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Die ..Weißeritz-Zeitung" ^.scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich tj4 Pfg., einnwnatlia- 42 Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan italten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Itellungen an. Mchnitz-ZcitilW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. AmLsötall für die Königliche Kmtshaupimannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Mllt Ichne in Dippoldiswalde. wtit achtseitigem „Jllustrirte« UnterhaltuugSblatt"-Mit land- und hauSwirthschaftlichre Menat-beilage. Nr. 63. Donnerstag, dm 2. Juni 1898. 64. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Kein anderes Fest als das liebliche Pfingsten ist eS, an welchem alter Gewohn heit gemäß dis erholungsdurstige Menge den Wander stab ergreift, um gröbere oder kleinere Ausflüge zu unternehmen. Und wenn besonders, wie Heuer, das nach den vorhergegangenen gewitterreichen Tagen kaum zu erwartende schöne Pfingstwetter dennoch sich einstellte, so war vorauszusehen, daß der Verkehr nach allen Seiten hin ein außergewöhnlicher werden mußte. So wimmelte es denn auch außer den langen voll besetzten Zügen der Eisenbahn noch von Wanderern, Radfahrern und Omnibusretsenden aus den Land straßen und den Fußwegen. Alle strebten hinaus, in Gottes freier Natur sich zu erholen, zu erbauen und der Güte des Schöpfers sich zu erfreuen. Des halb waren auch die Frühconcerte im Steinbruch wie in Berreuth gut besucht. Aber wie das Pfingstfest auch als Geburtssest der christlichen Kirche ein echt kirchliches Fest ist, und wie ein sogenannter Natur gottesdienst das religiöse Gemüth des wahren Christen allein nicht befriedigen kann, so füllte sich auch an beiden Feiertagen unser Gotteshaus mit einer an dächtigen Gemeinde, die den herrlichen Ausführungen unsrer würdigen und beliebten Seelsorger lauschten. Der Text des ersten Feiertages, Eph. 2, 19—22 wurde durch das Thema „Was haben wir der Kirche zu verdanken? Das Bürgerrecht des Reiches Gottes, chie Erbauung auf Grund der Apostel und Propheten, deren Eckstein Christus ist und die Hoffnung auf eine selige Vollendung" erläutert, während am zweiten Feiertage den Text Eph. 1, 15—19 das Thema „Das Pfingstgebot des Paulus: Inniger Dank, ewigs Bitte" beleuchtete. Die wohl ausgesührte» Kirchen musiken aus dem Oratorium „Paulus" trugen eben falls zur erbaulichen Stimmung wesentlich mit bei. An den Nachmittagen aber ergötzte man sich männigltch durch einen Gang in die sprossenden, blühenden und duftenden Gefilde unsrer schönen Umgebung, bis end lich das gut besuchte Concert unsrer Stadtkapelle am dritten Feiertage im Schütz-nhause den Abschluß der heurigen schönen Pfingsttage brachte. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkaffe wurden im Monat Mai 768 Einzahlungen im Betrage von 57 000 Mk. 45 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 322 Rückzahlungen im Betrage von 47 258 Mk. 78 Pf. — Als Wahlkommiffar für die bevorstehende Reichs tagswahl ist für den 6. Wahlkreis der Amtshauptmann zu Dresden-A., Geh. Regierungsrath vr. jur. Schmidt, ernannt worden. — Zu besetzen: Die Lehrerstelle in Bärenburg bei Kipsdorf. (Zahl der Schulkinder 25.) Kollator: Die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 Mk. Gehalt. 15 Mk. 50 Pf. kirchendienstliche Bezüge, "75 Mk. bis zum Eintritt der ersten Alterszulage nebst sreier Amtswohnung und Gartennutzung. Gesuche sind unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bis zum 22. Juni bei dem Kgl. Bezirksschulinspektor vr. Lange in Dippoldiswalde einzureichen. — Am 26. Juni, Nachmittags 3 Uhr, wird im hiesigen Rathhaussaale eine Haupt-Bezirks-Versamm lung der Mtlilärvereine des hiesigen Bezirks abgehalten werden. — Nachdem die Frist zur Bezahlung des 1. Termin Brandkasse, 1. Termin Einkommensteuer, sowie l. und 2. Termin Gemeindeanlagen abgelaufen, machen wir me Betheiligten darauf aufmerksam, daß vom hiesigen Etadtrathe mit Einleitung des Mahn- und Zwangs vollstreckungsverfahren gegen Zahlungssäumtge be gonnen worden ist. SeiferSdorf. Vom Königlichen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht« ist die Wahl des zeitherigen Lehrer« in Leubetha-ReberSreuth bei Adorf im Vogtland, Herr Wild zum 2. ständigen Lehrer in SeiferSdorf bestätigt worden. Höckendorf, 31. Mai. Die auf heute Abend von den Konservativen und dem Bunde der Land- wirthe einberufene Wählerversammlung wurde kurz nach 8 Uhr durch Herrn Baron Pergler von Perglas mit einem Hoch auf Kaiser und Reich eröffnet. Als dann erhielt der von den genannten Parteien auf gestellte Kandidat, Herr Oekonomierath Andrä das Wort. Seiner einstündigen Rede, in der er sein Programm entwickelte, folgte die von etwa 200 Per sonen besuchte Versammlung mit reger Aufmerksamkeit. Reicher Beifall wurde dem Herrn Redner am Schluffe seiner Ausführungen zu Theil. Da sich nach der Wahlrede niemand mehr zum Worte meldete, wurde die Versammlung debattelos geschloffen. Dittersbach. Dem 72jährigen Zeugarbeiter Börner, welcher 59 Jahre hindurch vertretungs weise in hiesiger Kirche die Orgel gespielt und durch seinen ehrbaren Lebenswandel und kirchlichen Sinn in der Gemeinde sich hervorgethan hat, ist vom evan gelisch lutherischen Landeskonsistorium eine Aner kennungsurkunde verliehen unv von Herrn Pfarrer Sachse in der Kirche nach beendigter Predigt in feier licher Weise ausgehändigt worden. Am 5. Mai er. vollendeten sich 59 Jahre, seitdem Herr Börner als damaliger Chorknabe zum ersten Male in der Kirche die Orgel spielte. Dresden. Einen entsetzlichen Mord- und Selbst mordversuch hat am Sonnabend die hier in der Hähnel- straße 18 wohnhafte Sekretärswittwe Kürschner ver übt, indem sie ihren beiden Kindern, einem Knaben im Altern von 5 Jahren und einem 3jährigen Mädchen zunächst Gift (Sublimat) gegeben, alsdann die Puls adern an beiden Händen ausgeschnitten und darauf auf dieselbe Weise sich das Leben zu nehmen versucht hat. Alle drei sind noch lebend in das Carolahaus überführt worden. Während an dem Aufkommen der Mutter und des Knaben gezweifelt wird, hofft man das Leben des Mädchens zu erhalten. Die Urheberin der entsetzlichen Thal soll schon seit einiger Zeit schwer- müthig gewesen sein. (Am 31. Mai ist die Mutter infolge des genommenen Giftes gestorben, die beiden Kinder hofft man am Leben zu erhalten.) — Ein am 1. Feiertag im Zoolog. Garten auf- gsstiegener Luftballon landete nach etwa einstündiger Fahrt wohlbehalten bei Reinholdshain bei Dippoldis walde. Freiberg. Bei dem am 26. v. M. im Beisein der Herren Ämtshauptleute vr. Steinert-Freiberg und Lossow-Dippoldiswalde, sowie des Gendarmerieober inspektors Hrn. Oberstlieutenant von Heygendorf unter Leitung des Hrn. Kreisobergendarmen Engert hier stattgesundenen Schießens der Gendarmerie der Kgl. Amthauptmannschasten Freiberg und Dippoldiswalde erhielten von den Dippoldiswaldaer Gendarmen bei 69 Points den ersten Preis Herr Forstgendarm Gotter- Rcheseld, bei 63 Points den zweiten Preis Herr Gendarm Lettau-Glashütte und bei 62 PointS den dritten Preis Herr Gendarm Mochwitz-Lauenstein. Königstein. Ein Theil der Leiche des Stadt- rathes Müller aus Schandau, der während der Wasser katastrophe am 30. Juli vor. Jahres in den Wellen seinen Tod fand, ist am vergangenen Sonnabend durch eine Baggermaschine in der Elbe hier gesunden worden. Durch die Stiefel und Monogramm sind die Ueberreste des Verblichenen erkannt worden. Meißen. Ein Liebesverhältniß, das in Mügeln bei Pirna seinen Anfang nahm, hat mit dem Tode der Betheiligten geendet. Beide sind bei Meißen in die Elbe gegangen, woselbst zwei mit einem Tuche zusammengebundene Leichen gelandet wurden. Bei der Untersuchung derselben wurden Papiere vorge- sunden, welche auf den zuletzt in Niedersedlitz wohn haft gewesenen, aus Eichholz im Regierungsbezirke Liegnitz gebürtigen 26 Jahre alten Knecht Wirth und auf die Frau Siegel au» Mügeln lauteten. Die beiden Leute sind am Tage zuvor in Meißen gesehen worden und haben in der folgenden Nacht, nachdem sie sich noch an Wein, Schinken und Kuchen gütlich gethan, die schreckliche Thal ausgesührt. Die Frau war verheirathet; der Liebhaber wohnte eine Zeit lang bei den Siegel'schen Eheleuten im Quartier. Die Frau hatte noch ihrem Mann einen Brief geschrieben, daß sie sich mit ihrem Liebhaber das Leben nehmen wolle. Döbeln. Ein Todtschlag hat am Pfingstfeste die Bewohner des nahen Jahnathales und Umgegend in Aufregung versetzt. Am Sonnabend spät AbendS wurde der Arbeiter-Ausseher des Rittergutes Noschko- witz, ein jung verheiratheter und rechtschaffener Mann, mit zertrümmerter Hirnschale und einem Messerstich in der Seite dicht am Orte aufgefunden, und ist, ohne die Besinnung wiedererlangt zu haben, am 1. Feier tage gestorben. Als Thäter kommt ein polnischer Rübenarbeiter in Betracht, welcher flüchtig ist. Der Todtschlag ist im Verlaufe einer Schlägerei, die sich zwischen Beiden auf dem Nachhausewege von Ostrau entwickelte, geschehen. Döbeln. Tur hiesige Stadtrath hat beschlossen, dem in einer Eingabe ausgesprochenen Ersuchen des Städtischen Vereins, anläßlich des vorjährigen Hoch wassers zwei Doppelpontons anzuschaffen, nicht Folge zu leisten, dagegen mit dem Fährmann Baumann ein Abkommen dahin zu treffen, daß derselbe eintretenden Falles gegen eine Entschädigung von 3 Mk. pro Kahn und Tag und Vergütung etwa an den Kähnen ent standener Schäden seine Kähne zur Verfügung stellt. DasStadtoerorünetenkollegium.rat dem RathSbeschluffe mit 11 gegen 8 Stimmen bei. Roßwein. Die städtischen Kollegien haben be schlossen, zu den Kosten für das im nächsten Monat zu veranstaltende Heimathssest aus der Stadtkaffe 1000 Mk. zu bewilligen. LeiSnig. Die hiesige Stadtverlretung hat den Entschluß gefaßt, die hiesige Gasanstalt zu erwerben. In der Sitzung vom Montag trat das Stadtver ordnetenkollegium der NathSvorlage, den Aktionären der hiesiger Gasanstalt für die aus 150 Mark lautende Aktie einen Ankaufspreis von 235 Mark zu bieten, mit 12 gegen 5 Stimmen bei. Oederan. Eine schmerzliche Rückerinnerung an die furchtbare Hochfluth, die Ende Juli v. I. einen großen Theil Sachsens heimsuchle, ruft ein erschüttern der Fund hervor, der am Montag auf dem Lieber- mannschen Grundstück im benachbarten Falkenau un weit der Flöha gemacht wurde. Beim Wegschaffen eines von der erwähnten Hochfluth angeschwemmten großen Sandhaufens entdeckte man einen Leichnam, in dem später der am 30. Juli bei dem Versuche, in Leubsdorf eine Leiter aus den Fluthea zu ziehen, denselben zum Opfer gefallene Holzwaarenproduzent Uhlig auS Marbach erkannt wurde. Uhlig, der acht Kinder hinterließ, war damals trotz allen Euchens auch nach dem Verlaufen des Hochwassers nicht auf zufinden gewesen. Zöblitz. Der hiesige Kirchenvorstand hat be schlossen, die Kirche mit einer HeizungSanlage und zwar mit Dampfheizung zu versehen. Leipzig. Die Frage der Errichtung eines Zen tralbahnhofs in Leipzig ist ihrer Lösung da- durch um ein gutes Stück näher gerückt, als die preußische Regierung das gesammte 169000 gm um fassende, hinter der ersten Gasanstalt und östlich der Eutritzscher Straße gelegene städtische Areal erworben hat. Wie es in einer den Stadtverordneten zu gegangenen NathSvorlage heißt, bietet dieser Kauf, was auch für den Verkehr mit Leipzig von großer Bedeutung ist, Garantie dafür, daß die Projekte, nach den n der Zentralbahnhos weit an die äußere Stadt grenze verlegt und der Verkehr nach dem Innern der Stadt ein überaus schwieriger geworden wäre, fallen