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Dresdner Journal : 12.05.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187205120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720512
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720512
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1872
-
Monat
1872-05
- Tag 1872-05-12
-
Monat
1872-05
-
Jahr
1872
- Titel
- Dresdner Journal : 12.05.1872
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L»108. Sonntag, den 12, Mai, 1872. Ldo»»»» Im 8»e»«d«» Httuttok: . - - ö 1*1 1t)»krU<rk> 1 H>Ir. lü » Liv»«l»» I^ruoiusr»! 1 H Io»er»l«»prel»«r kür «los L»aw «io«r se»p»It«v«ll 2«ils: i zt K^r. vot«r „Livx««mat" äio 2«ü«: 8 I^xr. Lrsoüolne-r 2^11 cb, mit Anivttun« ä«r 8oim- uoä ksl«tt»s», Xdvuä» Mr äea sol^soäen 1^. »— " --»W»»r-i»-ü > -Er «»t»pr*t»«, lokr»»»« tritt jRkrllok . 2 H»lr ktempsl^katir, »o—rdoIdäs*ä«ut»«I>M» 8^ Loioke» ?o»t- uoä Dres-nerIoumal. Io»«r»t«o»im»k»e»uivArttr L»ix«l,: F>. Lr«m<t»tett«r, LommimiooLr ck« vrexioor louru»!»; ekeoäo» : L L-Aker, Loo«, u. L Lm»- 8«rU->»rU»-Vt»»-L«tp^b E. M t //a««en»tr<» F ^OAlrr, 8,rlt»-Ke«<,»-L»»diuU-rr»»k- tort ». N.-»ü»ek«»: Lv«i. Lio««, L«rUo: F. Letrm«^«»', L Ftdr««zt, Sr«o«o: L Loklott«, >r»^»o: §tai»v««'» Lüresu u. K. ^«nte, kr»oktort ». N.: L ^a«A«r'»o»o o. F <7. //«rrman^'»oke öuekk, Daxd« <S <7o., kr»Ur ^Lr/ick» Luekk ; 0i»«wQlt»: L>. t'o,^,- kort»: Lav«, Fa/ktte, L«tt»er F 6o., Mi«»: LI. L-xp«i>L, Stottert: Da«d« «t 6o. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. " " L«r»u»xed«rr Xvlünl Lrpeditioo äs» vre»äo«r 7ouro»I», örexieo, U»r^Lrettieo8»»»« Lo. 1. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. In dex Stadt Zwrnkau ist gegenwärtig nur ein Advokat wohnhaft, demselben jedoch, da er die Stelle des Bürgermeisters bekleidet, die Ausübung der advoka torischen Praxi- für und gegen die Bürger der Stadt nicht gestattet und wird unter diesen Umständen die Niederlassung eines zweiten Advokaten daselbst drin gend gewünscht. Wenn nun die deshalb bereits unterm 5. September vorigen Jahres erlassene öffentliche Be kanntmachung bis jetzt einen Erfolg nicht gehabt hat, so wird Solches andurch anderweit bekannt gemacht. Dresden, am 8. Mai 1872. Ministerium der Justiz. Abeken. Estler. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Stresa, Freitag, 10. Mai, Nachmittags. (Tel. des Dresdn. Journ.) Ihre Majestäten der König und die Königin von Dachsen verließen beute Mittag 12 Uhr Stresa um sich nach kurzem Aufenthalte in Mailand nach Verona zu begeben, wo die Ankunft Nachts 11 Uhr 25 Minuten er folgen wird. Verona, Sonnabend, 11. Mai, Vormittags. (Tel. des Dresdner Journals) Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen find vorige Nacht gegen ^12 Uhr in bestem Wohlsein hiersrlbst eivgetroffen und werden nach Besichtigung der Stadt heute Nachmittag 2 Uhr dir Reise nach Innsbruck fortsetzen. Das Wetter ist hier schön. Wien, Freitag, 10. Mai, Abends. (W. T. B.) Die „Oesterr. Corr." bestätigt, daß eine Er- böhuvg des Zinsfußes für die Salinenscheine be- vorstehe. Paris, Freitag, 10. Mai, Abeud». (W. T. B.) Die Commission zur Prüfung deS Gesetzentwurfs, betreffend da- Kriegsgericht über Marschall Ba- »aine, nahm deusrlben mit der Erklärung an, daß Bazaine nur durch Beschluß der Capitulation«. commisfion, nicht auf sein eigenes Ansuchen vor das Kriegsgericht verwiesen werde. Der Commissionsbericht über den deutsch-fran zösischen Postvertrag ist nunmehr drr Rational- Versammlung vorgrlegt. Der Bericht spricht sich für die Genehmigung des Vertrags aas und wird die Berathung desselben voraussichtlich künftigen Montag ftattfiaden. Der Krieg-Minister de Ciffey soll infolge von Differenzen mit der CapitulatiouScowwisfion seine Demission nachgesucht, Thiers aber dieselbe nicht angenommen haben. Paris, Sonnabend, 11. Mai. (W.T.B.) Wie verlautet, bestehe der KriegSminister te Ciffey auf seinem Rücktritt. Als Nachfolger desselben wird her General Lalaze genannt. Die mit der Untersuchuug der Capitulationea beauftragte Commisfion beantragt, den General v. Wimpffen als Unterzeichner der Capitulation von Sedan vor ein Kriegsgericht zu stellen. Be treffs der Capitulation von Paris constatirt die Commisfion, daß sämmtltche Documente von Jules Favre unterzeichnet find. La diese Capitulation infolge eines mit der damaligen Regierung abar- schloffen»» Vertrags stattgrfnndeu bat. erklärt sich die Commisfion in dieser Angelegenheit für in- competeut. Der Marschall Bazaine hat sich nunmehr de finit v als Gefangener in Versailles gestellt. Privatbriefe au- Spanien reducire» die letzten Regierung-nachrichten dahin, daß die Carlisteu an Todten, Verwundeten und Gefangenen zusammen nur etwa 200 Mann verloren hätten. Diesen Briefen zufolge wären die Carlisten in Biscaya, Bilbao ausgenommen, Meister. (Vgl. die »Tages» geschichte" unter Madrid.) Brüssel, Freitag, 10. Mai, Abends. (W. T. B) Der hiesige Gemeiuderath bat eiue Adresse au die Deputirtenkammer einstimmig angenommen, in welcher die Verwerfung des von dec Regierung vorgrlegten Gesetzentwurfs über die Polizei ge fordert wird. Die Adresse führt aus, daß der fragliche Gesetzentwurf die kommunalen Freiheiten auf das Schwerste beeinträchtige. London, Sounabelld, 11. Mai. (W. T. B.) Im Parlamente zeigten gestern Earl Granville und Gladstone an, sie könnten für Montag die Vorlegung der Correspondenz mit Amerika nicht bestimmt zufichern, sie würden jedoch jedenfalls am Montag über den Stand der Unterhandlungen Mittheiluug machen. London, Sonnabend, 11. Mai. (W. T. B.) Die „Morniug-Post" glaubt Grund zu drr An- nähme zu haben, daß England wegen der seitherigen Weigerung Amerikas, die Ansprüche auf indirekte Schädenvergütung auch formell zurückzuziehen, für die Annahme der sonstigen bei den jüngsten Brr- Handlungen proponirten Bedingungen nicht ohne jede Beforgviß sei. Deshalb habe die Regierung gestern nach Washington telegraphisch angedeutet, baß England sich veranlaßt finden könnte, von einer weitern Verhandlung des Schiedsgerichts abzusehcn. Washington, Freitag, 10 Mai. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Der Senat hat die eiugebrachte Amnestiebill verworfen. Dresden, l l. Mai. Die Bewegungen auf dem socialen Gebiete dauern fort und ziehen immer mehr die Aufmerksamkeit des Publicums und der Presse auf sich. Ganz besonders gilt dies von den durch die Meister erfolgten Arbeits einstellungen auf den Berliner Bauplätzen. Die „Spenersche Zeitung" widmete der „Coalitivn der Meister" unlängst einen längeren Artikel, in welchem hervorgehoben ward, daß die Meister mit ihrer Ent lassung formell ebenso im Rechte seien, wie die Ge sellen mit ihrem Strike es gewesen; auch diese hätten zuweilen die Arbeit selbst bei den Meistern eingestellt, die bereits alle Forderungen bewilligt, weil sie wünsch len, daß die Noth der Willigen ein Zwangsmittel werde für den Widerstand der Widerwilligen; und ebenfalls sei bei den Gesellen eine Arbeitseinstellung in einem Gewerbe vorgekommen, dir den Zweck gehabt habe, den Widerstand der Meister eines anderen Gewerbes zu brechen. »So", sagt die „Spenersche Ztg.", »haben jetzt die Niaurermeister ihre Gesellen nur zu dem Zweck entlassen, um sie zu hindern, den feiernden Zimmer gesellen Unterstützung angedeihen zu lassen. Und wie derum , der größte Theil der Zimmergesellen ist ohne eigenes Berschulden entlasten, nur um den Widerstand einer Minderheit zu brechen." Dabei erkennt das ge nannte Blatt im Allgemeinen zwar an, daß die Maß regel hart sei, spricht jedoch die Ansicht aus, „wie im wirklichen Kriege sei auch im socialen Kriege die wirk samste Maßregel stets die relativ mildeste." — Die „Magdeburgischc Zeitung" sieht in der von den Meistern verfügten Entlassung „eine gerechte Vergel tung für di: von den Gesellen früher ausgeführten Strikes" und beklagt dabei lebhaft, „daß die Koalitions freiheit von den Arbeitern vielfach so arg gemißbraucht sei." —Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" äußert sich mit Bezug hierauf in ihrer vorgestrigen Num mer folgendermaßen: „Das Bild, welches die »Spe nersche Zeitung" vom Kriege entlehnt, ist auch nach unserer Meinung vollkommen zutreffend; wir sind immer der Meinung gewesen, daß die unbedingte wirthschaft- liche Freiheit nichts Anderes ist, als der Krieg Aller gegen Alle, und wir glauben, daß die neueste Erklä rung der Meister, nach welcher sie genöthigt sind, auch die Arbeiter zu entlassen, welche von der Abicht zu striken weit entfernt sind — wir glauben, diese Erklä ¬ rung liefert den Beweis, daß auch dieser sociale Krieg mit einer Rücksichtslosigkeit geführt wird, oder geführt werden muß, welche den Nothwendigkeiten des Krieges mit den Waffen völlig entspricht. Daß dieses Krtegs- verhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer an sich ein Uebel ist, darüber stimmen wohl Alle überein; Diejenigen aber werden diesen Krieg ein nothwendiges Uebel nennen, welche noch heute an drr Uebrrzeugung festhallen, daß aus diesem Kriege dir Versöhnung der streitenden Interessen mit Nothwendigkeit hervorgehcn müsse; und zwar wird es hier nicht um einen nnr provisorischen, sondern um einen dauernden Frieden sich handeln müssen. Bon einer solchen friedlichen Lö sung des Streites haben wir bisher leider noch nichts wahrgenommen; vielmehr gewinnt es den Anschein, daß die Siege, welche der eine Theil erringt, vom anderen Theile keineswegs als definitiv angesehen werden, daß vielmehr der unterlegene Theil die nächste sich bietende Gelegenheit zu benutzen bereit ist, um den erzwungenen Frirdensschluß wieder in Frage zu stellen. Dazu kommt aber noch eine fast überall wahrgenommene Erschei nung, in welcher man kaum etwas Anderes als einen thatsächlichen Hohn auf die gewährte Freiheit zu Coalitionen erblicken kann. Es ist eine notorische Thatsache, daß, sobald ein Strike beschlossen ist, von Seiten der strikenden Arbeiter eine solche Pression auf ihre Genossen geübt wird, welche die persönliche Frei heit vollständig aufhebt. An die Stelle des Verbotes der Coalitionen ist thatsächlich das Gebet getreten, daß Jeder an jeder Coalitivn sich betheitigen muß. Zur Uebung einer derartigen Pression bedarf es im Allge meinen durchaus nicht der Begehung solcher Handlun gen, welche mit Strafe bedroht sind; und weil eine solche Pression auch ohne strafbare Handlungen sich ausführen läßt, deshalb fehlt es an jedem Schutze ge gen die tatsächliche Beeinträchtigung der persönlichen Freiheit. Allgemeine vage Drohungen, die sich der richterlichen Cognition entziehen, hohle Redensarten von „allgemeiner Verachtung", welcher Derjenige verfalle, der dem beschlossenen Strike nicht beitrete, — derartige Dinge sind leider stark genug, um eine zwingende Kraft auszuüben; und weil dem so ist, deshalb ist die an sich schon geringe Aussicht, daß auf den Streit drr defini tive Frieden folgen werde, noch geringer. Dann erst, wenn sich die Erkenntnis Bahn gebrochen hat, daß die durch Strikes künstlich erzwungene Lohnerhöhung all mählich eine dieser Lohnerhöhung proportionirliche Er höhung der Preise aller Lebensbedürfnisse nothwendig erzeugt — erst dann wird man nach schweren Opfern die Koalition als Das betrachten, was sie, eigentlich fein sollte: als ein ultimum retugiuw; jetzt gilt sie fast als eine regelmäßige Institution des socialen Lebens. Wann aber diese Zeit der richtigeren Erkenntniß ge kommen sein wird, darüber fehlt es leider wiederum an jeder Muthmaßung." Die „Neue Preußische Zeitung" bringt an der Spitze ihrer heutigen Nummer einen Artikel, der insofern von besonderem Interesse ist, als die in dem selben niedergclegten Anschauungen gewissermaßen als das dermalige Programm der conservativen Partei in Preußen zu betrachten sein dürften. Derselbe legt zunächst dar, daß die conservative Partei keine Neigung zur Opposition haben könne, „denn sie haftet an dem Positiven in der Religion, wie in der Politik" und „weil sie der Autorität huldigt und weiß, daß die geschichtliche Entwickelung sich nach den Ge setzen innererNothwendigkeit vollzieht"; sie werde eben darum aber auch „immer in die Opposition treten, wenn die politische und sociale Entwickelung von ihren natürlichen, d. h. geschichtlichen Grundlagen abgedrängt und theoretischen Forderungen preisgegeben werden soll." Die conservative Partei befinde sich daher in stetem Widerspruch müden Anschauungen, welche auf dem Gebiet der Volkswirthschaft die maßgebenden ge worden sind, und der finanzielle Taumel, in welchen die heutige Gesellschaft versetzt worden ist, erscheint ihr so wenig als ein Zeichen wirthschaftlichrr Gesund heit, daß sie „nur mit Angst und Grauen in die Zu kunft blicken" könne, welche Gericht halten werde. Auch werde die konservative Partei sich niemals mit der als „national" gepriesenen Richtung vertragen, »welche das deutsche Leben in der Abstraktion von aller Stammes- rigrnthümlichkeit und historisch entwickelten Eigenart sucht;" sie werde sich „immer mit einer Politik im Widerspruch befinden, welche, um eines idealen Deutsch land- willen, das durch Verträge geeinigte Deutsch land entwurzeln will und Reichstag und Sonderland tage als Zwickmühle benutzt, um im Interesse der Parteidoctnnen und je nach Gelegenheit das vermeinte Korn eines idealen Deutschland mahlen zu lasten" und sie (die conservative Partei) werde sich dem „Zeitgeist" widersetzen, welcher darauf ausgeht, „Staat und Kirche in einen Gegensatz zu dingen, unter besten Reibungen das sittliche Bewußtsein des Volkes um so sicherer verloren gehen muß, als es ohnehin nur schwer den Anfechtungen zu widerstehen vermag, welchen es durch die gesellschaftlichen Erscheinungen und der Liberalen Beurlheilung ausgesetzt ist." „Natürlich müssen wir — fährt die „N. P. Z." fort — noch diesem Bekenntniß zugeben, daß wir (wie man uns wieder holt vorgeworfen hat) nicht berufen sind, an der deutschen Entwickelung — wie man sie nun eben in Schwang setzen möchte — mitzuarbeiten; aber wir geben auch nicht zu, daß der Liberalismus, welcher im Reichstage seinen Tummelplatz aufge schlagen hat, befähigt ist, „wahrhaft deutsche Politik" zu machen, und wir sind durchaus nicht der Ueber- zeugung, daß sich in den lediglich die Tagesstimmung repräsentirenden Kammermajoritätcn allemal der echte Volksgeist ausspricht, sondern sind vielmehr überzeugt, daß jeder Staat eine große Anzahl realer Interessen und Potenzen in sich schließt, welche bei der Kopfzahl wahl gar nicht zu ihrem Rechte kommen. Eben darum können wir uns auch nicht davon überzeugen, daß die Gesetzgebung nur dem Fingerzeig der Majoritäten nachgehen und sich ihnen anbequemen müsse, d. h. wir scheu nicht ein, warum sie über dem Eifer, ihre Frucht barkeit zu zeigen, die Sorge für die Gesundheit ihrer Früchte hiutansctzen soll. Wir werden uns daher nicht davor fürchten, auch fernerhin in all den Fällen Opposition zu machen, in welchen unser Gewissen, unsere Vaterlandsliebe, unsere Hingebung an das Königthum uns nicht gestattet, dem Zuge der Majori tät zu folgen; und wir sind überzeugt, daß wir auch in der Opposition manches Gute wirken werden, weil wir doch manches Schlimmste verhindern können. Jeden falls gedenken wir unsere Pflicht zu thun: Mit Gott, für König und Vaterland!" Lagrsgeschichte. Dresden, 11. Mai. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 13. Stück vom Jahre 1872 hier ringetroffen. Dasselbe enthält Nr. 816) Consularconventivn zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika, vom 11. December 1871; Nr. 817) Bekanntmachung vom 17. April d. I., die portopflichtige Correspondenz zwischen Behörden verschiedener Bundesstaaten betreffend; Nr. 818) Bekanntmachung vom 1. Mai d. I., die Er nennung des fürstl. lippeschen Cabinetsministers v. Flott well zum Bevollmächtigten beim Bundesrathe betreffend; Nr. 819) Ernennungen: des bisherigen königl. würt- tembergischen und großherzogl. badenschen Consuls Nast- Kolb in Rom und des Kaufmanns Sabetta in Sfaks (Tunis) zu Viceconsuln, der Kaufleute Nölke zu Bom bay, Buck zu Hobarttown (Tasmanien) und Munder loh in Montreal zu Consuln, sowie mehrer bisheriger norddeutscher Bundesconsuln und Viceconsuln zu sol chen des deutschen Reichs; Nr. 820) Ertheilung des Exequatur: dem königl. schwedisch-norwegischen Vice- consul Ziegeleibcsitzer Dethlefsen zu Ekensund in Schles wig und dem französischen Konsul Verneuil in Danzig. * Berlin, lO. Mai. Zur Richtigstellung mehr facher Zeitungscorrespondenzen über die Präsentation des Cardinals Fürsten v. Hohenlohe als deutscher Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) K. Hoftheater, 10. Mai: „Figaro'S Hochzeit"- (Fräul. Minnie Hauk und Herr Krolop als Gäste.) Auch in dieser Oper kann es nur dem poetischen Hinrinbilden des Dramas in die Musik gelingen, die Anstößigkeiten der Beaumarchais'schen Dichtung zu mil dern. Freilich sind nicht viele Sänger in der Lage, der Gewalt der Mozart'schen Tonsprache volle Geltung zu verschaffen und deren Reizen den entsprechenden Ausdruck zu verleihen. Wie neulich als Leporello, so wies auch heute Herr Krolop diese Fähigkeit in er- sreulichster Weise auf. An seinem, mit mannichfaltigen geistvollen Zügen ausgestatteten Figaro war nicht- Stereotypes; im Gegcntheile entwickelte der Gast wie der einen so unverwüstlichen, ewig frischen Humor, daß sein jedesmaliges Erscheinen die Scene erst würzte und belebte. Und dabei weiß der Gast stets so schön Maß zu halten, daß er niemals die Architektur des Stückes stört oder sich irgendwie ungebührlich hervor- drängt. Wenn er dessenungeachtet die übrigen Mit- wirkendrn in den Schatten stellt und da- Hauptinteresse des Abends sich abermals auf ihn concenttitte, so ist die- eben nicht seine Schuld, sondern da- natürliche Ergebniß seiner hervorragenden künstlerischen Qualifi kation in Spiel und Gesang. Auch die Susanne deS Fräul. Hauk war eine recht ansprechende Leistung und riß das ziemlich animitte Hau- wiederholt zu lauten Kundgebungen deS Beifalls hin. Dennoch müssen wir bekennen, daß unS die Sängerin mit all ihrer, Fleiß und Talent verratenden Klein- und Frtnmalerei rinrs zündenden Erfolgs nicht fähig erscheint. Ihr einer größern Wärme und Innerlichkeit entbehrende» künstlert- che- Naturell schöpft weniger au- den frischen Quellen ursprünglichen Empfindens und angeborener Naivetät, als aus einem gewissen feinsinnigen Aneignungsvermögen und wird deshalb stets vorzugsweise nach der Richtung eines anmuthigen Realismus wirken. R. Gthr. Da- HauS deS Hermiuia-Theater- in Dresden. Bei dem rapiden Wachsthum der Stadt und der Unternehmungslust unserer Tage ist es natürlich, wenn auch die Zahl der Theater sich mehrt. Statt zwei Bühnen, dem Hoftheater und dem Nesmüller- Theater, wird Dresden in Bälde vier Theater zählen. Neben dem Neubau des HoftheatrrS, der rüstig geför dert wird, ist man mit der Herstellung von noch zwei neuen Theatergebäuden beschäftigt. Da- eine ist da- Neustädter Aktien-Theater, dessen Parterremauern be reits emporsteigen; das andere das Herminia- The ater auf der CircuSstraße in der Pirnaischen Vor stadt. Letzteres, da- Unternehmen des Schauspiel- direttorS Herrn Oswald Baumgart, ist in diesen Tagen vollendet worden und soll, wie wir hören, am Sonntag, den 12. Mai, eröffnet werden. Dasselbe wird, neben Schauspiel und Lustspiel, hauptsächlich die Operette und Posse cultiviren. Das Gebäude liegt in der Häuserlinie der Straße und kennzeichnet sich im Aeußerrn, als öffentliches Gebäude, durch größere Massenverhältnisse und Oeffnungen, wie überhaupt durch eine charakteristische Architektur. Ein Glasdach an der Fayade, unter dem Balcon der ersten Etage, dient zum Schutz der Anfahrenden bei Regenwetter. Da- Vorderhaus enthält im Parterre ein geräumiges Vestibül mit zwei Kassen; darüber, in der ersten und zweiten Etage, zwei Säle (FoyerS) mit Restauration, welche von allen Plätzen des ZuschauerraumS bequem zu erreichen sind. Aus dem Vestibül führt ein breiter Aufgang nach dem Parterre rrsp. Parket deS Zu schauerraums und dem Haupttreppenhaus, auf dessen Doppeltreppen man in den ersten und zweüen Logen rang gelangt. Zugleich befinden sich rechts und links vom Vestibül in dem Rundbau, der sich an das Vor derhaus anschließt und den Zuschauerraum und die Bühne enthält, Treppen, auf welchen man in die ge nannten Ränge kommen kann; doch sind diese Treppen hauptsächlich für den dritten Rang oder die Galerie bestimmt. Der in der üblichen Hufrisenform gehaltene Zuschauerraum, von breiten Gängen und geräumigen Garderoben umgeben, enthält im Parterre, Parket und Parterrelogen 370, im ersten Rang mit Balcon 190, im zweiten Rang 150 und auf der Galerie 400 Sitzplätze, zusammen also 1110 Plätze. Die eisernen Balkenlagen der Logenränge und der kreisrunde, kup pelförmige Plafond sammt der cisernen Dachconstruction werden von eisernen Säulen getragen, die, ohne dem Auge des Zuschauers hinderlich zu sein, dem Raume eine große Leichtigkeit geben. Auch ist derselbe gefällig drcotttt. Die Logen sind roth ausgeschlagen und in den Zwickeln der Bogenstellungen erblickt man, al- malerischen Kuppelschmuck, die Musen unter Führung Apoll's und Amor's, zwischen denen Jnschrifttaleln mit den Namen hervorragender Dichter und Componisten angebracht sind. Für die nöthige Beleuchtung sorgt rin Kronleuchter mit circa 160 Flammen, welche in ihrer Mehrzahl ihr Licht durch ein Netz von Glasprismcn geben; bet festlichen Gelegenheiten kommen dieser Be leuchtung noch 27 an den Brüstungen der Logenränge angebrachte Wandleuchter zu Hi fe. Was sodann die Bühne betrifft, so ist auch diese für die Zwecke eine- derartigen Privattheaters recht geräumig; sie hat zwei Versenkungen und ist ta^eshell, sodaß das Abhalten von Proben am Tage ohne jede künstliche Beleuchtung mög lich ist. Auf jeder Seite der Bühne liegen fünf größere Räume übereinander, Ankleide-, Requisiten- und Feuer wachzimmer enthaltend. Sämmtliche Räume des Hauses werden mittelst Luftheizung erwärmt und sind mit Ven tilation versehen, wobei besondere Aufmerksamkeit auf die Ventilation des Auditoriums verwendet ist. Wie auf die Bequemlichkeit, ebenso ist auf die Sicherheit des Publikums mit Sorgfalt und Umsicht Bedacht ge nommen ; eine Wasserleitung durch das ganze Gebäude begegnet der Fcuersgefahr, auch hat das Auditorium und die Bühne zur Verminderung dieser Gefahr eiserne Dachconstructionen erhallen; die Anlage von acht steinernen Treppen und zehn Ausgängen endlich er möglicht ein rasches Leeren des Hauses. Entworfen und ausgefühtt ist der geschilderte Theaterbau von den beiden hiesigen Baumeistern, den Herren Hugo Schön - Herr und Stock, welche die ihnen gestellte Aufgabe in einer, wie es uns scheinen will, durchgängig sehr zweckentsprechenden und befriedigenden Weise gelöst Haden. C. Clß. * Da» für den verdienten Admiral Wilhelm v. Tegetthoff in Wien beabsichtigte Denkmal au- Bronze, dessen Concurrenzausschreiben der Jnseraten- theil der heutigen Beilage umfassend darbittet, eröffnet den Bildbauern sowohl für die Hauptstatue wie für Relief und Ornamentik eine ganz außerordentliche Gelegenheit, ihre Kunst an einem so würdigen, wie plastisch dank baren Gegenstände zu brthätigrü: Die monumentale Illustration vom Leben eine- modernen Seehelden ist neu und reizvoll, die vorhandenen pecuniärrn Mittel gestatten dem Entwurf Fülle und freie Bewegung, die Ausstellung der rinzurrichenden Modelle an einem Welt- Platze, wie Wien ihn bittet, geben den Künstlern Ge legenheit, von Vielen brutthrilt und vom Beifall weiter Kreise belohnt zu werden. Hoffen wir auch für Sachsen eine lebhafte Brtheiligung.
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