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Itr. 227, S4. Jahrgang Dienstag, den 27. September 1S32 pulsmherTayeblatt Fernsprecher 18. Tel. -Adr.: Tageblatt Pulsnit-. Postscheck-Konto Dresden 11761 Vezlrnsanzerger — Erscheint an jedem Werktag Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferuug der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.40 E bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 032 E; durch die Post monatlich 2.— E freibleibend Wochenblatt Bank-Konto: Commerz- und Privatbank^ Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mosse's Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 ÄV, in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 H/; amtlich 1 mm 20 und 16 H/; Reklame 20 LA/. Tabellarischer Satz SO "/<> Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebiihren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis V-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt An Verbindung mit, der Nebenausgabe „Ohorner Tageblatt", Hauptblatt und älteste Zeitung im Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz, umfassend die Orte Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Haus- walde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Tägliche schnellste Berichterstattung über das Geschehen in der engeren Heimat, in Deutschland und im Ausland. Nachrichtendienst durch ganztägigen fast ununterbrochenen Funkdienst der Telegraphen-Uniou Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Verlag: Pulsnitzer Tageblatt, G. m. b. H., Pulsnitz Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Ser Kanzler vor dem Untersuchungsausschuß Die Völkerbundsverhandlungen wieder im Gange — Gandhi gibt den Hungerstreik auf Max Schmeling besiegt Walker — Explosionsunglück aus einem französischen Anterseeboot Die Ostpreußen-Reise beendet Amtliche Bekanntmachungen im Anzeigenteil Frick Reichswahlleiter der NSDAP. München, 27. Sept. (Funkmeldung) Adolf Hitler hat den Reichstagsabgeord neten vr. Frick zum Reichswahlleiter der NSDAP- ernannt. Die Wahlpropaganda der NSDAP, leitet die Reichspropaganda- Abteilung unter vr. Goebbels. Die Reichspressesielle der NSDAP, zu einem Zeitungsbefehl von vr. Goebbels München, 27. Sept. (Funkmeldung) Der nationalsozialistische Gauleiter für Groß-Berlin, vr. Goebbels, hatte im „An griff" am 24. September einen Aufruf an alle Nationalsozialisten in Berlin veröffent licht, der sich gegen die bürgerlich-nationalen Zeitungen wendet, die die nationalsozialistische Bewegung bekämpften Den Parteimitglie dern wird in dem Befehl verboten, die bür- qeriich-nationalen Zeitungen in Zukunft zu kaufen, zu abonnieren, zu lesen oder An zeigen an sie zu geben. — Die Reichspresse stelle der NSDAP, teilt nunmehr mit, daß dieser vom „Angriff" veröffentlichte Aufruf irrtümlicherweise als ein für das ganze Reich geltender Parteibefehl aufgefaßt worden sei. Demgegenüber müsse festgestellt werden, daß der Befehl lediglich auf den Gau Groß-Berlin der NSDAP. Bezug habe und daß die übri gen Gaue, deren Pressoverhältnisse zum gro ßen Teil anders gelagert seien, davon nicht berührt würden. Gandhi gibt den Hungerstreik auf Bombay, 27. Sept. (Funkmeldung) Im indischen Parlament wurde mitgeteilt, daß die britische Regierung dem Abkommen zwischen Hindus und Parias bezüglich der Gemeindevertretungen zugestimmt hat. Gandhi hat daraufhin seinen Hungerstreik abgebrochen. Auf Anordnung des Präsidenten des All indischen Kongresses, Pandit Malaviya, beginnt am heutigen Dienstag eine Gandhi- Woche, die für die Beseitigung der sozia len Ungers"?, "en gegen die Parias wer ben soll^^ dEsem Zweck soll durch einen großen l^dzug eine Summe von drei Million" Mark aufgebracht werden. Berlin, 27. Sept. (Funkmeldung) Reichskanzler von Papen hat am Montag eine Bereisung der Kreise und des Regie rungsbezirks Gumbinnen vorgenommen. Dienstagfrüh reiste der Kanzler wieder nach Berlin ab. Der Überwachungsausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung führte am heu tigen Dienstag um 15 Uhr als Untersuchungs ausschuß seine Lrmittlungsarbeiten zur Prü fung der Vorgänge in der Reichskagssihung vom 12. September weiter. Als Zeugen sollen heute der Reichskanzler, der Reichsinnenmini ster, Staatssekretär Planck sowie eine Reihe weiterer Zeugen gehört werden. Der Reichs kanzler ist am Dienstagvormitlag aus Ost preußen wieder in Berlin eingetroffen. * Am Mittwoch wird sich eine Reihe von Regierungsvertretern unter Führung eines höheren Beamten aus dem Reichsernährungs ministerium auf eine Auslands-Rund reise begeben, um mit den Regierungen der durch das Kontingentierungssystem be troffenen Länder in Verhandlungen einzu treten. Der Erlaß der neuen wirtschafts politischen Notverordnung wird ebenfalls für Mittwoch erwartet. Die Spitzenverbände der deutschen Wirt schaft haben in einem an die Reichsregierung gerichteten Brieftelegramm neuerlich zum Wirtschaftsprogramm Stellung genommen und eine Ausgestaltung der Steuergutscheine angeregt. Der Reichsausschuß des Reichsverbandes der Deutschen Presse hat einstimmig eine Ent schließung angenommen, in der es u. a. heißt: Der Reichsausschuß erkennt es als seine besondere Pflicht an, die Staatsbehör den vor jeder Einengung der Pressefreiheit zu warnen. Er verlangt den Abbau und die Aushebung aller die Presse beschränkenden Notverordnungen, die mit der gesetzlich ge währleisteten Pressefreiheit unvereinbar sind. Die Reichszentrale für Heimatdienst, die bisher der Reichskanzlei unmittelbar unter stand ist vorläufig dem Leiter der Presse abteilung der Reichsregierung unterstellt morden. England vermittelt wieder? Genf, 27. Sept. (Funkmeldung) Der irische Ministerpräsident de Valera hielt als amtierender Ratspräsident in der Eröffnungssitzung der Völkerbunds-Vollver sammlung in Genf eine Rede, die, entgegen der bisherigen Tradition, eine neue Note auf wies. Er zeichnete ein ungewöhnlich ernstes Bild der heutigen Stellung des Völkerbundes im internationalen Leben und gebrauchte den Satz: „Der Völkerbund muh jetzt seine Daseinberechtigung nachweisen." Die Voll versammlung wählte sodann in geheimer Ab stimmung den Pariser griechischen Gesandten Politis zum Präsidenten. In Genfer Kreisen sind Gerüchte über einen englischen Vermittlungsvorschlag zur Lösung der Gleichberechtigungsfrage ver breitet, wonach das künftige Abrüstungsab kommen auch für Deutschland verbindlich sein, d. h. damit der Teil V des Versailler Ver trages automatisch sortfallen soll, während zugleich aber die militärische Überlegenheit Frankreichs gesichert und die französischen SicherheitsforLerungen berücksichtigt werden müssen. Der französische Ministerpräsident Her riot ist Montagabend in Genf eingetrofsen und hatte mit dem englischen Außenminister Simon noch vor dessen Abreise nach Lon don eine kurze Aussprache. Ob und wann eine Zusammenkunft zwischen Neurath und Herriot statfinden wird, ist noch un geklärt. Neurath empfing am Montag die Vertreter der Türkei und Ungarns. Das Büro der Abrüstungskonfe renz hielt am Montag eine kurze Sitzung ab, wobei beschlossen wurde, die Einberufung des Hauptausschusses der Konferenz jetzt schon auf die Woche nach dem 10. Oktober zu ver schieben. Die Kammerwahl in Griechenland Athen, 27. Sept. (Funkmeldung) Nach amtlicher Mitteilung steht bis jetzt die Wahl von 87 Venizelisten und 79 Tsal daristen fest. Die bisherige Kammer setzte sich aus 183 Venizelisten und 19 Dsaldaristen zu sammen. Die ürittstärkste Partei wird die Kommunistische Partei werden. Bis jetzt sind etwa 15 Kommunisten gewählt. Von 55 Kammersitzen steht die Besetzung noch aus. Das endgültige Kräfteverhältnis in der neuen Kammer wird nicht vor Sonnabend fest stehen. In Volksparteilichen Kreisen werden die amtlichen Wahlergebnisse angezweifelt. Auf alle Fälle wird die neue Kammer nur schwer positive Arbeit leisten können. Die Volkspartei wird sich den Forderungen Veni zelos kaum fügen. Unter diesen Umständen sagt man der neuen Kammer nur kurze Lebensdauer voraus. Die Regierung Veni zelos wird auf jeden Fall bis zur Kammer- erösfnung, am 24. Oktober, am Ruder bleiben. von Gronau nach Manila gestartet Schanghai, 27. Sept. (Funkmeldung) Der deutsche Flieger von Gronau ist am Dienstag in Honkong zum Flug über das südchinesische Meer nach Manila gestartet. Erdbeben in Sofia Sofia. Am Montag um 21.20 Uhr wurde Sofia durch zwei heftige vertikale Erdstöße erschüttert, die eine allgemeine Panik verur sachten. Bisher liegen keine Meldungen über Schäden vor. Fortsetzung Urheber-Rechtsschutz: Dret-Quellen-Berlag, Königsbrück/Sa. „Ah ... sehr interessant, von der Konkurrenz, vom schönen Gregori Haben interessanten Fall, wie?" „Vielleicht ... den Fall! Sagen Sie, Herr Geheimrat, bei Ihnen sind die Söhne Gunnar Halls beschäftigt." „Sind sie, alle beide!" „Haben sie auch das Genie des Vaters geerbt?" „Das ist schwer zu sagen. Der alte Hall ... eigentlich alt kann man ihn nicht nennen .. ist's wirklich, der hat mehr in seinen Fingerspitzen, als wir alle in den Köpfen." „Wissen Sie schon, was mit Hall los ist?" »Nein! Was denn?" Der Geheimrat richtete sich über rascht hoch im Sessel. »Gunnar Hall ist verhaftet worden!" »Verhaftet!! Wer hat ihn verhaften lassen?" »Der Millionär Goldener und Gregor Artus!" Rosen stand erregt auf und lief im Zimmer auf und ab. „Das ist die größte Überraschung. Die allergrößte. Es hat zwar immer geheißen, daß Hall ... Gold machen könne. Das haben wir Chemiker nie geglaubt. Artus sicher auch Nicht. Aber wir haben angenommen, daß Hall für Artus... nun sagen wir, das Aß der Asse ist. Und jetzt läßt er ihn verhaften?" „Ja, wegen Betrugs. 250 Mille hat er ihm geopfert. Nun will ich Ihnen mal erzählen, wie ich auf Hall komme, warum ich mich besonders für ihn interessiere. Es ist nur für Sie bestimmt, Herr Geheimrat." „Einverstanden, Ehrenwort!" Da erzählte ihm Scheeven von dem Ereignis von Oldenbruck. Der Geheimrat war nicht minder überrascht wie Artus. „Sie glauben wirklich, daß ein Mensch dahintersteckt?" „Das ist erwiesen, lieber Geheimrat! Den Mann suche ich! Ich wollte Hall befragen. Die Söhne Halls sind bei Ihnen. Sagen Sie, Herr Geheimrat, haben die Söhne das Genie des Vaters geerbt?" Rosen zuckte die Achseln. „Das ist nicht leicht zu beantworten. Rother Hall, der Ältere, ist eine ernsthafte Forschernatur, der mehr im Labo ratorium als im Leben steckt. Er ist sehr verschlossen und ist noch nicht hervorgetreten. Der Jüngere ist das Gegenteil von Rother, jung, groß, stattlich mit Augen, die nur so vor Lebenskraft und Freude leuchten, man sagt, ein blenden der Musiker, geradezu ein Genie auf dem Gebiet, beschlagen in allen Wissenschaften, dichterisch wohl auch begabt, wie gesagt, die richtige Künstlernatur. Und ec lebt .. und liebt, wie man sich auch erzählt." „Und als Chemiker?" „Für unsere Werke eine unbezahlbare Kraft. Er schafft mühelos, aber was wir hier schaffen, das liegt ja jenseits der großen chemischen Arbeiten, das sind Kleinarbeiten. Von des Vaters universalem Geiste habe ich an ihm noch nichts gespürt, nicht einmal Interesse dafür. Davon scheint er nichts wissen zu wollen. Nein, der Arnold steht mit beiden Beinen auf unserer Erde. Er findet sie wunderschön, ihn gelüstet nicht nach den höchsten Erkenntnissen. Wollen Sie die Brüder einmal kennenlernen?" „Sehr gern!" Der Geheimrat ging an den Apparat und bat die Brüder zu sich. Nach etwa fünf Minuten traten sie ein. „Stattliche Kerle!" dachte vr. Scheeven. Beide gefielen ihm außerordentlich. Rother, in seiner ernsten, geraden Art, mit den starken Augen, den bestimmten Bewegungen. Ganz das Gegenteil war Arnold Hall, der ein Bild der Lebens freude bot. Er war genau so groß wie sein Bruder, eine gewisse Wucht ging von ihm genau so aus, aber sie wurde durch eine wunderbare Eleganz der Bewegungen, durch einen natürlichen Scharm, der von Herzen zu kommen schien, gemildert. Ein prächtiger Bursche, der gewiß leicht einem Frauen herzen gefährlich werden konnte. „Meine Herren Hall!" stellte Rosen vor. „Herr vr. Scheeven möchte sich gern mit Ihnen unterhalten." Begrüßung. Die Brüder nahmen Platz. Rother richtete seine ernsten Augen voll auf Scheeven. „Ist es in Sachen meines Vaters?" „Nein, Herr Hall. Was Ihren Vater betroffen hat, das wissen Sie bereits." „Ja, wir wissen es und haben uns damit abgefunden. Mein Vater hat gegen das Gesetz verstoßen, und das wird ihn jetzt erbarmungslos, wie es eben ist, packen. Daran können wir nichts ändern." Scheeven hörte es befremdet. „Sie stehen nicht gut zu Ihrem Vater?" Ruhig entgegnete Rother: „Das kann man nicht sagen. Wir haben uns als Mensch zu Mensch immer gut verstanden, aber unsere Anschauungen liefen auseinander. Das ent fremdete etwas. Wir haben nicht restlos gebilligt, was unser Vater tat. Er hat sich Geld verschafft, nicht, um es zu ver schwenden und persönlichem Luxus und Liebhaberei zu frönen, nein, er hat es seinen Arbeiten geopfert. Aber ... er hat den Fehler begangen, daß er seinen Geldgebern Ver sprechungen machte, die er nicht einhalten konnte ... und wenn er's konnte, die er nicht durfte."