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Dresdner Nachrichten : 15.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189402155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18940215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18940215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-02
- Tag 1894-02-15
-
Monat
1894-02
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.02.1894
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Mr »otttlk. «eI«Es,»v,ttkdc. B«r<endench>. Sremd«»!,,,». ,>c<t> die Pi>li M 2 is. >m"Ä»7,wd «>I enlivrccheukkm Potinitckilaa. Iniuibm« vv» Aukündiaiuiaeii: Marieniir z»i>.i>>oi,» «-ZMirNackm. »oniila-»V Venn ll-z IIürMiUa»«. UeuliM: ä»r, Kloner,. » nur an Maten,aaen d» 2 UbcNaLuuua,». »NI» , alldem >b V>2.. iurMon- ,taat oder na», kleliiazn, 20 B!» illi ilkinaei.I Zeile «o Ps» r itlnvalirüe nur,«»«„ ^".kMSIri,.. »»kundiLlln^eu^ au «orauLdeüiKlm,». Inkundlaunaen nehmen lammtli», ystinlioiie Beimilleiimassielleu an. Gur Ruckande e-naeiaudier -chM. «icke keine Verbindlichkeit. H«e»k»»r,«1,kraU» >1». U. 39. Jahrgang, -lufl. 36,000 Stück. « ! lLI Kürass. 8r fi-suen8li-. 8u.BO. Dresden, I^>04. LI Drssäsü-^., ^VLi8SLdg.U88trL88S 15 (6llkü Lüuix) 81sl8 moOsrns mi t fvinv kivulisilvn to »Non ^rten M«,. 8etllr»«o. 8Ulp»s». S»»6»elntl»»» cd?. «UplilMIiii» » vkttlltt- «ott»LLL?oi»ci(e, kle»»I««h,e NI.tr, ^!8 L A»^l»„»lr»«»» II, LK0»«LL^P0IttL«(L, kdotoKrapdivHalm 8 Hulil. k>liooi»Iitüto»: I^tii,I«-e- iiixi <->i ii>»>»«»ri- 4ukii»k!iii;ri. ^ iLilß.,rten-l'bMogr.tiRi<-n 1'.' Ktü'I. ti K:<rl>. H>n^iö»»,«>rili>ti«>ii nu'ii zoäom kilil j» lcän>ll. Ju>fübrunu. Nr. 46. Spiegel: - Anarchistisches Atientat in Paris. Hosnachrichten. Landtagsverhandiunaeii, Haiidwerker schaff. Allgemeiner Turnverein. Gerichtsveiliaublunge». Tagesgetchichie. Politische». Ein neues Dnnamitverbrcckeil in Paris: Kiese Schreckeus- kwide vom Strande der Seine lenkt abermals die Blicke der ge lammten civilisirten Welt auf die verrotteten Zustande in der Pariser Gesellschaft, nachdem das Blut Baillants. das er als Sühne für eine ähnliche Schandthat unter dein Beile des Nach richters vergießen mußte. kaum verraucht iit. Ter Mordgeselle vom Palais Bourbon bat de» „Rächer", den er im Taumel der Todesangst sich zur Beruhigung prophezeite, »tatsächlich gefunden. Die „Rache" ist freilich derartig feige, niederträchtig und erbärm lich in ihrer Nusführung, daß sie dem ruhig seine» täglichen Lebensweg wandelnden Bürger das Blut sieden macht vor Empor ruig. Wenn der Mörder vom Easö Terminus die Geschworenen die Richter oder den „Monsieur de Paris", der den Hebel Guillotine ausbvb, nm Baillants schuldiges Haupt zum Falle zu dringen, mit seinem Revanche-Attentat bedroht hätte, io könnte man, obwohl natürlich die Tbat selbst dadurch auch nicht um ein Iota an ihrer unbedingten TadelnSwürdigkcit verlöre, doch immer hin noch von einem Racheakte im landläufigen Sinne des Wortes sprechen. Aber nichts von alledem! Wiederum hat der anarchi stische Wahnwitz sich auf solche Opfer gestürzt, die in harmloser ge selliger Fröhlichkeit, wie seiner Zeit die im „Theatro Liceo" zu Barcelona Beriammellcn, an nichts Arges dachten, als das urplötz lich in ihrer Mitte berstende Mordgeschoß das Lächeln auf ihren Lippen ersterben ließ und die Stätte eines heiteren erlaubten Lebensgenusses im Handumdrehen in einen Schauplatz des Jam mers und Elends verwandelte. Und warum ? Weil die von den Bombensplittern zerrissenen Unglücklichen das Malheur batten, sich in besserer sozialer Lage zu befinden als der ruchlose Apostel der anarchistischen Lehre, nach der die Welt durch Blut und Brand gebessert werden soll. Aach den vorliegenden Berichten ist die Pariser Presse wieder einmal „einmnthig" in der Empörung über das neue Verbreche». Aber was will das sagen ? Dieselbe Presse hat erst vor wenigen Woche» dem soeben liistinzirten Baillant senti mentalen Weihrauch gestreut und wird wahrscheinlich z» einem guten Thcil das Gleiche anch gegenüber Baillants nunmehrigem Nachfolger thuii, wenn cS sich darum handelt, anch diesem Aus Wüstling der Gesellschaft unerbittlich die Zähne zu zeigen nnd ihn dahin zu senden, wohin ihm Baillant vorausgcgangcn ist. Es ist keineswegs ausgeschlossen, sondern muß nach den Gesetzen der Er fahrung geradezu als wahrscheinlich ange>ebcn werden, das; auch diesmal wieder eine Agitation zu Gunsten der „Begnadigung" des Verbrechers Le Bröton sich entwickelt. Gründe sind sa wohlfeil ver nnd der modernen Welt bisher die Revolution und das Empire macht. Beide haben den Frieden der Böller erschüttert Ströme Blutes zum Fließen gebracht. Als drittes Danaergeschenk droht nunmehr der revolutionäre Sozialismus an die Reihe zu kommen. In welcher Art die Berwirklickuug des iozial revolntio närcii Prinzips nach französischem Muster vor sich geben würde, beweisen auis Neue die Lt Menschen, die mit zersetzten Gliedern unter der Wirkung der Le Brownschen Mordniaschinc zu Boden gesunken sind. Gegen die Gefahr einer solchen Umerwühlung der behebenden Ordnung von der iianzösischen Grenze der wird Europa VesLiiSbüvdvr. .Xnorlwmck riii»»kt«>« I-uzrer um l'lutro hei U iLÄKIi r <6.6.8otiü1re kiavlif.) 8 VlitmpnIlittMßii'. II», xchtrouuiwt' clniil «liiGiuiIiSp» Vi,zWliit-iI"l,.I. Tonn« stag, I». Februar. ein Anlrag Bcmennann Stimmzettel sw. ungiltig eillait werden io weißem Papier sind Din Reil des Gesetz und Mittelstand, Kunstgcnoiicn- Hans von Bnlow , . sein sollen, ioivie ein Antrag Basteiman» nai. !id . wonach atze iollen. welche nicht von Gesetzentwurfes wird unver ändert in der beantragten Fassung angenommen. Es folgt erste Berathnng des von Abg. Tcknödei treu. Ver) beantragten Gesetz entwurfes, durch welchen das Handelsgesetz durch folgende Be stimmungen ergänzt werden 'oll: TieKündignngsttist muß iur Prinzipal nnd Handlnngsgelnlten gleich iei», alle entgegenstehen- denBcreinbntungen sind nichtig: beim Abgänge können die Hand lungsdicner ein Zeugnis: über Art nnd Tauer ihrer Beschönigung 'ruher oder später ernste Schutzmaßregelit ergreifen müssen. Es > »ordern, ans Verlange» derselben ist das Zeugnis; auch an» Fuhi gietzt zu dem Zweck nur eiu durchgreifendes Mittel. Tie Gesetz > nng und Leistung oiiszusülleii. — Abg. Tchröder neis. Bei wein gelntng »ms; dahin abgeändert werden, das; die Predigt des geivali j au» die abweichende Tendenz in der Verkürzung der.stündignngsttitt »amen Ilmümzes der bestehenden Ordnung nicht blos dann, wenn j namentlich für die weiblichen Handlmigsgeltilien bin. Die Fe't- sie in Wort, Schritt oder Thal gegen die Rechtsordnung verstößt, ! stellung einer Normal .n'ijndignngsttiil Ivare angeiictus dieier sondern an sich als Doktrin stir versolgbar erklärt wird. Heute s Tendenz wnnichenswerth. würde aber doch eine zweischneidige mag die Aeußemng einer derartigen Ansicht »och alS politische! Waffe sein, denn sie winde unter Umständen einen Gehil'en l,in an der' Aetzerei Perdamm! iverdcn. Das witd aber nicht hinderir. daß sie " in denienigen Ländern, die zu ihrem Heile über sogenannte starke Regierungen venngen, in Erwägung gezogen wird, sobald die sozialrevolutionäre Propaganda sich von Westen her in Gestalt anarchistischer Scbandtliaten weiter bemerkbar machen und sich auch bei uns ernstlich einiiisteu sollte. Angesichts der Vorgänge, die sich jetzt in Frankreich ahstüelen und bei denen, wie man zu sagen vstegt. alle Geniütblichkeit aushört, ist cS für n»S eine große Beruhigung, das; wir uns im Besitze einer Regierung befinden, die im Augenblicke der Gesabr vor keiner gebotenen Äbwebrmaff- regel zuiiickichrecken wird. Es ist durchaus unerfindlich, warum die Wohlthalcn des modernen Staates auf dem Gebiete der Preß-, Rede- und BersanimlnngSsreiheit Denen zu Gute kommen solle», die sich dieser Güter nur iu der ausgesprochenen Absicht bedienen, um mit ihrer Hilfe die ganze bestehende Ordnung zu zersprengen. Wie eine Warnung des Schicksals klingt es, wenn man hört, das; zu derselben Sttmde. wo im Echo Terminus die Bombe platzte, in einer Pariser Versamiillung der Dhnamitanarchis- inns mit eviiifcher Offenheit als eine berechtigte Form des Sozialismus vrvtlamirt wurde. F» diesem Mißbrauch der frei heitlichen Rechte Wandel zu schaffen nnd eine angeine'sene Rückbildung zu veranlassen, ist ein iiiiziveiielhastes civilisatorischeS Verdienst. Wenn unser deutsches Volk in, gegebenen Moment den ersten Schritt nach dieser Richtung lhut, unbekümmert nm theoretische Bedentlichteiten, die der Lauf der Tinge längst als widersinnig getennzeicbnet hat, so wird es einen erneuten Beweis seiner inneren Stärke und Lcbeusfähigtcit geben, deren nnzerstör baren steiin die Kaiserin Eugenie vöralmend erkannte, als sie im Fahre 1867 bei Gelegenheit deS Besuches ttöuig Wilhelms und des Nioupritize» Friedrich Wilhelm am sranzösischen Hose, beim An blick der ritterlichen Gestalt des -Kronprinzen zu ihrem lästerlichen Genialste die prophelischen Worte sprach: „Das ist die Rasse der Zulnnst". Fernschreib- «nd Kernsprech-Berichte vom 14. Februar. Berli n. R eichsta g. Die zweite Beratlülug der Anträge aut Abänderung des Wahlgesetzes wird fortgesetzt. Abg. Freiherr E, ' ' - " - - ^ ' ^ "" wie Brombeeren und io wird sich denn auch woht ein Bertheidiger v- Heerenianu >Eentr s bearündest den Vorschlag, wonach die Stimm- und werden sich hirnverbrannte Theoretiker finden, welche diente! », Eviweits abaegcben werden svUen. Die Wahl soll nach SchreckonSicono im Easä ^^I,ii,i,,ä «ick,- „,ii- der Bersassuitg geheim sein, dam» der Wähler lediglich tcine Ueber- ^chrecrensicene im Ea o ^ ernilnuo m dem sichle allerhand ..»»l- -um AnSdnick bringen könne. Nur so tann die wirkliche dernder Ilmstande zu betrachten verstehen. i Gesinnung des Landes zur Erscheinung kommen. Die jetzige garantirt die geheime Waltl nicht, wie zahl- der WahIvrüsüugS-Kommstsio» zur Sprache der», vor Eintritt i» eine ibm vielleicht zu einem bestimmten Termin bereits gesicherte Stellung, vorübergehend anshil'sivciie eine andere Stellung anzimelnuen. — Aba. Singer ssoz.j stimmt dem Anträge zu. Zur Zeit seien die Haudlnngsgehil'e» geradezu vvgelirei. E> sündigt stir die zweite Leimig einen Antrag an am vierwöchenilichc Mimstial >iüiidig,»igsttist. denn vielfach legten die Prinzipale den Gehilfen eine scchswöchentlichc Kündignngssrist a»'. behielten aber selbst die stündignng per ioiort und ohne Angabe von Gründen vor. — Abg. Träger ttest.) widerspricht dem gegen den Antrag erhobenen Einwand, daß damit ein Eingriff in die Bertragstteiheit gemacht werde: in Wirtlichkeit besitze der Gehilfe gegenüber dem Prinzipal vermöge seiner ökonomischen Lage kaum noch Bertragstteiheit. — Abg. Spahn (Centrö: Es lasse sich nicht wohl für alle Zweige eine gleiche Frist feststcllen, aher die Ber- trggS-Ahiiiachungeil müßten cillerdingS für beide Theile gleich »ein. Auch er Halle es iür richtig, daß eine Kündigung nur immer zum ersten eines Monats stattffnde. — Abgg. Ballerinan« (nat - liliö, v. Bnchka tont.) und Klemm (Resormv) sprechen für den Antrag Schröder, Letzterer auch für den angekündigtc» Antrag Singer. Hierauf wird die Weiterberathung vertagt. — Morgen : Posletat. Berlin. Das Abgeordnetenhaus setzte die Etat- belathuugen beim Etat des Auswärtigen fort. Die mit Repräsen- tationsviliclit begiiindclc Erhöhung des Gesandlen-Gchattes in Stuttgart nm ti"»> Mt., d. h. ans 86,000 Mt., wurde abgetehnt. Aiich die Konservativen stimmten dagegen, weil lein Grund vor liege, den Stuttgarter Gctaiidstchaftsposlei! besser zu dvtircn als den Dresdner. Abg. v. Ehnern (nat. libO legte seine Verwend ung dafür ein, daß die Staatsbetriebe in den Eiiizelffaaten ibren Bedarf an Rvbmaterial möglichst aus deutschen Werten entnehmen. Beim Etat der Miinzperwallilng kam es zu einer längeren Währ- nngSdehatte. — Abg. Tr. Arendt (tteitons) wies aus den durch die Tilbereittwerthuug entstandenen ^cothstaiid der großen Nnter- werthigtcil löi» Prozent, unterer Sstbeminilzeii hin. Eine fernere Prägung solcher nnierwerrhiger Münzen gehe nicht an. - Unter itaarsiekreiär Heinicke erwiderte, daß Preußen die Prägung ohne direkten Eingriff in die Rechte des Reiches nicht ablehnen könne. — Abgg. v. Eimern. Tr. -ttaufe (nar.-Iibck und Brömel (ffeisO vertraten den Standpunkt der Goldwährung und bestritten, das; die Gvldprodnktion für den Mniizhedarf nicht ansreichc. — Aba- Wenn derartige durch ein falsches und verlogenes Humanitäts- Form der Abstimmung oesübl diktirte Bestrebungen anch nicht den Erfolg haben, den j reiche Vorgänge, die in Mörder vom Tode zu retten, so sind sie doch beachtcnswertb als gekommen sind, Ravest ein Smnptoni der ,;ä»lniß, die den sraiizösi'chen Gesellschasls körper zerttißl. Man länn sage», daß der Kultus, der an. Grabe Vaillants mit den anarchiststchen Ideen getrieben worden ist, ans ähnlich konstrnirte Hirne geradezu ansteckend wirken und Leute vom Schlage Le Brötans hcranssorderil mußte, mit Hilfe einer explosiven Sardinenblichse zlim „Tcnipel des Nachruhms" empvrziiklimmei!. Ist es ein Wunder, das; die ullra-revolulionäic Krankheit in den großen Städte Eeutreu der dritten Republik, >a selbst in kleinen Gemeinden »uaushaltsam vorschrcitet. tvcun in Paris selbst der „theoretische" Anarchismus in Salons und Vereinen von Man ner» de, Wistenschaft gepflegt wird, wenn sogar Frauen ans dem Eidl'ügel. der d»c Reste Baillants birgt und der eigentlich der fraiizösstchen Gesellschaft ein ernstes Warnungsmal sein sollte, Kränze nnd Blmmai istederznlegen sich gemäßigt sahen ? Man soll sich getost; hüten, bei einem vereinzelten Anlaß dem Drange zur Verallgemeinerung des Nrllieils, das in der menschlichen Natur begründet liegt, ohne zwingende Gründe nachziigebem Aber das; in der sraiizösi'chen Gesellschaft tbatsächstch etwas saut ist, daß sie sich in einem stetig fortschreitendem Zenenungsprozcß befindet, gebt ans zahlreichen Merkmalen hervor, die in ihrer Geiammtwirk »iig einen ganz sicheren Schluß zu ziehen gestatten. Der Prozeß bat mit der moralischen Degeneration begonnen und ist jetzt be reits bei der Phnsiichen Entartung angclangt. Während die Stagnation i» der BevölkerrmgSzunahme Frankreichs der Regierung die ernstesten Besorgnisse eiistlößt. geht die moralische Korruption mit Rieieistchrilten vorwärts. Die Lust, i» der die gegenwärtige französische Gesellschaft athmet. ist eine krankhaft verdorbene. Die Seele des Volkes ist ertrankt und daraus erklärt sich das tiefe innere Unbcfriedigtiein, die uiihciniliche Unruhe, die der französi schen Nation eigenthümlich ist und sie so gefährlich für de» Frieden ver Well macht. Ein dcgenerirter Organismus braucht wild er regende Effekte, nm die abgestumpften Nerven zu kitzeln. Das ganze Voll lechzt von Zeit zu Zeit nach irgend einem tollen Paroxysmus und wenn es glücklich eine äußere Veranlassung zu einen! solchen gefunden hat, so giebt rS sich dem Taumel der Leideistchatt rückhaltlos hin. wie die rasenden Derwische, ohne Rücksicht auf Zucht, Scham und Titte, ohne Gefühl für die Miß achtung, welcher sich die Nation in de» Augen der civilisirten Welt durch eiu svlches Gebnhren aussctzt. Die linfchicklichen und würde losen Vorgänge beim Empfange der Russen m Toulon und Poris, und die theoretische Verhimmelung der anarchistischen Ideen sind Ausflüsse eines und desselben krankhaften Zustandes. Die französische Regierung wird unzweifelhaft infolge des neuen Ausbruches anarchistischer Zerstörungswutl, ihre ganze Energie ein- ' tzcn, uiu iiichl iiur den Verbrechcr der vollen «strenge des Ke- «el , Tritt achemt . ... denen daS Mißtrauen gewissermaßen zuni konstitutionellen Pr erhöhen erscheint. So wird es bei den, Mangel einer n» starken RcgierungSgewalt den, revolutionäre» Sozialismus iu allen seinen Schattirungen nur zu leicht gemacht, in gesteigerten! Maße sich der Herrschaft über die Geister zu versichern. Frankreich vat beweisen. Dadurch würde nur Verwirrung ge schaffen. Durch den besseren Schutz des geheimen Wahlrechts werden wir eine größere Ruhe »nd Sicherheit bei den Wahlen gewinnen. Abg. Dr. v. Maraiiardse» -»at. liba: Für Abgabe der Stimm zettel in Eouverts habe er sich schon vor zwei Jahren ausgespro chen. Er würde mit »eiinn Freunden für die vorgeschlagene Be stimmung sein. Abg. Rickert «sreis. Ver.) freut sich über diese Zustimmung, legt aber das Hauptgewicht daraus, das; dem Wähler Gelegenheit gegeben werde, einen Augenblick unbewacht zu sein, um die etwa embsangenen Stimmzettel nach seinem Belieben zu gebrauchen. Die Bestimmung über die Stimmabgabe in Eouverts ivird gegen die Stimmen der Rechte» angenommen. Die beantrag tcn Entwürfe ordnen seiner an. daß den Wäblern Gelegenheit ge geben werde, an einem Nebentstchc unbeobachtet de» Zettel in das Couvert zu legen. — Abg. Bassermann mat lib.s: Es werde auf dcni Lande icbwierig sein, solche Einrichtungen in den Wahllokalen zu treffen, in den großen Städten aber werde namentlich in den Stunde» des großen Andranges zu de» Wahllokalen die Vorschrift nahezu undurchführbar sein. Einzelne Wähler würden ans Ungc schicklicbkeit, andere aus Ehikane sich solange in dem Fsolirraüm aufhalten, daß Andere» der Zutritt versperrt würde, dagegen würde man nur mit Strafbestimmungen Vorgehen können und das würde doch auch bedenklich sei». Auch ohne Jsolirraum werde cs dem Wähler möglich sein, einen oufgedrungeneii Zettel zu vertauschen. — Abg. Tr. v. Marquardsen spricht gleichfalls gegen diese Be stimmung, durch deren Einführung sich die Wahlansechtungen erst recht häuten würden, man möge eS erst mit den Eouverts allein versuchen. — Abg. Tr. Bartb lttest. Ver.): Mit den Eouverts allein mache man die Sache schlimmer als sic ist. Legt der Wäh ler den Zettel im Wahllokal in das Couvert, so wird er kontrollirt, verläßt er erst daS Wahllokal, so wird das Wablgeschäst erst recht aufgehaltc». Ohne Jsolirraum hat das ganze Gesetze keinen Zweck. — Abg. Auer (SvzO erblickt gleichfalls in einer «treichung der fraglichen Bestimmung eine Verschlechterung des bestehenden Zu standes. — Abg. Gröber (Centr.) erinnert daran, daß in Württem berg in früheren Jahren die Regierung selbst einmal eine Wabl- refonn mit Jsolirraum vorgeschlagen habe, die aber vom Landtage abgelebtst wurde. — Abg. Lenzmann streit. Polksv-l legt gleichfalls auf den Jsviirraum das entscheidende Gewicht. Man tonne doch nicht mit besonders rabiaten Wähler« rechnen und die Gesetzgeb ung mit Rücksicht auf diesegestalten. Es sei schon cininal vörge- kommen. daß ein rabiater Wähler mit der ganzen Wahlurne durch ging nnd daß man hinter ihm herlatifen muhte, nm sie ihm wieder abzunehmen. Die Bestimmung über den Jsolirraum wird schließlich stegcn die Stimmen der Natronalliberalen, Konservative» und der ckeichspartei angenommen. Ferner wird der Antrag des Abg. Casselmann (frest. Vollsp.) angenommen, wonach die Bestimmung, daß um 7 Uhr die Abstimmung geschlossen wird und von da ab Stimmzettel nicht mehr angenommen werden, dahin geändert wer den soll, daß die unr 7 Ubr bereits im Wahllokale anwesenden Wähler noch zur Stimmabgabe zuaelassen werde». Dagegen werden abgelehnt ein Antrag Lcnznraim streif. Vollsp.), wonach die Skrmm- Gewicht von den amtlich festgestcllteir Ge- reichl zettcl, deren Wichts- oder znrann _ »e öder _ . Großenbestimmungen erkennbar abwerche». »ngiltrg ihrer einseitigen Zusammensetzung wegen lein Vertrauen zu haben. — Fiiianzmiiiister Tr. Miguel erklärte, daß die preußische Regier ung ohne alle Poremgcnvmmenheit der Frage gegenüberstehe. Nachdem sich noch Grat Limburg Stirnm Namens der Kon servative» für die Wiedereinsetzung des Silbers als Mnnzmclalt ausgesprochen hatte, wurde der Etat der Miinzveiwalluiig ge nehiistgt. — Morgen: Juslizelat. Berlin. Das vrenßstche Staalsmniisterinm har. wie die „Nat. Ztg." zuverlässig ersähst, nnnmebr beschlossen, in Berücksick» tignng der sowobl aus den preußischen westlichen Provinwn als aus Süddeutichlaird geltend gemachten Pe'chwerden. an» die Staffeltarife zu verzichten. Die baprstchen Dclegirten zu den Ver hgndliiiige» über die Frage der Autbebnng der Slasteltaiste lehren morgen von München bierber zurück. Im Herrcnhaiiie envorlet mau morgen ciue lebbaste Diskussion über die Frage der Ausheb ung der Staffeltarife. Der Bimdcsrath wird wabrtcheinlich morgen über den russischen Handelsvertrag beschkießeu. er ist dort durch eine Denstchrift begründet, welche dem ichon bekannten Ma tonal nichts Neues hinuisiigi. Es heißt darin: Was die Beden> nng des russische» Martles >är die deutsche Ausstihr anlangt, so batte sich das Abiatzverhältnst; in Rußland während des lebten Jahrzelniles^zum Nachtheile Deul'cblands fortgesetzt verschlechtert. Unter dem Schutze snskematstcher IiöbererEingangszölle Hai im ,n> fischen Reiche die einheimische Industrie sictz schnell entwickelt, de sonders ans dem Gebiete des Eisens und der Gewebe. Mit dem Emporblühen dieser Industrie verlor der deutsche Absatz stetig an Bode» in Rußland. Wenn anch für eine Reihe von Gegenwinde!! der deutschen Industrie in gewissen Cbemitalren, Maschinen imd Jn strumclitcn liniere Ausstihr auch nicht unmittelbar bedroht er schien,Zv war doch zu befürchten, daß mit dem Erstarken der ruffi sehen Industrie wich der Rückgang der deutschen Austtibr nactz Rußland weiter Schritt balten werde. Schon nm nur das bisher von der deutschen Industrie noch behauptete Gebiet zu halten, war eine Sicherung desselben durch Linderung der in Frage kommende» Positionen des russischen Tariies in bobcm Grade wünschenswert!!. Viel,gewichtiger war die Aussicht, welche die Eröffnung der setzt abgeschlossenen HandelsvcrlragSverhandlniigen bot. durch Erreich nng von Zollermäßigunge» stir bervorraaende Artikel der Ausfuhr den bcreikS verlorenen Markt iviede-.zugeivinnen und stir andere eine weitere Ausdehnung des Absatzes aiizubahnen. Andererseits hatte gegenüber diesen Erwartungen, die sich an «» günstigeres Ergcbniß dieser Vcrbandlimgen knüpften, der Verlauf des Zoll krieges im vergangenen Jahre gezeigt, daß Deo!schlank in Gesabr stand, eine aniehnlichc Zahl von Artikeln, die es früher nach Ruß land geliefert, an andere Länder zu verlieren: Bestellungen, die sonst nach Deutschland gingen, und zwar in wichtigen Gegen ständen der deutschen Industrie, richteten nch ,etzt nach anderen Staaten, auS deren Gebiet der russische Abnehmer die Maaren :u geringeren Zollsätzen byiehen tonnte ebenso wie die dent,che WaarenauSfuhr nach Rußland. Am ichwersten aber wurden durch den Zollkrieg betroffen die deutschen Rhedereien. dle bisher einen regyr Berkebr von den deutschen Nord- »nd Ostsecvlätzen nach and und Finnland Hinterhalten hatten und pcht durch die en von die Sachlage dat Nach- GL§- 7- V 2» ZlzG T' LS
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