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MMHe ElbMung. Amts- «nö Anzeigeblatt für das König!. GerichLsamt und den Stadtrath zu Schandau und den StadLgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zcitung" erscheint Mittlvoch und Sonnabend und ist durch alle Pvstanstaltc», sokne durch die Erpcdition dies Al. für l Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — Ib Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 9 Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh 9 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpuszcilc oder deren Naum IO Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte »ach Uebereinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Aürgermstr. Hesse, in Drcödcu und Leipzig die Annoncen-Büreaus von Haascnstcin L Vogler, W. Saalbach, Jnvalidcndank und Nud. Mosse. 2^. Schandau, Mittwoch, den 10. April 1878. Bekanntmachung. Da nach 8 Abs. 3 dcö Volksschulgcsctzcö Osteen dieses Jahres alle diejenigen Kinder schulpflichtig werden, welche bis dahin das 6. Lebensjahr erreichen, auch auf besonderen Wunsch solche Kinder anfgcnommcn werden können, welche bis zum H--. Juni das i>. Lebensjahr vollenden, so wird hierdurch allen bclhciligtcu, im hiesigen Schulbezirk wohnhaften Eltern oder Erziehern bekannt gegeben, daß die Anmeldungen jener Kinder Sonnabend, den 13. April, nachm. von 2—4 Uhr im MrüfungSsaale hiesiger Bürgerschule von dem Unterzeichneten entgegengenommen werden. Hierbei ist für jedes Kind k) eine schriftliche Angabe über die Religion oder Confcssiou der Eltern, 2) ein Impfschein und für jedes auswärts geborene Kind 3) ein GeburtS- oder Taufzengniß vorznlcgcu. Gebrechen oder Schwächen der Kinder, wie Kurzsichtigkeit, Schwerhörigkeit, Neigung zu Krämpfen u. dgl. sind bei der Anmeldung genau und womög lich schriftlich anzngcbcn. Die Aufnahme der angemcldctcn schnlpflichtigcu Kinder findet «Ivi» 2!>. ^rnL'il, vorm. 1l Uhr im Arufungssaale statt. Schandan, den 3. April 1878. H. i. Schuldircetor. Politische LLcltschau. O Der deutsche Reichstag hat in einer Reihe ziemlich einförmiger Sitzungen den Etat so weit ge fördert, daß am Sonnabend die zweite Bcrathnng ihren Abschluß finden konnte. In dieser Woche wird sodann die dritte Bcrathnng erledigt werden, so daß der Etat vor den Osterferien noch seine definitive Form erhalten kann. Der Briefwechsel zwischen Kai ser Wilhelm und Papst Leo ist nicht pnblizirt, aber die Mcinnng erhält sich aufrecht, daß derselbe der Aussöhnung einen Vorschub leisten wird. Ein offen bar ans dem Boden des Vatikans stehender Katholi schreibt darüber: „Der regierende Papst sieht sich be stehenden Zuständen gcgcnübcrgcstcllt, die unzweifelhaft den katholischen Bewohnern große Drangsale bereiten, vielen Seelen Schaden bringen und noch bringen kön nen. Er hat, wie cs schon mchrcrc scincr Acte be weisen, sich die Frage stellen müssen: „Xonno z,088u- inu8?" d. h. „Können wir nicht Frieden schließen? Kön nen wir nicht wenigstens Milderung jener Drangsale, jener Gefahren hcrbeiführcn?" Aber anch die Lenker der Staaten haben allen Grnnd, sich dieselbe Frage zu stellen, und cö scheinen allerdings Anzeichen vor handen zn sein, daß sic sich diese Frage gestellt haben, so wie, daß sic ans diese Frage antworten werden, wenn sic ihnen von Leo gestellt wird. Pins IX. konnte diese Frage nicht stellen, weil er die Antwort kannte, die inan ihm geben würde, nämlich, daß man unter handeln würde, sobald die dem kirchcnpolitischcn Ge setze zn Gründe liegenden Prinzipien anerkannt wür den. Der regierende Papst kann hoffen, eine modi- sizirte Antwort zu erhalten, und von dieser Antwort wird cs abhängcn, ob das Fragczcichcn hinter, oder daö (Xonuo vor dem xo88umu8 gestrichen werden muß oder kann." Die „Nationalztg." scheint eine solche „modifizirte" Antwort zn begünstigen, da sic „nicht ans den Buchstaben dieser Gesetze zn schwören" bekennt. Sie spricht bereits von der Auflösung der CcntrumSpartci, als sei dies eine nothwcndigc Folge der Aussöhnung mit dem Papstthume. Jene Heim stätte aller gegen Staat und Gesellschaft gerichteten Bestrebungen, die CcntrumSpartci, wcrdcn wir wohl behaltcn müssen. Die thatsächlichcn Znstände, die Per sonen, lassen sich nicht beseitigen. 'Nehmen wir an, daß besten Falls ans einen Drnck von Rom ans, die CcntrumSpartci als solche aufhört zn cxistircn, — wird dadurch irgend etwas verändert, wenn wir die Herren Windthorst, Schorlemcr, Schröder, Gucrbcr, Wintcrcr, Brucl, Danzenbcrg rc. als Abgeordnete behalten? Es wäre ein dem Vogel Strauß abgelernteö Kunststück, wenn man diese Frage bejahen wollte. Darum fort mit aller „Vcrsöhuungsmcicrei". Die Kirche kann dem Kulturkampf eiu Ende sctzcu, wenn sie sich uutcrwirft. Der Staat wird die Unterwerfung mit abgcwcudclem Gesicht annchmc». Thun wir mehr als dies, so ha ben wir den Kulturkampf umsoust gekämpft. Die Mission des General Jguaticff in der öster reichischen Hauptstadt wird von den dortigen Blät tern als gescheitert bezeichnet. Dem gegenüber hebt die „Agcnce Nnssc" hervor, „daß der General keine Vollmacht gehabt habe, ein Abkommen zn treffen. Er sei beauftragt gewesen, hinsichtlich dcö Friedens von San Stefano frcnndschaftlichc Erklärungen abzngcbcn nnd Erklärungen cutgcgcnzunehmcn. Bei einer solchen Mission könne von einem Scheitern wohl nicht die Rede sein." Zn der Konferenz dcö Grafen Andrassy mit dem General Jgnaticff sind, wie mau hört, auch die Vertreter mehrerer fremder Mächte, darunter Englands, bcigczogcn worden. Da dies wohl nicht ohne Znslimmnng Jgna- ticffs geschehen sein konnte, so folgt daraus, daß es sich nicht nm irgend welche geheime Abmachnugcu zwischen Rußland und Oesterreich handeln konnte. Das in London erscheinende offiziöse „Castern Bndgct" erhält ans Wien folgendes Spczialtclegranun: „Ge neral Jgnaticff ist von dcr hiesigen Regicrnng unter richtet worden, daß die Friedens-Präliminarien gewisse Acndcrnngcn erheischten, nnd daß dieselben mit dcr Zustimmung dcr anderen Mächte vorgcnommcn wcr dcn müßten. Es ist demnach keine Anssicht ans eine Jsolirnng Englands vorhanden, nnd daö Vorgehen dcö Wiener Kabinetö ist dazu angcthan, die Interessen dcö Friedens zn fördern." Anch in jenen Wiener Blättern, welche die Oricntpolitik dcö Grafen Andrassy bisher angefochten hatten, ist ein Umschwnng cinge- lrctcn. 'Namentlich ist die Einwcndnng vcrstnmmt, welche die Mcinnng vertrat, daß cö jetzt, nachdem dcr Krieg beendet und dcr Friede geschlossen, für jede österreichische Aktion zn spät sei. — Das „Fremdcn- blatt" schreibt: „Was wir nntcr allen Umstünden for dern müssen, ist die Znrückziehnng der russischen Vor posten ans dem Westen dcr Äalknn-Hnlbinscl. Scr- bicn, Bosnien, dcr Herzegowina, Montenegro und Albanien sind von der russischen Obcrhcrrlichkeit loö-- znlvscu nnd müssen, sei cö durch Büuduiß-Vcrträgc, sei cs durch dircctc Erwerbung, dauernd der Macht- sphärc unserer Monarchie cinvcrleibt wcrdcn. Das ist dic Basis, auf welcher nach nuferem Dafürhalten allein eine Verhandlung über die Modifikation des Friedens von San Stefano zulässig ist." Wen» Oe sterreich den Mnth scincr Ucbcrzcugnng hätte, würden wahrscheinlich jene Gcbictöthcile längst ohne Hinder nisse von österreichischen Truppen besetzt worden sein. Auf einem ganz anderen Standpunkte steht natürlich die „Ncnc freie Presse", welche daö deutsche Reich folgeudcrmaßcu begeifert: „So wenig dic sieben Jahre deutscher Einigung in politischer und materieller Hin sicht anch nur den leisesten Ansatz znr nationalen Kon- solidiruug hcrbeigcführt haben, so wenig läßt sich be haupten, daß Dcntschlaud in seinen internationalen Beziehungen etwas Anderes repräsentier, als daö Schwergewicht einer horrentcn militärischen Organisa tion, daö in dem nämlichen Augenblicke in dic Höhe chncllcn muß, in welchem die Hm>d, von dcr cö ge- Mltcn wird, erlahmt. Die Kraft, nicht dic Weisheit ist das Kriterium dcö deutschen Ansehens, dcr mecha nische Drnck, nicht daö Bewußtsein einer kulturellen Mission seine Quelle. Deutschland ist einig gewor den als Hort nnd Bollwerk des Rechtes; kann cö einig bleiben als Thciluchmcr nm Unrechte nnd als dessen Förderer? Darf cs die sittlichen Grundlagen, ans denen cö sich vor sieben Jahren rckonstrnirtc, un gestraft verlassen nnd den Mord einer Nation, die Anöstampfung einer Race durch brutale Ucbermacht dulde», ohuc seine Autorität zu Gunsten dcr ver höhnten Gerechtigkeit, ohne seine Macht znr Dämm ung slavischen Uebcrmuthö und slavischcr Vergrößcr- nugösncht geltend zn machen?" Wir halten uns der Aufgabe übcrhobcu, diese Auslassung zu kritisircu. lieber dic Stellung Italiens zn dem Friedens- Verträge von San Stefano hat der ncnc Minister des Auswärtigen, Graf Corti, cö vorläufig abgclchut, vor der Kammer Erklüruugcu abzngcbcn. Jndcß äußert sich dcr „Diritlo" dahiu, nur das Nationali- tätöpriuzip könne die orientalische Frage lösen. Der Vertrag von San Stefano verkenne dies, Italien müsse auf diesem Priuzipc bestehen nnd die ncnc Karte dcö Orients dürfe weder nach österreichischer noch rus sischer Seite gravitircu. Gleichzeitig scheint daö Ka- binct allerlei militärische Maßregeln zn treffen. Dcr „Fanfnlla" meldet gerüchtweise, daß die Truppen, statt, wie ursprünglich beabsichtigt, im Herbste, schon jetzt zn den Fcldübnngen cinbcrnfcn werden sollten, nnd zwar sollen drei Feldlager: zn Brindisi, zn Cal- dicro bei Verona nnd ein drittes zn Piemont abgc- halten wcrdcn. Dic Flotte sei scgelfcrtig und in drei Geschwader cingctheilt worden. In Frankreich naht die Sitzungsperiode beider Kammern sehr stark ihrem Ende. Die Republikaner tonnen mit einiger Genngthuung auf die abgclanfcue Session znrückblickcn. Den reaktionären Parteien ist cs nicht gelungen, einen Konflikt heranfznbcschwvreu, das Bndgct pro 1878 ist bcwilligt nnd mit den Garanticgcsctzcn wurde eiu Wall für die Republik errichtet, welcher vou den Männer» dcö Umsturzes, dcu Herren Broglic, Fonrlo» n. s. w., kaum mehr beseitigt wcrdcn dürfte. Ucbcr daö gespannte Verhältnis; zwischen England und Rußland sind augenblicklich nur Vcrmuthnugen gestattet. Aber cö liegt in dcr Natur dcr Dinge, daß Rußland von den Friedenspräliminarien ohne eine starke Nöthigung nichts anfgcbeu, daß seine Nach giebigkeit genau iu demselben Vcrhältniß wachsen wird, wie der Drnck, womit ein neuer Krieg eö be- astct. Allerdings handelt cö sich hier nm eine sehr "eine Wahrsehciulichkcitsbcrcchnung. Einmal ist in Anschlag zn bringen daö Friedcnsbedürfniß Rußlands nach den großen Opfern, die dcr russisch-türkische Krieg gekostet hat; daun aber daö Vertrauen Rußlands darauf, einen Krieg mit England mindestens zu «nein olchcn Ende hiuzuführcn, daß cö beim Friedensschlüsse vou den Errungenschaften des russisch-türkischen Krieges nichts mehr aufzngcbcn gcnöthigt ist, als cö jetzt auf- geben mußte, nm Ocstcrreich-Ungarnö Ansprüche end- giltig abznsindcn nnd durch dic Beseitigung dcr