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WWW MWW , Nr. 118 , , Donnerstag, den 23. Mai 1940 , Jahrg. 93 Der Kins vvirä enxer: Borstotz in Richtung Enlais. Feindliche Ausbruchsversuche überall abgewiesen. — Neue Erfolge der Luftwaffe an der Kaualküste. — Schnellboote verfentte« AerftSrer. — Bei Narvik ei« Schlachtkreuzer fchwer getroffen. Bomben auf Dünkirchen und Dover. Eine Zwischenbilanz. Führerhauptquartier, 23. Mai. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt» In Flandern gewinnt unser Angriff über die Schelde gegenüber starkem feindlichen Widerstand langsam Boden. Bei Valeneiennes ist der Kampf noch im Sange. Das WaldgelSnde von Mormal, südostwärts Valen- eiennes, im dem französische Kräfte Zuflucht gesucht hatten, wurde gesäubert. Auch gestern wurden Ausbruchsversuche feindlicher Panzerkräfte bei Eambrai im Zusammenwirken zwischen Heer und Luftwaffe unter schweren Verluste« für de« Gegner abgewiesen. Im westlichen Artois find deutsche Truppen aus dem Durchbruchskeil heraus im Vorgehen «ach Norde« in allge meiner Richtung Calais. An der ganze« SSdfro«t von der Somme bis zur Maas ist der Feind überall in der Abwehr. In der Festung Lüttich hat sich auch die zweite neuzeitliche Werksgruppe Battiee mit 20 Offizieren und «50 Mann unseren Truppen ergeben. In der Südsront von Nam«r hält der Feind noch einige Werke. Angriffe der Luftwaffe träfe« in erster Linie die rückwärtige» Verbindungen des Gegners, sowie Rückzugsbewegungen «nd Truppenansammlungen in Flandern n«d dem Artois. Durch bewaffnete Aufklärung vor derKaaalküste wurden drei Transporter «nd ei« Tcmker mft insgesamt etwa 20 000 Tonnen versenkt und ein Zerstörer schwer beschädigt. Die -afenanlage« von Dünkirchen «nd Dover sind wirksam mit Bomben belegt worden. Deutsche Schnellboote haben vor Dünkirchen einen feindlichen Zerstörer durch Torpedo, versenkt. Im übrigen war die Tätigkeit der beiderseitigen Luftwaffen Lnrch die Wetterlage beschränkt. Der Gegner verlor 0 Flugzeuge, S deutsche Flugzeuge werde« vermißt. Bel Narvik gelang es, einen Schlachtkre«zer am Bug schwer zu treffe», eine« Transporter von SVOV Tonne» z« versenken «nd einen weiteren Transporter schwer z« beschädigen. Ferner wurden Zelt- «nd Munitionslager in Brand geworfen, Nachschubkolonne» zersprengt, Batteriestellungen und Landungsanlage» «folg- < reich angegriffen. Avch in der letzte« Nacht setzte der Gegner seine planlose» L«fta«griffe gege» nicht- militärische Ziele fort. Ja de« Niederlande» «urde« die Orte Nymwege« «nd Waalwyk vo» britischen Flugzeugen angegriffen «nd dabei mehrere Zivilpersonen getötet. Ans Grund nachträglich eingelaufener Meldungen beträgt, wie bereits durch Sondermelduug bekanntgegebe«, die Zahl der durch Flakartillerie in der Zeit vom 10. bis 15. Mal abgeschossene« feindliche« Flugzeuge 342. Unsere Flak schoß in sechs Tage« S42 Flugzeuge ab. ? Ergänzung z« den OKW.-Berichten. Berlin, 22. Mai. Das stürmische und erfolgreiche Vor- dringen unserer Truppen bringt es mit sich, daß viele Mel- düngen über Angriffs- und Abwehrerfolge der deutschen Luft waffe mit Rücksicht auf die Verlegungen der Verbände mit Verzögerungen eintreffen. In besonderem Maße trifft dies ftir die im Feindesland stehenden Teile der Flakartillerie zu. Die Abschußerfolge unserer Flakartilleristen könne» deshalb lm Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht nicht immer vollständig wiedergegebe» werden. Sie finden daher in Zu- kauft vo» Zeit z« Zett in einer zusammenfassenden Bekannt- machung ihre Berücksichtigung. Diesem Umstand ist es zuzu schreiben, daß in dem Zeitraum vom 10. bis 15. Mai nur 143 feindliche Flugzeuge als Lurch Flak abgeschossen gemeldet wurden, wahrend nach den jetzt vorliegenden Unterlagen im «nannten Zeitraum 342 Flugzeuge dnrch die im Feind- «nd Helmatgebiet eingesetzte Flakartillerie zum Absturz gebracht worden sind. Die Flakartillerie hat damit über */» der insge samt vernichteten Feindflugzeuge auf ihre Rechnung gebracht. Auch diese Waffe hat also die in sie gesetzten Erwartungen in vollem Umfange erfüllt. * In Erinnerung an Deutschlands erfolgreichsten Jagd- slieger im Großen Krieg, Manfred v. Richthosen, tragt eines der Jagdgeschwader der neuerstandenen Luftwaffe mit Stolz seinen Namen. Generalfeldmarschall Göring, einst als Haupt mann der letzte Kommandeur Ler Staffel, erhielt jetzt folgend« Meldung: „Herr Feldmarschalll Ich melde Ihnen als dem letzten Kommandeur des Jagdgeschwaders Richthofen, daß das jung« Geschwader am 20. Mai durch den Abschuß einer Bristol- Blenheim durch Oberfeldwebel Machold seinen 100. Luftsieg errungen hat. Seit dem 9. Mai hat das Geschwader 93 feind liche Flugzeuge im Luftkampf abgeschossen und sechs am Boden zerstört. Eigene Verluste: zwei vernichtet. Ich bitte, Ober- feldwebel Machold, dessen fünfter Abschuß es war, das E. K. I zu verleihen. Oberstleutnant v. Bülow, Commodore Jagd- geschwader Richthofen." Der Generalfeldmarschall beglück- wünschte den Commodore zu diesem stolzen Erfolg des Ge- schwaders. * * * 500 französisch« Eisenbahnwage« erbeutet. In der Gegend von Lauteiburg konnten, nachdem sich der Feind dort weiter zurückziehen mutzte, 500 französische Eisen- bahnwagen geborgen werden. Kopenhagen, 23. Mai. Im Arsenal von Woolwich hat sich nachts eine Explosion ereignet. Die Ursache hat man noch nicht feststellen können. Eine Person wurde verletzt. Zur Vernichtung des Kreuzers „Effingham*. Zu dem von der britischen Admiralität jetzt zugegebenen Verlust Les Kreuzers „Effingham" erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Im OKW.-Bericht vom 17. Mai war gemeldet worden, Laß es vor Narvik gelungen war, auf einem Schlacht schiff und einem Leichten Kreuzer Bombentreffer zu erzielen. Dieser Angriff unseerer Luftwaffe erfolgte am Ausgang des Westfjovds. Der Kreuzer wurde so schwer beschädigt, daß britische Hilfsschiffe versuchten, ihn nach Dod« einzuschleppen. Die ständige Bedrohung der deutschen Luftwaffe aber ver hinderte die Bergung. Der Kreuzer wurde deshalb aus eine Klippe gesetzt, um wenigstens die Besatzung zu retten. Es ist also eine englische Lüge, daß Ler Kreuzer infolge ungenauer Seekarten auf eine Klippe aufgelaufen sei. Nutzland verbittet sich englische Einmischung in seine» Handel. Moskau, 22. Mai. In einer amtlichen Verlautbarung über die vorläufigen Besprechungen mit England über die gegenseitigen Handelsbeziehungen wird betont, baß di« Sowjetregieruna ihre Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland gemäß den abgeschlossenen Verträgen auf- recht erhält und weiter entwickeln will, ohne den anmaßenden Forderungen der Engländer auf eine Begrenzung ihres Handels mit Deutschland auch nur im geringsten Rechmmy zu tragen. Nach dem Abschluß des Friedensvertrvges mit Finnland — so heißt es — sei der Vorschlag gemacht worden, die Handelsbesprechungen mit England zu beginnen. In der Antwort Ler englischen Regierung wurde aber die Forderung nach Garantien aufgestellt, daß die Waren, die von der Sowjetunion aus dem Auslande «ingeführt werden, nicht für Deutschland, sondern zum Verbrauch in der Sowjetunion selbst bestimmt seien. Außerdem hat London di« Frag« des Abschlusses eines Handelsabkommens mit der Einschränkung der Handelsbeziehungen zwischen der Sowjetunion und Deutschland verknüpft. Der Sowjetbotschafter überreichte Halifax eine Antwort, Leven wichtigster Inhalt besagte: a) Die Sowjetunion als neutrales Land hat Handel betrieben und wird Handel treiben sowohl mit krieg- führenden wie mit neutralen Ländern, wobei sie von ihrem eigenen Bedarf an Ausfuhr und Einfuhr von Waren ausgeht. b) Mit Deutschland hat die Sowjetunion «in Handelsabkom men, das die Sowjetunion erfüllt und weiter erfüllen wird, wobei sie es für unzulässig hält, dies zum Gegenstand von Verhandlungen mit dritten Ländern zu machen, genau wie di« Sowjetunion auch nicht vorschlägt, die Frag« der Han delsabkommen England« mit anderen Ländern zum G^en- Am 21. Mai gab das Oberkommando der Wehrmacht als erste operative Auswirkung der größten Angriffsoperationen aller Zeiten die Zerschlagung der französischen 9. Armee und die Einleitung der Abdrängung aller noch nördlich der Somme befindlichen französischen, englischen und belgischen Armeen gegen die Kanalküste bekannt. Das ist das Ergebnis eines zehntägigen Kampfgeschehens. Zwei Tage vorher war die Zahl der in Belgien und Nordftankreich gemachten Gefangenen mit 110000 Mann angegeben worden. Diese Zahl vermehrt sich täglich. In den Kämpfen im Raum von Valeneiennes fiel am 19. Mai der Oberbefehlshaber der französischen 9. Armee mit dem Generalstab in die Hände der ungestüm vorwärtsdrängen den deutschen Truppen. Die aus der Dyle-Stellung in west- licher Richtung vorgehenden deutschen Verbände drücken dis belgische Armee und Verbände der französischen Nordarmee gegen die belgische Küste zu; die Engländer haben auch hier, wie in Norwegen, im Augenblick der kritischen Zuspitzung der Kämpfe aus der Scheldestellung und aus der Maginotlinie ihre Truppen über Nacht herausgezogen, um sie in die Heimat abzubefördern. Ein von ihnen bei Arras am Dienstag unter nommener Tankangriff sollte zweifellos dieser Absicht dienen. Der überraschende Vorstoß vom Süden aus gegen die Kanal küste riegelt die zwischen Schelde und Somme befindlicher« Feindtruppen nach Süden ab, während starke deutsche Der» bände etwa aus der Linie Valeneiennes—Arras—Amiens den Druck in westlicher Richtung gegen die Kanalküste verstärken; nach dem heutigen Heeresbericht ist die Spitze des Durch- bruchs bereits aus Calais gerichtet. In einem Raum, den zu erreichen den deutschen Truppen im Weltkrieg nicht vergönnt war, beginnt sich das Schicksal dar hier zusammengedrängten Divisionen zu erfüllen; hier rollt der Anfang des Endes des 1. Aktes ab. Französische Elite- truppen versuchen vergeblich den eisernen Ring von innen heraus zu zersprengen, während die Schaffung eines Brücken kopfes südlich Amiens und die Besetzung des Höhenrückens des Themin-des-Dames wesentlich für die Abwehr -er von Süden her von den Franzosen geführten Entlastungsangriffe sind. Aus dem Raum von Valeneiennes, wo die Kämpfe noch nicht abgeschlossen sind, versuchen die Franzosen vergebliche Aus- bruchsversuche, welche die deutschen Operationen nicht zu stören vermögen. Dor wenigen Tagen hatte der Londoner Rundfunk zur Beruhigung seiner englischen Hörer behauptet, daß „die Ein. schnürung der Deutschen einen zufriedenstellenden Verlauf nehme". Auch „Havas" hatte von „Gegenangriffen der Alli« irrten" gesprochen, „um den Feind im Rücken zu fassen". Hier ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Auch Chur-, chill, der gestern wieder mit einem großen militärischen Stab« zu Besprechungen mit Reynaud und Weygand in Paris war, wird das Schicksal der eingeschlossenen Armeen nicht wenden können, wenn er auch erreicht haben wird, daß die Franzo. sen wenigstens solange auszuhalten versuchen, bis ihre briti schen Bundesgenossen sich eingeschifft haben. Das wird aber nicht so einfach sein, dafür werden die deutschen Stukas und Uboote sorgen sowie die Schnellboote. Diese haben es bereits fertig gebracht, die von Minen nicht belegte, sehr schmale Schiffahrtsrinne unmittelbar von der Küste? bis zu den französischen Häfen in ihrer ganzen Länge zu durchfahren, Husarenstückchen auf dem Meere, durch welche die Verwir- rung besonders bei den Engländern noch vermehrt wird. Vf. stand von Verhandlungen zwischen beiden Staaten zu machen. Halifax brachte eine ganze Reihe neuer Fragen vor, u. a. über Len Inhalt der Handelsabkommen zwischen Ler Sowjet- Union und Deutschland. Die Sowjetregierung antwortete daraufhin, daß sie ie Handelspolitik nicht den Kriegsaufgaben des einen ooer anderen ausländischen Staates unterovdnen könne. Fragen über den Handel mit Deutschland könnten nicht Gegenstand einer Erörterung sein. Mailand, 22. Mai. Nach einer Meldung aus London soll der Herzog von Gloucester, der Bruder des Königs von Eng- and an der Westfront durch Bombensplitter verwundet wov- den sein.