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Amts- M Aizcheblatt für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. lrlegr.-A-resse: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. LIV. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. n- ' - 52. Jahrgang. ^7 L« Sonnabend, den 13. Mai LVEVL In letzter Zeit ist es wiederholt oorgekommen, daß wichtige Anträge und Anfragen, sogar Einwendungen gegen behördliche Verfügungen bei der Königlichen Amtshauptmann schaft telephonisch angebracht worden sind. Die Königliche Amtshauptmannschaft nimmt deshalb Veranlassung, daraus hinzuweisen, dah in dergleichen Fällen entweder der Weg schriftlicher Eingabe zu wählen ist, oder die Anbringen an Kanzleistelle mündlich zu Protokoll zu geben sind. Schwarzenberg, am 10. Mai 1905. Königliche Amtshauptmamischast. 75 vir. Demmering. I. Die Ratsexpeditionen bleiben Wonlag, den 15. und Dienstag, den 16. Wai 1905 vorzunehmender Steinigung halber geschlossen. Im StandeSamte werden Anmeldungen von Geburts- und TterbesLlle« vormittags von 8 biS 18 Uhr entgegengenommen. Das Schauamt ist von '/iS bis '/,6 Uhr nachmittags geöffnet. Stadtrat Eibenstock, dm 5. Mai 1905. Hege. M. Sonderbeiträge zur Deckung des Bedarfs der Handels schule Eibenstock. Das Königliche Ministerium des Innern hat durch Verordnung vom 18./22. Oktober 1904 seine Zustimmung dazu erteilt, daß die Handelskammer Plauen vom Jahre 1905 ab zunächst bis Ende 1916, und zwar erstmalig 1905 mit dem ll. Termine der Staats einkommensteuer, zur anteiligen Deckung der Unterhaltungskosten für die Handelsschule Eibenstock von den zur Handelkammer Beitragspflichtigen des Amtsgerichtsbezirks Eibenstock Sonderbeiträge erhebe. Der Sonderbeitrag ist auf die ersten 5 Jahre für die Beitragspflichtigen in Eibenstock auf 3 Pfennige, für die sonstigen Beitragspflichtigen des Amtsgerichtsbezirks Eibenstock auf 2 Pfennige für jede Mark des Steuersatzes aus das Einkommen aus Handel und Gewerbe festgesetzt. Nach Ablauf der 5 Jahre findet eine anderweite Festsetzung der Sonderbei träge statt. Der Sonderbeitrag wird hiermit ausgeschrieben. Plauen, den 8. Mai 1905. Der Vorsitzende der Handelskammer. Neidhardt. vr. Dietrich, Syndikus. Tagesgefchichte. — Deutschland. Die Schillerfeier hat nicht nur im deutschen Vaterlande, sondern überall wo Deutsche wohnen und die deutsche Zunge klingt, einen würdigen und erhebenden Verlauf genommen. Besonder» großartig gestaltete sich die Feier vor dem Schillerdenkmal in der Reich-Hauptstadt, bei welcher von 7 Militärkapellen die »Tell'-Ouvertüre gespielt wurde und Bürger meister vr. Reickc die von warmer Begeisterung beseelte Festrede hielt, in der er Schiller al» den Führer und Erzieher de» deutschen Volke» pries, der diesem den Weg vom Schönen zum Guten gewiesen. — Der König von Sachsen hat dem Prinz regenten von Bayern einen Besuch in München ab gestattet. Die Empfang-feierlichkeiten nahmen einen überaus herzlichen Verlaus. In dem Trinkspruche, welchen der Prinzregent bei der Hosiafel ausbrachte, hieß er den König von Sachsen in seiner Residenz willkommen, dankte ihm für die Ehre seine» Be suche», knüpste an die bestehende Verwandtschaft der Häuser Wettin und Wittelsbach an und wünschte dem Könige eine lange und gesegnete Regierung. König Friedrich August erhob sich un mittelbar darauf und dankte dem Prinzregenten Luitpold zunächst für den glänzenden und herzlichen Empfang. Die von alterSher bestehende Freundschaft seine» Hause« mit der Königlichen Familie zu erhalten und noch fester zu knüpfen, werde sein Bestreben sein. Der König sprach ferner dem Prinzregenten seinen Dank für die Verleihung de« 1b. Infanterie-Regiment« au«. Der bayerischen Armee nunmehr anzugehören, sei ihm eine hohe Ehre. Der König schloß seinen Toast mit einem Hoch aus den Regenten und da» Königliche Hau» von Bayern. — Berlin, 11. Mai. Ein amtliche« Telegramm au» Windhuk meldet: Im Norden hat der in Oljimbindc stehende Hauptmann Wilhelm! eine Postierung nach Epata vorgeschoben. Bon dort soll am 18. Mai ein Detachement unter Hauptmann Rembe den Eiseb abwärt« bi» in die Gegend von Blaubusch pfanne an der englischen Grenze vorstoßen. Im Süden Halle Oberleutnant von Bülow am 27. April bei Huam« ein sieg reiche» Gefecht gegen eine fünffach überlegene Bethanicr- bande unter Korneliu«. Der Gegner verlor 6 Tote. Diesseits fielen Oberleutnant von Bülow, früher Dragonerregiment Nr. 18, 2 Reiter wurden schwer und 4 Reiter leicht verwundet. Korneliu» wurde geschlagen. Major v. Estorfs verbleibt zunächst am Auob in der Gegend von Kowe» - Gocha« und klärt erneut bi« zur Grenze aus, um den derzeitigen Aufenthaltsort Hendrik Witboi« festzuftellen. Ueber die Operationen bei den KarraSbergen liegen neue Nachrichten nicht vor. — Frankreich. Dec Marineminister Thomson hat vor einigen Tagen eine Rede gehalten, in der er die Vorlage de« Flottenprogramm» für die nächsten Tage in Aussicht stellte und mit allem Nachdrucke die Notwendigkeit einer starken Seemacht für Frankreich betonte. Er konnte e» sich hierbei nicht versagen, die Erinnerung an 1870 wachzuruscn und damit, wenn auch in stark verhüllter Weise, die Revanche-Idee heraus zubeschwören. Für un» Deutsche sind solche Kundgebungen eine Mahnung, unser Pulver trocken zu halten und un» in der Sorge für Heer und Flotte von niemandem übertreffen zu lassen. — Afrika. Die deutsch-abessinische Mission, die an den Hof de» Negu» entsandt worden war, ist aus der Rückkehr von AddtS-Abeba durch die Kolonie Erythräa in ASmara (ital. Schutzgebiet am Roten Meer) eingetroffen und sehr herz lich empfangen worden. Die Mission begibt sich in Begleitung de« Gouverneur» Martini nach Massauah und geht dort an Bord eine» italienischen Dampfer». Die Mitglieder der Mis sion sprachen sich in anerkennendster Weise über die in der Kolonie gewonnenm Eindrücke au«. — Japan. Die Beziehungen zwischen Frankreich und Japan haben infolge de« angeblichen Neutralität-bruche» Frankreich« einen hohen Grad der Spannung erreicht. Die offiziellen Kreise hüben und drüben suchen zwar nach Kräften beschwichtigend zu wirken und jede Krise zu verhüten, in der japa nischen Nation selbst aber macht sich eine außerordentliche Er regung bemerkbar. Trotzdem darf man wohl an der Hoffnung sesthaltcn, daß ein Konflikt zwischen Frankreich und Japan, der im gegenwärtigen Momente unabsehbare Weiterungen nach sich ziehen müßte und leicht einen Wellbrand entzünden könnte, ver mieden werden wird. — Tokio, 10. Mai. Die japanische Regierung beobachtet bezüglich der NeutralitätSangclegcnheit in Jnvochina noch eine abwartende Haltung, doch scheint sich die Lage schnell einer Krisi» zu nähern. Den von dem französischen Minister de» Aeußern Dslcassü dem japanischen Gesandten in Pari» Motono wiederholt gegebenen Versicherungen, daß die französische Regierung in ihren ostasiatischen Besitzungen strengste Neutralität beobachte, folgt jetzt die Nachricht, daß da» Marine-Departement glaubwürdige Informationen erhalten habe, wonach ein Teil der Baltischen Flotte noch am Morgen de» 6. Mai in der Honkohe- Bucht gelegen habe. Man befürchtet allgemein, daß auch die Schiffe de» Geschwader« de» Admiral» Nebogatow die französischen Territorialgewässer dazu benutzen werden, um Kohlen cinzunchmen, sich mit frischen Vorräten zu versehen und die Schiffsrümpfe einer Reinigung zu unterziehen. E» ist schwer vorauszusagen, wa« sich ereignen wird, doch ist die Regierung gedrängt, die französischen Versicherungen, daß die Schiffe de» Baltischen Ge schwader» sich außerhalb der französischen Territorialgewässer befinden, anzunehmcn und entsprechend zu handeln. Die Be wegung in der Geschäftswelt gegen Frankreich ist trotz der Be mühungen der Regierung, sie zu unterdrücken, im Wachstum begriffen. Der Handelskammer ist ein Beschlußantrag unter breitet worden, einen allgemeinen Boykott der französischen Kaufmannschaft und der französischen Waren in'» Auge zu fassen, und c« ist möglich, daß diese Resolution wirklich zur Abstimmung kommt, obgleich anfänglich wenig Wahrscheinlichkeit dafür bestand, daß sie ernst genommen würde. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. In der am 1. Mai stattgefundenen Auf nahmeprüfung wurden 17 Schüler in die öffentl. Handels schule ausgenommen, darunter 2 au« Carl»feld und > au» Schön heide. Die drei auswärtigen Schüler kommen an 4 Tagen der Woche zur Schule, teil« zu Fuß, teils mit dem Rad und teil» die Bahn benutzend. In Klasse ll trat ein Hospitant ein. Ver schiedene Herren Chef» konnten keinen Lehrling finden, da da» Angebot für den kaufmännischen Beruf diese» Jahr nicht so hoch war al» die letzten Jahre. — Die öffentl. Handelsschule beging Mittwoch eine kleine nichtöffentliche Schill erfrier, in derber Direktor auf Schiller« Bedeutung al» Dichter. Historiker und Philosoph kurz hinwie«, Schiller« politischen und religiösen Stand punkt in wenigen Worten kennzeichnete und die Schüler ermahnte. Schiller» jederzeit mit Dankbarkeit und Begeisterung zu gedenken. — Eiben st ock. AufdemRade um dieWelt! Der für Mittwoch den 17. Mai angekündigte Vortrag de« Weit reisenden W. Schwiegershausen au» Leipzig im Saale de» Feld schlößchen verspricht äußerst interessant zu werden. Ueber die bisher ftattgesundenen Vorträge sprachen sich die größten Zeitungen höchst lobenswert au«. Die Germania-Abendpost in Milwaukee schreibt: »In fesselnder Form ließ er seine Zuhörer im Geiste an der 52000 Meilen langen Weltumradelung tcilnehmen. Da gab c« keinen langweiligen Moment im Vortrage. Spannende und tragische Erlebnisse und Abenteuer wechselten mit humoristischen Zwischenfällen, verwoben in die treffende Schilderung von Sitten und Gebräuche der Völker. In kaleidoskopischer Farbenpracht führte er alle Teile der Welt vor, welche einmal zu schauen die unerfüllte Sehnsucht der meisten von un« Sterblichen ist." Dem kühnen Reisenden wurde die höchste Anerkennung zu teil. Ein Teil der von ihm selbst ausgenommenen ungefähr 1000 Photo graphien wird al» Lichtbilder mit effektvollem Apparat vorgeführt werden. — Schönheide. Die sächsische Bürsten- und Pinselinduftrie, die in Schönheide und in deren Um gebung stark vertreten Ist, hatte unter den stetig wechselnden Aus fuhrkonjunkturen und der erheblichen Preissteigerung der Roh materialen bi» Ende 1904 zu leiden. Gegenwärtig ist der eigen artige Industriezweig zufriedenstellend und aus längere Zeit aus reichend beschäftigt. Namentlich au» England kamen belangreiche Aufträge, ferner wurde Südafrika, da« während de» Burenkrieg« dem deutschen Export so gut wie verschlossen war, wieder ein guter Kunde, und nicht zuletzt hat auch da» JnlandSgcschäft sich erfreulich belebt. Bedeutend gestiegen ist in der zweiten Hälfte de» verflossenen Jahre» die auf Bürstenwaren bezügliche Au»- fuhrzisfer hinsichtlich Nordamerika«. Der Grund hierfür ist darin zu suchen, daß Japan eine hochentwickelte Bürsten- und Pinsel industrie besitzt und in den letzten Jahren den Bedarf der Ver einigten Staaten von Nordamerika zum großen Teile deckte. Wa« in Sachsen bez. im Deutschen Reiche Schönheide, ist in Japan die Stadt Osaka. Dort werden vorzugsweise Zahn-, Nagel- und Haarbürsten hergestellt; die TageSprodukion beträgt etwa 16000 Stück. In der Bürstenfabrik von Osaka werden ungesähr 1000 Arbeiter beschäftigt; daneben sind in 12 Zweig werkstätten in dec Umgebung von Osaka noch je 100 Mädchen tätig. Der Grund für diese letztere Maßnahme liegt darin, daß auf dem Lande die Löhne noch erheblich billiger sind, al» in Osaka selbst. Wie beträchtlich die Ausfuhr der einschlägigen Waren au« Japan ist, geht daraus hervor, daß im Jahre 1903 für 477000 Jen (1 Jen — 4,20 M.) Zahnbürsten und für 150000 Jen andere Bürsten exportiert wurden. 80 Proz. hier von gingen nach den Vereinigten Staaten. Im gleichen Jahre wurden für fast 200000 Jen Schweineborsten nach Japan zur Bürstensabrikation eingeführt. Mit dem Ausbruche de» russisch japanischen Kriege» ist nun offenbar eine Störung sowohl in der Erzeugung wie in der Ausfuhr japanischer Bürstenwarcn eingc- treten, denn e» werden zweifellos eine große Anzahl männlicher Arbeitskräfte au» dieser Industrie dem Ruse zu den Waffen haben folgen müssen, und die Einsuhrziffer ausländischer Schweine borsten nach Japan sank 1904 auf etwa 86000 Jen. Möchte c« unserer leistungsfähigen, billig und gut liefernden sächsischen Industrie gelingen, da» auf diese Weise eroberte nordamcrikanische Absatzgebiet sich für die Dauer zu erhalten! — Zittau, 9. Mai. Aus ein sonderbare» Steuer objekt ist, wie die »Kommunale Praxi»' mitteilt, die Gemeinde Hörnitz bei Zittau verfallen, au» dem sie schon seit längerer Zeit einen Teil ihrer Finanzkraft schöpft; sie besteuert nämlich die Geburt eine» jeden Kinde» mit 1,r» Mk., die der Gemeinde diener gegen eine einfache Quittung bei den Eltern de» Neu geborenen abholl. Daß darüber schon viel böse» Blut entstanden ist, läßt sich wohl begreifen. Die ärmere Bevölkerung empfindet e» al« Strafe, daß die Bereicherung der menschlichen Gesellschaft um ein nützliche» Glied mit 1,»« Mk. geahndet wird. Die I,r» Mk. sind in der Tat ein Strafgeld für den armen Mann, de« die Geburt eine» neuen Kinde» ohnehin Sorgen bereitet, da er neben den Geburtskosten auch auf Nahrung und Kleidung für seinen jungen Sprößling bedacht sein muß. — Leubnitz, 9. Mai. Vorige Woche wurde auf Leub nitzer RitlerguISflur beim Bestellen eine» Acker» ein ziemlich verweste» Portemonnaie mit mehreren Hundert markscheinen gesunden. E» wird vermutet, daß da» Porte monnaie bei einem Manöver verloren worden ist. — Wirtschaftliche Spionage. Schon seit Jahren begegnet man in der sächsischen Presse den bi.tersten Klagen sächsischer Industrieller über die bodenlose Willkür, der sie im Handelsverkehr mit den Vereinigten Staaten von Amerika aus gesetzt find. Die Schikanierungen waren vielfach derart, daß unsere Fabrikanten schließlich zu der Meinung kommen mußten, al» könne sich Amerika gegenüber der deutschen Industrie alle» erlauben, ohne befürchten zu müssen, daß die RcichSregierunz sich zu kraftvollen Vergeltung»maßregeln -usrafft. Neuerdings gehl nun durch die sächsische Presse eine Mitteilung über die ameri kanische Zollpraxi», die alle« bisher Dagewesene übersteigt. Es handelt sich nämlich um ein DeklarationSsormular für Wedwaren, in dem an die Fabrikanten Fragen gestellt werden, die auf eine Auskundschaftung der intimsten Geschäftsvorgänge hinauslaufen