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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Monnemenl: Vierteljährlich IO Ngr. Großenhainer UMH Mngs- un- AMgMatt. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseralenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 9 Uhr. InsertionLkelräge von auswärts sind in Post marken beizufügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Donnerstag, den 3. September 18S4. Lon dem unterzeichneten Königlichen Gerichtöamte ist bez. auf von den Interessenten gestellten Antrag das Ediktalverfahren einzuleiten beschlossen worden I. zur Ermittelung des Lebens und Aufenthalts nachgenannter Abwesender: l) des vormaligen Soldaten Friedrich Wilhelm Ermer aus Göltzscha, welcher sich nach Mittheilung des Königlichen Kriegsgerichts am 27. November 1847 aus der Kaserne zu Dresden heimlich entfernt und seitdem nichts wieder von sich hat hören lassen, und dessen Vermögen aus in der Sparkasse befindlichen 29 Thlr. 27 Ngr. besteht, 2) Johann Earl Gottlob Döhnel's aus Großenhain, welcher vor dem Jahre 1848 Schulden halber nach Amerika ausgetreten sein soll und für den sich in der Sparkasse 65 Thlr. 27 Ngr. 2 Pf. befinden, 3) des Böttchergesellen Friedrich Wilhelm Huhn ans Merschwitz, welcher am 7. März 1852 von dort nach Amerika ausgewandert, und ungefähr vier Wochen nachher das letzte Mal Nachricht von sich gegeben haben soll, und für den in hiesiger Sparkasse seit 1872 9 Thlr. 14 Ngr. 6 Pf. niedergelegt sind. II. Zur Ermittelung Derjenigen, welche an folgende alte Deposita des unterzeichneten Gerichtsamts Ansprüche zu machen haben: 1) die aus dem Creditwesen des vormaligen Bergrath Iw. Behrisch auf Adels dorf für die Gebrüder Gerhard Wilhelm und Johann Rüdiger Lausberg aus Frankfurt am Main ausgefallene, am 20. Mai 1828 zahlbar gewesene Perceptions- rate, welche dermalen, in der Großenhainer Sparkasse angelegt, 155 Thlr. 19 Ngr. 6 Pf. beträgt, 2) des vormaligen Tuchmachermeister Christian Friedrich Hartig zu Großenhain Concursdepositum, dermalen bestehend aus 250 Thlr. Nominalwerth von - Staatspapieren und 111 Thlr. 23 Ngr. Sparkasseneinlage. > Die über dieses Creditwesen im Jahre 1808 ergangenen Akten sind bei dem vor- ! maligen Stadtgericht Hain verloren gegangen und nicht wieder aufzufinden gewesen und hat die Bertheilung der Concursmasse daher nicht erfolgen können. 3) Das Mailach-Schletter'sche Depositum, bestehend in einer Sparkassen einlage von 29 Thlr. 26 Ngr. 6 Pf., welches bei dem vormaligen Patrimonialgericht Zabeltitz am 25. November 1828 zur Deposition gelangt ist und über dessen Ursprung, da Akten hierüber nicht vorhanden sind, nichts angegeben werden kann. III. - Zur Löschung folgender alter Hypotheken: j 1) auf Fol. 4 des Grund- und Hypothekenbuchs für Oelsnitz, Rub. III 1/1 ! eingetragen: n) sechsundzwanzig Meißner Gülden ----- 23 Thlr. 11 Ngr. 5 Pf. im Vier- ! zehnthalerfuße unbezahltes Kaufgeld, Johann George Maye, st) drei Meißner Gülden 9 Ngr. ----- 3 Thlr. 2 Ngr. 5 Pf. im Vierzehn thalerfuße, Begräbnißgeld für Marie Richterin, >4 sechs Meißner Gülden 18 Ngr. — 6 Thlr. 5 Ngr. im Vierzehnthalerfuße dergleichen für Johann George May und dessen Ehefrau, <0 fünfzehn Meißner Gülden ----- 13 Thlr. 14 Ngr. 7 Pf. im Vierzehnthaler- ! fuße, unbezahltes, in Terminen zu 5 Fl. gefällig gewesenes Kansgeld, Johann Christian Maye, e) fünfzehn Meißner Gülden ------ 13 Thlr. 14 Ngr. 7 Pf. im Vierzehnthaler fuße, dergl. in Terminen zu 5 Fl. zahlbar gewesen, Johann Gottlob Maye, I) fünf Gülden ----- 4 Thlr. 14 Ngr. 9 Pf. im Vierzehnthalerfuße, demselben für die Willkühr, L;) fünfzehn Meißner Gülden — 13 Thlr. 14 Ngr. 7 Pf. im Vierzehn thalerfuße unbezahltes Kaufgeld in Terminen zu 5 Fl. gefällig gewesen Johann George Maye, lt. Kaufs vom 28. December 1769, 2) auf Fol. 1 und 69 des Grund- und Hypothekenbuchs für Lichtensee, Rub. 111 1/ 1 eingetragen, vierzig Meißner Gülden oder fünfunddreißig Thlr. 29 Ngr. 2 Pf. im Vierzehnthalerfuße Kaufstermingelder, jährlich mit fünf Meißnischen Gülden zahlbar, der Marie verw. Schönitz zu Lichtensee, lt. Kaufs vom 3 December 1773. Es werden daher die unter I. 1 bis 3 genannten Abwesenden, sowie alle Diejenigen, welche an das Vermögen derselben als Erben oder Gläubiger, desgleichen Diejenigen, welche an die unter II. 1 bis 3 aufgeführten Depositen, und die unter III. 1 und 2 aufgeführten Hypotheken aus irgend einem Rechtsgrund Ansprüche zu haben glauben, andurch vorgeladen, den IS. Oetober 1874, welcher zum Anmeldungstermine anberaumt worden ist, des Vormittags an hiesiger Ge richtsstelle persönlich oder durch gehörig legitimirte Bevollmächtigte zu erscheinen, sich an zumelden, ihre Ansprüche anzubringen und zu bescheinigen, mit dem Rechtsvertreter bez. unter sich darüber rechtlich zu verfahren, binnen drei Wochen zu beschließen und den 23. November 1874 des Actenschlusses, sowie den 28. December 1874 der Eröffnung eines Erkenntnisses sich zu gewärtigen. Diejenigen, welche im Anmeldungstermine nicht erscheinen, oder im Falle des Er scheinens ihre Ansprüche nicht oder nicht gehörig anbringen und bescheinigen, werden für ausgeschlossen und bei Verlust der Rechtswohlthat der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ihrer Ansprüche für verlustig erachtet, die Abwesenden für todt erklärt und deren Vermögen, sowie die 8ud II. aufgesührten Deposita den sich anmeldenden Erben und Gläu bigern zugesprochen oder sonst den Rechten gemäß über beides verfügt, die Hypotheken unter III. dagegen zur Löschung gebracht werden. Auswärtige Interessenten haben bei 5 Thlr. Strafe Bevollmächtigte allhier zu bestellen, Ausländer ihre Beauftragten mit gerichtlicher Vollmacht zu versehen. Großenhain, den 23. Juli 1874. Das Königlich Sächsische Gerichtsamt. Pechmann. Bekanntumchttng. Schulgeldreste aufs Schuljahr 1873/1874 betr. Wir fordern alle Diejenigen, welche noch mit Schulgeld von Ostern 1873 bis dahin 1874 sich in Rückstand befinden, auf, ihre Reste nunmehr ungesäumt an unsere Stadt- hauptcasse abzuführen, anderen Falles wir nach Ablauf von 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, mit Erlaß von Zahlungsauflagen, alsbald nach Verfluß der in letzteren bestimmten Zahlungsfrist aber mit Stellung deö Epecutious-An trages beim Königlichen Gerichtsamte vorgehen werden. Großenhain, den 26. August 1874. .Der Stadt rath. Ludwig-Wolf. Tagesnachrichten. Großenhain. Se. Majestät der König Albert mit hohem Gefolge kam, wie bestimmt, am Dienstag mittelst j Extrazugs nach Pristewitz, von wo aus sich die hohen Herr schaften zu Wagen nach Medessen, dem Anfangspunkt des Manövers, begaben. Gegen Mittag sind Se. Majestät der König mit hohem Gefolge, von Wildenhain kommend, in stattlichem Wagenzuge in unsere Stadt eingefahren und um 2 Uhr fand im kleinen Saale des Gesellschaftshauses königl. Tafel von ca. 70 Gedecken statt. Leider fiel auf besonderen königlichen Wunsch die Tafelmusik, die bekanntlich die ver einigten Musikcorps der am Manöver theilnehmenden Truppen ! spielen sollten, aus, wodurch sich das zahlreich versammelte, theilweise weit hergekommene Publikum in seinen Erwartungen wesentlich getäuscht sah. Um 4 Uhr fuhren die allerhöchsten und hohen Herrschaften vom Gesellschaftshause nach dem Bahnhof und verließen mittelst Extrazuges unsere Stadt, welche sich des hohen Besuches zu Ehren in reichem Flaggen schmuck zeigte. Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl und der General Podbielski ^sind von Pristewitz nach Berlin zurückgekehrt. Nächsten Freitag kommen Se. Majestät der König wieder, diesmal mit Ihrer Majestät der Königin zum Manöver, worauf Galadiner in den Sälen des Gesellschafts- hauseö stattfinden wird, und soll dabei, wie man jetzt ver sichern hört, die große Tafelmusik nicht ausbleibeu. Uebrigens sah man zu dem am Dienstag abgehaltenen Manöver des Morgens wieder eine große Anzahl Menschen nach Wildenhain, dem Colmnitzer Berge, Roda oder Weißig pilgern und Nachmittags verstaubt und todtmüde zurück kommen. .Fragte man Diesen oder Jenen, was gesehen worden wäre, so lautete die übereinstimmende Antwort, wenig von den Soldaten, viel aber vom Staube; wer daher nicht zum Manöver gegangen ist, hat sicherlich nichts eiugebüßt. Großenhain. Von den in hiesiger Gegend jetzt statt findenden Manöver» können wir unsern Lesern nur sehr mangelhafte Berichte bringen, da wir daran theilzunehmen nicht berufen sind; heute aber gereicht es uns doch zur gauz besonderen Freude, von diesen Manövern eine That des edlen Herzens Sr. Majestät des Königs Albert und Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg berichten zu können. Am Sonntag Abend gegen 8 Uhr entstand in dem, im Manö- verirterrain liegenden Dorfe Raden, und zwar in der zu dem Gehöfte des Gutsbesitzers Hanisch gehörigen Scheune, Feuer. Da sämmtliche Gebäude des Gehöftes Strohdach hatten, griff das Feuer schnell um sich und in wenig Stunden hatte der wegen seines Fleißes und seiner Ordnungsliebe in der Gemeinde geachtete Besitzer seine Gebäude, seine kaum eingebrachte Ernte und einen großen Theil seines wegen der Strohbedachung nicht versicherten Mobiliars verloren. Bei der Bemühung, das Vieh der Herrschaft den Flammen zu entreißen, unterließ auch eine bei Hanisch die nende Magd, ihre eigenen Sachen zu bergen, es verbrannte daher ihr ganzes Hab und Gut, außerdem ist einer Schwester des Abgebrannten ein Sparkassenbuch über 200 Thaler ab handen gekommen, was gestohlen sein soll. Als bei dem am Montag abgehaltenen Manöver Se. Majestät der König von diesem harten Verlust des Abgebrannten hörte, sandte Allerhöchstderselbe sofort einen Ordonnanzoffizier mit einem Geldgeschenk von 50 Thlr. an Beschädigtem ab, und auch ese. königl. Hoheit der Prinz Georg legte dieser königlichen Gabe den Betrag von 20 Thlru. bei. wachsen. Die von den Eichungs-Aufsichtsbehörden vorgenommenen Untersuchungen von Ziungemäßen auf ihren Zinngehalt ist festgestellt worden, daß der Vorschrift in der Eichordnung nicht allenthalben entsprochen wird und daß Maaße von einem so geringen Zinngehalte verfertigt wer den, daß aus ihrem Gebrauche im öffentlichen Verkehre Gefahren für die Gesundheit zu befürchten stehen. Das Ministerium des Jnuern erachtet es daher für nothwendig, die Verfertigung, sowie den Verkauf von FlüssigkeitSmaaßen aus Zinn, welche weniger als reines Zinn enthalten, bei Geldstrafe bis zu 30 Thlr. oder Haft bis zu 4 Wochen zu untersagen. Am 29. August wurde, Ivie man dem „Dr. I." be richtet, die Tochter eines bei Werdau stationirten Bahn wärters durch ihren 12jährigen Bruder, welcher ihr zeigen wellte, „wie es die Soldaten machen", mittelst einer ge ladenen Schrotflinte, die in einer unverschlossenen Kammer aufgehangen gewesen, schwer verwundet. Der Schuß War in die Stirne und unterhalb der Augen, sowie an den rechten Arm gegangen, und ist die Unglückliche nach vier- Stunden an diesen Verletzungen gestorben. An dem Eisenbahnübergange nach Lindenthal in Gohlis bei Leipzig ereignete sich am 31. August Nachmittags ein entsetzlicher Vorfall. Ein Schulmädchen mit einem Schul ranzen auf dem Rücken, ungefähr 10—12 Jahr alt, stand nämlich an der zugezogenen Bahnbarrwre und ließ den bereits signalisirten V«2 Uhr von Leipzig abgelassenen Per sonenzug vorüber. Als derselbe vorbeigefahren war, kroch das Kind unter der Barriere hinweg und ging über die Schienen; in demselben Augenblick kam von der andern Seite her der ^2 Uhr in Leipzig eintreffende Personen zug herangebraust und ging über das unglückliche Wesen hinweg. Das Kind, welches das Ankommen des zweiten Zuges nicht gehört haben mochte, war auf der stelle todt. Am 25. Aug. hatte ein bereits ermittelter Arbeiter aus Böhmen auf Spreedorfer Flur einen Stein auf die Eisen bahnschienen gelegt. Hierdurch ist ein anderer Arbeiter, welcher auf einer Lowry vom Bahnhofe Altgersdorf nach Ebersbach fuhr, durch den entstandenen Stoß so unglücklich herabgeworfen worden, daß die Räder derselben ihm über den Leib weggingen und die Hoffnung, ihn am Leben zu erhalten, sehr gering ist. In der Nacht zum 31. August sind in Hirschfelde bei Zittau durch einen italienischen Arbeiter ein Mann erstochen, zwei Personen gefährlich und mehrere leicht verwundet wor den. Der Thater ist entflohen. (Dr. I.) Aus Markkleeberg bei Leipzig wird dem „Leipz. Tgbl." folgende rühmliche That gemeldet. Am 28. August erscholl von dem Pleiße-Ufer der Ruf nach Hilfe und es sammelte