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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Ieitung. Prei» ps» Quartal 10 Ngr. Inserat« die Spalten-Zeil« 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter «nd Atadträthe zn Dippoldiswalde, /ranenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Dem Feuilleton der Sachs. Schulzeitung entnehmen wir folgende Notiz, von welcher wir glauben, daß sie für Manche unserer Leser nicht ohne Interesse sein wird. Es heißt darin: „Ein Jubiläum seltener Art feierte heute eine hiesige Lehrer familie, bestehend aus dem Mädchenlehrer Dreßler, seinkr von schwerer Krankheit so eben erst genesenden Mutter und seiner Schwester, zwar geräuschlos, aber doch auf herzliche Weise, und es war ihr besonders wohlthuend, daß einige treubewährte Freunde mit ihr des Tages gedachten, an welchem vor 100 Jahren, also am 3. Juli 1760, der Eantvr und Organist 1. Christ. Dreßler als „Kirchner und Kollaborator der Staktschule, auch teutscher oder Mägdlein Schul meister in der Knaben- und Mädchenklasse bebörig eingewiesen wdrden war," den aber im Jahre 1788 am 24. Juli das Unglück traf, daß er bei dem Stürmen während eines, durch einen Blitz entstandenen Mühlen brandes von einem bald darauf folgenden zweiten Blitze auf des Kirchthurmes luftigem Poden getroffen und gelobtet wurde. Zu seinem Nachfolger wählte die städtische Eollaturbehörde seinen Bruder, Job. Benj. Dreßler, Schulmeister zu Langebrück, der bis zum Jahre 1814 wohl das Kirchneramt, aber nur bis 1810 das Schulamt verwaltet«, als in welchem Jahre ihm auf sein Ansuchen sein jüngerer, von Dinter zum Schulamte gebildeter Sohn Joh. Friedr. E. Dreßler, Lebrer zu Oberhäselich, substituirt wurde. Ihn unter stützte bis zu seinem 1851 erfolgten Tode in dem damals noch sehr beschwerlichen und mühevollen Amte sein von 1837 an in Gersdorf bei Roßwein als Lehrer wirkender, und 1840 als Elementarlehrer an der hiesigen Stadtschule angestellter Sohn, der 2. Mädchenlehrer Heinrich Wilhelm Dreßler." Dresden. Am 18. d. Mts. war eine öffentliche Verhandlung des kgl. Oberappellationsgerichts wegen der von dem Kanzlisten Lehmann, der bekanntlich am 2. April seine Kinder vergiftete, gegen seine Verur« theilung zum Tode eingewendeten Nichtigkeitsbeschwerde. DaS Resultat war, daß wegen eines Versehens in der Verhandlung erster Instanz das Todesurtheil cassirt und eine nochmalige Verhandlung vor dem Bezirksgericht angeordnet wurde. Das Versehen besteht darin, daß 1)r. Seiler aus der Diaconissenanstalt, der die wieder genesenen Kinder zuletzt behandelt, sein ärztliches Gutachten, auf welches sich der bezirksärztliche Bericht hauptsächlich stützt, einfach schriftlich zu den Acten ein gereicht hat, anstatt daß er als Sachverständiger in Pflicht genommen nud als Zeuge hätte vereidet werden sollen. Außerdem waren die Gläser, in denen die Mage» rc. der gestorbenen Kinder aufbewahrt worden, und die Fläschchen mit den Giftresten dem Sachverstän digen, Hrn. Apotheker Eber, statt sie ihm an Gerichts stelle durch den Richter selbst vorzulegen, nur privatim zugesendet worben. — Die für das Jahr vom 1. Septbr. 1860 bis 1. Septbr. 1861 auszngebenden Jagdkarten werden auf der Vorder- und Rückseite eine Rosa färbe haben; die bisherige Randverzierung ist beibehalten. Sachsen. Die Gewitter treffen in diesem Jahre ganz ungewöhnlich schwer auf. Bei einem Gewitter, welches vorigen Donnerstag, den 19. Juli, über einen Theil von wachsen hinwegzog, schlug ein Blitz in die Silbermann'sche Mühle in Nieberlichtenberg ein, welche nebst der Scheune niederbrannte, dabei wurde die Frau des Mühlenpachters auf der linken Seite gelähmt. In Remtengrün bei Adorf entzündete der Blitz eine Scheune, und die das Gewitter begleitenden Schloßen thaten den Felbfrüchten großen Schaden. In der Gegend von Kamenz hat es ebenfalls stark geschloßt. Ein Landmann ans dem nahen Burkersdorf wollte eben mit seinen Kühen Korn einsahren, als ihn das Gewitter ereilte und ein Blitz ihn samnit seinen beiden Kühen erschlug, seine Frau und zwei Töchter, die gleich neben ihm gingen, blieben unversehrt und wurde» nicht einmal betäubt. Der Blitz hatte den Mann gerade auf die Stirn getroffen, wo man einen rothen Fleck von der Größe eines Zweipfennigers bemerkte, und in der Mitte desselben eine durch die Hirnschale gehende Oeffuung von der Größe eines Nadelstiches. Teplitz. In den nächsten Tagen werden hohe Gäste bei uns verweilen. Der Kaiser FranzJoseph von Oesterreich und der Prinz-Regent von Preußen werden hier zusammenkommen; man spricht auch davon, daß die Könige von Sachsen und Baiern hier cintreffen würden. Die Stadt Teplitz schmückt sich schon festlich zum Empfange. Für den Kaiser wird das Hotel „Stadt London," das die dort wohnenden Fremden deswegen verlassen mußten, eingerichtet; ein Militärmusikcorp», 80 Mann stark, rückte am 21. hier ein. In der Umgegend ist viel Militär concentrirt. Das Gefolge des Kaisers besteht ans einigen 60 Personen. Neapel. Die königliche Garde hat sich unter dem Geschrei: „es lebe der König!" grobe Gewaltthätig- keiten und Excesse zu Schulden kommen lassen. Mehrere Personen wurden getödtet und an 50 verwundet. Aehn- lich machen es die königlichen Truppen in Messina auf der Insel Sieilien, die Einwohner derselben sind öfters Plün derungen und Gewaltthätigkeiten derselben ausgesetzt.