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MMM Tageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und HI! alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis: Die l spaltige Millimeterzeile (46mm breit) 7Rpfg-, die 2spaltige Millimeterzeile^der amtlichen Bekannt.» machungen bei direkter Auftragserteilung 1l Apfg. ohneNachlaß, Die IfpaltigeText-Millimeterzeile (90mm breit) 20RpfgL Nachweifungs - Gebühr : 20Rpfg. Vorgeschrieben^ Erfcheinungstage u.PIatz- Fernsprecher: Älnl WttsdrUss Nr? o Vorschriften werden nach! Möglichkeit berücksichtigt. " " . .. . ..... 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Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruss-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 28. April 1931 X Auf Reifen. Zwischen London und Warschau. — Unangenehm Geschichte. — „Und sie bewegt sich doch!" Man darf, wenn heute Diplomatenreisen schon zu einer fast alltäglichen Angelegenheit geworden sind, viel leicht daran erinnern, welche Rolle in der Vorkriegszeit die Monarchenreisen spielten. Die Begegnungen der Staatsoberhäupter dienten damals ebenso der Er- oaltnng des europäischen Friedens wie heute die der verschiedenen Außenminister, und die Welt hat es ein bißchen zu spät, nämlich bei Ausbruch des Weltkrieges, gemerkt, daß die obligaten Küsse, die die Monarchen bei Begrüßung austauschten, zu nicht geringem TeU Judasküsse gewesen sind. In der Regel wetteifern die damaligen Trinksprüche und die heutigen „amtlichen Kommuniques" miteinander an Unverbindlichkeit und Jnhaltlosigkeit, so daß dem Zeitgenossen jede Mög lichkeit offensteht, hineinzulegcn, was er will und was mm gefällt. Man sollte statt dessen lieber mit denTaten der betreffenden Herren rechnen und rechten. Das gilt buch von den gegenwärtigen Diplomatenreisen. Der fran- fonsche Außenminister durchquert zur Stützung des wack ligen Friedens in Europa den Osten, und sein italienischer Kollege hatte Besprechungen in London und dann in 4'rüssel. Daß er in seinem Koffer den Wunsch mitbrachte, W, nach dem schroffen Nein der letzten französischen Note, ugendeinen neuen Weg mit England und wohl auch solchen in der Abrüstungsfrage zu finden, hat der ita- Staatssekretär selbst gesagt, auch binzugcfügt, dabej eine Vermittlung zwischen Deutschlands und vlankrejchz Standpunkten angestrebt werde, nicht aber b'wa eche Frontbildung gegen Deutschland. Dafür fei Mussolini am wenigsten zu haben. In größter Fahlheit vernimmt die Welt also, daß „in der Ab- lMmgsfrage die diplomatischen Bemühungen fortgesetzt" borden, vermutlich also weiter gereist wird. Genau so trug auch der französische Außenminister in seinen Koffern Allerhand Reparaturwerkzeuge zur Befriedung Europas nach Warschau unv Prag, aber man hatte in 4 ölen kein rechtes Zutrauen für sie, eher noch ein gewisses ^ilbtrauen gegen diese Werkzeuge, die vielleicht auch zu anderen Zwecken verwendet werden könnten. Aber selbst verständlich sind die Reisetage Barthous, wie er selbst ^"lgstens es sagte, „gut für den Frieden Europas!" Ob dem wirklich gut bekommt... ? . * Mit dicken Koffern voller Wünsche und Beschwerden mid nun auch die Vertreter unserer ausländischen ^laubiger nach Berlin gekommen, erfüllt, wie der ^"chsbankpräsident Dr. Schacht sagte, von unangenehmen suhlen darüber, daß sie vorübergehend auf Zinsen ver achten müssen, auf die sie berechtigten Anspruch haben, -wer auch wir Deutsche verspüren ein unangenehmes Ge- N'hl dabei, als Schuldner diese Zinsen gern bezahlen zu wollen, dazu aber zur Zeit nicht in der Lage zu sein. internationale Transferkouferenz, aus der die Amerikaner als unsere Hauptgläubiger auftreten, erörtert wiederum die Frage, wie wir dem Ausland unsere ^chuldzinsen für die dort ausgcnommcnen langfristigen -»"leihen in fremder Valuta zur Verfügung stellen sollen, wenn wir die dafür notwendigen Devisen aus einem ge nügend großen Ausfuhrüberschuß nicht erhalten, ^enn den haben wir im ersten Vierteljahr 1934 gar nicht gehabt, sondern die Einfuhr war in dieser Zeit um A Mionen Mark größer als die Ausfuhr, so daß allein 1Won dieses rein wirtschaftliche Soll durch einen tiefen ^nff in die kargen Goldschätze der Neichsbank ausge glichen werden mußte. Mit Reichsbankgold kam Deutschland bisher auch den sonstigen Zinsverpflichtungen "n das Ausland nach, sogar bei den Schuldcnzahlungcn uu die Reparationsanlcihen. Das geht aber nicht so weiter, allein schon deswegen nicht, weil die Reichsbank Mr noch für 200 Millionen Gold und Devisen besitzt, wie schacht mitteilte. Er stellte den Wünschen nnd Be- Mverden der jetzt in Berlin eingetrosfcncn Reisenden in ^laubigerforderungen die Tatsache der „derzeitigen Un- woglichkeit" vor Äugen, „den Transfer der deutschen Dulden in fremder Valuta zu bewerkstelligen". Wo ln. A hat auch der Auslandsgläubigcr sein Recht ver- W In diesem Falle aber nur auf den Transfer; denn gj". deutscher Schuldner hat prompt die geschuldeten und Fälligkeiten an die Konversionskasse der - nwsbank zu entrichten, die aber zur Zeit nicht diese . '"'wen oder auch nur ein Teil davon in Devisen ..konvertieren" kann! * werden es jene „unangenehmen Gefühle" fassen, daß die in Berlin weilenden Gläubiger- 1 Massenaufmarsch und die Feier am ÄnVk °unvoreingenommenen oder gar verstehenden Vielleicht aber wird doch dieses Bild der . ^"it einer Ration, die ihrem Willen zur sried- demonstriert, seinen Eindruck nicht ganz vcr- ^icht durch den Mund seines Führers ein vlm 65 Millionen, das dockt der Welt vieles » en hat und noch viel mehr geben will, — sofern man „Mr Wern mir GleWereWW!" Ein gesichertes Deutschland ist die deste Friedensgarantie für Europa! Der Reichs« utzenmini st er über den gegen wärtigen Stand der Abrüstungsfrage. Reichsaußenminister Freiherr von Neurath hielt in Berlin vor einem Kreis von Vertretern der deutschen Presse eine Rede über die Abrrüstungsfrage, in der er u. a. folgendes ausführte: Die seit mehr als sechs Monaten geführten Ab rüstungsverhandlungen sind von Frankreich brüsk ab gebrochen worden, und zwar mit einer Begründung, die die schwersten Beschuldigungen gegen Deutschland in sich schließt. Die französischen An griffe und Vorwürfe sachlich im einzelnen zu entkräften, scheint mir allerdings kaum erforderlich zu sein. Es ist ja leicht zu sehen und ist sicherlich nicht nur in Deutschland erkannt worden, daß die wahren Gründe für den schwerwiegenden Entschluß der französischen Regierung in anderen Dingen liegen als den von ihr jetzt beanstandeten Zahlen unseres letzten Wehretats. Mutz es nicht inErstaunen setzen, datz eine Negie rung, deren eigene Wehrausgaben sich im letzten Jahre auf über16Milliarden Franc beliefen. Alarm schlägt wegen des auf 8 9 0 Millionen Mark be zifferten Wehretats ihres Nachbarlandes? Ist es nicht befremdend, wenn die französische Regierung die diesjährige Erhöhung des deutschen Wehr elats um etwa 220 Millionen Mark als eine „Friedens bedrohung" brandmarken will, obwohl der größte Teil dieser Summe fürdiegeradevonFrankreichge- forderte Umwandlung unserer Reichswehr in Aus sicht genommen worden ist? Hat nicht Frankreich selbst seine Mehrausgaben in den letzten Jahren trotz der schwebenden Äbrüstungsverhandlungen wiederholt sprunghaft erhöht? Und dann eine Macht, die über die gewaltigste militärische Luftrüstung der Welt verfügt, und ihre eigene hochentwickelte Zivilluftfahrt mit den größten Mitteln unterstützt, wirklich ernstlich in Sorge darüber sein, datz Deutschland, um seine Zivilbevölkerung durch besondere Einrichtungen in den Ortschaften gegen feindliche Luftangriffe zu schützen, den Betrag von 50 Mil lionen und daneben für die Reorganisation der seit Jahren danierliegenden Zivilluffahrt den Betrag von 160 Mil lionen Mark in seinem Etat bereitstellt? Man braucht nur das von der englischen Regierung veröffentlichte Statement vom 16. April d. I., das die letzte deutscheStellungnahme kurz zusammen- fatzt, der gleich darauf veröffentlichten französischen Note an England gegenüberzu st eilen, um zu erkennen, daß das Verhalten Deutschlands nichts den geringsten stichhaltigen Grund für die plötzliche Flucht aus den Verhandlungen darbot. Die französische Regierung will den entscheidenden Gesichtspunkt für die Beurteilung des deutschen Wehr etats allein aus der Tatsache entnehmen, daß die Versailler Vertragsregelung noch durch keinen anderen Vertrag ersetzt sei. Ich ver zichte darauf, diesen Standpunkt durch den Hinweis darauf zu widerlegen, datz die^n ilitärischenKlau- seln 'des Versailler Vertrages überhaupt nichts über die Höhe des deutschen Wehretals enthalten und daß die etatmäßige Bereitstellung von Mitteln noch nicht mit ihrer tatsächlichen Verausgabung gleich bedeutend ist. Denn weit wichtiger ist es, sich klarzumachen, was der französische Standpunkt im Prinzip besagt. Er läuft darauf hinaus, daß die Behandlung der Ab rüstungsfrage im freien Belieben der hoch gerüsteten Staaten steht, daß Deutschland dagegen geduldig abzuwarten hat, was sie beschließen, und daß es selb st dann kein Recht hätte, etwas zu fordern und zu tun, wenn die anderen Mächte nach den bisherigen acht Jahren noch weitere zwei oder fünf oder zehn Jahre ergebnislos verhandeln und dabei ihre eigenen Rüstungen fortgesetzt steigern. Ich gestehe offen, ich habe es nicht für möglich gehalten, daß eine Regierung bei dem jetzigen Stand der Dinge und ^ngesrcbts der ganzen Art, in der wir die Ver es eben nur friedlich und in Ehren arbeiten läßt! Jetzt stehen Millionen und aber Millionen von Deutschen, die vor einem Jahr die Arbeit nicht feiern, sondern nur er sehnen konnten, am 1. Mai in Reih und Glied zusammen mit ihren Arbeitskollegen nnd dürfen zu einer Dankesseier ziehen! Sie sind hcraüsgehoben worden aus dem Welten schicksal Dutzender von Millionen Menschen, denen die Erde zwar Raum, aber heute immer noch keine Arbeit gewährt. Ist denn das nichts?! Wir sind nicht anmaßend, — aber ganz ohne Deutschland wird diese Welt aus ihrer schweren Krise doch nicht herauskommen. Dr. Pr. Handlungen mit ihr geführt haben, heute noch ernsthaft miteinersolchenThese hervortreten könnte. Aber es ist geschehen, und es bleibt uns nichts übrig, als diese These in aller Schärfe und aller Bestimmtheit als das zu kennzeichnen, was sie ist: sie stellt das ganze Fun dament der Abrüstungsfrage nicht nur in rechtlicher» sondern auch in politischer und historischer Beziehung eins ach auf den Kops. So fruchtlos auch die Verhandlungen der Abrüstungs konferenz geblieben sind, das eine ist dadurch doch wenig stens gegenüber der jetzt von Frankreich beliebten These klargestellt und zur allseitigen Anerken nung gebracht worden, daß nämlich eine Fortdauer des Zustandes einseitiger Entwaffnung Deutschlands inmitten seiner hochgerüsteten und auch in ihren künftigen Rüstungsmaßnahmen unbeschränk ten Nachbarn eine flagrante Rechtswidrigkeit und eine politische Unmöglichkeit sein würde. Mit Recht hat deshalb die deutsche Regie rung in ihrem an die sranzösische Regierung gerichteten Memorandum vom 13. März d. I. es als eine selbst verständliche, von allen Seiten längst anerkannte Tatsache hingestellt, daß für Deutschland unter keinen Umständen mehr ein Rüstungsstand in Betracht kommen könne, wie er in Versailles festgelegt wurde. Deutschland hat zwar an der Gleichberechti gung als Grundsatz und an seiner Verwirk lichung als dem künftigen Endziel festgehalten, hat sich aber in nüchterner, realpolitischer Würdigung der ge gebenen Verhältnisse dazu verstanden, für d i e er st e A b - rüstungskonventionein Regime zu akzeptieren, das nur einen äußerst bescheidenen Teil jenes End zieles in die Tat umsetzt. Wir haben an diesem matzdollen Standpunkt auchdann f e st g e h a lt en, als sich immer deutlicher herausstellte, daß mit irgendwelchen erheblichen Abrüstungs maßnahmen der hochgerüsteten Staaten, insbesondere Frankreichs, nicht zu rechnen war. Wir haben auf alle A n g r i f f s w a ffen von vorn herein verzichtet. Wir haben erklärt, daß wir jede auch noch so weit gehende Rüstungsbeschränkung für Deutschland annehmen würden, wenn das auch seitens deranderen M ä ch t e geschieht. Wir haben es also in die Entschließung der anderen Mächte gestellt, welche Waffenarten künftig überhaupt noch allgemein als zugelassen gelten sollen. In der besonders wichtigen Frage der Luftrüstung haben wir auch hinsichtlich der Quantität unserer Forde rungen die weitgehendsten Zugeständnisse gemacht. Daneben haben wir uns mit der Einführung einer wirksamen Kontrolle einverstanden erklärt und haben alle denkbaren Garantien angeboten, um den nichtmilitärischen Charakter der politischen Organisation in Deutschland sicherzustellen. Ist es angesichts dieses überall bekannten Sachver halts überhaupt noch verständlich, wenn in der letzten französischen Note der Vorwurf erhoben wird, Deutschland wolle den anderen Mächten seinen Ent schluß aufzwingen, seine Aufrüstung auf allen Gebieten und in einem von ihm allein zu bestimmenden Umfang fortzusetzen? Wir sind bisandicäutzersteGrenze desjenigen gegangen, was noch mit unseren vitalen Interessen zu vereinbaren war. Auch jetzt sind wir zur Verständigung jeder zeit bereit. Noch letzthin ist zur Erleichterung und Förderung der internationalen Verhandlungen vom Reichspräsidenten ein besonderer Bevollmäch tigter für die Abrüstungsfragen ernannt worden. Es war niemals unser Ziel, die Frage des künftigen deutschen Rüstungsrcgimes einfach durch einseitige Ent schlüsse und Maßnahmen zu lösen. Die Reichsregierung ist sich stets der Tatsache bewußt gewesen und ist sich ihrer auch heute bewußt, wie segensreich gerade eine Einigung über das Abrüstungsproblem für die Wiederherstellung des Ver trauens und für die politische und wirtschaftliche Zukunft aller Länder sich auswirken würde. Deshalb wünschen wir nach wie vor das baldige Zu standekommen einer Konvention. An den Vorschlägen und Zugeständnissen, wie wir sie zuletzt gemacht haben, halten wir fest. Alle Be hauptungen, als ob wir uns nicht nur auf die Vor bereitung einer defensiven Ausrüstung, sondern auf die Ausrüstung mit Angriffswaffen eingestellt hätten, verweise ich auf das entschiedenste in das Reich der Fabel. Unsere Vorschläge und Zugeständnisse aber zum Inhalt eines Vertrages zu machen, das steht jetzt nicht mehr bei uns, sondern bei den anderen Mächten. Nachdem die französische Regierung des von uns