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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.01.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150127018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915012701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915012701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-01
- Tag 1915-01-27
-
Monat
1915-01
-
Jahr
1915
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US tuorgen-Musgave. 10-. Jahrgang Nr. 47 ISIS Mittwoch, üen 27. 3snusr. Vie vieüeriage cler kngiäntier bei La Vaszee mg, des de» Lhes» de» Seneralftabs: rennoten Vorschein, k> unsere )r. 8t. Söhne dann einen nach dem anderen Und zwar nicht in bevorzugte Posten, Wereschtschagins aufrührerischer Pinsel hängt in der Moskauer Galerie Trct- Tagen tagsüber anhielt. Artillerie westlich Sin Fuhrwerkspark des mehrere feindliche Ko«- irden esen, ugel der hier irem und ogsl ische ruch, rge in« «s S. ied. — Kamin id und der du Men- ß wir >s den s der rs der dieser Wie rutct Erde Noch Aber und schen Kai- nicbt voll- Wir »eite sich nks, rent hin. den im in sten und cher ste llet nge ner der tn ,on chloß Ich kenne von jetzt ab gebeten, n Ossi pe, als pst auf n Glas ne an- Feuers r einen rd und meldet, t habe, id Ver führer. imann mkend frihes mich Sol- lebnt, änden siann- Nur i uns. fatale Grä- > sehe i den e mit estern wie ätten ine lacht d Waid, > in die Riesen- Inneres des Un- nun ge- fnungen Zn der Bulawina keine südlichen Kriegsschauplatz Zn der es sich die Ab- sich aus iele un- > darin, rtimeter kommt c feind keuchend rüst ge. j drücke er vor- Eraben isse, die le. Ee- Bäume rgraben rmmen- ,r sucht t gegen ng noch zkeiten Wände «.ehr. Änner- n dazu, nt das :t fällt it ver- öterbe- stehcn: den waren wir geworden, ganz demütig und bescheiden; fortgewcht wie S.reu voe dem Wince alle Ueberheblictüeit, geblieben einzig und allein das Bestreben, das Leben, von dem man jetzt weniger denn früher wusste, wie lange es noch währen möchte, einander zu erleichtern. An dieser Reformation des deutschen Gei stes trägt unser Kaiser nicht geringen Anteil. Er hatte den Grund gelegt zu dem allgemeinen deutschen Burgfrieden, dessen balsamischen Mär-- chenduft wir nun atmen; hatte zuerst seinen Gegnern die Hand entgegengestreckt, da er den Tausenden und aber Tausenden, die sein umdrängten, zurief: nur noch Deutsche". Kaiser Wilhelm und sein Volk haben einander ost nicht verstanden, und mancher von uns ist ihm bisweilen mit übel launiger Kritik genaht. Vorüber, gottlob vor über! In seinen Schlössern schlicht der zweite Nikolaus, nachdem er in der Angst vor dem ihn umdrohenden Meuchelmord eine Welt in Brand gesteckt hat, sich fröstelnd ein. Aber unser Kai ser bestellt wie ein rechter christlicher Hausvater, bevor cs an das Ringen um Ehre und Existenz geht, sein Haus. Vermählt in soldatischer Not trauung die aus der Sphäre der Nichtcbenburt erkorene Braut, verlobt und vermählt ein paar Tage später darauf auch den anderen. Nimmt mit ihnen allen, mit Frau, Tochter, Schwieger töchtern und Eidam das heilige Abendmahl und sendet die ins Feld, wo sie — (das Bild jakow) hat einen ähnlichen Vorgang aus dem Russisch Türkischen Krieg festgehalten — aus sicherem Port dem Massentod behaglich zu schauen können, sondern als schlichte preussische Offiziere in Reih und Glied mit den anderen. Dann zieht er nach alter Prcußenfitte selbst hinaus ins Feldlager. Und offenbart dort die schwerste, doch schönste Kraft wahrhaft freien Menschentums: sich selbst zu bezwingen und zu überwinden. So ward in diesen Tagen ein neuer Bund zwischen Kaiser und Volt geschlossen. Der aber wird bleiben, auch wenn die Segnungen des Friedens uns wiederrehren werden. In manchen Kreisen pflegt man darüber zu streiten, ob mehr die Demo.ratic oder die Monarchie aus dem Kriege gestärkt hervorgchen werde. Ein müssi ger Streit, Dhnc Frage wird der eine oder andere Zwang, der uns ehedem beengte, in Zu kunft fallen. Ein Volk, das mir solcher Hin gabe alle Pflichten und Opfer auf sich namn, wird man in mancherlei Hinsicht mehr gewäh ren lassen müssen, als bisher. Aber die Mon archie wird darum nicht gekürzt werden. Ein neues Gemeinschaftsgefühl kam auf und alte Gegensätze verblichen. Nie hat das deutsche Volk dem Repräsentanten seiner Ein heit und Größe bereitwilliger, mit innigerer, persönlicherer Teilnahme gehuldigt, als in die sem Jahre der ernsten Prüfung. Gemeinsame Sorgen sind ein ganz besonderer Kitt, und dabei wollen wir bleiben. seines Volkes, deutschen doch nur den J-all, Lebzeiten Wilhelm — in dem Belang schwankt für deutsche Beobachter sein Charakterbild nicht in der Ge schichte — hat wirtlich ein Friedensfürst sein wol len. Als wir vor zwei Jahren sein Regie- ruugsjubiläum feierten, genoß er mit sichtbar- kichern Glück und gerechter Befriedigung den Anblick eines in allen Künsten des Friedens, in Gewerbe und Handel machtvoll cmporgeblühlen Volks. Dann brach der Sturm, an den der ser, an den auch die meisten non uns batten glauben wollen, dach los, und nun zog sich das Wunder an unserem Volt, alle miteinander waren in Gefahr geraten, ein wenig oberflächlich zu werden; an Hoffart, Tand und derbe Diesscitigkeir unser Herz zu hängen. Jetzt fiel mit einem Schlage das von uns ab. Tag für Tag wurden wir Zeugen neuen Helden tums. Wir sahen unsere Freunde in Parlament, Büro und Behörde, obschon ihnen im Geben ken an Weib und Kinder heimlich das Herz beben mochte, noch am letzten Tage vor der Einberufung in gelassener, hier und da nur ein wenig wehmütig gefärbter Heiterkeit ihrem Berufe nachgehen. Wir stiessen auf dasselbe strenge Pflichtgefühl, das das Schwerste wie eine Selbstverständlichkeit übt, bei unseren handarbei tenden Brüdern; wir erlebten, wie Männer und Frauen aus allen Schichten der Bevölkerung in ihre kaum mannbaren Söhne drangen, das junge, frische Leben dein Vatcrlande zn weihen. Das ließ uns still werden; still nnd ehrfürchtig Vör den geheimnisvollen Mächten, die so in der Seele der Nation sich offenbarten. Und mit einem Male waren wir wirklich ein Volk von Brüdern geworden. Was dreißig Jahre Sozial politik nicht vermocht hakten — der russische Trcubruch hatte es uns in einer Nacht gelehrt: die Unbefangenheit des Verkehrs zwischen den verschiedenen Klassen und Ständen, und eS war rührend zu beobachten, wie leise, schonend und betulich wir selbst im Gebiet norddeutscher Schneidigteit einander nun begegneten. Bcschei- Knoten mehr Geschwindigkeit machten es den Deutschen unmöglich, dem Kampfe auszuweichen. Den Verlauf der Schlacht schildert „Daily Mail" folgendermaßen: Die Ge schütze eröffneten das Feuer auf den „Blücher", der als langsamstes Schiff des deut schen Geschwaders zum Schluß fuhr. Die Hinteren Schiffe sollen mit ihren Lordeckkanonen gleichfalls auf „Blücher" gefeuert haben, so daß dies Schiff unter ein mörderisches Feuer gekommen fein muß. Die englischen Schiffe konnten den Abstand von der feindlichen Flotte nicht mehr verringern. Die Geschosse des „Blücher" konnten zwar unbeschützte Teile der englischen Schiffe zerstören, aber ihre Pan zerung nicht durchdringen. „Blücher" soll von einem Eisenregcn überschüttet worden sein, und als eine ikl-oentinieter Granate explodierte, wirkte dies wie die Eruption eines Vulkans Vermutlich ist „Blü cher", nachdem sich die englischen Schiffe auf ihn ein geschossen hatten, zurückgeblieben und war so der Wirkung der Granaten über der Wasserlinie am meisten ausgesekt, bis er sank. Ein englischer Hilfskreuzer auf eine Mine gelaufen. (r.) 's Geavenhage. 2ti. Januar. lTig. Drahtbericht.) Nach einer hier eingelaufenen Drahtmeldung des Reuterschen Prioatdicnstes ist an der Nordkiiste Irlands der mit zwölf Ge schützen und acht Revoloerkanonen bewaffnete eng lische Hilfskreuzer „Piknor" fder frühe« Handelsdampfer „Biking") durch eine Mine ver nichtet worden. Die gesamte Besatzung ist mit untergegangen. Das Wrack des Hilfs kreuzers murde oufgesunden. Weshalb Herr Milleran- -ie Ausgabe amtlicher Verlustlisten verweigert. Paris, 26. Januar. Wie der „Temps" meldet, hat Krtcgsminister Millerand auf das Ersuchen der Liga für Menschenrechte um Veröffent lichung amtlicher Verlustlisten geant wortet, der Zeitpunkt der Veröffentlichung sei noch n i cht gek o m m e n, da die Regierung annehme, daß eine große Anzahl Soldaten gefallen sei, ohne daß hierüber volle Gewißheit bestehe. Viele seien zweifellos auch unter den Händen Feindes gestorben, der nur mit großer Ver spätung und wahrscheinlich ungenaue Nachrichten übermittle. Durch Irrtümer könnten aber die Familien unnötigerweise in Trauer versetzt werden. Sobald die Umstände cs erlaubten, werde die Regie rung Listen veröffentlichen. Die Begründung dieser Weigerung ist höchst faden scheinig. Soldaten, über deren Verbleib nichts Näheres bekannt ist, werden in deutschen amtlichen Verlustlisten als „vermißt" bezeichnet. Dem fran zösischen Kriegsminister sollte nichts leichter fein, als dieses Vorbild nachzuahmcn. Statt dessen verdächtigt er lieber die Deutschen Seine Behauptung, viele Franzosen seien zweifellos unter den Händen des Feindes gestorben, enthält den versteckten schweren Vorwurf, daß die deutschen Acrzte absichtlich die verwundeten Franzosen hinsterben ließen. Gegen diese beleidigende Verdächtigung muß aufs schärfste Einspruch erhoben werden. Die Dinge liegen viel mehr so, daß Herr Millerand von der Dcröffent lichung der Listen eine furchtbare Wirkung befürchtet: daß nämlich das französische Volk einzusehen beginnt, wie schwer es von der eigenen Regierung über die wahren Verluste getäuscht worden ist. ver österreichische Tagesbericht. vth. Wien, 2K. Januar. Amtlich wird bekannt gegeben: Die allgemeine Lage hat sich nicht verändert. Zn dem Geschiitzkampf, der gestern beiderseits der Weichsel stärker als in den letzten wirkte unsere schwere Tarnow mit Erfolg. Gegners wurde zersprengt, panien bei Zglobiee, südwestlich Tarnow, ver trieben. Das Artillericfeuer dauerte bei einer Gruppe an der Nida die Nacht hindurch an und setzte mit Tageslicht erneut verstärkt ein. Z« den Karpathen wurde auch gestern gekämpft. I« oberen Ung-, Latorcza- und Nagq-Ag- Tal« mußt« der Gegner nach »»« ihm wiederholt unternommenen, aber vergeblichen Gegenangriffen, die ihm schwere Opfer kosteten, einige wichtige Höhen raumen. Kampfe. Am herrscht Ruhe. Der Stellvertreter von Hoefer, Feldmarschallevtnant. ltir an» Vorort« »or» n»s«r* «Pa» UN» SprSttrurr rwaltügllEi io« Yao, -«krocht: W»«otUch 1.4» M., oI«rt.lISHrttch Z.7L M. Sri »er SrfchSflostrU«, uns««, ZiUal«« »at Nn»-ad«U«Ura obgrhoU: monatlich i m .olertrliahrllch s m. durch oafrr« ono«artt-«n Mal«n in» Hau» -rbmicht: moaatUch 1->» M>, oirrt«l>üi»rlich «.so M. lurch »le pog: luarrhold deutsch« land» uu» »er »«atfchea llolont«, monatli» i.s» M., vlrrtettührtlch «^» M-, anoschUetzUch postdesteU-el». pr«io »er Einzelnummer io Pf. dn ««ipzlg, Sen Nachbarorten na» »en cvrten mit «i-«o«n Zilialen wir» St« flbrnSano-obr »och am MdrnS S«o Erscheinen» io» yav» -«liefert. Zwei Gnadenerlasse des Kaisers angegriffen. — Portugal stellt die Truppentransporte nach Afrika ein in der Budgetkornmiffion der Duma Der Kreuzer „Gazelle" von eurem russischen Unterseeboote Erklärung Asasonows Japan schickt Krankenpfleger nach England. Üo,-i--u ana Leipzig un» Um,«dun« »i« lspalttgrp«titH«ileSZPf.,S!r Kellam»,eil« IM., von ouowürt» Z» Pf., «rktamrn 1.SSM., Kl«tn« gaz«i,«n »lepetitzeilrnar ropf„b.wteS«rl»»l.Nab..ftn,«i-!novoS«h»rüe» im amtli0,rnE«iiS>eprtit- zetl« büpf. SrschSftoan,eigen mir pioovorlchnft >m prell« «rbSbt. Nabatt »öS Eartf. v«tla-«n: Vrlamtautl.7 M.SaoEanfeaS ouoschl.poN-ebühr. ftaiet-en-Manabm«: )»banai«gagr», bei iamtiichra -ilia.en »»»Leipziger Eo-rdloUe» na» aUrn ftnoooc,n»Exp«»ittoa«n Seo dn. un» -tu-l,»»«o. vaoreipzi-rrEagediott «rscheiot «erktog» «mol. Sonn- u. Zeiertogolmal. vlrUarrU«Satitoa:SaürnA»u«ni7,)kru,prech»^nschUiHr Hansa Nr. 407. ver Verlauf der Seeschlacht. Aus Amsterdam wird der „V. Z." gemeldet: Der Morini-Mitorbeiter dec ..Daily Mail" be tont, baß das Gefecht in d.r Nord.'ec die bisher größte Seeschlacht oes Krieges gewesen sei. Mit Ausnahme von „Blücher" waren alle deutschen Schiffe an dem Angriff auf Scarborough be teiligt. An der Stelle des Kreuzers „Blücher" nahm damals „van der Tann" an dem Angriff teil, der aber Sonntag nicht mitkämpfte. Zum ersten Male kämpften jetzt in der Nordsee Dreadnought gegen Dreadnought. Das Geheimnis einer erfolgreichen Seeschlacht bestehe darin, im gegebenen Augenblick mit einer Ueberniacht angreifen zu kön nen. Daß sowohl bei den Falklandinseln als auch in der Nordsee die Engländer in der Uebermacht waren, sei der Strategie der Admiralität zu danken. Vizeadmiral Beatty habe eine Uebermacht in der Artillerie zur Verfügung gehabt, die seine Leute vorteilhaft zu verwenden wußten. Am Sonntag herrschte nebeliges Wetter. Die deutschen Kreuzer sollen sich in schnellster Fahrt befunden haben. Sie fuhren vermutlich 24 Knoten, denn 2ö,6 Knoten ist die größte Ge schwindigkeit des „Blücher", und jeder Admiral hält mindestens einen Geschwindigkeitspunkt in Reserve. Der Kommandant der Flotte war vermutlich Admiral Hipper, dessen Flagge auf der „Seydli tz" wehte. Die Schiffe waren klar zum Gezecht. Pivglich tarnen aus dem Nebel die Umriße des großen Schlachrschifses „Lion" zum Vorschein. Diesem folgte der noch größere „Tiger', ein funkelnagelneues Schiff und dahinter dampften „Prinzeß Royal" und „Newzeelan d". Den Schluß bildete die „Z n d o m i n a b l e". Sofort wurde Volldampf voraus kommandiert und alles aus den großen Turbinen herausgehott. Die großen Schlachtschiffe liefen nun 26 Knoten, die höchste Ge schwindiqkeit. die sie erreichen können Diese drei Dem Kaiser! <D Sechsundzivauzig I.ihrc hatte Wil> Helm II. dem ewigen Bund, der den Namen Deutsches Reich führt, vorgestanden. Da er in den schwülen Hochsommertagen des Schmcrzens-- sahres 1888 das stolze Erbe antrat, glaubte alle Welt: dieser junge und ungestüme Fürst würde alsbald die Sturinfahue ergreifen und das Reich in neuen Kämpfen zu mehren suchen. Auch im eigenen Lande glaubte man's anfänglich, meinte — immer doch noch, zum mindesten im Unter- bcwußtscin, ein wenig von den Vorstellungen des absoluten Fürsicnstaats umfangen —, daß das Temperament des neuen Herrn sich nicht anders würde ansleven können, als in Feld schlacht und Blutvergießen. Vielleicht sind die Vorstellungen des absoluten Fürstenstaats Wil helm II. selber nicht ganz fremd gewesen. Nur daß er ihnen etwas anderes entnahm: das Ge fühl innerlicher Bindung und Verpflichtung, die Ueberzeugung, den Lchicksalsmächten verantwort lich zu sein für Leib und Leben der Volks genossen. So gingen die Jahre dahin, eines um das andere. Nicht immer glückliche Jahre, nicht im- mer hochgemute, oder von durchaus einheitlicher Stimmung getragene. Manchem Eifervollen wollte es bisweilen scheinen, als ob der Glanz zu verblassen begönne, als ob wir hier und da zu nachsichtig, zu duldsam wären gegen fremde Herausforderung, nnd die Hitzigsten predigten so gar die Notwendigkeit des Präventivkrieges. Der Kaiser blieb nach wie vor inmitten einer Welt neidischer und gehässiger Katerien der freudige nnd überzeugte Schirmherr des Friedens. Zwar, er ließ nicht nach in der Sorge um die Schärfe des deutschen Schwertes: erwarb uns, wofür wir ihm erst heute zn danken . lernten, Helgoland nnd rief, in diesen Stücken ein wahrer Herold unermüdlich zum Ausbau der Flotte. Aber dem Kaiser waren das Rüstungen für alle Fälle. Oder für von dem er hoffte, daß er bei feinen nicht praktisch werden würde. Kaiser Au den Tagesberichten. * Der gestrige Tagesbericht bringt gute Kunde von der Westfront, und zwar von La Baffer, dem heißumstritlenen Orte, 2.1 Kilometer südwestlich von Lille. Der Angriff nördlich wie südlich des Kanals ging von deutscher Seite aus; auf der Nordseite kam es wegen ser Gefahr der Flankierung zu keinem Er folge, ober auf der Südseite erzwangen badische Truppen durch einen mit großer Tapferkeit ausge- sührten Sturm die Räumung der englischen Stellungen. Zwei wichtige Stützpunkte wur den erobert, über hundert Engländer gefangen genommen und die Gegenangriffe unter schweren Verlusten für die Angreifer abgcwiesen. Ob dieser Erfolg auf die rückwärtigen Stellungen der Eng länder nachwirken wird, ist abzuwarten. Jedenfalls werden sie in den nächsten Tagen das Aeußerste tun, um an dieser sehr wichtigen Stelle «in weiteres Vor dringen der Deutschen zu verhindern. Der in der Meldung genannte Kanal ist der Kanal von der Dculc nach Aire. Von der Küste wird die Fort setzung ser Beschießung non Middelkerk« und Wcstende-Bad gemeldet, eine schon noch frühe ren Berichten ziemlich zwecklose Maßregel, die ledig lich den Etiruohnern Schaben bringt und 'd esmul einer Anzahl, varunter dem Bürgermeister von Mid- dellerte, das Leben rostete. Im Anschluß an unsere gestrigen Ausführungen über die Vorwärtsbewegung der Russen nörd lich der Weichsel verweisen wir auf den im Be richte der Heeresleitung enthaltenen Vermerk: Klei nere Gefechte nordöstlich von Wloclawek waren für uns erfolgreich. Die Russen stehen also noch an diesem Teil der Weichsel. Politisch bemerkenswert ist die Tatsache, daß in der Budgetlommrssion der Duma über verschiedene Fragen verhandelt wurde. Russische Volksvertreter hatten den Mut, auf das Recht des Mitjprcchens Inder auswärtigen Politik zu pochen, und einerfragte sogar, wie es mit den Gerüchten über Friedens- verhandlungen stehe. Wie gemeldet wird, gab Minister Ssajonow „zufriedenstellende Ant worten". Auch erklärte er, er wolle die kaiserliche Genehmigung zu näheren Auskünften für die Plenar sitzung der Duma einholcn. Das ist alles mögliche. Offenbar legt die Negierung auf die Stimmung der Duma einigen Wert, womit nicht gesagt ist, datz sie die Volksvertretung über den Frieden beschließen lassen wird. Herr Ssasonow antwortete auf die Frage wegen der Frtedensgerüchtc, daß die Regie rung nicht daran denke, von dem Abkommen mit den verbündeten Mächten, wonach der Friede ge meinsam geschlossen werden ;oll, aüzugehcn — eine Bekräftigung, die, gegen oen früheren Minister Witte und seinen Kreis gerichtet, in Paris und London mit großer Zufriedenheit ausgenommen werden wirb. Weniger erfreulich lauten für England die Nacläch.-n aus Portugal. Wie uns nach dem Madrider „Imparzial" gemeldet wird, unterzeichnete der Präsident der portugiesischen Republik auf Ver langen des mit dem Rücktritt drohenden Mini- sterlums den Erlaß zur Einstellung der Truppensendungcn nach Afrika. Die Drohungen, womit England eine weitere Unter stützung erzwingen wollte, sind also vergebens ge wesen. Vielleicht war es weniger der portugiesische Stolz, der ihm diesen Streich spielte, als die Angst vor den monarchistischen Gegnern und vor dem Heere selbst. Jüngst die in Stockholm erlittene Schlappe, die Ablehnung der Waffendurchfuhr nach Rußland, jetzt die Absage Portugals, dem man doch in London einen eigenen Willen kaum noch zutraute, dazu die Streitigkeiten mit den Bereinigten Staaten — Herr Grey wird nicht behaupten, daß alles nach Wunsch gehe. Aber da kommt ein Lichtblick. Japan will Verpslegungsmannschaftcn schicken. Das ist eine Freundlichkeit, die mehr noch in Frankreich als in England die Hossnung aus eine viel weitergchendc Tatbercitschast des gelben Verbündeten beleben wird. Die englische Regierung hatte gegen den lauten, nach Japan gerichteten Notruf um Hilfe seit her politische Bedenken, vielleicht sogar Einwände des Gewissens. Werden sie schwinden? Amtsblatt des Rates rurd des Polizeiamtes der Stadt Leipzig NeSaktlo« na» SefchSftostell»: Johann l»-ass« Nr.«. * Zernsprrch-flnfchlng Nr. 1«»«, 14S4Z un» 14»»«.
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