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Sächsische Volkszeitung : 11.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190403117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040311
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040311
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-11
-
Monat
1904-03
-
Jahr
1904
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Nr. 58. Freitag, de» 11. März 1004. 3. Jahrgang. Erscheint täglich nachm, mit Ausiuibino der Ssun- und Festtage. chlezogSvreiS; Lieneijährl I Mk. 50 Pf. lobne Bestellgeld). Bei «itzerdemschen PoslanIlalt. II. ZeitimgSpreisi. Eiiijelnummer lO Ps. RedaklioiisrSprechsiinide: I I—I Mir. Unabbängigez Tageblatt MrAadrbeit. ftecbt u.sreidett. Jnscratr werden die Ugeidallene Peiil^eile oder deren Baum mit 15 Ps. berechnet, bei Äiedertwlung bedeutender Babatt. Puchdriirkcrei, .itedaktian und tiicschästdstelle: Dresden, Pilliiiticr »tratze IN Fernibrechn : >>unl I :>!r. tzittsi Die Aufhebung des tz Ä des Jesnitengesetzes. Wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel verbreitete sich am Mittwoch nachmittag im Reichstage die Rachricht, daß der Bnndesrat dem in der letzten Session angenommenen Gesetzentwurf ans Aufhebung des § 2 des Jesnitengesetzes zngestinnnt habe. Die Stimmung unter den Abgeordneten war darob sehr gemischt. Der größte Teil vernahm die Rachricht mit Genugtuung und gab davon den Zeiitrnmmitgliedern gegenüber offen Ausdruck. Bei manchen machte sich der Unwille offen Luft, daß die ganze Arbeit des Evangelischen Bundes verlorene Liebesmühe war. Aber jeder gerecht denkende Mann, mag er welcher Partei immer sich znzählen, hat dazu seine Zustimmung gegeben, daß endlich jener ominöse Paragraph gefallen ist, der die deutschen Jesuiten den gewerbsmäßigen Bettlern und Landstreichern gleichstellte, indem er die Befugnis gab, ihnen durch die Polizei ihren Aufenthaltsort zu bestimmen. Die Katholiken Deutschlands begrüßen die Rachricht mit großer Genugtuung, weil sie einen Sieg über die eng herzigste Intoleranz bedeutet. Nicht so sehr die Anshebnng des 8 2 an sich, als vielmehr der moralische Erfolg ist lebhaft zu begrüße». Darin stimmt gewiß auch die gerecht denkende protestantische Bevölkerung mit überein. Unser Tank gilt zuerst dem hochherzigen Entschluß des Kaisers, der die Initiative ergriff, daß der größte deutsche Bundesstaat sich ffir die Aufhebung des 2 einsetzte. Aber dieser Dank sei auch auf alle jene Buudesslaaten ans- gedelmt. die hier der Gerechtigkeit eine Gasse bereiteten. Am ff. Februar l'.»Off, also vor etwas mehr als Jahres frist, hat der Reichskanzler im Reichstage die Aushebung des 8 2 augeküudigt. Da traten sofort die konfessionellen Hetzer in Aktion. Allen voran schlug der Evangelische Bund in ungezählten Versammlungen die Alarmttommel und stellte den gesamten Protestantismus in Deutschland als bedroht hin. Wenn wir jetzt nach Jahresfrist die Zeitungsartikel verfolgen, welche damals zur Revoltierung der evangelischen Bevölkerung erschienen, so muß mau die ganze Macho als einen der infamsten Verleumdungsfeldzüge betrachten. Aber was wurde damit erreicht V Dem Zentrum gab inan eine gute Wahlparole, welche besonders in Süd- deutschlaud die Wahlfaulen aufrüttelte. Tie vom Evan- gelischeu Bunde bestellten Kandidaten fielen glänzend durch. Der einzige Erfolg war die durch Hochdruck bewirkte Um stimmung einzelner Abgeordneter zu Uugunslen der Auf hebung des 8 2. Auf der Generalversammlung des Evan gelischen Bundes zu Ulm hat man sich essen dieses Er folges gerühmt. Ebenso gelang es den Machinationen, in den Landesvertretnugen eines oder des anderen kleinen Staates den Beschluß an die Regierung zur Annahme zn bringen, den Landesbevollmächtigleu als Marschroute auf den Weg zu geben, gegen die Aufhebung zn summen. Aber auch dieses Mittel vermochte den schließlichen Sieg der Gerechtigkeit nicht anfzuhalten. Die Sektion ans dem Ereignisse ist für die konfessionellen Hetzer sehr lehrreich. Sie sehen ihre Macht gebrochen. Ihr Einfluß ans die Regierung und die gesetzgebenden Körperschaften ist nicht imstande, diese aus der Bahn des toleranten Vorgehens gegen alle Konfessionen heranszndrängen. Die zweite Lehre aus den Ereignissen haben die deutschen Katholiken zn ziehen. Ihrer Einigkeit und ihrer Geschlossenheit im Zentrum haben sie es zn verdanken, daß immer mehr von den Resten der Kulturkampsgesetzgebung abbrückelt. Von der Geschichte des Antrages ans Aufhebung des ls 2 des Jesnitengesetzes haben wir seinerzeit öfters ge sprochen. Heute wollen wir das Ganze nochmals kurz z„- sammeufassen. Das Zentrum hatte wiederholt seinen Antrag ans Aufhebung des ganzen Jesnitengesetzes im Reichstage zur Annahme gebracht. Vonseiten der Abgg. Gras Limburg- Stirum lkous.i und Rickert «srs. Vgg.l wurde ein Ver- milllungsautrag gestellt, die gehässigste Bestimmung des ganzen Gesetzes, den rs 2. zn streichen; er fand Annahme. Nur eine kleine ans einigen Rationalliberaleil und einigen Konservativen bestehende Minorität war dagegen. Daß der Reichstag in seiner jetzigen Zusammensetzung mit noch größerer Mehrheit einen Beschluß auf Aufhebung des Jesuiteugesetzetz oder des sj 2 fassen wurde, ist sicher. Schon IG»! trat der Führer der Rationalliberalen, Abg. v. Bennigsen, für die Beseitigung des § 2 ein. weil darin „etwas Verletzendes nud Gehässiges für große Teile in unserem Vaterlande" liege. Ans dem Wortlaute desselben ergibt sich klar die Wahrheit dieses Satzes. Er besagt: § 2 Jesn oder der ihm verwandten Orden oder ordensähn- lichen Kongregationen können, wenn sie Ausländer sind, ans dem Bundesgebiet ansgewieseu werden; wenn sie Inländer sind, kann ihnen der Amenthalt in bestimmten Bezirken oder Srten versagt oder angewiesen werden. Mit dieser Polizeibestinnnnng wurden "die einzelnen Mitglieder des Jesuitenordens tatsächlich vogelnei. Das Wehklagen über die Anshebnng dieses häßlichen Ueberbleibsels ans der Kniimkampfzeit beginnt bereits. Allen voran marschiert prompt das „Leipz. Tageblatt". Tie Wucht seiner Anklagen richten sich gegen den Bnndesrat. Sonst sind diese Leute überschwenglich im Lobe des Kon stitutionalismus, beute schreiben sie das Gegenteil. Das Blatt nennt den 'Bnndesrat eine „Versammlung von Erekutoren fremden Willens'". Und wer in dieser fremde Wille-? Der deutsche Reichstag, Diese Leute liebäugeln selbst mit dem Absolutismus, wenn er ihnen gegen die ^ katholische Kirche Henkerdienste leistet. Mit dem Bnndesrat ^ -. Die Angehörigen des Ordens der Gesellschaft ist es ebenso. Diese Institution wurde jederzeit getadelt, wenn sie sich in Gegensatz zn den ReichStagsbeschlüssen setzte; heule sagt das „Leipz. Tagebl." ganz nnumwunden. daß im Bundesrat die Notwendigkeit eines Korrektors der Reichstagsmajorität verkörpert sei. Und wenn diesmal das „Bollwerk des Liberalismus", wie das Blatt den Bnndesrat nennt, versagt habe, so sei daran Preußen schuld. Die „Reichsfrenndlichkeit" müsse auf diese Weise dem „Parti- kularismnL" weichen. In Bauern natürlich sprechen die Rationalliberalen gerade entgegengesetzt; das ist der Stand punkt des Utilitätspriuzips, nach dem Uebcrzeugnngen über Nacht gewechselt werden. Der „Dr. Anz." zeigt sich viel resignierter. Auch ihm ist die Nachricht ein „Blitz aus heiterm Himmel" gewesen. Er möchte mir zn gerne wissen, woher die Mehrheit im Bnndesrate kommt. Selbst der Verdacht steigt in ihm ans, ob nicht etwa die sächsischen Bundesbevollmächtigten für die Anshebnng des sj 2 gestimmt haben. Man sollte doch meinen. Sachsens 'Regierung stehe über einein solchen Ver dacht hoch erhaben da. Sie wird sich auch nicht die Ge legenheit nehmen lassen, das offen im Landtage zu er klären. Im Reichstage sitzen zwar 22 Abgeordnete ans Sachse», von denen wir wissen, daß sie für die Anshebnng des § 2 sind; den Landtag aber hat der Wahlmodus ans Leuten zusammengesetzt, welche mit wenigen Ausnahmen dagegen sind. So bildet das Königreich Sachsen einen grellen Widerspruch. Und da die Regierung gleichsam vom Landtage abhängig in. so wird die Politik im Bundesrate, entgegen der Ansicht der Reichstagsabgeordnelen, nach den Landtagsgrnndsätzeu reguliert. Wie der „Tr. Anz." nur den geringsten Zweifel an der Verläßlichkeit der Bundes- bevollmächtigten haben kann, fft unerfindlich. Er wird doch nicht von bösen Träumen verfolgt werde», welche die Jesuiten überall bis hinaus in die Regiernngskreise die Fäden ziehen sehen"? Dazu halten wir ihn doch mr zn verständig. Das Blatt spricht noch über die Gefährlichkeit der Jesuiten. Wir müssen diesen Passus hier anführen: Welweu verderblichen Einfluß überhaupt die Jesuiten aus das gesamte Volksleben auszuübcu vermögen, das hat im vorigen Jahre Pronnor Flicke, der langjährige Vorsitzende des Zentral- Vorstandes des Guslov-Allols-Vereiiis. in den Worten ansgedrncki: „Der Jeinitisinns ist sittlicher Anarchismus. Es wird kaum einen allgemein anerkannten sittlichen Grundsatz geben, den er nicht ans den .Uops gestellt oder in das Gegenteil verkehrt hülle." Und was in nationaler Beziehung von den Jesuiten zn Hallen ist, das hat Bismarck gekennzeichnet, indem er rund heraus sagte, sie würden bcrcit sein, sich an die Spitze der Sozialdemokratie zn stellen. Professor Flicke in den Beweis sin seine kolossalen Anklagen schuldig geblieben. Wir gehören nicht zu den Leuten, welche alles als wahr anuehmen, was ein Pro fessor gesagt bat; da sind '.vir gänzlich „voraussetznngslos". Wo sind die Beweise"? Wir haben im vorigen Jahre bereits eher »volle Zeugnisse von protestantischen berühmten Männern gebracht, Hexenwahn und mittelalterliche Theologie. Es kann einem Zweifel nicht unterliegen, daß die mittelalterliche Theologie bis zn einem gewissen Grade schuld ist nit der Ausbreitung des Herenwahns. und zwar durch die Auffassung und Begründung der in dieses Gebiet gehörenden theologischen Fragen. Den Weg zn einer gerechten Benrieilnng dieser Dinge, welche ja nenestens zn recht schwerwiegenden Anklagen gegen die scholastische Theologie ziisammengelragen worden smd, hat schon vor Jahren Linsenmann, der svälere Bischof von Noltenburg, gezeigt, als er in seinem leider viel zn wenig beachtelen „Lehrbuch der Moraltheologie" ichried: „Es ist Ausgabe der Kulturgeschichte, die Zusammen hänge des Herenglnnbens mit den Ueberbleibseln des alt- heiduischeu Gölterglaubeus und Kultus uachzmveiseu; für die Erklärung des epidemischen Auftretens deS Heren- wahus werden aber wohl noch andere Momente beige zogen werden müssen, welche aus den physischen und geistigen Organismus ganzer Klasse» der menschlichen " Gesellschaft eiugewirkt habe», geistige Aufregungen iu religiösen Bewegungen wie z. Z. der Reformation. Ver mehrung der narkotischen und alkoholischen Reizmittel iu der Auweuduug auf die Nahrung, geschlechtliche Auf reizungen und Ausschweffimgen. fremdländische Geheim- mittel. wie sie die Zigeuner nach Europa gebracbt u. a." tS. Das; der Nachwirkung des germanischen Heidentums die Hauptschuld au dem Hexeuwahn beizmnessen fft, und die westeuropäische mittelalterliche Theologie ebenfalls unter dieser Nachwirkung stand, zeigt doch sonnenklar der Um stand, daß die griechische Theologie von diesen Dingen überhaupt frei ist und sich nicht in solche Erörterungen ver loren hat. wie die Theologie des späteren Mittelalters im Westen. Das sollte doch ein für allemal dalwn abhalten der christlichen Theologie als solcher überhaupt die Sclmld an diesen beklagenswerten Erscheinungen, wie Hexenwahn und Hexenverfolgnng anfznbürden. Wir registrieren das Urteil Knöpflers über diese Dinge, das er bei einer Besprechung der Werke von Hansen (Zanber- wahn, Jngnisition und Hexenprozeß» abgegeben: „Weit entfernt die scholastische Theologie von aller Schuld frei sprechen zn wollen, geben wir ohne weiteres zn, daß sie einen großen Teil der Schuld trägt und zwar in Positiver wie negativer Hinsicht. Vvn der wissenschaft lichen Theologie möchte man gewiß in erster Linie einen bemmenden Einfluß ans die Entwickelung solch religiösen Wahnes erwarten; eine klärende Anffannng und Dar leomig. wie wir sie z. B. bereits im ff. chrffffichen Jabr hunderr bei dem gelehrten Verfasser der Phriowphnmeua angebahnr finde». Statt denen läßt sich nicht m Abrede stellen, daß durch die scholastische A'.ffs.ffsnng und Be gründnng der einschlägigen Fragen der Walm positiv gefördert wurde. Unzutreffend und ungerecht ist es mm aber, enizig diese unbestreitbare fördernde Tätigkeit der scholastischen Theologie in: Auge zu bellalten und sie als den einzigen Schuldigen llmzifftellen, oder gar nock, durch blicken zn lassen, als ob dies im Wesen der Theologie als solcher gelegen wäre. Nicnts wäre unrichtiger als eine solche Anschauung, gerade das Gegenteil ist richtig. Eine richtige Anwendnng der christlichen Glaubenssätze hätte auch hier den Weg zur wahren Erkenntnis fühlen müssen: allein auch die Entwickelung der theologischen Wissenschaft sieht jeweils unter dein Einfluß des Zeit geisles: eine Tatsache, deren Erweis nicht aklznschwer sein dürste. Aufgabe geschichtlicher Forschung fft es inm, genail darzntmi, inwiefern und inwieweit dieser Zeit geist, oder richtiger, welche Faktoren desselben auch die Theologie jener Zeit beeinflußt und inwieweit diese dann wieder rückwärts ihrerseits ans den Zeitgeist eingewirtt hat. Mit einem Worte, zuerst muß Soll und Haben genau ausgeschieden werden, dann erst wird sich die Stellung, welche die Theologie in dem bedauerliche» Drama eingenommen, richtig darin» und bewerten lassen" «Hist. pol. Bl. l!»02, lffO, S. 2G!>. Die Freiheit der Kunst. lieber die Sistierung der Weiteraufführnng von Hanpt- manns „Rose Bernd" am Wiener Burgtheater, welche be kanntlich ans höheren Wunsch erfolgte, regt sich die sozial demokratische Presse Oesterreichs ganz grimmig ans. Entrüstet weist sie ans dieses Ereignis hin mid beklagt es als eine unerhörte Knechtung der Kunst. — Freilich vom Bildnngs- standpimkte ihrer Anhänger. Nim wird das Wiener Vnrg- theater ans der Zivillffle des Kaisers erhalten und in erster Linie steht doch demjenigen, der das Theater mit seinem Gelde erhält, die Entscheidung über das zn, was darin anfgcführt werden darf. Wenn mm gerade „Rose Bernd" verboten wnrde, so mögen wohl neben ästhetischen vor allem moralische Be denken maßgebend gewesen sein. Freilich könnte inan ein werde eine moralische Schul - tuenden, in jeder Tragödie dargesteltt. die sich endliey an dem Schuldigen rächt. Wohl Aber warum muß denn diese moralische Schuld in modernen Stumm gerade immer ein Konflikt mit der Sittlichkeit iein"? In Br klassiscben Lrae.öd'.e ff-' das "Böse nur die Folie des Guten, in modernen Stücken gibt es aber aewöyiilich keinen einzigen Eharalter, der uns ein wenig für all den Schmutz entschädigen kömcke, durch den zu waten uns der Dichter nötigt. Und schließlich, wer den Jnball dieser modernen Sitlenitücke überscyanl. wird sich die Frage stellen, ob nicht die Absicht derselben daliin gebt, zn zeigen, der Schuldige sei mir ein Dpser der äußeren Verhältnisse, alles begreifen, heiße alles verzeihen, oder wie ähnliche hegneme Moral Marimen lauten mögen: das aber fft nicht moralisch. Vom äslbetffche» Staimpnnkte ist dio Maß reget noch mehr zn begangen. Wainm soll das Schöne gerade nur in der Darstellung des Häßlichen bestellen"? Warum muß mir der Dickiter nach des Tages Last und Mühe in den Stunden der Erholung noch den ganzen Jammer des Daseins ansllürden"? Gibt es denn nicht in der Welt auch so viel des Heiteren, das er dar- stellen könnte, gibt es bei uns nur mehr angekiänkelte Naturen und nicht auch gesunde, ja wahrhaft große Eharaklere"? Tor gesnade Sinn des Volkes wird an Vieser Kunst »icinals Wohlgefallen finden, sie wird nur von denen gepriesen, die ihre geistige Selbständigkeit am besten dadurch zn zeigen vermögen, daß sie jede iienette Mode miimachen. namentlich wenn sie immoraliscki in. Schliesslich noch ein Wort über die viel verlästerte Zensur! Dem Staate kann es nicht gleichgültig iein. was ans dem Theater ge geben wird. Napoleon l. bat seinerzeit „Die Hock'zeit des Figaro" mcker die Vorspiel-' der Revolution gezählt, und er mußte es doll, wissen. E n 'Blatt erzählte letzter Tage, wie der Rotstift des Zensors in den „Webern" Haupt- manns gewütet habe. Unter anderem war eine Stelle ge strichen, in der wn Mann -ms dem Volte Robespiere Preist, der die Unterdrückten ans das Schassot schickte. Wir meinen nun auch, daß die 'Bühne nicht dazu da ist, die allgemeine Unzufriedenheit und den Geist der Revolution z» züchten, da dieselben ohnedies üppig gedeihen. Und kann man es schon den Sozialdemokraten nicht verwehren. Robespierre und andere Kopfabschneider on als ihre Heroen zn verehren, so darf doch die 'Bühne nicht, am wenigsteii aber die Hofbnhne, zn deren Tempel gemacht werden. . . .
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