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/-. Jahrgang. 2 Monkag- 2. Januar 1228 Gegründet 18SS DrabtansckrM: ««chetchte» Dre»de» 8irnIr»r«cher-Sam»rlnuim»«, SS 2.1 Nur für Nachlgesvräch«: SO Q11 vom i. bi, lö.Nanuar >»» bei «Saltch,w»imaltger 3uft»lluna frei Kau« >.« <^"gUgS-We0Ul)t Poitbetugiprel» für Monat Januar » Mark ohne Postiustellungoaeblihr. Ltm»el«um«er lv «Pfennig. M». Anzeigen-Preise: aukrrbalb WnPsg. l, Anreisen werden nach GiNdmack berechnel: di» einspaltioe »o mm breit. reise» eil» »» Pia., iür aurwärts «» -ia. Familienanreigen »nd Slellrnseiuch« ohne rhalb 25 Psa., die «n mm brcile Reklamczeile 2»o Via.. ertengebllhr »oPsg. Ausw. Aufträge gegen Vorausberahlg. T hriiNeitung und AanpigrschSii^lel«! Maeieaiieab« SS.2 Druck ». Verlag von vievlck ck Sietwardt in Dreien PoKicheck'Konto 10SS Dre.de» Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe (.Dresdner Nachr.'i zulässig Unverlangle Tchriilstücke werden nicht aufbewadrt. r Die Neujahrsempsiinge bei Hindenburg. Befreiung der Rhelnlaude der noch unerfüllte Herzenswunsch des deutschen Volkes. Die Kofsmmg aus ein Jahr -es Frie-ens. Berlin, 1. Jan. Reichspräsident v. Htndenburg empfing heute mittag die Chefs der hiesigen fremden dtplo. matlschen Vertretungen. Nuntius Pacelli liberbrachte die Glückwünsche des diplomatischen Korps. In seiner Ansprache führte er u. a. folgendes aus: Das vergangene Jahr hat neue Fortschritte auf dem Wege der Befriedung der Völker gebracht. Bewunderung gebührt den Männern, die, obwohl sie in der Wahrung der berechtigten Interessen ihres Landes ihre höchste Aufgabe sehen, dennoch ihr Trachten aus das hohe Ideal der Brüderlichkeit unter den Menschen richteten. Das Gefühl des internationalen Vertrauens hat dgzu bcigctragen, in den verschiedenen Staaten den Wieder aufbau zu fördern. Unter Liesen Staaten nimmt daö Deutsche Reich einen wichtigen Platz ein. Man muh den erneuten Aufwand an Geist und Lebenskraft in Deutschland bewundern. Der Nuntius drückte zuin Schluß den Wunsch auS, baß das Jahr 1S28 der Welt den Frieden bringen möge. I« seiner ErwidernngSansprache erklärte -er Reichspräsident, er hoffe und wünsche, datz die Prüfungen det Vergangenheit «nd die Röte der Gegenwart in den Völkern den Wille» zur Zusammenarbeit und das Verständnis für die Lcbcnsnot- wcnbigkeiten jedes einzelnen Volkes vertiefen. Opferwillige Hingabe an baS Vaterland schliche den Dienst au der Menschheit nicht auS. kl« voller würden sich «« die Herbeiskhruna eines wahren Friedens «m so srendiger bemühen, wenn sic davon über zeugt sei» könnte«, datz dieser Friede zugleich die Herrschaft -er Gerechtigkeit «nd der Freiheit begründe. Das deutsche Volk werbe sich an diesen Friedensbemühungen entschlossen beteiligen. Möge bas neue Jahr den Fricdenöhosfnungen Erfüllung gewähren. .. Hierauf begrüßte der Reichspräsident die einzelnen Diplomaten. Bei dem Empfang waren u. a. Reichskanzler Dr. Marx und Staatssekretär v. Schubert anwesend. Darauf empfing der Reichspräsident den Reichskanzler sowie die in Berlin anwesenden Ncichomintster und Staats sekretäre der Ncichsregierung. Reichskanzler Marx führte in seiner Ansprache etwa folgendes auS: Man kann auf das abgelausene Jahr mit dem Gefühl dankbarer Be- srledigung zurückblicken: allerdings ist der Herzenswunsch des gesamte« bentschen Volkes, die Befreiung deS besetzten Gebietes, noch nicht in Erfüllung gegangen. Dennoch ist eine Festigung unserer auswärtigen Lage unverkennbar. Das abgelausene Jahr Hot mehr und mehr die Schranken nieder gelegt, die noch immer die Völker trennten. Mil großer Freude stelle ich fest, daß die Arbeitslosigkeit im ab- gelaufene» Jahre zurückgcgangeu »nd daß Deutschland von schweren Wirtichastskämpfen verschont geblieben ist. Die Erkenntnis, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammen- arbctten müssen, nimmt ständig zu. — Mit Genugtuung wies der Kanzler dann aus die neue Beamtcnbesvldung hin. Schwere Ausgaben seien auch im kommenden Jahre zu lösen. Aber wenn inan dabei hvssniingofrendig ans Werk gehe, so beseele uns der Gedanke an die Einigkeit des deutschen Volkes am achtzigsten Geburtstag des Reichs präsidenten. Möge auch im kommenden Jahre dieses Gefühl der neucinpfundenen Einigung nicht verlorengehen. Der Reichspräsident dankte zunächst der Ncichsregierung für die unermüdliche Arbeit, die sic Im letzten Jahre geleistet habe. Er fuhr dann fort: Ger« erkenne ich an, daß das vergangene Jahr eine Besserung gebracht hat. Aber leider ist die Hoslnung aus Befreiung der Rhein lande noch nicht erfüllt worden. Ich hoffe, daß den Volksgenossen im besetzten Gebiete nun bald die Stunde der Befreiung schlage. Fremde Besatzung im Lande ist unvereinbar mit einer endgültigen Befriedung. Der Reichspräsident wies dann auf die Hilfsmaßnahmen für Ostpreußen hin und sprach die Hoffnung aus. daß die wirtschaftliche Erstarkung »nd der Gedanke des sozialen Aus gleichs auch im kommenden Jahre Fortschritte machen möge. Sein dringender Wunsch am erste» Tage des Wahljahres an alle Deutschen sei der. daß die Wahlbcwegung nicht zur Vertiefung des Zwiespalts führen und nicht zu persönlicher Bekämpfung ausartcn möge. Nur fester Zusammenhalt aller Deutschen könne die Lösung der zukünftigen schwierigen Probleme ermöglichen. Im weiteren Verlauf des Nachmittags übermittelten Ncichstagspräsident Löbe und Vizepräsident Dr. Nicßer die Wünsche des Reichstag 8. Staatssekretär Wcißmann, der bäurische Gesandte o. Preger und der braunschweigische Ge sandte Boden die Glückwünsche des Neichsrats, und Ministerpräsident Braun die der preußischen Staats, regterung. Die Glückwünsche der Wehrmacht ttber- brachtcn General Heue und Admiral Zenker. Auch die Direktionen der Deutschen Ne t ch S b a h n g e s e l l s ch a f t und der Reichs bank sprachen ihre Glückwünsche aus. Anklagen als Neujahrsglückwünsche. Lügenhafte Anlerfrelluugen des offiziösen „Temps" und ihre Zurückweisung. Das unersüMe Locarno. Berlin, l. Januar. I« Berliner politische« Kreise« hat -er Neujahrs-Artikel des offiziösen „TcmpS". in dem die autzenpoiitischc Bilanz Frankreichs sür das ab- gelanfeue Jahr gezogen wird, stark befremdet. Wenn der »TcmpS" glaubt, aus die Frage, ob die Reickforegicrong e,rd- gültig entschlossen sei. die jetzt befolgte Politik weiter zn treibe», keine mndcutigc Antwort geben zu können, so wird demgegenüber daranf hiugcwiesen werden mlisien, datz Dentschland die durch Locarno gekennzeichnete Politik kon- scanrnt und loyal fortgciührt hat. Die Unterstellung, datz Deutschland «ach neun Jahren feit Beendigung der Feindseligkeiten immer noch nicht moralisch adgerüstet habe, entbehrt jeder Begründ»«» nnd mutz energisch zurUckgcwiescn werden. Wenn man französischer- seits die außenpolitische Bilanz des abgelauscncn Jahres ziehen will, so ist es an der Zeit, deutscherseits erneut darauf hinzuweisen, daß auch heute, nach mehr als zwei Jahren nach dem Abschluß des Locarno-Vertrages, die damals Deutschland fest zugesagtcn Rückwirkungen nicht voll erfüllt sind. stoch immer stehen farbige Truppen im besetzten Gebiet; noch mmcr ist von der länyst versprochenen Angl ichung der Be» satzn-gstrnppen an die Stärke der deutschen Vorkricgs- garnisoncn nichts zu merken. Wenn durch die von Frankreich ncucroingo — übrigens nur aus der zweiten und nicht aus der dritten Zone — zurückgezogen achttausend Mann nur 1«M Wohnungen im französisch besetzte» Gebiet srcigcworden sind, so erhalten die Befürchtungen, die in Deutschland hin sichtlich der wirklichen Durchführung der unter dem S. Sep tember Dentschland in Gens zugesagtcn NcsatzungSvermindc- rung laut geworden sind, leider eine neue Bestätigung. Daß man auch amtticherseitS diese mit der politischen Ge samtlage in schroffem Widerspruch stehende Situation mit schwerer Besorgnis betrachtet, hat die letzte Rede, die Reichs- kanzler Dr. Marx in seiner Eigenschaft als Minister für die besetzten Gebiete Anfang Dezember vor dem zuständigen RclchStagsauSschuß gehalten hat, ausö deutlichste bewiese». Es ist auch kein ßkheimniS mehr, daß bei den letzten Genfer Besprechungen zwischen den Vertretern der Locarno- mächt« auch die mit der Verwirklichung der Locarnvpolittk zusammenhängenden Fragen wieder erörtert worden sind, und baß besonder» von englischer Leite die Notwendi-keit betont «mrbe. au -er Lösntzg dieser Probleme energisch «etter» »»arbeite«. Datz sich aber diese Erklärung bereit» zu -er Zu- sage an Deutschland, verdichtet hätte, eine Reduzierung der Nhetnlandtruppen um weitere lOOvo Mann in allernächster Zeit herbeizusühren. um damit die Borkriegs stärke der deutschen Garnisonen zu erreichen und die von der deutschen Oesscntlichkeit immer wieder geforderte Erleichte rung des Besatzungsdruckcs zu schassen, wird man füglich bezweifeln müssen. Die gegenwärtige französische Re gierung wird vor den Neuivahlen kaum geneigt sein, eine der artige Aktion, die auf den schärfsten Widerstand der französi schen Chauvinistcnkrcise stoßen würde, noch in Angriff zu nehmen; es sei denn baß man in Frankreich glauben würde, aus diese Weise einen Einfluß auf den Verlaus der deutschen Wahlen nehmen zu können. Das Neujahrsvergnügen französischer Offiziere. Zweibrücke«. 31. Dez. Nach einwandfreien Feststel lungen der dentschen Polizei verübten in der vergangenen Nacht mehrere betrunkene französische Offiziere in der Grenzstadt Zwcibrttcken schwere Sachbeschä digungen. Die Offiziere zerstörten in der Stadt ver, schicdcne Anlagen, ritzen Warnungstafeln und HanSschilder ab und beschädigten autzcrdem den ans dem öffentlichen Alexander platz von der Stadtverwaltung anfgesteltten Wcihnachts- baum. Lant johlend machten sich die Offiziere über die deut schen Passanten, die sich mit Recht über ein derartige« Treiben empörten, lustig. Neue Derhaskungen von Aulonomisken. Paris, 1. Jan. Der Kampf der französischen Behörden gegen die clsässische Autonomiebewegung geht weiter. So wird auS Straßburg die Verhaftung des elsäisischen Lehrers Wurtz in DorllSheim und des Straßburger Malers Sol- veen gemeldet. Wurtz war Mitarbeiter mehrerer den Auto- nomisten freundlichen Blätter. Dem „Journal" zufolge soll er den Kreisen derjenige» Persönlichkeiten angehören. die im gegebenen Augenblick die „militärische Aktion gegen das fran zösische Elsaß" clnlclten sollten. Solvecn war ein Freund von Pinck, Hauß nnd angeblich auch von Röchling. Er war ebenfalls schriftstellerisch sür verschiedene elsatz-lothringlsche Zeitungen tätig. Deutsch-österreichische Glückwünsche. Berlin, 81. Dez. Anläßlich des Jahreswechsel» sandte Bundesprästdent Hatnisch folgendes Telegramm an den Herrn Reichspräsidenten: »Die Wende des Jahres, in dem die ehrfurchtgebietende Persönlichkeit Eurer Exzellenz das achte Jahrzehnt voll, endet hat. bietet mir den erwünschten Anlaß, Ihnen, hoch, verehrter Herr Reichspräsident, die wärmsten Wünsche für Ihr persönliches Wohlergehen sowie für das Blühen nnd Gedeihen des großen Deutschen Reiches, das in so enger Gefühls- und Kulturgemcinschast mit unserem Baterlaude steht, auszusprechen. Möge cs dem Deutschen Reiche ver gönnt sein, wie bisher ein mächtiger Faktor auf dem Ge- biete der Befriedung der ganzen Welt zu bleiben." Vorstehendes Telegramm hat sich mit folgendem Tele- gramm des Reichspräsidenten v. Hindenbnrg gekreuzt: »Es ist mir ein lebhaft gefühlte» Bedürfnis» Ihne«, Herr Bundespräsident, und dem österreichischen Volk« -um Jahreswechsel die herzlichsten Glückwünsche auszusprechen. Möge die schwere Arbeit am nationalen Wiederaufbau Oesterreich und Deutschland im kommenden Jahre weiter vorwärts und auswärts bringen." Berliner Diplomaten zum Jahreswechsel. Köln, 81. Dez. Die „Kölnische Zeitung" veröffentlicht tu ihrer Nonjahrsausgabe Aeußerungcn einer Reihe Berliner Diplomaten zum Jahreswechsel, in denen vorzugsweise das Verhältnis ihrer Staaten zu Deutschland behandelt wird. Der englische Botschafter, Sir Ronald Lindsaq, äußert, der Friede könne äußerlich durch die Bemühungen und die Zusammenarbeit der führenden Staatsmänner er langt werden; seine Aufrechterhaltung aber ruhe auf den täglichen Gedanken von Millionen einzelner Männer und Frauen, auf dem internationalen sittlichen Denken fedeS Individuums. Pflicht jedes Deutschen und jedes Engländers sei es. ihre eigenen Gefühle dahin zu lenken, daß Friede nicht nur ein Erschöpfungszustand nach einem Kriege, son dern ein Zustand aufgeklärten Geistes sei, der für die jüngere Generation zu einem unlöslichen Bestand teil ihres moralischen Seins werden würde. Der Botschafter der Sowletunton, Srestinski, weist darauf hin. baß das verflossene Jahr bas Bestreben der Sowjetunion, eine friedliche Politik zu führen, be sonders deutlich unterstrichen habe. Niemand habe bis jetzt einen Gegenbeweis dafür erbringen können, daß der Bor. schlag LitwinosfS über dte allgemeine Abrüstung innerhalb von vier Jahren das einfachste und wirksamste Mittel zur Garantierung des Friedens sei. Die Friedenspolitik der Sowjetunion sei 1V27 auf eine harte Probe gestellt worden; die Sowjetunion habe sich ledoch aus Provokationen nicht eingelassen und werde Ihre Friedenspolitik gegenüber allen Völkern weiter durchführen. Der Botschafter legt dann die erfolgreiche Entwicklung der Beziehungen zwischen der Sowjetunion »nd Deutschland ln politischer, ökonomischer und kultureller Beziehung dar und gibt zum Schluß der Ueber- zeugung Ausdruck, daß im kommenden Jahre dte Be ziehungen zwischen der U. d. SSN. und Deutschland in kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht sich noch mehr ver- tiefen werden, und daß die freundschaftlichen Beziehungen mischen den Völkern beider Länder weiter zur Stärkung des riedenö in der Welt beitragen werden. Der spanische Botschafter. De LoS MonteroS, äußert zunächst seine Freude über das fortdauernde Ge deihen der herkömmlichen deutsch-spanischen Freundschafts, beziehungen. Ein Schiedsvertrag würde den besten Beweis für die friedfertige und freundschaftliche Gesinnung beider Völker erbringen. Die deutsch-spanischen Handelsbeziehungen hätte» sich auf Grund des Vertrages von 102ü im Laufe des Jahres normal entwickelt. Die Beziehungen sollten auch, was das geistige Leben betrifft, reger werden. Ein Beweis der Wertschätzung der kulturellen Entwicklung Spaniens seien die von dem Romanischen Seminar der Universität Berlin veranstalteten, von spanischen Gelehrten gehaltenen Vorträge. Entsprechendes würden bald deiitsche Gelehrte in Spanien leisten. Engeren Beziehungen komme auch der vor kurzem zwischen Deutschland und Spanten abgeschlossene Luftverkehrsvcrtrag zugute. Solche Beziehungen machten die Völker gewissermaßen zu idealen Nachbarn, -n Nachbarn ohne Grenzstrcitigketten. Diese allerletzte Berein- barung sei gleichzeitig als geistiges und materielles Band z« begrüßen, das das neue Jahr noch enger knüpfen möge. Der tschecho-slowakische Gesandte, Dr. Chvalkovskq, weist darauf hin, daß Deutschland und die Tschccho-Slowakel durch zahlreiche Interessen der Industrie, der Landwirtschaft »nd durch kulturelle Interessen verknüpft seien. Die deiitsche Minderheit in der Tschechoslowakei sei eine fener Brücken» die zu der großen allcnropäischen Kultursynthese führe, die dte tschecho-slowakische Nation anstrebe. Die starke Mehrheit der Deutschen In der Tfchecho-Slowakei habe baS Minder- heitenprobkem ans den Weg einer Lösung gebracht. Bestimmt zu bauerndem Neben- und MItetnanderleben, verbunden durch gemeinsame Interessen und durch verwandte Ideal« «nd Traditionen, könnten Deutsche und Tschecho-Slowake«