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«MM -i, MdrE Warandt, Dassen, Sieöentehn und die Dwgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Milsdruff,. sowie für das Rgl. Horstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Jnserale werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespalteNe Lorpuszeile. Druck und Verlaq von Marlin Berger tri WWdrufi. — Verantwortlich für die Redaktion Marl!» Berger LaieM. No. 100. Donnerstag, den 28. August 1W2. 61. JatzM. Der Rechtsanwalt Herr Karl Woldemar Robert Burffan in Dresden ist nach Aufgabe seiner Zulassung beim hiesigen Gericht in der hiesigen Anwaltsliste gelöscht worden. Wilsdruff, den 23. August 1902. königliches Amtsgericht. Politische Rundschau. Am heutigen Mittwoch hält König Victor Emanuel von Italien, der Freund und Verbündete unseres Kaisers, seinen Einzug in die Sommerresidenz des Hohcnzollern- hauses, in das herrliche Potsdam, das Alexander v. Hum- Loldt zu den 7 schönsten Städten der Erde gezählt hat. Hof und Stadl haben mit einander gewetteifert, dem jugendlichen König des befreundeten Italien einen Empfang zu bereiten, der in dem fürstlichen Gaste den unauslösch lichen Eindruck Hervorrufen wird, daß des deutschen Kaiser hauses und des deutschen Volkes Herz dem schönen Italien in Liebe und Treue entgegenschlägt. Alle Jutriguen und Zettelungen, die von dreibundseindlicher Seite in Rom zu Lem Zwecke geübt wurden, den König mit Mißtrauen gegen Deutschland zu erfüllen, werden wie Spinngewebe zerreißen vor dem freien, herzlichen Zuge, der dein könig lichen Gaste aus allen Kundgebungen deS Volkes und des Hofes enigegenwehen wird. Wallende Banner und wehende Fahnen, frische Guirlanden und duftige Kränze grüßen in Potsdam heute und morgen in Berlin Italiens hochge- muthen Herrn; herzlicher aber und inniger erklingt der Gruß aus viel hunderttausend Kehlen, der dem Könige, wo immer er sich zeigt, jubelnd entgegengebracht wird. Das ist kein konventioneller Gruß, das ist kein Willkommen, Ler geboten wird, weil es nun einmal so Mode ist und Ler gute Ton es verlangt, das ist eine große, einmüthige und begeisterte Kundgebung, und jedes Hoch und Hurray, das dem Könige entgcgcngerufeu wird, entspringt einer aufrichtigen und herzlichen Gesinnung und ist ein Ausdruck Les Dankes und der Liebe. Ja, das deutsche Volk, das stolz ist auf das Meister werk feines Bismarck, auf den Dreibund, dankt es dem Könige von Italien von Herzen, daß er sich durch die vielfachen Einflüsterungen, Verleumdungen und Versprech ungen in seiner Bundestreue nicht hat wankend machen lassen! Das deutsche Volk fühlte sich dem König Victor Emanuel zum aufrichtigen Danke verbunden, als die Er neuerung des Dreibundes bekannt wurde, und sie nimmt Lie Gelegenheit seines Besuches wahr, um dem Könige auch von Angesicht zu Angesicht diesen Dank zu erkennen zu geben. Das deutsche Volk verkennt auch keinen Augen blick das Gewicht der Lockungen, durch welche Italien vom Bunde mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn abgezogen und zum Anschluß an eine andre Combination bewogen werden sollte. Wohl ist eine unumstößliche Thatsache, daß sein eigenes Interesse Italien auf Deutschland hin weist, und es erübrigt sich, an dieser Stelle auf die Vor spiegelungen hinzuweisen, durch die Italien zum Abtrünnigen gemacht werden sollte, immerhin hat sich König Victor Emanuel durch seinen Entschluß, dem Dreibunde treu zu bleiben und zum Zeichen dessen dem deutschen Kaiser seinen Besuch abzustatlen, als ein ganzer Mann erwiesen und bewährt, dem Deutschland fortan rückhaltlos vertrauen darf. Eine neue, aller Welt sichtbare Friedensmanifestation ist endlich in dem Besuche König Victor Emanuels ent halten. Die Welt verlangt den Frieden, die Völker be dürfen seiner, und ihre Souveraine kennen keine höhere Aufgabe, als die, das kostbare Gut des Friedens vor allen Sturmen und Wettern zu hüten und zur Wohlfahrt ihrer Völker zu erhalten. Mit seinem Besuch in Berlin bekennt sich auch Italiens König zum Hort und Hüter des Friedens. Rußland und der Dreibund haben die Erhaltung des Friedens zu ihrer vornehmsten Aufgabe erkoren, so daß, wer den Frieden stören wollte, auf Granit beißen würde. In das Geläut der Glocken, in den Wirbel der Begrüßungs- Wusik, in das Jubeln und Hurrahrufen der Menge mischt sich darum heute der Willkommensgruß des ganzen deutschen Volks. Willkommen Humberts Sohn, willkommen König Victor Emanuel! Kaiser Wilhelm wird nunmehr im November in London erwartet. Sein Oheim, König Eduard, wird am 9. November 61 Jahre alt. Das Ccntrum hat ein Reichstagsmandat verloren. Nach dem Endresultat in der Reichstags-Stichwahl in Forchheim-K ulmbach hat der nationälliberale Kandidat Faber mit 9400 Stimmen gesiegt. Sein ultramontaner Gegner Zöllner erhielt nur 8498 Stimmen. — Die Münchener „Allgem. Ztg." bemerkt zu dem Ergebniß: „Es war ein politisches Ringen, weniger ein wirthschastlicher Kampf, was den 22. August von Forchheim-Kulmbach be herrscht hat. Das muß vor Allem im Auge behalten werden; darin liegt die Bedeutung dieser Wahl für Bayern. Wir begrüßen das Ecgebniß als ein hoffnungsfrohes Morgenroth für die nächsten Landtagswahlen, die die Macht des KammerccntrumS brechen müssen. Nach dem Reiche hin ist mit dieser Wahl der Beweis erbracht, wie bröcklich die Macht des Centrnms in den vielen Wahlkreisen ist, die jetzt noch dank der Zerrissenheit der Parteien vom Centruin behauptet werden." Die Viehsperre an den deutschen Grenzen gegen das Ausland bleibt bestehen! Dies erhellt aus den Erklärungen, welche der preußische Landwirthschaftsminister v. Podbielski soeben den von ihm empfangenen Vertretern der städtischen Behörden Posens gegeben hat. Die Herren waren in Berlin erschienen, um sich mit dem Minister in Hinblick auf die in der Stadt Posen herrschende Theuerung, welche durch den bevorstehenden Kaiserbesuch noch eine Steigerung' zu erfahren droht, in's Vernehmen zu setzen. Herr v. Podbielski bedeutete der Abordnung indessen, daß dem von ihr geäußerten Wunsche nach Wiederaufhebung der Viehsperre an der deutsch-russischen Grenze nicht statt gegeben werden könne, und zwar aus veteriuärpolizeilichen Gründen, die noch immer einer Oeffnung der Grenze für die Vieheinfuhr aus Rußland entgegenstünden. Doch theilte der Minister mit, daß die Centrale für Viehver- werthung es übernommen habe, während der Kaisertage in Posen für eine reichliche Zufuhr von Schlachtvieh sorgen zu wollen. Jedenfalls wird die Erklärung des Ministers, daß die deutschen Grenzen auch fernerhin gegen die Vieh einfuhr geschlossen bleiben müßten, ungemein niederdrückend auf weite Bevölkerungskreise wirken, namentlich angesichts der leidigen Thatsache, daß fast überall in Deutschland eine neuerliche Erhöhung der Fleifchpreise angekündigt worden ist. Deutsch-Südwestafrika. Mit Rücksicht darauf, daß infolge des Krieges das Kapland fast ganz vonVieh- heerden entblößt ist, und daß deshalb von Deutsch-Süd westafrika eine starke Einfuhr von Vieh, namentlich Rindern, dahin stattfinden werde, ist die Besorgniß ausgesprochen worden, daß Südwestafrika Schaden leiden könnte durch zu große Abfuhr. Amtlicherseits ist laut „Post" dieser Möglichkeit schon Rechnung getragen; der Verkauf der Rinder wird einer Kontrolle unterzogen werden. Ein neuer Truppentransport (190 Mann) für Südw estafrika ist beim Oberkommando der Schutztruppen in Berlin zusammengetreten. Es handelt sich um die Mannschaften für die neu zu bildende Gebirgsbatterie und um Ablösungsmannschaften für die Leute, die ihre drei jährige Dienstzeit im Schutzgebiet abgeleistet haben. 1046 kriegsgefangene Boeren, welche bislang auf den Bermudasinseln internirt waren, sind von dort an Bord des Dampfers „Staffordshire" nach Südafrika ab gegangen. Londoner Blätter behaupten, die Conferenz zwischen Krüger und den Boerengeneralen habe zu dem Ver zicht Krügers als Haupt des Boerenvolks geführt, der zu künftige Führer der Boeren sei Botha. Wenn die Meldung zutriffi, was wir zunächst noch bezweifeln, so kann der Hergang nur der sein, daß Krüger mit Rücksicht auf sein hohes Alter und die für ihn daraus entstehende Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit, sich in die Neuordnung der Dinge zu fügen und so nach Südafrika zurückzukehren, freiwillig darauf verzichtet hat, in Zukunft noch als das offizielle Haupt der Boeren zu gelten. Gedrängt ist er zu diesem Schritte von den Boerengeneralen unter keinen Umständen. Sie wissen zu gut, was sie dem alten, leidgeprüften Mann zu danken haben. Das Ministerium Combes in Frankreich scheint ent schlossen zu sein, auf dem von ihm betretenen Wege der Bekämpfung der Congregationen noch einige weitere Schritte zu thun. Es wird wenigstens gemeldet, daß im nächsten französischen Ministerrath über eine Verschärfung des gegen wärtigen Vercinsgesetzes, sowie über die Aufhebung des Schulgesetzes, das die Lehrfreiheit für das höhere Schul wesen ausspricht, Beschluß gefaßt werden soll; d. h. also, es sollen auch die vielen geistlichen Gymnasien aufgehoben werden. Die Ausführung dieses Vorhabens dürfte leicht auf noch ernstere Schwierigkeiten stoßen als die gegen die geistlichen Privatschulen getroffenenMaßnahmen. Besonders aber wird die Regierung zu erwägen haben, daß ihr bei Schließung so zahlreicher Schulen nicht entfernt hinreichende Lehrkräfte zur Verfügung stehen, um den schullos gewordenen Kindern den erforderlichen Unterricht zu Theil werden zu lassen. Uebereilungen würden jedenfalls recht verdrießliche Folgen haben. Die venezolanische Regierung hat angeblich die Vorschläge Deutschlands, Frankreichs und Englands, betr. die Blokade abgelehnt und gegen deren Nichtanerkennung Einspruch erhoben. Anrze Lhrsnik. lieber eine Schiffskollision auf der Unter elbe bei Hamburg wird schon wieder unter dem 15. August von dort berichtet. Der „Verein des blechernen Kruges", ein Verein zur Unterstützung armer Hamburger Kinder, hatte am Sonntag mit dem Dampfer „Bill- wärder" einen Ausflug nach Tatenberg, einem beliebten Ausflugsorte am rechten oberen Elbufer, gemacht. Kurz vor Mitternacht wurde die Heimfahrt angetreten. An Bord befanden sich 110 Personen, Mitglieder und Gäste des Vereins. In der Nähe von Kaltenhost, wo sich die Schöpfstelle der Hamburger Wasserkunst befindet, rannte der „Billwärder" plötzlich gegen den Lauenburger Passa gierdampfer „Prinz Adalbert" an, der ebenfalls viele Passagiere an Bord hatte. Als der Führer des „Bill wärder" sah, daß der Zusammenstoß unvermeidlich war, brachte er seinen Dampfer so schnell zum Stoppen, daß der Stoß ohne verhängnißvolle Folge war. Der Steven des „Billwärder" traf den „Prinz Adalbert" vor dem Steuerbord-Radkasten (rechte Seite) und zerschnitt die Wallschiene. Der Stoß war jedoch so stark, daß viele ahnungslose Passagiere zu Boden stürzten und Verletz ungen erlitten. Die fröhliche Stimmung, die bis dahin an Bord beider Dampfer geherrscht hatte, war natürlich mit einem Schlage verschwunden. Die Musik schloß mit einer grellen Dissonanz: eine ungeheure Panik entstand, da Jeder glaubte, eine Wiederholung der entsetzlichen „Primus"-Katastrophe stände bevor. Glücklicherweise ge lang es besonnenen Männern, die Aufgeregten zu be ruhigen und vor unüberlegten Schritten zu bewahren. Die Theilnehmer an der Fahrt werden an das „Ver gnügen" jedoch wohl noch lange denken. Potsdam, 25. Aug. Der Maler Otto Wagner aus Neuendorf bei Potsdam, der Vater des letzten Dienstmädchens der Frau Justizräthin Jßmer, ist wegen dringenden Verdachts, den in letzter Nr. gemeldeten Mord an der Frau Rälhin begangen zu haben, von der hiesigen