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II86S Mittwoch, den 17 März Ä8L Düse Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und koket vierteljährlich 12'>, R-t. Inserate werden bis Dienstags und Freitags ftüh 8 Uhr angenommen. Rundschau. Liegt etwas in der Luft, wie Pulverdampf, oder versteigt sich das freche Spiel der Börsen-Speculanten zu den unlautersten, unerhörtesten Mitteln? Ist die Aufregung, welche in der letzten Zeit ganz Europa durchzitterte, eine natürliche, begründete? oder ist sie nur eine künstlich gemachte, werden Besorgnisse nur erzeugt, um die Papiere an der Börse purzeln zu lassen? Fast scheint es das Letztere, obwohl es nicht an Anzeichen fehlt, daß in den höheren Kreisen Etwas vorgeht, was sich in seiner Tragweite noch gar nicht übersehen läßt. Thatsache aber ist der freche Börsen schwindel, der jetzt namentlich mit Telegrammen ge trieben wurde, um die wilde Hausse, welcher die Wiener Börse verfallen war, zu unterbrechen. Es hieß: der französische Gesandte in Wien, Herzog von Gramont, ist nach Paris abberufen; ja aus Paris meldete man: der Herzog von Gramont ist in Paris soeben angekommen. Alle Welt sah darin ein öster reichisch-französisches Bündniß, dessen Spitze sich gegen Preußen richtet. Nun hat bis heute der edle Herzog noch mit keinem Fuße Wien verlassen, der Zweck aber jener Aussprengung ist erreicht: die Course auf allen Börsen fielen. Wir lassen es mit dieser einen Erzählung eines frechen Börsen-Manövers bewenden, um zu zeigen, daß, wenn wieder Course gemeldet werden, nicht allemal die Ursache in drohenden poli tischen Verwickelungen, sondern sehr häufig in groß artigen Finanz-Speculationen zu suchen ist, die ge wissenlos arbeiten und sich durch das Telegraphen- Netz von Paris, Wien und Berlin gleichzeitig zu denselben Zwecken bedienen lassen. Im Gegentheil gewinnt jetzt eine friedlichere Entwickelung der Dinge immer mehr Chancen. Wir sprechen nicht davon, daß. ein stark in Berlin verbreitetes Gerücht von einem wiederholten ländlichen Aufenthalt des Grafen Bismark in Varzin spricht — in gefahrvollen Zeiten würde man gewiß einen Staatsmann von der Be deutung Bismarks, und wenn derselbe noch so sehr leidend wäre, auf ein paar Monate beurlauben. Indeß, da selbst Bismark keinen Urlaub anttitt, sochat pke zweite Wflage der behisch-französischen Fvagej Lrerundzwanjlgstcr Jahrgang. welche jetzt mit großem Geschick in Paris in Scene gesetzt wird, ihr gefährliches Stadium überwunden und nimmt an Stelle einer politischen Frage daS Gesicht einer rein commerciellen an. Allerdings einer commerciellen ersten Ranges. Man plant in Paris nichts Geringeres, als zwischen Frankreich und Bel gien einen vollständigen Zollverein, ganz nach Muster des deutschen, abzuschließen. Der Handelsvertrag mit Belgien läuft in kurzer Zeit ab, man will ihn nicht erneuern, sondern die intimste, wirthschaftliche Gemeinschaftlichkeit an seine Stelle setzen. Gelänge dem Kaiser ein solcher engster Anschluß Belgiens an Frankreich, so wäre dies ein diplomatischer Sieg ersten Ranges, mit dem er die Unzufriedenheit seine- Landes auf lange hinaus dämpfen könnte. Denn e- ist seltsam, wie sehr jetzt die Stimme des LnweS sich verschieden gegen früher äußert. Noch vor eine« halben Jahre drängten die unabhängigen Blatter Frankreichs auf einen Krieg am Rhein, man hoffte, der Kaiser werde unterliegen und damit würde seine Dynastie fallen; heute warnt die gesammte unab hängige Presse und die Gegnerschaft Napoleon's vor einem Kriege und predigt den Frieden, während die halbofficiellen Blätter Napoleon's zum Kriege Hetze«; Die festesten Säulen einer friedlichen französischen Politik, die Minister Rouher und Lavalette, sehen sich oft außer Stande, die täglich höher steigende Unzufriedenheit der französischen Bevölkerung mit ihrem Regierungs-System zu beschwichtigen und da sie zu weitgehenden Concessionen an freiere StaatS- einrichtungen nicht geneigt sind, weisen sie auf eine» Krieg als Abzugs-Ventil für die bösen Volksleid«« schäften hin. Gelänge es aber dem Kaiser, mit VM belgischen Handelsvertrag einen großen diploma tischen Sieg zu erfechten, so stopfte man hiermit M geraume Zeit den Unzufriedenen den Mond. Vielfache Gerüchte durchkreuzten nmerdinM Uh Lust von dem Abschluß eines französisch-itaketrisch^ Bündnisses, dem noch der Beitritt Oesterreichs Wch NM wird zwar glaubhaft versichert, daß Frankreich inst Italien kein derartiges Bündniß, da- oftenbar gegen Preußen gerichtet wäre, abgeschlossen stabe; ast« «an läßt durchblicken , daß Napoleon persönlich Mit Bkctor Emanuel einen solche« Vertrag ekWgÄP« Bischofswerda, Molpenund Umgegend, Amtsblatt des Königlichen Verichtoamtes vn- des Sladtrathes zu Pischofowerda»