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'M/» ! Erscheml jeden Wochentag Nachmitt. V^UHr für den -RV . andern Tap. Prei« vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., ev W»- zweimonatlich l M. 50 Pf. und einmonatlich 75 Pf. Taufkapelle getragen. Die Hofdamen Gräfin v. Keller dte der und der Di- Pferde, gefolgt von den Generalen v. Pape, v. Alten, v. d. Planitz, den Generaladjutautrn v. Hahnke und v. Wittich und zwei persönlichen Adjutanten und ritt unter den Klängen de» Präsentirmarsche» dir Fronten ab. Der Kaiser, welcher in mitten de» Vierecks Ausstellung genommen hatte, hielt etwa folgende Ansprache: E« sei sein Wille gewesen, dem Regiment zur Erinnerung an die Zeit, wo er Kommandeur gewesen, ein bleibende- Andenken zu verleihen und gleichzeitig zur Erinne rung an die Anerkennung, welche sein hochsrliger Großvater dem Regtmente bei allen Gelegenheiten hab« zu Theil werd« lasten. Er hoffe, da» Regiment werde alle Zeit seinen alten Ruhm bewahren. Der Kommandeur de» Leib-Garde-Husaren- Regiment», Oberst v. Gottberg, brachte hierauf ein Hoch auf den Kaiser au», während dte Musik „Heil dir im Siegerkranz- intontrte. E» folgte fodann Parademarsch unter den Klängen der „Torgauer Marsche»-, worauf fich der Kaiser an die Spitze der Regiment» setzte und dasselbe nach seiner Kaserne zurückführte. — Heute beabsichtigt der Kaiser zum Empsang der hohen Tauf- pathen nach Berlin zu kommen. Der König von Schweb«» trifft heute Nachmittag 3 Uhr zur Beiwohnung der Taus, seierlichketten in Berlin ein. Ferner werden heute Abend der König und die Königin von Sachsen, der Erzherzog Karl Ludwig und seine Gemahlin Erzherzogin Maria Theresia und der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg- Schwerin nach Berlin bezw. Pottdam kommen. Nach dem Diner kehre» die hohen Herrschaften nach Berlin zurück, wo am Abend vor dem Schlöffe ein großer Zapfenstreich statt finden soll. Morgen findet, nach der Hofansage, Nachmittag» 2 Uhr, im Königlichen Stadtschloffe zu Potsdam di« Taufe des am 27. Juli d. I. geborenen Sohne» de» Kaiser» in der s Inserate »erden bt» Bormittag 11 ! «neu und beträgt der Preil für dir »der deren Nanm 1b al» Taufkapelle hergerichteten Bibliothek Friedrich» de» Großen statt. Die preußische KönigSfamilie, sowie dte Gäste begebe» sich au» der blauen Paradekammer de» Königlichen Stadt- schlöffe», wo fich dieselben gegen 2 Uhr versammeln, unter dem großen Vortritt in die Tauskapelle, wo dte Kaiserin bei Annäherung deS Taufzuges ihren Platz einnimmt und wo selbst auch die Kaiserinnen Augusta und Friedrich er scheinen werden. Nachdem der Täufling In dte zunächst der Tauskapelle gelegenen Gemächer tn Begleitung der Leibpagr» der Kaiserin gebracht worden ist, wird derselbe, geführt von dem Ober-Hof- und HauSmarschall v. Liebenau, durch Oberhosmetsterin Gräfin v. Brockdorff bi» vor de» Altar 41. Iahrgaag Freitag de» 31. August Fräulein v. Gersdorff halten die Schleppe de» Täufling», Ober-Hofmeister Freiherr v. Mirbach schließt den Zug. nunmehr beginnende heilige Handlung wird durch den Ober- Hof- und Domprediger 0. Kögel vollzogen. Bet dem Beginn der Taufhandlung überreicht die Ober-Hofmeisterin Gräfin v. Brockdorff der Königin von Sachsen den Täufling, welchen im Augenblicke der Tause der König von Schwe- den übernimmt, worauf derselbe der Kaiserin überreicht wird. Nach dem Schluß der Taushandlung findet in dem Theezimmer Friedrichs des Großen eine Defilir-Cour statt, und nach derselben im Marmorsaale Galatafel. — Die „Berl. Börfen-Ztg." schreibt unter Bezugnahme auf einen neuerdings in der „N. Pr. Ztg.- erschienenen Antisemiten« artlkrl, in welchem namentlich an einen „nächsten inneren Staatsmann- im Gegensatz zum Fürsten Bismarck die extremsten Erwartungen geknüpft werden, Folgende»: „Bon einer Seite, der wir Vertrauen schenken dürfen, geht un» eine sehr be- merkenSwerthe Arußerung de» Kaiser» zu. Er soll gelegentlich einer Unterredung mit einem tn letzter Zeit viel genannten jungen Staatsmann gesagt haben: „Ich kenne nur Vaterland»- sreunde und Gegner unserer gesunden Entwickelung. Niemand wird mir zutrauen, da» Rad der Zeit zurück schrauben zu wollen. Im Gegentheil, e» ist der Hohen- zollern Stolz, über da» zugleich edelste und gereifteste wie ge sittetste Volk zu regieren. Und tn dieses Lob schließe ich Alldeutschland ein. Unsere ganze Gesetzgebung ist von humanen Grundanschauungen dtktirt — wer die» verkennt und dte Geister gegen einander hetzt, gehöre er welcher Richtung immer an, hat auf meinen Beifall nicht zu rechnen. Es gtebt wahrlich Ernstere» zu thun.- Bon berufener Seite will die „Nattonal-Ztg.- erfahren haben, daß eine genaue Kontrolle be züglich dieser Kaiserlichen Aeußerungen nicht möglich ist, da weder der Name des Staatsmannes noch die Zeit der Unter redung genannt ist, daß aber Aeußerungen wie die berichteten wiederholt von dem Kaiser gethan worden sind und die von der „Börsenztg.- mitgethetlten Worten jedenfalls den kaiser lichen Ansichten vollständig entsprechen. — Ueber de» Zweck der Reise de» Landesdirektor» Rudolph von Bennigsen zu dem cxn»«-- MI. ^1-, > -- » Nachbestellungen Monat September Werde« zum Preise vo« 75 Pfg. vo« alle« kaiserliche« Posta«stalte«, sowie vo« de« be- ka««te« Ausgabestelle« u«d der unterzeichnete« Expedition angenommen. Expedition -es Freiberger Anzeiger. Die Bauthätigkeit. Der Drang nach Verschönerungen ist jetzt ein allge meiner und macht sich besonders bei zahlreichen Neubauten und Umbauten in recht erfreulicher Weise gellend. Wie aber kein Licht ohne Schatten ist, so stellen sich auch dabei leicht Nachtheile ein, welche ernster Erwägung bedürfen. Bei der mächtigen Anziehungskraft der Großstädte, welche bei verhältnißmäßig billigeren Lebensmittelpreisen und mäßigeren Steuern ihren Einwohnern die mannigfachsten Genüsse bieten, haben die Mittelstädte nur auf einen Zufluß von Beamten, Geschäftsleuten und Arbeitern zu rechnen. Daraus geht schon von selbst hervor, daß der Bedarf an großen und eleganten Wohnungen an solchen Plätzen ein sehr beschränkter sein wird, während für hinreichend billige und gesunde kleine Wohnungen gesorgt werden muß, wenn die arbeitende Bevölkerung nicht nach den ländlichen Vor orten gedrängt und ihre nicht zu unterschätzende Verbrauchs und Steuerkraft den Städten entzogen werden soll. Im Allgemeinen richtet sich aber die Bauthätigkeit lange nicht genug nach dem Bedürfniß, sonst würden nicht in so vielen Orten bei offenbarem Mangel an kleinen Wohnungen so viele fein eingerichtete theuere Wohnungen leer stehen. Es wird dieser bedauerliche Uebelstand keineswegs durch etwaige Unannehmlichkeiten erklärt, welche den Bauunternehmern durch den Verkehr mit vielen kleinen Miethern, durch un pünktliche Miethszahlung oder schlechte Verzinsung des Baukapitals erwachsen. Im Gegentheil gehen gewöhnlich die hohen Miethen lange nicht so pünktlich ein, wie die jenigen für kleine Wohnungen, weil der Minderbemittelte zunächst für den Hauszins sorgt und sich gern so gut wie möglich mit seinem Hauswirth stellt, nur um nicht selbst Lurch einen kostspieligen Umzug Schaden zu erleiden oder gar der Obdachlosigkeit zu verfallen. Hingegen läßt sich mancher Hausbesitzer alles Mögliche von dem Abmiether einer theuren Wohnung gefallen, nur um nicht bei einem Miethswechsel Alles wieder um hohen Preis so Herrichten zu müssen, daß es verwöhnten Ansprüchen vornehmer Wohnungssuchender genügt. Die Rente, welche in einzelnen Industriestädten die sogenannten Arbeiterkasernen abwerfen, ist geradezu eine glänzende im Vergleich mit derjenigen der stilvollen Prunkhäuser und Villen. Nicht minder zweifelhaft ist ver Vortheil der häufigen Umwandlung von Parterre-Wohnungen in Nebenstraßen zu Geschästslokalen. Der Bedarf an Geschäftslokalitäten kann naturgemäß in Mittelstädten kein großer sein und wird sich in der Hauptsache immer auf die belebtesten Straßen und Plätze beschränken müssen. Die eigentliche gute Geschäfts lage ist nirgends eine sehr ausgedehnte und erweitert sich überall nur langsam im gleichen Schritt mit der Zunahme des geschäftlichen Verkehrs. Bei übermäßiger Herstellung größerer Geschäftslokalitäten in minder lebhaften Straßen »st eine vortheilhafte Vermiethung an Ortsbewohner mit Schwierigkeiten verknüpft. Wie wenig wünschenswerth aber der Zuzug fremder Gewerbtreibender in den meisten bereits eine scharfe geschäftliche Konkurrenz aufweisenden Mittelstädten ist, braucht nicht erst erörtert zu werden. Weit erwünschter ist daselbst die Vermehrung großer industrieller Etablissements, in welchen die in ärmeren Gegenden hinreichend vorhandenen willigen Arbeitskräfte lohnende Beschäftigung finden. Ge rade deshalb müßte alles Mögliche geschehen, durch Be schaffung hinreichender Wasserkraft, durch billige Gaspreise fürgeschäftlicheZwecke, Vermeidungdrückender Baubedingungen und lästiger Vorschriften für geschäftliche Anlagen, sowie durch möglichst rücksichtsvolle Besteuerung die Fabrikunter nehmer anzuziehen und zur Herstellung von Anlagen zu ermuthigen, durch welche in der Stadt nicht die Zahl der Konkurrenten sondern der Konsumenten wächst. Zu den Steren gehört in erster Linie die arbeitende Bevölkerung, und Tagmatt Amtsblatt für die kömglichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud Verantwortlicher Redakteur in Stellvertretung: F. Beygang in Freiberg. Kleidung und Speise und Trank hingiebt, während die Ausgaben der Begüterten sehr häufig nur zum Theil ihrem Wohnorte zu Gute kommen. Der industrielle Aufschwung ist ftir alle Mittelstädte von höchster Bedeutung, weil sie sich mit den Großstädten nicht in Bezug auf Luxus und Comfort, mit einzelnen kleinen besonders günstig gelegenen kleineren Plätzen nicht in Bezug auf reizende und gesunde Lage messen können. Zu solchem Aufschwung gehört aber vor Allem auch die Verscheuchung der Wohnungsnoth für die arbeitenden Klassen durch Beschaffung einer großen Zahl kleiner aber lichtreicher und leicht zu lüftender Wohnungen. Ueber den Nutzen, den angenehme Wohnungsverhältnisse nicht nur für die Arbeiter in sozialer Hinsicht, sondern auch für die Arbeitgeber selbst in Bezug auf die Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit ihrer Arbeiter haben, ist in denjenigen Kreisen, wo man thatkräftig an die Lösung der Arbeiter wohnungsfrage herangegangen ist, keinerlei Meinungs verschiedenheit anzutreffen. Von Men wird der überaus wohlthätige Einfluß geordneter, gesunder und behaglicher Arbeiterwohnungen auf die Thätigkeit der Arbeiter, das Leben und Gedeihen der Familien derselben, sowie auch besonders auf die Arbeitslust und Arbeitsfähigkeit der Ar beiter unumwunden anerkannt. Trotzdem sind in der Reihe der in wohlmeinendster Absicht zur Hebung der sozialen Lage der Arbeiterfamilien gerade auf diesem Gebiete vorge nommenen Bestrebungen Mißerfolge zu verzeichnen gewesen, die es bewirkt haben, daß man an vielen Orten von der Inangriffnahme der Lösung dieser Frage Abstand nahm. Dies ist in hohem Maße zu bedauern, denn nichts wäre verkehrter, als um vereinzelt eingetretener Mißerfolge willen eine Sache aufzugeben, die zu den wichtigsten sozialen Auf- gaben unserer Zeit zu zählen, die ausschließlich auf den Weg der privaten, d. h. nichtstaatlichen Initiative angewiesen ist, und die von Tag zu Tag mit dm wachsenden Industrie- Verhältnissen eine dringendere Gestalt annimmt. Der Wunsch, dem Arbeiter ein gesundes und behagliches Heim zu ver schaffen, wird sich am Besten durch Gründung gemein nütziger Baugesellschaften ermöglichen lassen, welche die Her stellung billiger Arbeiterwohnungen betreiben und ihre An lagen derart überwachen, daß sie dem eigentlichen Zweck nicht entfremdet werden. Die Stadtgemeinde müßte, um eine entsprechende Verzinsung des Kapitals zu ermöglichen, geeignete in ihrem Besitz befindliche Bauplätze für diesen Zweck zum Erwerbungspreise abgeben und mit Rücksicht auf die Gemeinnützigkeit der Anlagen dm Unternehmern auch in Bezug auf Beschleusung, Trottoirlegung, Gas- und Wasser-Einrichtung größere Erleichterungen zugestehen. Die ausreichende Beschaffung gesunder und billiger Wohnungen für die unbemittelte Bevölkerung durch schlichte und prak tische Umbauten und Neubauten wird stets dazu dienen, den gesundheitlichen Zustand der ganzen Stadt zu verbessern und durch die längere Erhaltung der Arbeitskraft und der Erwerbsfähigkeit zahlreicher Einwohner das Budget der Armenversorgung bedeutend erniedrigen. Vor Allem aber sollte die Bauthätigkeit in Mittelstädten sich mehr und mehr dem vorhandenen Bedürfniß anpassen, und nur ausnahms weise sich den Luxusbauten zuwendm. Tagesschau. Freiberg, de« 30. August. Nach der Rückkehr von einer Pürschjagd Im Wildpark kam der deutsche Kaiser vorgestern Nachmittag 5 Uhr nach Berlin und stattete Im dortigen Schloß dem König von Griechenland einen längeren Besuch ab. Später erwiederte der König von Griechenland den Besuch und blieben dann beide Monarchen längere Zeit zum Souper vereint, an welchem auch der Kronprinz von Griechenland und die Herren de» beiderseitigen Gefolge» thcilnahmen. Nach dem Souper ver abschiedete fich der Kaiser von seinem Gaste und kehrte nach dem Marmorpalal» zurück. Gestern früh 8 Uhr hat der griechische Monarch Berlin wieder verlaffen und sich nach Kopenhagen begeben. Bei der Abreise von der deutschen Reichshauptstadt gab der Kronprinz von Griechenland dem selben bis zum Bahnhof das Geleit, woselbst auch der grie chische Gesandte am Berliner Hofe, Vlacha», anwesend war. Etwa um dieselbe Zeit empfing Kaiser Wilhelm In Potsdam den Chef des Generalstabes Grafen Waldersee, und nahm später zahlreiche militärische Meldungen entgegen. Vormittag» sand Im Lustgarten zu Potsdam die Uebergabe der neuen Standartenbänder an da» Leib-Garde-Husarrn-Regiment durch den Kaiser statt. Das Regiment war im nff,n-n