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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: 3. G Hartmann. .V«2 18SS Freitag, den 1«. März Preis für da« Vierteljahr 1^ Thaler. Insertion««Äebthrrn für de» Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschea. Erscheint mit Ausnahme der Sonn» und Festtage täglich Abend« und ist durch alle Postanstalte» zu beziehen. Amtlicher Lyell. Dre-d<«, 5. März. Se. König!. Majestät haben zu genehmigen geruht, daß die von dem Wirklichen Geheimen Rathr und Kammerherrn, außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am königl. preußischen und königl. hannöverschen Hofe Carl Adolph Graf v. Hohenthal auf Knauthain, und dessen GemahlinFrauen Carolinen Christianen Albertinen Gräfin v. Bergen, geborne Freyin v. Berlepsch, abstammenden Nachkommen beiderlei Geschlechts für sich und deren DeScendenz den Namen: „Grafen und Gräfinnen v. Hohenthal und Bergen" annehmen und das gräf lich v. Bergensche Wappen dem gräflich v. Hohenthalschen beifügen. Nichtamtlicher Theil. Nebersicht. ^ügetgeschichte. Dresden: Vom Landtage. — Wien: Da- Befinden der Kaiserin. Der neugeborne Erzherzog Franz Joseph Don Carlos soll in Görz beigeseht werden. Die Aufgabe deS neuen FinanzministrrS. Die Eröffnung der Confer,nzen abermals verschoben. Fürst Gortschakoff hat seine neuen Creditive überreicht. Diplo matische- Diner beim Grafen Buol. — Berlin: Graf Thun hat sein AdberufungSschrriben überreicht. Prinz Wilhelm von Baden nach St. Petersburg durchpassirt. Kammerverhandlungen. — Paris: Friedlichere Stim mung in höhern Kreisen neben fortgesetzten Rüstungen. Baraguey d'HillierS Commandant der Nordarmee. Pferde sendung nach der Krim. Die Generale v. Wedelt und v. Crenneville vom Kaiser empfangen. Moniteurnach richten. — Bern: Au-fall der Wahlen in Tessin. — Brüssel: Zur Ministerkrisis. — London: Zu nahme der Friedensstimmung. Die Haltung der „Preß" in diesem Sinne. — St. Petersburg: Ergänzende Nachrichten über die letzten Stunden d,S Kaisers Niko laus. — Au« der Krim: Dispositionen des Generals Niel. Die Redoutenangelegenheit immer noch nicht ganz aufgeklärt.— Konstantinopel: Die Mission deS fran zösischen Capitäns Manduit an die Tscherkessen wird als gescheitert bezeichnet- Die englischen Werbungen. Landtag-Verhandlungen. Local- und Provinzialangelegenheiten. Dresden: Da« Volkstheater. Die Eröffnung der Dampfschifffahr ten auf der Eibe. — Leipzig: Die Sammlungen für das Gebirge. — Freiberg: Vermischtes. — Meerane: Unglücksfall. — Waldheim: Feuer. — Königstein: Sparkasse. Feuilleton. Anzeigen. Börsennachrichten. Tage-gefchichte. Drestde«, 15. März. Die Zweite Kammer hat in der heutigen Sitzung die den Bau-Etat umfassende Abteilung deS AuSgabebudgrtS erledigt. Pof. 86, welche 151,680 Thlr. zu den Regierung--, Land- und Forstgebäuden postulirte, hat eine Abminderung von 400 Thlrn. erfahren, und außer« dem sind^5000 Thlr. von derselben auf den DomänenfondS überwiesen worden; die übrigen Postulat,, Pos. 87 mit 39,353 Thlr. zu Wasserbauen, Pos. 88 mit 7000 Thlr zu JmmobiliarbrandversicherungSbeiträgen und Pos. 89 mit 3000 Thlr. für allgemeine Eisenbahn- und andere technische Zwecke, wurden allenthalben nach den Ansätzen der Regierungsvorlage bewilligt. Wien, 13. März. Nach dem heute Morgen veröffent lichten ärztlichen Bulletin lassen da- Befinden Ihrer Maj. der Kaiserin, sowie da« Gedeihen der neugebornen Erzherzogin Nicht- zu wünschen übrig. — Die „W. A." meldet, daß der neugeborne Sohn Sr. k. k. Hoheit deS Erzherzog- Karl Ferdinand, Erzherzog Franz Joseph, heute früh zu Ofen verschieden ist. — Se. k. k. Hoheit der Erzherzog Wilhelm ist nach eingegangener Meldung vorgestern in St. Peters burg angelangt. — Nachrichten au- Triest zufolge soll der verstorbene Graf v. Molina (Don Carlos) in Görz brigesetzt werden. — Die „Ostd. Post" begleitet die Anzeige von der Er nennung deS Herrn v. Bruck zum Finanzminister mit fol genden Worten: „Die Aufgabe, der sich Herr v. Bruck, welcher heute den Eid in die Hände Sr. Maj. des Kaiser abgelegt hat, unterzieht, ist eine gewaltige; er soll alte Fehler beseitigen und neue Tugenden heranziehen, er soll Abgründe verschütten und Quellen ausdecken. Aber es ist auch ein Riesenkörper, den der Arzt unter seine Hände erhält, dessen unverwüstlich, Natur trotz der vielen Wunden und Pflaster, mit welchen ihn die verschiedenen Heilkünstler bedeckten, seine rothen Wangen und sein frisches Blut nicht eingebüßt! Oesterreich« ProductionSkraft kann nicht mit gewöhnlichem Maßstade gemessen werden, es ist ein Riese, der seine eigene Kraft noch nicht vollständig kennt. Wir vertrauen dem Genie und dem energischen Willen de- neuen Arzte-; möge seine glückliche Hand von Neuem sich be währen!" — Dasselbe Blatt meldet ferner, die Eröffnung der Conferenzen sei um einen Tag verschoben worden und werde daher erst Donnerstag stattsinden. Man erwarte stündlich dir Ankunft des zweiten türkischen Bevollmächtigten Ali Pascha, der ein Mann von großen Geistesgaben und vollkommen europäischer Bildung sein solle. — Nach der Audienz des Fürsten Lieven bei Sr. Maj. dem Kaiser hatte gestern auch Fürst Gortschakoff die Ehre, Sr. Majestät die neuen Creditive, welche ihn als Gesandten Rußlands am k. k. Hofe beglaubigen, zu überreichen. — Zu dem Diner, welches heute Abend von dem Minister deS Aeußern Grafen Buol gegeben wurde, waren der Finanzminister Frech, v. Bruck, Fürst Lieven, Fürst Gortschakoff, Herr v. Titoff und mehrere andere Würdenträger geladen- Berlin, 14. März. (B. Bl.) Gestern Vormittag nahm deS Königs Majestät im Stadtschlosse zu Potsdam mehrere Vorträge entgegen und empfing Nachmittag- den Minister präsidenten v. Manteuffel und den fcühern Vertreter Oester reich- am hiesigen königlichen Hofe, Graf v. Thun, in einer Privataudienz, in welcher derselbe Sr. Majestät dem Kö nige da« AdberufungSschrriben seines Souverän« überreichte. Beide Herren wurden mit einer Einladung zur königlichen Tafel beehrt. — Se. großberzogliche Hoheit der Major Prinz Wilhelm von Baden ü I» suite des ersten Garderegi ment« zu Fuß, begab sich, wie wir hören, im Auftrage Sr- königlichen Hoheit deS Prinz-Regenten von Baden in außer ordentlicher Mission heute von hier nach St. Petersburg. — Die Erste Kammer gelangte heute in der Berathung de« Ehescheidung-gesetze- noch nicht bi- zum Schluffe de« §. 1. Nur die ersten sechs Punkte desselben, welche fol gende bisher zugelassene EhescheidungSgründe aufhebrn, wur den mit 93 gegen 16 Stimmen angenommen: 1) Gegen seitige Einwilligung, 2) heftiger und tief eingewurzelter Wi derwille, 3) blos verdächtiger Umgang gegen richterlichen Be fehl, insofern daS Ehegericht nicht die Ueberzeugung von einem in diesem Umgänge begangenen Ehebrüche gewonnen, 4) mangelnder Nachweis deS unbescholtenen Wandels einer Frau, die sich von ihrem Manne entfernt hatte, Indem der tz. 687 a. a. O. hiermit aufgehoben wird, 5) Versagung der ehelichen Pflicht, 6) Unvermögen und körperliche Ge brechen, welche erst während der Ehe entstanden sind, wo gegen für den Fall, wo rin gänzliches und unheilbare« Un vermögen schon vor der Ehe vorhanden gewesen ist und daher als Grund der Ungiltigkeit einer Ehe »behauptet wer den kann, an dem bestehenden Rechte nichts geändert wird. — In der Zweiten Kammer wurde die Berathung deS Jagd- polizeigesetzes bi« zum Artikel 6 fortgesetzt und in allen Fällen die Commission-Vorschläge mit wenigen .Modifika tionen, unter Ablehnung eingebrachter Amendements, meist mit kleinen Majoritäten angenommen. Die Regierungs vorlage, welche in Mehrern Punkten von diesen Beschlüssen abwich und unter Anderm für die Bildung eines Jagdbezirks einen Flächenraum von mindestens 1000 Morgen festsetzte, während der angenommene Commissionsvorschlag nur 300 Morgen bestimmte, blieb in der Minorität. Die Debatte war ohne Bedeutung. s-j- Ports, 12. März. ES würde ein Unterlassungs fehler sein, nicht darauf hinzuweisen, daß trotz der in gro ßer Ausdehnung fortgesetzten Rüstungen, doch andererseits Manifestationen in hohen Kreisen auftauchen, welche da- Eintreten einer friedlichern Stimmung al- die zeither herr schend gewesene voraussetzen lassen. Namentlich ist dies auch von denjenigen Personen zu bemerken, auf deren Rath erfahrungsmäßig in wichtigen Momenten der Kaiser einen Werth zu legen pflegt. Der Tod deS Kaisers Nikolaus hat im Uebrigen die persönliche Theilnahme de« Kaisers Napoleon in unverkennbarer Weise erregt. Um auf die Rüstungen zurückzukommen, so wird abzuwarten sein, ob dieselben unter den gegenwärtigen Strömungen di« Bedeu tung einer längern energischen Fortsetzung des Kriege- ha ben werden, jetzt haben werden, wo man mehr und mehr die Ueberzeugung gewinnt, daß rS nicht der Mühe werth sei, den Krieg lediglich um des Kriege« willen zu führen. — Marschall Baraguey d'HillierS ist zum Commando der zwei Armeecorps berufen, welche bei Boulogne lagern und den Namen der Nordarmee annehmen. Der Chef seine« Generalstabe« ist General Gouyon; das dritte bei St. Omer lagernde Armeecorps bleibt unter dem Befehle des Generals Gueswiller; den Befehl über alle drei Corps behält der Kaiser. — Zu Lyon wird eine Reservedivision gebildet ari dem dritten und vierten Regiment der vereinigten Vol tigeurs und dem dritten und vierten der aus den Eliten compagnien der drei Bataillone gebildeten Grenadier-Regi menter. Das erste und zweite Regiment dieser Elitenlruppen werden wahrscheinlich nach Paris zurückkehren. — Es wer den jetzt eben 1200 der schönsten und stärksten Zugpferde nach der Krim expedirt — Man versichert, Herr v. Wedel! sei seit seiner am Sonntag erfolgten Rückkehr bereit« vom Kaiser empfangen worden. General Crenneville hatte ge stern eine lange Audienz bei dem Kaiser; man sagt, infolge wichtiger aus Wien eingegangener Depeschen. — 13. März. Der „Moniteur" enthält das Decket, Dresden, 1L. März. Die Drryßig' scht Singakademie führte gestern, an ihrem Stiftung-feste, unter der trefflichen Leitung des Herrn Hoforganisten Schneider eine Messe von 3oh. Ad. Haffe (comp. 1783), ein Offertorium von Mozart (comp. 1780) und eine Hymne von demselben (Gottheit! Dir sei Preis und Ehre!), wobei die Instrumentalbegleitung von Herrn Musikdirektor Hünerfürst und dessen Chor übernommen worden war, vor einem eben so zahlreichen al- gewählten Publi cum au-. Ihre König!. Hoheit die Kronprinzessin und Se. Königl. Hoheit Prinz Georg beehrten die Aufführung, und zwar während deren ganzer Dauer, mit Ihrer Gegenwart, ein für di« Akademie um so freudevollere- Ereigniß, al- seit mehrern Jahren bereit- die Akademie nicht mehr die Ehre gehabt hatte, ein Mit glied der königlichen Familie ihren Aufführungen beiwohnen zu sehen. — Heute Mittag brrhrte Ihre König!. Hoheit die Kron prinzessin die Ausstellung der Kaufmann'schen Mufikkunst- werk« mit einem Besuch. Ihre König!. Hoheit geruhte den Produktionen der verschiedenen kunstvollen Instrument« lebhaste« Jntereffe zu schenken und sich in huldvollster Weise über dieselben gegen die Erfinder au-zusprechen. * Freiberg, IS. März. Gestern sand da- dritte und letzte der von dem Organisten Eckhardt (der am Morgen desselben Tage« an des verewigten Anacker's Stelle zum Stadtcantor gewählt worden war) veranstalteten und geleiteten Abonnement-concerte Feuilleton. statt. Besondere- Interesse erregten die GesangSvorträge zweier jungen Damen auS Dresden, Fraulein Louise Horak und Fräulein Marie Heyne, von denen die Erstere die Arie der Gräfin auS „Figaro's Hochzeit" (Oiunse »lün il momento) und mehrere Lieder, dieLetztere die Bravourarie auS dem „Barbier von Sevilla", den „Wanderer" von Franz Schubert und „Cabaleita" von Beriet, Beide zusammen das liebliche Blumenduett auS Spohr'S „Jessonda" sangen. Beide Damen (Schülerinnen der Madame Börner-Sandrini) zeigten eine treffliche Schul« und guten Ge schmack und ernteten großen Beifall. Da- Orchester führte die Ouvertüre zum „Sargino" von Paer, Beethoven'-Marsch au« den „Ruinen von Athen" und Mozan'S reizende Symphonie in v-elur (ohne Menuett) mit einer Präcifion au-, dir wenig zu wünschen übrig ließ. Wissenschaft. Ueber da- Werk de- vr. Ra ben horst: „Kryptogamrnsam mlung für Schule und Hau«", nebst einem besonder« gedruckten Texte unter dem Titel: „CursuS der Kryplvgamenkunde für Realschulen und höhere Bildungs anstalten, sowie zum Privatstudium", haben sich bereit- in mehrer» wissenschaftlichen Blättern die anerkanntesten Krypto- gamologen rühmlichst ausgesprochen, und so erscheint e- al- ver dienstliche Pflicht eine- allgemeiner» Organ« der Presse, nicht blo« die Freunde dieser zierlichen Gewäch-formen, sondern namentlich die Vorsteher von Unterricht-anstalten auf diese vor treffliche Sammlung niederer Gewächs, aufmerksam zu machen In circa 300 mit der größten Sauberkeit aufgezogenen und cartonirtrn, natürlichen Eremplaren von Pilzen, Algen, - Flechten, Moosen, Karren rc. bieten sich die schönsten Anschauungs mittel dem auf diesem Gebiete der Botanik Kenntniß Suchenden dar. Wie weit bleiben dir besten Abbildungen so hinter diesen Pflanzen zurück, die zum bei weitem größten Theil auch im Herbarium ihre Frische und Karbe beibehalten und der Zerstörung durch Jnsecten rc. durchaus nicht so au-gesetzt find, al- die Sammlungen höherer Gewächse. Den wahren Werth erhalten jene natürlichen Beispiele durch da- vom vr. Rabenhorst dazu gegebene Textbuch, von dessen Einrichtung wir gern noch Folgende- mittheilen: Nachdem sich der Verfasser in einem kurzen Vorworte über den Werth au-gesprochen hat, den da« Studium niederer Ge wächse für den Botaniker wir für den Zoologen und Mineralogen habe, weil e« zur Erkenntniß de- einfachsten aller Organe, der Zelle und ihre- Leben«, führ«, erörtert er in der Einleitung die Eintheilunq der Kryptogamen. Er behandelt dann di« erste Klaffe derselben, die Pilze, sehr ausführlich und weist nicht blo« auf den außerordentlichen Schaden hi», den fie al- Schmarotzer vorzüglich unfern Eulturpflanzen und durch deren Zerstörung auch un« zufügen, sondern auch auf den großen Nutzen, den namentlich die Fleischpilzr ihre-bedeutenden Nährstoffe« halber haben, wenn fie zur rechten Zeit gesammelt und zweck mäßig zubereitrt werden. Wit bei dieser ersten Klaffe, so wird auch bei jeder folgenden — den Flechten, Algen, Lebermoosen, Laubmoosen und farrrnähnlichen Pflanzen — vor der specielle» Beschreibung eine deutliche, instructi»« MittheUung über di« rigenthümlichr Bildung, da- Vorkommen, die Fortpflanzung, di« Nützlichkeit der betreffenden Pflanzen gegeben und dadurch auch