutze gezogen und noch mehr Truppen und noch viel mehr Material eingesetzt. Sic haben denn anch an manchen Stellen im ersten Ansturm Erfolge erzielt, haben an einer Stelle die deutschen Linien in einer Tiefe von fünf Kilometern zurückgedrängt. Ein Durchbruch aber ist nirgends erfolgt; ein Durchbruch wird auch, daö darf heute ohne weiteres als sicher angenommen werden, nirgends erfolgen, so schwer und blutig wahrscheinlich auch die Kämpfe an der Westfront noch sein werden. Das scheint man sich heilte, nachdem die erste Sicgessrcudc verrauscht ist, auch in Frankreich und England cinzngestchcn, und man bereitet deshalb die OcssentUchkeit darauf vor, daß die Kämpfe noch lange dauern würden, und daß cS i» der Art des Nngrifssverfahrens liege, daß keine raschen Erfolge eintretcn. Die deutsche Taktik vor Verdun soll nachgcahmt werden und allmählich, aber, wie cS heißt, mit großer Sicherheit die deutsche Front zertrümmert werden. DaS ist an sich zweifellos ein Gedanke, der beweist, daß nnscre Gegner von uns etwas gelernt haben. Mit Nachahmungen ist es aber immer eine heikle Sache, ganz besonders in der Kriegführung. Wir wolle» cs dahingestellt sein lassen, ob vom General Haig und seinen srauzösischen Kollegen die sogenannte „Verdun-Taktik", die im übrigen von den fran zösische» und englischen Sachverständigen vislicr ziemlich ge ring cingcschätzt wurde, von Anfang an beabsichtigt war »nd nicht erst ausgenommen wurde, als man sah, daß rasche Erfolge und Durchbruchsschlachten schlechterdings unmög lich waren, sicher ist jedenfalls, daß Vriaud mit einer rascheren Entwicklung gerechnet hat, als er die Nieder werfung der Mittelmächte für Ende August in Aussicht stellte. Sicher ist für uns auch das andere, daß unsere Feinde mit einer KampfcSwcise, die ganz besonderen Ver hältnissen angcpaßt und mit der ganz besondere Ziele erreicht werden sollten und erreicht worden sind, kein Glück haben werden. Für sic handelt es sich darum, die deutschen Heere aus Frankreich und Belgien zu vertreiben; wir hatten nnd habe» vor Verdun in erster Linie das Ziel, das französische Heer unter möglichster Schonung unserer eigenen Truppen so z» schwächen, daß cS nicht mehr in der Lage ist, uns den Sieg zu entreißen. Wir verteidigen also gewissermaßen vor Verdun das bisher Erreichte, und zwar in der für eine Verteidigung nach altem militärischen Grundsatz wirksamsten Weise — durch den Angriff. Hier aus ergibt sich deutlich genug das Widersinnige der Phrase von der „Verdun-Taktik", mit der neuerdings das Volk in Frankreich und England über die anSbleibenden militäri schen Erfolge getröstet werden soll. Unsere Feinde haben leine Vcrtcidigungöziclc, dürfen sie nicht haben, so lange die deutschen Truppen in ihrem Lande stehen. Wie aber wollen sic mit einer KampseSwcisc, die sich in erster Linie auf dem Grundsatz wirksamster Verteidiauug ansbant. An grifsSziclc erreichen, Land, weile Strecken Land zurück- erobern? Sie werden gar bald den Finch der Nachahmung erkennen müssen, werden eiusehen, wie recht jener Denker !gehabt hat, der sagte, daß Nachahmung Selbstmord sei. Ob diese Erkenntnis schon durchgedrungen sein wird ? nach Ablauf der Henkersfrist, die die sranzösischc Kammer Herrn Briand gestellt bat? Ob man Ende August in Frank reich erkennen wird. Laß »ich! der große Nationalsesttag, l sondern etwas ganz anderes für das Land angebrochen -ist, daß die Möglichkeit, von der der „Matin" am 14. Juli 1191ü sprach, dem „deutschen Tier" das letzte- -Halali zu blasen. Ende August noch viel ferner gerückt ist, als am mvrgigcn Nationalsesttage? Wir wissen cS nicht, weil wir nicht wissen können, was Herr Briand noch für Phrasen sich ausdenken, waS für Berechnungen er noch ansstelien wird, um dem irregeleiteten Volke neue Hoffnungen auf den sagenhaften Endsieg vvrznspiegein. Das eine aber wissen wir. daß Herr Briand diesen Endsieg nicht erleben ^ wird uild keiner seiner Nachfolger ihn schassen kann. Biel- > leicht dämmert ihm und seinem Auftraggeber schon heute ! die wahre Erkenntnis der Lage und veranlaßt sie zu einem Vergleich der Lage Ludwigs XVI. am 14. Juli 1789. Es ließen sich La manche Parallelen ziehen. Hur Kriegslage wird dem „Lok.-Ailz." berichtet, daß die Engländer durch das Eindringen in einen Teil von E v n k a l m a i s o n > und die Besetzung eines Teiles des Wäldchens von Mametz einen kleinen Erfolg erzielten, der aber kein ! gesicherter ist, da sowohl in Eontalmaison wie im Waide von Mametz der Kampf weiter geht, und in durch aus keinem Verhältnis zu den schweren Verlusten sieht, ' die die Engländer zu bringen hatten. DaS eigentliche !Zicl der Offensive, der Durchbruch durch die deutsche ! Stellungslinie, ist damit n i ch t um einen Schritt 1 n ä h e r gerückt. Südlich der Somme, aus dem Schan- ! platze der rein französischen Tätigkeit, wurden sämtliche iranzösischen Angriffe abgeschlagen. Für diesen Teil der 'Entente-Offensive horte» demnach auch die Scheinerfolge, bestehend in geringem Geländegewinn, aus. Es ist übri- ^ gens in höchstem Grade b'cmerkenswert, daß die Franzosen ^ an dieser Stelle fast anSfchlicßlich sch w arze Truppen in den Kampf warfen. Auf der übrigen ! langen Front im Westen fehlte eS nicht an sranzSsischen - Unternehmungen, die jedoch alle erfolglos waren. Da gegen waren Kämpfe auf dem rechten Maasuser südlich HVnnx durchaus günstig für uns, wie schon die .-saht der ! gefangenen Franzosen. M Offiziere und LIM Mann, zur Genüge zeigt. Im Osten hatten die russischen Angriffe > ans die Stochodiinic nicht den geringsten Erfolg. Be sonders erfreulich ist die Tatsache, daß in Siidvslgalizicn , bei Kolomea die Lage eine erhebliche Verbesserung für die Verbündeten erfuhr. Die sranzösischc Kammer erörterte in ihrer letzten Sitzung den Antrag Vonns- !son, der daraus abziclt, für die Dauer des Krieges die isranzvsifchc Handelsflotte zu reg » iricrcn. , Der Unlcrstaatssekrctür für die Handelsmarine Nail ! wandte sich gegen die allgemeine Regnisitivn, da teilweise Rc- auisitivn vorznziehcn fei, indem man abwechselnd alle Schifs- sahrtsgcscllschastcn hcranziche. Eine Herabsetzung der Preise für SchisfahrtSfrachtcn sei unmöglich, solange cs kein Ucbereinkvmmcn zwischen allen seefahrenden Landern gebe. jNail war der Ansicht, daß ein Uebereirikommen über die l Herabsetzung der Frachtpreise zwischen den Alliierten ar- ^ nügcn würde. Ncberdics werde das angenommene Gesetz I über die KricgSgcwiune eine Gesamtreauisiiion der Han delsflotte überflüssig machen. E bäumet besürivvriclc die ! Schaffung einer Zciltralkassc durch die Reeder, die ihre Ge- ! Winne zur Ausrüstung von Schiffen nach dem Kriege zu- ^ sammentun würden. Der M a rinc m i n i ß e r fürchtete, ^ daß die Ordnung der Neguisitivn in der Ausführung großen Schwierigkeiten begegne. Er halte cs für angebracht, den Reedern die Möglichkeit der Erzielung von Gewinne» zu lassen, die cs nach FriedcnSschlns; erlauben würden, Schiffe zu ersetzen. Die Kammer leimte nach der Ag. Han. mit iüßg gegen 297 Stimme,, die Nnckverweisiing deS Antrages Bounssvu an eine Kommission ab und nahm dann die Reso lution Bouysson mit einer leichten Abänderung an. jWTB.) Ein rusfischer Kriccisrat. d. AuS Petersburg wird bcrich.et: Am Sonnabend fand ein großer Kriegsrat unter dem Vorsitz des Zaren statt, au dem sämtliche Armccsührer, der ganze Minister, rat, der Ehcs des VersvrgnngswescnS und die Aussichts- bcamten des Komitees für die Kriegsindustrie teilnahmcu. Daö Br ob len, der Fortsetzung der russischen Ossensivc er gab die größte M e i n n n g S v e r s ch i c d c n h e i i unter den einzelnen Kommandvstcllen. Brussilows Plan sicht die Besetzung von Kowcl und Bgranvwitschi um jeden Preis vor. Dem widersvrach Kurovatkin. Die russische Offensive hatte, so führte er a»S, bis zu ihrem Beginn zwei Ziele: dem deutsche» Gencralstab die Leitung der »nll- tärischcu Operationen zu entreißen, und die politische Auf fassung über die Kriegslage bei den neutralen Staaten, insbesondere bei Rumänien, in einem für Rußland günstigen Sinne zu beeinflussen. Beide Absichten sind mißglückt. Tatsächlich habe sich die dcutsch-österrcichischr