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S1. Jahrgang. A? ros. Mttwoch. 2S. IM ISI7. Drahtanschrift: «achrichtrn Dresdr». 8*rnsprecher-Samm«lnumm«r: 282ckl. Rur für Nachtgespräch«: 20 0U. »«»aga-Sabühr olertaja-rli- InDre»den und Vorort«» bei ,o>e>malt,«r Zutragun, «m Sonn, und Monta,en nur einmal» lowl« d«t einmaliger Zustellun, durch dt« Post lohne Beslellgeldl »M M., monatlich l.ro M. »nj»tg«n>Vr»ts«. Dt« etnlpalttge Zelt« ieiwa 8 Siiben) Ld Vf., Vorzugeplitze u. Nn,eigen tn Nummern noch Sann. u, ff«t«rta,,n tt.Tarif. A°/oTe,erun,»,ufchla,. — >u»w. «uflr. geg. Vorau»bezahl.—Betegdl. I0Pf. Schriftleitung und Hauptgeschäftsstelle: Marienstrafte S81V. Druck u. Verlag von L>kpsch L Rrichardt in Dresda». Nachdruck nur mit »auUtcher Quellenangabe t»Dre«dn«r Nachr."- zutchstg. — Unverlangt« Echrtststück« werden nicht ausbewahrl. katsnkis-Lsknmunclvfssssr:: Kalvkorm-Laknoarta MM^»»»»>»W»W»»>W»>»WWS»»»WWM»»»N»»»»M»»»W»>N»^W»»»»»»»W»NW>«»>»WN»NMNN»MWN^»«lW»» >»>!«»»««iN»N^WMIN»»l Et»»'»^E««MtW l, ,„M! »t «WWSNSMNMiMMEiMMWMI v»r-»n-t nack -u-«Lrt». Aünls>. k1vk-Kp0tKsstS, Orsscisn, Csorgsntor. v° oamt na cd au-«Stt- Der Sieg westlich von Tarnopol. Scharfe Verfolgung des Feindes an der ganzen galizifcheu Front. — Vergebliche Teilvorstötze der Nüssen in der Dreiliindereüe und im sasinutal. — Rege ArtillerietStigkeit auf dem Karst. — Die Lage in Petersburg. — Gegen die Friedensentschlietzung des Reichstags. Rene Unterseeboot-Srfolge im Mittelmeer. Berlin, LI. Juli. Reue Unterseeboot-Erfolge im Mittelmeer: » Dampfer und 7 Legier mit rund SS l> litt Tonne». Darunter besandcn sich der bewaffnete sran- zöstsche Dampfer „Mincrvc", SSL To., der bewaffnete italie nische Dampfer „Fratelli Bianchi", SSlL To., mit EN To. Kohle ^»on Algier nach Italien, die bewaffneten englischen Dampfer „Wilbcrforce", 3074 To., mit Erzladung von Algier »ach England, und „City os Cambridge", 8814 To., mit Stückgut von Alexandrien nach Liverpool. lW.T.B.s Der Chef des Admiralstabs de, Marine. Der deutsche Abeudbericht. Berlin, 21. Juli, abends. fAmtlich. M. T. B.s I» Flandern starker Feucrkamps. I« Ost-Galizien folge» wir zwischen Sereth und Karpathen in breiter Front dem weichenden Gegner. I» den Karpathen, im Susita- und Pntna-Tal tagsüber Kiimpse, die dem Feinde örtliche Borteile brachten. Leßerreichisch-un-arischer Kriegsbericht. Wie«, 21. Juli. Amtlich wird verlantbart: veftUcher Kriegsschauplatz. Heeresfront des Veneralfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern Der Sieg westlich von Tarnopol hat den russi schen Widerstand zwischen dem oberen Scrcth und dem Tataren-Past gebrochen. Deutsche Truppen gewannen nördlich von Trembowla das östliche Lcreth- Ufer. Die russischen Massen, die ihnen dort cntgcgen- geworfen wurden, vermochten an diesem Erfolg nichts zu Luder». Oestcrrcichisch-nngarische und deutsche Divisionen habe« unter Kämpfen den Naum von PodhajoS über schritte«. Anch beiderseits des Dnjcstr nahmen die Rcr- bttndeten, dem Feinde scharf nachdrängend, die Borritckung au ganzer Front auf. Roch immer ist es in der Hast der Ereignisse unmöglich, die Zahlen der Gefangene», die Menge an Beute aller Art feftzuftellen und alles zu sichten und z« berge«, was die Nüssen bei dem sluchtartige« Räumen der Kampfzone liegen lassen müssen. Heeresfront de» Generalobersten Erzherzogs Joseph I» bemerkenswerter Zähigkeit versucht die russische Regierung, ihre geschlagenen ostgalizischen Armeen an an dere« Frontabschnitten der Ostfront durch Angrissonnter- «ehmen wechselnden Umfanges zn entlasten. I» den Kar pathen sollte dieser Zweck zunächst durch Tellvorstösic er reicht werden. Im Drciländercck. dem Toclgycs, Gebiet und zwischen dem Easinu und dem Putna-Tal wnrden gestern mehrere solcher Slorstöste abgeschlagen. Nördlich des Pntna-TaleS sind heute früh die Russen, vereint mit ru mänischen Bataillonen, erneut zum Angriff vorgcgangen. Hoaresgrnpp« de« Generalseldinarschalls v. Mackensen Ans rumänischem Boden brachen russisch-rumänische Nngrisse schon i« Feuer der Artillerie zusammen. Italienischer Kriegsschauplatz. Ans der Kar st Hochfläche und bei Bodice entfalteten beiderseits die Geschütze zeitweilig gröbere Tätigkeit. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Keine besonderen Begebenheiten. IW.T.B.) Der Chef des GeneralftabS. Mt müssen nnd werden nicht bloß dnkchhalten, sondern siegen! Unter dem intensiven Friedensgercüe der letzten Zeit hatte die Stimmung in unserer Bevölkerung — wer wollte da-leugnen? —mehr oder weniger stark gelitten. Die Kreise mehrten sich, die der Scheidcmaniischcn Auffassung, wonach eine militärische durchschlagende Entscheidung nicht mehr möglich sei und es eine „Partie remis", einen unent schiedenen KriegSausgang geben werde, ein williges Ohr liehen, und die Feinde ringsum schmunzelten dazu und sahen darin ein Zeichen des vov tüneu immer noch er hofften Zusammenbruchs der deutschen Widerstandskraft. AuS dieser Dumpfheit ist nun aber unser Bolk plötzlich mächtig ausgcrüttclt worden durch die Sicgesnach- richten aus dem Ostcn. Der Bewegungskrieg ist dort im Gange, die Fronten sind in Flub geraten, die ver bündeten Truppen stehen bereits vor Tarnopol, der gleich im Beginn des Krieges vcrlorengegangcncii bedeutendsten Stadt des östlichen Galizien. Diese gewaltige erneute Be kundung des ungebrochenen deutschen Offcnsivgcistcö muh allen von uns, die jeweils in ihrer Siegeszuversicht wankend geworden sind, die Wangen brennend rot machen vor Scham. Wir müssen uns an die Brust schlagen und bekennen, dab wir unwürdig unserer Tapferen handelten, wenn wir je den Mut sinken lassen konnten, obwohl wir uns doch unserer Masse von Feinden gegenüber in so aus gezeichneter militärischer Lage und in so zweifelloser wirt schaftlicher Ueberlegenheit befinden, das; nichts, aber auch gar nichts vorhanden ist, was uns berechtigte, an dem vollen Endsiege, der unsere Gegner zwingen wird, die unseren Lebcnsinteressen entsprechenden Fricdcnsbedin- gungen anzunehmen, irgendwie irre zu werden. Nun mutz es wieder wie ein Nuek durch unser ganzes Bolk gehen! Ein Wille, ein Glaube, eine Zuversicht nur dürfen uns alle beseelen: dab uns der volle Sieg in abseh barer Frist nicht fehlen kann, wenn wir nur des leidigen Kleinmuts Herr werden und nicht wieder die Kopse hängen lassen wegen unserer wirtschaftlichen Schwierigkeiten, vvn denen doch setzt ein Ende abzuschen ist und die nichts bedeuten im Verhältnis zu den unge heuerlichen, nahezu übermenschlichen Leiden, Entbehrungen und Strapazen, die unsere Feldgrauen an allen Fronten um unscretwillcn tagaus tagcin erdulden. Wie nahe wir dem völligen Siege sind, zeigt gerade jetzt ein Blick a»f verschiedene beiiicrkenswerle Vorgänge und Stiminungsäubcrungen im feindlichen Lager mit aller Deutlichkeit. Im russischen Heeresbericht vom 22. Juli, der einem Teile unserer Leser bereits mitgetcilt würde, hcibt es: „In allen Angrisssabschnitten dauert unser Rück zug ununterbrochen fort. Unseren Truppen fehlt es völlig an Standhaftigkeit, sie erörtern nnaushörlicn die Frage, vb diese oder jene Siaatsrcsorm durchzuführen sei, und leihen aufmerksam ihr Gehör der verbrecherischen Propaganda der maximalistischen Sozialdemokraten." Ist ein offeneres Eingeständnis der russischen Niederlage denkbar? In diesen Worten des russischen Heeresberichtes liegt aber auch zugleich eine stammende Mahnung an unsere Demo kraten, sich nicht die Auseinandersetzungen über die „Neu orientierung" über den Kopf wachsen zu lassen und über diesen innerpolitischcn Svrgen der Zukunft die einzige und alleinige Forderung der Gegenwart, den Sicgcsmilleii um jeden Preis, nicht zu vernachlässigen. Im Zusammenhang hiermit ist die amtliche Petersburger Kundgebung bedeut sam, die von einer „furchtbaren Stunde" für Nubland spricht, die Einberufung einer Konferenz der Alliierten zum Zwecke der Festlegung der allgemeinen Richtung der äußeren Politik des Verbands ankündigt und erklärt, dab für die russische Negierung immer noch die Parole vom Frieden gelte. Jetzt also bricht ans russischer Seite der Frieöcns- gedankc wieder durch, nachdem die deutschen und die ver bündeten Waffen neue vernichtende Schläge gegen die russischen Hccresmassen ausgcteilt haben, deren heillose Zerrüttung durch keine drakonischen Maßnahmen nach zaristischem Muster, wie den Befehl, auf die Fliehenden zu schießen, mcbr aufgchaltcn werden kann. Es ist kein Zweifel, KcrcnSki beging ein fluchwürdiges Verbrechen an seinem Lande. alS er. dem englisch-französischen Blutgcbot folgend, die kricgsmüde russische Soldateska nochmals in eine aussichtslose Offensive hincinpcitschtc. Bezeichnend für die Hoffnungslosigkeit der Lage auf seiten des BielverbandcS ist auch die Rückwirkung der russischen Niederlage auf die öffentliche Meinung in Frankreich, die eine unzweideutige Stellungnahme der kommenden Verbandskonfcrenz zur F-riedenscrklärung des deutschen Reichstages verlangt, damit nicht der Eindruck entflöhe, als wahre nur Deutschland die Friedcnssachc. Gleichzeitig gibt der bekannte Militärlritiker Oberstleut nant Roussct rundweg zu, daß die militärische Stärke der Zentralmächtc durch die Ereignisse im Osten bestätigt werde, und daß die Pariser Negierung geradezu von Angst gefoltert wird, erhellt aus der Tatsache des Bcrbots der Veröffentlichung der letzten russischen Heeresberichte. PotncarS und seine Henkersknecht, haben grimmige Furcht vor der Verbreiters der vollen Wahrheit, weil sic wissen, daß durch das Bekanntwerden aller Einzelheiten der russi schen Katastrophe ihr eigenes schlimmes Ende beschleunigt werden wird. Wie mag jetzt wohl dem Großsprecher Llond George zumute sein, der in seiner letzten Rede noch so hohe Töne anschtug, obwohl seine ganze» Ausführungen im Grunde doch nichts weiter waren als ein verzweifelter Ruf nach- der Hilsc "Amerikas? Allein ans sich selbst verläßt sich das ehemals so stolze Albion schon längst nicht mehr,- nur fremdes Blut und fremdes Gut tann ihm noch frommen. Wie steht es nun aber mit der viclgerühmtcu amerika nischen Hilfe? Ein Amerikaner selbst, der durchaus vcrbandsfreundlichc militärische Schriftsteller George T. Hcrrvn, erklärt in einem westschiveizcrischen Blatt, Amerika müsse, um die europäische Lage in wirklich durchgreifender Weise umzugcstalteii, fünf Millionen Soldaten nach Frank reich schicken: ein solches Heer iöinftc es aber erst bis zum Beginn des Jahres 1l)2N ausbildeii, und eine io lange Kricgsdaucr vermochte selbst "Amerika nicht auszuhaltcn. Herren kommt daher zn dem Schlüsse, daß ein militärischer Obsieg nicht erzwungen werden könne. Deutschland halte noch heute wie am "Ansang des Krieges die Wagschale der Entscheidung in der Hand, und der Verband sei weit davon entfernt, sie ihm entreißen zu können. Wohlgemerkt, das sagt ein Amerikaner, dem also Lloyd George nicht Vorwerken kann, wie er cS den Deutschen gegenüber lut, daß er Deutsch land nicht kenne! Herron kommt schließlich zu dem Ergeb nis, daß der Verband jetzt nur noch zwei Mittel besitze, um den Sieg zu erringen: 1. Oesterreich, das sich nach Unab hängigkeit vvn Deutschland sehne, müsse aus die Seite des Verbandes gezogen werden, nnd 2. das deutsche Volk müsse für die Vcrbandssachc gewonnen werden: Wilson solle es in einem Ausruf ausfordern, das Joch der Hohenzollern ab- zuschütteln. Die zwei Mittel, die Herron als einzig noch übrige zur Erringung des Endsieges für den Verband an- gibt, sind zwei völlige Unmöglichkeiten: sic gehören direkt in das Gebiet des höheren Blödsinns. Damit gesteht also dieser Amerikaner mittelbar auch die Unmöglichkeit des End sieges für den Verband zu. "Auf derselben Stufe steht, was der Franzose Jean Delvillc in der „Jndependance Bclge" zum Vefften gibt. Er meint, Deutschland habe „kein Talent zur Revolution". Das deutsche Volk unterwerfe sich mit Freude dem Militarismus und habe „einen fast barba rischen Respekt vor der "Autorität". Dann werde» Lieb knecht und Rosa Luxemburg als die einzigen .„wahrhast revolutionären" Elemente in Deutschland gefeiert und zum Schlüsse klingt der Erguß in den resignierten Stoßseufzer aus, „trotzalledcm könne doch nur eine Revolution die Ver hältnisse in Deutschland wirklich ändern." ist ganz klar: die weisen Köpfe des Verbandes sind gänzlich am Ende ihres Lateins angelangt nnd wissen nicht mehr wnaus, noch woein. Wff aber stehen im Zeichen unse rer ungebrochenen militärischen und wirtschaftlichen Kraft und sind des siegreichen Endes gewärtig. "Nur eine kleine Zeit noch, und wir werden den vollen Lieg avf der ganzen Linie in Händen haben, de» Sieg, der »ns den Frieden bringt, den wir brauchen, der unsere nationale Zukunft in militärischer, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht nach menschlichem Ermesse» völlig sicherstem. "Nur eins brauchen wir, nm an dieses Ziel zu gelangen: die Auf- r e ch t e r h a l t u n g des in unserem Heere leb en dige, n ungeschwächtcn Sieges w i llcnö anch in der Heimat, Diesen Sicgesivillcii zu betätigen und ihn überall, wo cs nötig ist, neu zn beleben und unerichüttcrüch zu machen, das ist heilige vaterländische Pflicht jedes deut schen Mannes nnd jeder deutschen Frau. Deutschland er wartet, daß auch in dieser Hinsicht jeder einzelne deutsche Staatsbürger daheim seine volle Schuldigkeit tut und nach dem Wahlsprnche des großen Kurfürsten handelt: Gedenke, daß Sn ein Deutscher bist! Die Verfolgung der geschlagenen Russen. Aus dem k. u. k. KrtegLpressequartier wird gemeldet: Die Truppen setzten die Verfolgung des weichen den Feindes bis spät in die Nacht fori. Sie sind im Besitz der "Vorstädte von Tarnopol. Tie Flieger tragen viel dazu bei. die Verwirrung in den Reihen -er Russen zu vermehren, die bei jeder "Annäherung eines Flngzcuggcschwadcrs Hals über Kopf nach allen Richtungen auseinander flüchte». Der Bahnhofvvn Tarnopol. wv die Russen in aller Eile Kriegsmaterial eimvaggo- nicrc», wurde neuerdings aufs wirksamste mit Bomben be legt. Bis setzt wnrden im ganzen 4 7 Geschütze erbeutet. Die Gefangene», die von allen Seite» den Sammclstcllcn Zuströmen, konnten bis jetzt nicht gezählt werden. Bei ein zelnen Truppcnkörpern zeigen sich Fülle von Müssen de sc r t i o n e n , so beim Gardcrcgimciit Wolinski, wo nicht weniger als 180 Mann desertierte», als es wegen Nichtbcfolgung des Angriffsbefehls ausgclöst und unter die anderen Truppcnkörper nnfgctcilt wurde. Vielfach ver suchten die Offiziere, ihre Mannschaften zum Stehen zu bringen, indem sic ihnen ein Beispiel aufopfernden Helden-" mutcs gaben, wodurch sich die schweren OfsizicrSverluste bet den Russen ergeben. Im Gros der 11. Armee lockern sich nach dem Meisterstoß bei Zborom die Verbände immer mehr. Die an ihren Südflügel sich anschließende 7. Armee ist bereits durch diese Ereignisse in Mitleidenschaft gezogen Auch ihre Front bröckelt sich. sW. T. B.)