Volltext Seite (XML)
Amts- M MeiBtlitt für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Sejirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - 43. Jahrgang. . . ... — - Dienstag, den 11. Angust Abonnement Viertels. 1 M. 2V Ps. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. 18S« Iie Begründung der Kandwerkervorkage. Obwohl die Vorlage allein von Preußen au« erfolgt, wäre doch die Annahme irrig, daß andere Bundesstaaten der selben unsympathisch gegenüberständen. ES ist vielmehr als Thatsachc hinzunehmcn, daß die Bekanntgebung erst dann statt gefunden hat, nachdem man sich zwischen den Einzclstaaten über die Grundzüge vollkommen einig war. Wie bereits be kannt, ist die Begründung zu dem Entwurf gleichfalls im .Reichsanzeiger" veröffentlicht worden; sie ist noch erheblich umfangreicher, als der Entwurf selbst, so daß man beim be schränkten Raume Mühe hat, sie auch nur auszugsweise wie derzugeben. In den Motiven wird zunächst die Wirksamkeit der bis herigen JnnungSgesetzgebung dargelcgt. Auf Grund der Vor schriften der Novelle der Gewerbeordnung von 1881 bestehen gegenwärtig in Preußen rund 8000 Innungen. Daraus wird der Schluß gezogen, daß „die alte Tradition der Zusammen gehörigkeit der BerufSgenossen noch für weite Kreise des Hand werkerstandes von Bedeutung ist, und auch die Form, die der Gesetzgeber für einen solchen Zusammenschluß dargebotcn hat, als eine geeignete gelten muß." Gleichwohl geben die Motive zu, daß der überwiegende Theil der Handwerker sich den fa kultativen Innungen nicht angeschlossen hat. Die Begründung führt weiter aus, daß der Gemcinsinn in den breiten Schichten LeS Handwerkerstandes augenschein lich nicht lebendig genug sei, um den Widerwillen gegen die Unterordnung des unmittelbaren eigenen VortheilS unter die Interessen der Gesammtheit mit dauerndem Erfolg bekämpfen zu können. Die Motive geben zu, daß im Großen und Ganzen die Bemühungen der Zünftler, bei ihren Bundesgenossen die Erkenntniß von der Nothwendigkeit de« freiwilligen Anschlusses an die Innungen und der persönlichen Theilnahme an der Erfüllung ihrer Aufgaben wachzurufen, ohne durchgreifende Resultate geblieben sind. Den Innungen ist es nicht ge lungen, den größeren Theil der Handwerker in sich zu ver einen, und vielfach hat sich nur ein kleiner Bruchtheil zum Anschluß an sie bereit finden lassen. So weit da« vorhandene statistische Material reicht, kann angenommen werden, daß nur etwa ein Zehntel sämmtlichcr Handwerker den Innungen bei getreten ist. Dementsprechend haben die auf Freiwilligkeit beruhenden Innungen nicht die persönlichen Kräfte und die finanziellen Mittel gewonnen, die sie befähigt haben würden, eine allgemeine Besserung der Lage des Handwerks herbei zuführen. Ihre Thätigkeit ist vielmehr im Allgemeinen aus verhältnißmäßig enge Grenzen beschränkt geblieben, und auch da, wo sic in größerer Zahl errichtet worden und weitere Kreise des Handwerkerstandes ihnen beigctretcn sind, haben sie die Wirksamkeit, zu der sie an sich befähigt sind, nicht in vollem Maße entfalten können, weil sie in ihrer gegenwärtigen Organisation des sicheren Bestandes ermangeln, indem e» jedem einzelnen Mitglicde in jedem Augenblick unbenommen ist, sich den Folgen ihm lästiger und seinen unmittelbaren Interessen vielleicht zuwiderlauscnder Beschlüsse und Anord nungen der Innungen durch den Austritt zu entziehen. Die Forderung de« Befähigungsnachweise« wird in den Motiven abgewiesen. Die Regierung vermag, so heißt e«, nicht der namentlich von dem organisirten Handwerk unter stützten Forderung der Wiedereinführung de« Befähigungs nachweise« als der allgemeinen Voraussetzung für den Beginn de« handwerksmäßigen Betriebes zu entsprechen, da sie sich weder von der Zweckmäßigkeit, noch von der Durchführbarkeit dieser Maßregel überzeugen kann. Die wesentliche Bedeutung der geplanten Organisation wird darin erblickt, daß dem Handwerkerstande ein Boden ge geben werde, auf dem er den Kamps gegen Mißstände auf nehmen und genossenschaftlich die persönlichen und finanziellen Kräfte zusainmensassen könne. Ein entscheidender Werth sei der Wirksamkeit der Organisation auf dem Gebiete des Lehr- lingSwesen« beizulegen, worüber die Begründung sich noch eingehender verbreitet, um die neuen Bestimmungen zu er läutern und zu begründen. Für die Bestimmung, daß auch derjenige zur Anleitung von Lehrlingen berechtigt sein soll, der fünf Jahre selbstständig oder al« Werkmeister thätig ge wesen ist, wird in der Spezialbegründung geltend gemach«, daß e« zu Härten führen könne, wenn unbedingt die Zurück legung der vorgeschriebenen Lehrzeit und da« Bestehen der Gesellenprüfung verlangt werde. Die weiteren Darlegungen sind der Erläuterung und Befürwortung der durch die neue Vorlage vorgeschlagenen Organisation de« Handwerk« gewidmet. Tagesgeschichte. — Deutschland. Nachdem in den letzten Wochen die widersprechendsten Nachrichten über die Reise de« Kaiser« Nikolau» von Rußland umliefen, ist man jetzt in einem Punkte zur Gewißheit gelangt. Nach einer Meldung de« Wolff'schcn Telegraphen-Bureau» hat sich Kaiser Nikelau« nebst Gemahlin bei Sr. Majestät dem Kaiser nach Breslau zu den Manövcrn ungesagt und zwar seinen Besuch für die Zeit vom ö. bi« 7. September angekündigt. Der Besuch de» Kaisers von Rußland zu einem in Breslau stattfindenden militärischen Schauspiel ist besonder« erfreulich, da Breslau ein alter historischer Boden für die preußisch-russische Freund schaft ist; denn dort war e«, wo im März 1813 König Fried rich Wilhelm III. in Anwesenheit de« Kaiser« Alexander I. seinen Aufruf „An mein Volk" erließ. Der Besuch de» Kaiser« Nikolau« in BrcSlau verliert auch nicht seine Be deutung, wenn, wie die Pariser „Agence Have»" halbamtlich au« Petersburg meldete, „in ernster Weise bestätigt wird, daß der Zar sich Ende September nach Frankreich begeben wird"; und die Ausbrüche der Begeisterung über die An kündigung de« Zarenbesuche», die sich nach Pariser Privat meldungen heute schon in den dortigen Blättern finden, sind ganz unbegründet, so weit sic indirekt ihre Spitze gegen Deutsch land richten. Wenn der Kaiser von Rußland, wie e« heute sogar heißt, nach Pari« gehen wird, so werden wir ohne Zweifel in erhöhtem Maße den BegeisterungStaumel erleben, welcher vor drei Jahren die Pariser Bevölkerung gelegentlich der damaligen Anwesenheit der russischen Marineoffiziere erfaßte; aber inehr noch al« damals wird diese mit allerlei Hintergedanken verbundene Begeisterung diese« Mal an der maßgebenden russischen Stelle richtig geschätzt und auf ihren wahren Werth zurückgeführt werden. — Au« WilhelmShöhe wird vom 8. d«. gemeldet: „Se. Majestät der Kaiser begrüßte persönlich den Reichs kanzler Fürsten zu Hohenlohe bei dessen Ankunft auf dem hiesigen Bahnhose und begab sich mit demselben im offenen Wagen nach dem Schloß." Aus dieser Meldung ist zunächst die erfreuliche Thatsachc der Besserung im Befinden de« Kaisers und sodann wohl die Beglaubigung der aus München übermittelten Erklärung zu entnehmen, daß Fürst Hohenlohe, entgegen den ihm von einem Leipziger Blatte zugeschriebenen Absichten, im Amte zu bleiben gedenkt. — Berlin, 8. August. Die „Nat.-Ztg." bespricht heule die Anwesenheit de« Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe in WilhelmShöhe beim Kaiser und meint, an sich wäre an diesem Umstande nicht« Auffällige». Jedoch die Thatsachc, daß der Kaiser die beabsichtigte Reise nach Wesel u. s. w. ausgegeben hatte, scheine neben anderen Anzeichen dafür zu sprechen, daß Entschließungen von besonderer Wichtigkeit zu treffen sind. We niger die geringe Erkältung, welche der Kaiser sich zugezogen, dürften die politischen Verhandlungen, mit denen die Ankunft de« Fürsten Hohenlohe zusammenhängt, an dem Entschluß de« Kaiser«, in WilhelmShöhe zu bleiben, nicht ohne Antheil ge wesen sein. Dabei käme wohl in erster Reihe die Reform de« MilitärstrafversahrenS in Frage, und Fürst Hohenlohe wolle sich versichern, ob er imstande sein werde, in der näch sten Reichstagssession sein am 18. Mai d. I. im Reichstage abgegebene» Versprechen bezüglich jener Reform einzulösen. Hiervon dürfte die weitere Entwickelung unserer inneren Po- liiik abhängen. — München, 8. August. Die „Münch. Neuesten Nach richten" schreiben in ihrem heutigen Abendblatt: Diejenigen Persönlichkeiten, welche die Ehre hatten, mit dem Reichs kanzler Fürsten Hohenlohe während seine« kurzen Aufenthalte» in München zusammen zu sein, waren hocherfreut über die außerordentliche Frische und ArbeitSfrei.digkeit de« hohen Herrn, obwohl sein diesjähriger Aufenlhall aus seinem Sommersitzc in Aussce nicht« weniger al« eine Erholung von den Geschäften war. Die außerordentlich verwickelte politische Lage hat dem Reichskanzler in seiner Sommerfrische vielmehr eine große Arbeitslast aufgebürdct, so daß er, nach seinem eigenen Ausdruck, kaum Zeit zu einem kleinen Spaziergang fand. Die orientalischen Angelegenheiten sind auch die einzige Veranlassung zu der Reise nach WilhelmShöhe, wo der Kanzler seinen Kaiserlichen Herrn persönlich Vortrag über die Lage erstatten wird. Mit Rücksicht auf diese Thatsachen ist die Version der „Leipziger Neuesten Nachrichten" über die Ver anlassung zur Reise de» Kanzler« vollkommen unzutreffend. Wie wir au« bester und vollständig einwand-freier Quelle zu erklären ermächtigt sind, denkt Fürst Hohenlohe gerade unter diesen Umständen nicht an einen Rücktritt. Jene« pa triotische Gefühl, da« den Fürsten seiner Zeit dazu bewogen, trotz seine« hohen Alter« die Bürde der Reichs-Regierung zu übernehmen, wirkt in ihm auch heute noch fort und hat in ihm den Entschluß gereist, dem Reich und dem Kaiser seine Dienste zu weihen, solange e« ihm seine Kräfte gestatten. — Kiel, 7. August. Die diesjährigen großen Flotten manöver, welche, von Wilhelmshaven ihren Anfang nehmend, vom 9. August bi« 15. September stattfinden werden, sind von dem Oberkommando der Marine nach dem Gesichtspunkte angeordnet worden, Offizieren und Mannschaften möglichst vielseitige Aufgaben au« dem Gebiete des Kriege- zur See zu stellen und ihnen Gelegenheit zu geben, sich nach jeder Richtung hin den Apparat dienstbar zu machen, welchen da schwimmende Material hinsichtlich seiner Bewaffnung, Aus rüstung und nautischen Leistungsfähigkeit dem Seemann gegen wärtig bietet. Dementsprechend ist denn auch die diesjährige HerbstübungSflotte die größte, welche Deutschland bi» jetzt im Dienst vereinigt gehabt hat, und zwar sowohl in Bezug auf die Formation der größeren Floktenabtheilungcn wie auf die innere Zusammensetzung nach Schiffsklassen und Typen. Da« UebungSprozramm ist folgende«: 'Nach Formation der Flotte am 9. August in Wilhelmshaven und nach Jnspezirung einzelner Abtheilungen geht sie am Dienstag, den ll. August, Abend« unter Helgoland vor Anker. Am 12. und 13. August finden Manöver statt, die den Eingang und die Befestigungen der Elbemündung sowie die Abwehr einer Blockade bezwecken. Am 14. August geht die gesammte, aus 52 Schiffen und Fahrzeugen bestehende Flotte durch den Kaiser Wilhelm-Kanal nach Kiel. Diese Durchfahrt wird in mehr denn einer Richt ung von dem höchsten Interesse und weittragender Bedeutung sein. Zunächst soll konstatirl werden, welche Zeil erforderlich ist, um eine Kriegsflotte, wie sie nach der Zahl und Größe unserer Kriegsschiffe im Ernstsall kaum größer formirt wer den kann, von der Nord- nach der Ostsee überzuführen. Als dann werden auch die Ichlcusenanlagen an den Kanalmünd ungen den Beweis zu liefern haben, daß sie in Bezug auf ihre Brauchbarkeit auch in großem Umfange tadellos funklio- niren, und ebenso wirb es sich Herausstellen, ob die Tiefen verhältnisse de« Kanals dem Tiefgange unser größten Schlacht schiffe jetzt völlig genügen. Nach der Ankunft in Kiel sind 2 Ruhetage in Aussicht genommen. Vom 17. bis 21. August finden Manöver im östlichen Becken der Ostsee statt, am Abend de« 21. August ankert die Flotte vor Travemünde und tritt ain 22. August eine gefechtsmäßige UebungSfahrt nach der Danziger Bucht und zurück nach der Eckernförder Bucht an, uin am 29. August in Kiel wieder einzutreffen. Am 31. August und I. September erfolgt auf der Kieler Rhede zum ersten Male eine Ausrüstung im großen Stil, zu der zahl reiche Werst-Osfiziere und Beamte kommandirt sink. Am 2. September geht die Flotte durch den kleinen und großen Belt um Skagen herum wieder in die Nordsee, wo vom 7.—14. September unter Helgoland die großen Schlußmanö ver stattfinden. Am In. September endlich wird die Auflös ung der gesammte» HerbstübungSflotte erfolgen. — Darmstadt, 8. August. Wie die „Darmstädter Zeitung" au« sicherster Quelle erfährt, ist der Besuch de» russischen Kaiser« und der Kaiserin am großherzoglichen Hofe für den Anfang Oktober zugesagt; während der Groß fürst und die Großfürstin Sergiu» bereits Ende September erwartet werden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 10. August. Begünstigt vom herrlich sten Wetter hielt der hiesige Turn-Verein gestern im Schul garten sein diesjährige« Schauturnen. Von auSwärt« war der Turn-Verein HundShübel mit Damcnriege und eine Deputation au« CarlSfeld erschienen. Nach Umzug durch die Stadt entwickelte sich aus dem Festplatze ein sehr rege» turner ische« Leben. An den Freiübungen nahmen 70 Mann Theil; dieselben wurden mit großer Präcision auSgeführl und ge währten für den Zuschauer ein interessante- Bild. Auch am Riegenturnen war die Theilnahme eine recht lebhafte, und konnte man erkennen, daß im Lause de« Jahre» fleißig geübt worden war. Daß unser Turn-Verein für hiesige Verhält nisse ein rege« Leben entwickelt, läßt sich daraus ersehen, daß derselbe eine ziemlich starke Alters-Riege und eine an Mit gliedern zahlreiche Damen-Riege aufzuweisen hat. Die erstere trat in ihren Uebungen noch gesondert auf, nachdem sie auch schon beim Ricgenturnen fleißig mitgearbeitet hatte. Die Damenriege führte unter Musikbegleitung reigenartige Frei übungen aus, die ebenso wie die vorhergegangenen anderen Schaustellungen von anhaltender turnerischer Schule Zeugniß gaben. Ganz außerordentliche Leistungen im Stabhoch- u. Weit sprung sowie Steinstoßen waren beim Wcttturnen und später beim Kürturnen zu beobachten und entwickelte sich beim letzteren ein so reger Eifer, daß man die große Ausdauer derjenigen geradezu bewundern mußte, welche bereit« während de» ganzen Nachmittag» in strenger turnerischer Arbeit gestanden halten. Zum Wettturnen waren 19 Mann angetrcten. Die Palme de» Tage» errang mit lö'/, Punkten Eurt Reiß, den 2. Prei» erhielt mit 15 Punkten Gustav Schönselder, den 3. Prei» Emil Bartholi mit 14'/, und den 4. Ernst Schmidt mit II Punkten. Paul Schmidt mit 10'/,Punk ten erhielt lobende Anerkennung. Welche Kiaftentfaltung im Wettturnen geübt wurde, läßt sich darau» ersehen, daß im Stabhochsprung al» höchste Leistung 2,ro Mtr. und im Weit sprung 4,s» Mtr. erreicht wurden. — Abend« fand im Saale de» Deutschen Hause« ein stark besuchter Eommer« statt, bei