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Dresdner Journal. Verantwortlicher Ne-actevr: I. G. Hartmann. .V t:u Erschaüit mit «»«»ahme der So»»« »»d Festtage täglich Abe»d« »»d ist d»rch all» P,sta»stalte» z» beziehe». Mittwoch, dm IS. Juni. ^7—I LLL eiuer gespalt»»»» Zelle I Neugrosche». « Amtlicher Theil. Dres-e«, 11. Juni. Seine Durchlaucht der Prinz Nicolau« von Nassckü ist deute Abend nach Bieberich abgereist. Nichtamtlicher Theil. Nebrrslcht. Tagetgeschichte. Dresden: Vom Landtage. Die aus zuführenden Eisrnbahnbauten betreffend. — Wien: Der Ausweis über die Staatseinnahmen und Ausgaben für daS Jahr 1854. PreiSvrrthrilung bezüglich des Voliv- KirchrnbaueS. — Berlin: Tagesbericht. Die bevor stehend« Reise bes Königs. — Darmstadt: Besuch des Prinzen von Preußen. — Meiningen: Der Landtag geschloffen. Der Herzog nicht nach Paris gereist. — Paris: Die Wirkung der niedriger« Eintrittspreise auf die Industrieausstellung. Versteigerung der Thiere der Auchtviehausstellung. Ueberschwemmungen in den süd lichen Departements. Mangel an Aerzten in den Häfen. Mohamedanische Pilger. Banket zu Ehren der englischen Gäste. Der König von Portugal. — Madrid: Die Ausführung des die Miliz betreffenden Dekrets suspendirt. Gefechte mit den Aufrührern. Unsicherheit der Wege. Aus der Ostsee: Die englische Flotte in der Nähe von Kronstadt. — Au» der Krim: Telegraphische Meldun gen über di« neuesten Vorgänge vor Sebastopol und im asowschen Meere. Der russische Bericht über da« Er scheinen der verbündeten Flotte vor Kertsch. Landtaqtverhaudlunani. L-cal- rmd Provtuzialangelegenheiteil. Dresden AuS dem Jahresberichte der Verwaltung des Waisen hauses. — Freiberg: Die Hauptversammlung de« Dresdner landwlrthschaftlichen Kreisverein«. — Chem nitz: Erproprtativn wegen de« Eisrnbahndaue«. Mission«« frier. — Meißen: Feuer. — Döbeln und Werdau: Unglücksfälle. — Kirchberg: Ein jugendlicher Brand- ' stifter ermittelt. Feuilleton. Anzeigen. Börsennachrichten. TageSgefchichte. Dresden, 12. Juni. Die Zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung di« Berathung der von dem Abg v. Nostitz-Drzewtecki gestellten vier Anträge auf gesetzliche Maßnahmen gegen fortschreitende Uebervölserung und geistige und körperliche Verkümmerung der Bewohner einzelner LandeStheile begonnen. Es wurde beschlossen, den ersten dieser Anträge: das Heirathen der männlichen Bevölkerung vor dem zurückgelegten 24. Lebensjahre zu verbieten, der Staatsreglerung zur Erwägung zu übergeben, dagegen den zweiten Antrag: die Klag,berechtigung de« weiblichen Theil,S auf die Vaterschaft aufzuheben, auf sich beruhen zu lassen. — Wir mußten in unsrer letzten Mittheilung über den Artgriff de« Baue« an den in Sachsen auszuführenden neuen Eisenbahnen darauf verweisen, daß, soviel die Aittau-Rrichen-i berger Linie betreffe, es sich zunächst noch um die formelle Concessionsertheilung seiten der österreichischen Regierung handle. Um die deshalb näthigen Verhandlungen, welche sich nur noch auf einige technische Punkte beschränken, mög lichst zu fördern, ist, wie wir hören, in diesen Lagen rin Mitglied des hiesigen Finanzministeriums nach Wien ab gegangen, welche« di, noch geringen Anstände im Wege mündlicher Rücksprache hoffentlich in kürzester Frist erledigen wird. — Anlangend die Chemnitz-Awickauer Linie, wird, nachdem e« bekanntlich nicht gelungen ist, alle bethriligten Grundeigenthümer zu freiwilliger Abtretung deS Terrains — vorbehältlich der gesetzlichen Entschädigung —zu bestim men, die Expropriation in vorgeschriebener Form am 14. d. M. bei Chemnitz beginnen, deren glücklichem und raschem Fortgänge von allen Seiten entgegengesehen wird. Wien, 10. Juni. Die heutige „Wien. Ztg." veröffent licht eine Uebersicht der Staatseinnahmen und Ausgaben des Kaiserstaates für das Verwaltungsjahr 1854, der wir die nachstehenden Angaben entheben. Die Einnahmen haben in Summa 245,333,724 fl. (8,196,731 fl. mehr als 1853) betragen, während die Ausgaben auf 294,529,681 fl. im ordentlichen und 91,516,965 fl. im außerordentlichen Bud get sich stellten, mithin in ihrer Gesammtsumme die Höhe von 386,046,646 fl. (92,086,018 fl. mehr als 1853) er reichten, so daß sich ein Deficit von 140,712,922 fl. ,r- giebt, welches durch „besondere Zuflüsse" zu decken blieb. Wa« zuvörderst die Staatseinnahmen betrifft, so sind in denselben die direkten Steuern mit 85,554,815 fl. (832,158 fl. mehr al« 1853), die indirecten Abgaben mit 133,255,802 fl. (2,967,390 fl. höher al« 1853), die Einnahmen vom Staats gute und vom Berg- und Münzwesen mit 7,159,328 fl. (1853 nur 2,709,732 fl.) in Ansatz gebracht; das Uebrige lieferten die Ueberschüffe deS allgemeinen Tilgungsfonds und verschiedene Einnahmen. Bei den direkten Steuern weisen im Vergleich zu dem Jahre 1853 eine Erhöhung nach: die Häuserstruer, die Erwerbsteuer und die Einkom mensteuer , wogegen die Grundsteuer (wegen bewilligten Nachlässen auS Anlaß der Elementarbeschädigungen) mit 830,972 fl. zurückgeblieben ist. Unter den indirekten Ab gaben haben die Salzgefälle, da« Tadakgefäll, das Stem pel- und Taxgefäll, sowie das Lotto höhere, dir Verzehrungs steuer und das Zollgefäll dagegen niedrigere Erträge gewährt. Die Vermehrung der Erträge d S Staatsgut« lieferten größ- tenthrils die Einnahmen von den Eisenbahnen. — Die Staat« au «gaben zerfallen im ordentlichen Budget in fol gende Hauptposten: Erforderniß der Staatsschuld 72,148,316 fl.; Hofstaat 7,551,579 fl.; CabinetSkanzlei Sr. k. k. apo statischen Majestät 42,740 fl.; Reichsrath 181,914 fl.; Mi mst,rconferen; 33,901 fl.; Ministerium des Aeußern 1,937,591 fl.; Ministerium deS Innern 19,111,710 fl.; Oberste Poli zeibehörde 10,532,427 fi; Armee-Oberkommando 117,401,192 fl.; Ministerium der Finanzen 25,077,798 fl.; Ministerium der Justiz 17,319,184 fl.; Ministerium des Cultus und des Unterricht« 4,075,810 fl.; Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten 15,475,373 fl.; Control- behördrn 3,640,146 fl. In der Hauptsumme der ordent lichen Ausgaben zeigt sich gegen 1853'eine Erhöhung von 8,210,071 fl., wovon 5,433,276 fl. dem Armeeoberkommando zufallen. Da« außerordentliche Budget, welch,« 1853 nur 7,647,018 fl. betrug, wird gebildet durch 91,294,664 fl. außerordentlichen Militäraufwand, und 322,301 fl. Zahlun gen an Parma und Modena infolge der KriegSerrignissc der Jahre 1848 und 1849; die außerordentlichen Aus rüstungen der Arm,, waren der Grund zu dieser enormen Steigerung deS Militärbedarfs. — Die zur Deckung de« eingetretenen DefitiiS veranlaßten besondern Zuflüsse wur den beschafft, a) durch Vermehrung der fundirten Schuld 83,215,691 fl.; h) durch Vermehrung der schwebenden Schuld 276,047 fl.; c) durch Vorschüsse der Nationalbank 54,300,000 fl.; <i) durch HinauSgabe von SlaatSpapiergeld 51,607,28Sfl.; «) durch mehreingezahlte, als erfolgte GrundentlastungSgel- der 4,767,299 fl.; f) durch Wechselgeschäft. 3,321,018 fl. Von diesen Zuflüssen, welche die Gesammtsumme von 197,487,343 fl. ergeben, wurden außerdem unter Andern verwendet; 6,299,708 fl. »u Berichtigung von Laudemial- Entschädigungen, 27,099,021 fl. für Eisenbahnen und Tele- graphenzwecke, 3,903,083 fl. zu Vorschüssen auf Urbarial- Entschädigunge« in Galizien und Ungarn und 19,429,004 fl. zu andern Vorschüssen und Vermehrung der Kassenmittel. — Wie die „Wien. Ztg." meldet, ist die Entscheidung über die im Wege deS ConrurseS eingerrichten Projekte für die Votivkirche durch Se. kaiserliche Hoheit den Erzherzog Ferdinand Max erfolgt, nachdem sämmtliche Pläne dem König Ludwig von Bayern bei seiner Anwesenheit in Rom vorgelegen und derselbe seine Entscheidung gefällt hatte. Den Preis von 1000 Dukaten in Golde erhielt Heinrich Ferstel in Wien. Die Remuneration von je 1000 Gulden in Silber wurde außerdem zuerkannt: Friedrich Schmidt in Köln, G. G. Ungewitter in Kassel, W. Doderer in Kloster Bruck bei Anaim, Jakob Schmitt-Friedrich in Bamberg, Ferdinand Kirschner und Karl RöSner in Wien und Alexander Langer zu BreSlau. L Berlin, 11. Juni. Se. k. Hoheit der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen wird in diesen Tagen von seiner Reise nach der Provinz Preußen wieder hier eintreffen. — In der Kirche de- Invalid,nhauseS fand heute am Jahres tage der Silberhochzeit des Prinzen von Preußen eine vom hiesigen Comite der allgemeinen LandeSstiftung „National- Dank" veranstaltete erhebende Feier statt. Mit derselben war die erst« Vertheilung von den Zinsen an Invaliden verbunden, welche durch daS im vorigen Jahre bei Ver anlassung der Jubelhochzrit deS prinzlichen Paare- vom hiesigen Festromite zusammengebrachte Capital gewonnen worden sind. Diese- Capital, im Betrage von 5700 Lhlr., bildet den Grundfonds der Berliner Sperial - Jubelstiftung und steht unter Verwaltung von zwei Mitgliedern der all gemeinen LandeSstiftung und zweien des hiesigen Magistrat-. — Here Ministerpräsident v. Manteuffel wird morgen Mittag au« der Lausitz wieder nach Berlin zurückkehren- — Herr Geh. Rath v. PhilippSborn hat einen vierzehnlägigen Urlaub erhalten, welchen er zu einer Reise nach der Pariser In dustrieausstellung benutzen wird. — Von dem Eintreffen einer österreichischen Depesche vom 5. oder 6. Juni hat man auch heute nicht« vernehmen können. Zu wünschen ist, daß durch dieselbe das Einvernehmen mit Preußen und Deutschland gefördert werden möge, wa« bei der gegen wärtig anscheinend prinripiellen Ueberrinstimmung bezüglich der orientalischen Politik auch nach der endlich gewonnenen Ansicht der „Deutschen BolkShalle" nicht schwer zu erreichen sein dürfte. — Auch di- „Zeit" berichtet jetzt, da- Se. Majestät der König dem Vernehmen nach in einigen Tagen sich nach Stolzenfels begeben und daselbst drei Wochen lang Allrrhöchseinen Aufenthalt nehmen wird. Alle Empfangs feierlichkeiten sollen adgelehnt sein. — Se. königl. Hohttt der Prinz von Preußen wird von der Inspektionsreise in den westlichen Provinzen etwa am 19. o. M. hier wieder eintreffen. Darmstadt, 10. Juni. (N.-A.) Gestern Mittag traf der Prinz von Preußen hier rin, um dem Großherzog zu seinem gestrigen Geburtstage seine Glückwünsche darzu bringen, nachdem in Main; auf der Durchreise eine Ju- Einfall der Franzosen in Tirol bei Martinsbrück und Nauder- tm Jahre 1799. Von Alois Moriggl, Früh- mefler in Zirl. Mit einer Karte de- Kriegsschauplatzes. (D e r Reinertrag ist der Kirche von Zirl gewidmet.) Innsbruck, 1855. 121 S. 8. Wer von den Lesern dieses Blattes nähme nicht gern eine Schrift in die Hand, welche auS der Feder eines Mannes floß, der sich in vrrhtngntßvoller Zeit jedem treuen Sachsrnherzen lieb und wrrth gemacht hat? Aber auch abgesehen von diesem br- sondern Verhältnisse wird die Lektüre dieser Schrift jedem edlern Gemüthe zu großer Befriedigung gereichen. Schmerzlich zwar und niederschlagend sind die Drangsale, welche hier geschildert werden, aber um so erhebender und erfreuender die Beweise der reinsten, hingehendsten Vaterlandsliebe, welche uns in diesem Ge mälde aus jener Zeit enlgegentreten. Wa« hätte schon damals deutsche Begeisterung, deutsche Thatkraft leisten können, wenn alle Völkerschaften d»s Vaterlandes in solchem Sinne, wir da« kleine, edle Volk der Tiroler sich gegen den gemeinsamen Feind erhoben, und überall Männer zu Führern gefunden hätten, welche ver dienten , an der Spitze so heldenmüthiger Schaarrn zu kämpfen i Dank dem würdigen Verfasser dieser Monographie, der, au« den bewährtrsteet Quellen schöpfend, dieses Denkmal frommer Er innerung an dir Lethen und Thaten seiner biedern Landsleute rrrich- trke! Empfiehlt sich das kleine Werk aber schon durch seinen reichen, mit charakteristischen Anekdoten gewürzten Inhalt, so erhält es noch einen besondern Reiz einnseits durch Narr und schlichte Darstellung der Begebenheiten, andererseits durch die vielfach und doch immer «nabstchtlich hervvrtretende liebenswürdige Persönlich- Feuilleton. keit des Verfassers, von dem wir uns nicht ohne einen herzlichen Druck der Hand trennen möchten. ?l>. IV. Der Te«felSgrund. Von I. Lur,henen,. (Fortsetzung au« Nr. 133.) Ich kam zuletzt an das Ende de- Waldes — allein von einem Wege war nichts zu sehen; vor mir dehnten sich niedrige Ge büsche breit aus und weit, weit hinter ihnen lag daS öde Feld. Ich hielt abermals inne, — „welch' ein Räthsel? Wo bin ich doch?" Ich fing an, mir in« Gedächtniß zurückzurufen, wie und wo ich im Laufe des Tage« alles gegangen war . .. „Ei! da« find ja die Parachiner Büsche," rief ich endlich aus, „wahrhaftig! Und ba ba muß der Sindäjew'sche Hain sein. Wie bin ich nur hierher gekommen — so weit? Seltsam! Jetzt muß ich wieder rechts nehmen." Ich schlug «ich recht« durch di« Büsche. Unterdessen war die Nacht eingebrochen und wuchs wie »ine Gewitterwolke-, die Dunkelheit schien sich mit den Abenddünsten allerwärt« zu er- heben und ergoß sich selbst von den Anhöhen. Ein kleiner, un bedeutender, verwachsener Weg bot fich mir da ; ich schlug ihn rin, indem ich aufmerksam vor mich blickte. Alles rund um mich wurde schnell dunkel und stille ; nur eine Wachtel ließ dann und wann ihren Schlag ertönen. Ein kleiner Nachtvogel, der auf seinen leichtn, Schwingen uuh-rbar und niedrig dahinstog, flatterte mir fast ins Selcht und tauchte erschreckt an der Seite umer. Ich kam an de» Rand« der Büsch« heraus und ging auf der Feldmark weiter. Schon konnte ich, wenn auch mit Mühe, i einige entferntere Gegenstände unterscheiden; rund um «ich breitete fich da- Feld in unklarem, weißem Schein aus; hinter ihm i erhob fich in dichten Massen eine schauerliche Kinstrrniß, di« mit jedem Augenblicke vorwärts schritt; meine Schritte hallten dumpf durch die abgekältete Lust. Der blaffe Himmel fing wieder an, fich in Blau zu kleiden, doch diesmal in da- Blau der Nacht. Die Sternchen begannen aufzutauchen und am Himmel zu erzittern. WaS ich anfangs für den Hain gehalten hatte, zeigte fich al« ein dunkler, runder Hügel, — „mein Gott, wo bin ich nur!" wiederholte ich laut, blieb zum dritten Male stehen und blickte fragend auf meinen englischen, gelbgrscheckten Hund Diana, der entschieden das verständigste aller vierfüßigen Geschöpfe war. Aber da« verständigste aller vierfüßigen Geschöpfe wedelte nur mit dem Schwänzchen, blinzelte betrübt mit den ermüdeten Augen und konnte mir keine Art von praktischem Rath ertheilen. Ich schämte mich fast vor ihm und wandte mich in Verzweiflung vorwärts, als ob ich gleichsam errieth, wohin ich gehen müsse, umging den Hügel und geritth auf «ine nicht zu riefe, rundum aufgeackene Vertiefung. Ein seltsame« Gefühl bnuächtlgte fich meiner als bald. Die Vertiefung hatte da» Ansehen eines fast regelmäßigen Kessel« mit sanft abschüssigen Seiten ; auf ihrem Grund« ragten einige aufrechtstehend, weiß« Stein« In die Höhr — als ob sie zu geheimen Brrathungen aufgerichtrt wären —, und es war so stumm und -de darin, so traurig und flach hing der Himmel über ihr, daß fich mir das Herz iur Leibe zusammenzog. Irgend rin Thier pfiff schwach und klagend zwischen dem Gestein. Ich zog mich eiligst auf die Anhöhe zurück. Bisher hatte ich di»