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DIE „Weißerttz-Zeitung" «scheint wSchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummer« N Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. NWntz-Milg. Amtsblatt Inserate, wHH« bei de, bedeutende» Auflage det Blattes ein» schr wirk same Verbreitung, finden, »«den mit 10 Pfg. d» ' Spaltenzeile »d« oere» Raum b«echnet. — La« bellarische und compkieirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile M Pf,- für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Umisgerichie und die Stadträlhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhnc in Dippoldiswalde. Nr. 66. Krisengerüchte. Abermals sind Gerüchte aufgetaucht, welche von einer angeblich bevorstehenden Demission Herrn von Puttkamers, des preußischen Ministers des Innern, wissen wollen und noch läßt sich nicht mit Sicherheit beurtheilen, ob sie nicht in der That einen gewissen Hintergrund haben. Den äußeren Anlaß zu dieser Meldung hat offenbar die Verzögerung der Sanktio- nirung des Gesetzentwurfes, betr. die Verlängerung der Legislaturperioden in Preußen, durch den Kaiser gegeben und noch fehlt eine offizielle Bestätigung des erfolgten Vollzuges dieses Aktes. Dagegen wird die anderweitige Meldung als verbürgt bezeichnet, wonach der Kaiser an Herrn o. Puttkamer unter Hinweis auf die Verlängerung der Legislaturperioden ein Schreiben gerichtet habe, in welchem der Monarch betont, daß nunmehr die Freiheit des Wahlrechtes um so sorg fältiger zu beachten sei. Jedenfalls hat auch dieser Umstand zu der Annahme, daß die Stellung Herrn v. Puttkamers erschüttert sei, das seinige beigetragen. Der Rücktritt Puttkamers würde zweifellos nicht nur in den Reihen der Opposition Genugthuung Hervor rufen, denn auch in den gemäßigt-liberalen Kreisen hat der gegenwärtige Chef des preußischen Ministeriums des Innern entschiedene Gegner. Die in dem „System Puttkamer" liegende Politik läßt diese Gegnerschaft nur erklärlich erscheinen und sie ist ja erst in jüngster Zeit durch die Angelegenheit der Marienburg-Elbinger Landtagsmandate wieder aufs Neue illustrirt worden, anderseits freilich wird der unbefangen Urtheilende nicht verkennen, daß die landläufigen Klagen der grundsätzlichen Opposition über das „reaktionäre Regi ment" des Herrn v. Puttkamer vielfach übertrieben erscheinen. Aber zugegeben, daß das „System Putt kamer" sich überlebt hätte und durch eine liberalere Regierungsmethode ersetzt werden sollte — wäre denn gerade der gegenwärtige Zeitmoment der geeignete, um einen derartigen Wechsel vorzunehmen? Es sind noch nicht drei Monate seit dem Heimgange Kaiser Wil helms verflossen und man kann noch nicht behaupten, daß die so nothwendige Stabilität in den innerpoli tischen Verhältnissen des Reiches und Preußens, welche infolge dieses.welthistorischen Ereignisses eine erklär liche Erschütterung erlitten hatten, wieder im vollen Umfange hergestellt worden wäre und ein Personal wechsel in der Leitung eines der wichtigsten preußischen Ministerien würde unter den obwaltenden Umständen nur neue Schwankungen und Erschütterungen geben. Diesen Erwägungen dürfte bei der „Puttkamer-Ktisis" an maßgebender Stelle wohl hauptsächlich Raum ge geben werden und es ist deshalb nicht wahrscheinlich, daß die bezüglichen Gerüchte in nächster Zeit ihre Ver wirklichung finden werden. — Noch von einem anderen angeblich bevorstehenden Ministerwechsel in Berlin wird gesprochen. Es heißt nämlich, der Minister des könig lichen Hauses, Graf Otto v. Stolberg-Wernigerode, wolle von seinem Posten, den er seit dem Ableben des Grafen Schleinitz überhaupt nur provisorisch ver waltete, zurücktreten und sei zu seinem Nachfolger der ehemalige Chef der Admiralität, Herr von Stosch, be stimmt; die kürzliche Anwesenheit des letzteren in Berlin bringt man mit dieser Absicht in Verbindung. Der Rücktritt des Grafen von Stolberg würde ohne jede politische Bedeutung sein, aber daß das Gerücht als seinen eventuellen Nachfolger Herrn v. Stosch nennt, verleiht der Sache ein gewisses Interesse, denn alle Welt weiß ja, daß der Vorgänger Caprivis im höchsten Marineposten in Folge von Differenzen mit dem Reichs kanzler aus seinem Amte geschieden ist. Bislang hat noch nichts davon verlautet, daß eine Wiederannähe rung zwischen beiden Männern stattgefunden habe und schon hieraus resultirt die Unwahrscheinlichkeit des letzt erwähnten Gerüchtes, außerdem würde gerade Herr v. Stosch bei seiner hervorragend staatsmännischen Be gabung und seiner energischen kraftvollen Persönlich Donnerstag, den 7. Juni 1888. keit wohl nicht zum Nachfolger des Grafen Stolberg paffen. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 5. Juni. Der Verband der sächsischen Lederproduzenten, welcher uns, gelegentlich seiner 4. Wanderversammlung, nächsten Sonntag seinen Besuch machen wird, hat mit der Einladung an alle Herren Kollegen und Mitglieder des Verbandes zu gleich einen Bericht über die Thätigkeit der Vereinigung von Ende 1886 bis Ostern 1888 versendet, aus dem wir einiges allgemein Interessante entnehmen. Es ist durch den Verband während der Leipziger Messe eine Börse für die Lederindustrie eingerichtet worden, an deren Spitze Herr Rudolf Bierling-Dresden steht, und die bereits bei 5 Messen, von Neujahr 1887 an, der geschäftliche Vereinigung-Punkt der Lederproduzenten gewesen ist. — Der Verband hat, zufolge seines Be schlusses, 10 verdiente Arbeiter, welche 20 Jahre un unterbrochen bei einem Mitglied in Arbeit gewesen sind, durch Anerkennungs-Diplome ausgezeichnet. — Das Bestreben des Verbundes, auch solchen Gerberei betrieben, in denen ohne Motor und mit weniger als 10 Arbeitern gearbeitet wird, die Mitgliedschaft zur Berufsgenossenschaft der deutschen Lederindustrie zu ge winnen, ist zur Zeit von Erfolg noch nicht begleitet gewesen. Weit aussichtsvoller, ja bereits der Aus führung nahe, ist die Gründung einer deutschen Gerber schule. Besonders durch das thatkräftige Eingreifen der Leipziger Innung, die ein Kapital von 5000 M. zur ersten Einrichtung, sowie zunächst auf 5 Jahre je 1500 M. jährlichen Zuschuß in Aussicht gestellt hat, ferner durch die von Vereinen und Privaten zuge sagten Unterstützungen, die auf die ersten 5 Jahre jährlich an 3300 M. betragen, ist es möglich ge worden, schon für Oktober d. I. an die Eröffnung zu denken, wobei man jedoch die Hoffnung hegt, daß die kgl. Staatsregierung den jährlichen Fehlbedarf decken werde. — In den Lehrplan wurden vorläufig folgende Fächer ausgenommen: Fachtechnik, Chemie, Handels wissenschaft, Rohstofflehre (Schälwaldwirthschaft). Die auszunehmenden Schüler sollen eine praktische Lehrzeit schon durchgemacht haben, und ist der Kursus für die selben auf 1 Jahr festgesetzt, doch ist Hospitanten auch sür kürzere Zeit ein Besuch der Schule gestattet. Be züglich des Ortes hatte man anfangs Tharandt ins Auge gefaßt, ist aber davon zurückgekommen und scheint jetzt Freiberg endgiltig zum Sckulorte bestimmt zu sein, nachdem verschiedene Städte, wenn wir nicht irren, auch Dippoldiswalde, in Frage gewesen sind. — An der Schule sollen 2 Lehrer, ein Fachchemiker und ein Fachmann, angestellt werken, denen man als Anfangs gehalt je 3000 M. und Pensionsberechtigung bieten will. — Nächsten Sonntag werden die Herren Leder produzenten nebst Damen mit dem Frühzuge hier an kommen, werden auf dem Bahnhofe frühstücken, sowie später dort ein gemeinschaftliches Mittagsmahl ein nehmen. Bei der Versammlung, die im Rathhaus saal stattfinden soll, wird Herr Assistent Manstetten sprechen: Ueber die zum Gerben angewendeten Pflanzen, bez. Pflanzentheile und Herr Professor vr. von Schröder wird „Untersuchungen über Ouebracho- holz und Quebrachoextrakt" zum Thema eines Vor trags machen. — Wir wünschen dem Gerbertage ein erwünschtes Gelingen und nach der Arbeit einige frohe Stunden in unserm freundlichem Städtchen und seiner reizenden Umgebung. — Wie uns mitgetheilt wird, hat die kgl. General direktion der Staatsbahnen dem Gewerbeverein behufs eines am 13. d. M. nach Muldenhütten, bez. Frei berg vorzunehmenden Ausflugs einen Extrazug zum Anschlüsse an den 6 Uhr von Dresden abgehenden Zug, sowie zur Rückfahrt von Hainsberg etwa um '/»II Uhr Abends, unter der Bedingung bewilligt, daß bis DienStag, den 12. d. M., Mittags, mindestens 54. Jahrgang. 120 Tagesbillets nach Freiberg entnommen werden. Ein Umlaufschreiben an die Mitglieder ist im Gange, und es wird also von der Betheiligung abhängen, ob der Extrazug gestellt und der beabsichtigte Ausflug ausgeführt wird. — 2. Juni. In der heute stattgefundenen, sehr zahlreich besuchten Sitzung des hiesigen Landwirth- schaftlichen Vereins, wurde nach einer herzlichen Ansprache des Herrn Kreissekretär Münzner «Freiberg dem Schirrmeister Rühle, welcher beinahe 25 Jahr, sowie dem Pferdeknecht Birkner, welcher seft 15 Jahren auf dem Rittergut Kreischa in Diensten steht, die ihnen auf Antrag ihres derzeitigen Dienstherrn, Ritter gutspachter Striegler, vom landwirthschaftlichen Kreis verein Dresden verliehene „Medaille sür treue Dienste" überreicht, und zwar Rühle die goldene und Birkner die silberne. Tiefgerührt sprach, nachdem auch Herr Vorsitzender Steyer die Glückwünsche des Vereins dar gebracht hatte, Schirrmeister Rühle zugleich im Namen seines Genossen für die erhaltene Auszeichnung allen Betheiligten den herzlichsten Dank aus. Die Prämir- ten wurden nach geschloffener Sitzung vom Verein in hergebrachter Weise bewirthet. — Bei der Ersatzwahl eines städtischen Abgeord neten zur Bezirksversammlung der hiesigen Amtshaupt mannschaft, die am 4. Juni in Kipsdorf stattfand, ist Herr Bürgermeister Beck in Geising gewählt worden. — Aus vielen Theilen Sachsens ist in den Saaten standsberichten über Mäuseschaden geklagt worden. Es erscheint daher angezeigt, mit Vertilgungsmaßregeln vorzugehen, um noch größeren Schäden vorzubeugen, und zwar sollte sofort oorgegangen werden, da die Zahl der Feldmäuse, welche durch den Winter ge kommen sind, eine verhältnißmäßig geringe ist, so daß es noch leicht sein wird, die Mäuse mit Fallen u. s. w. wegzufangen, während später, nach eingetretener Ver mehrung die Zahl so groß wird, daß kein Mittel mehr ausreichenden Schutz gewährt. Zugleich sei daran er innert, daß ein gleichzeitiges, gemeinsames und plan mäßiges Vorgehen innerhalb einer Flur einen vollen Erfolg erzielen läßt, da sonst die Mäuse sich von dem noch nicht gereinigten Gebiet wieder auf bereits ge reinigtes hinüberziehen. — In der demnächst im „Dresdner Journal", in der „Leipziger Zeitung" und in dem Gesetz- und Ver ordnungsblatte zum Abdruck gelangenden Verordnung zur Ausführung des Neichsgesetzes vom 5. Mai 1886 und des Landesgesetzes vom 22. März 1888 über die Unfall- und Kranken-Versicherung der in land- und sorstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen, ist unter Anderen die Vorschrift enthalten, daß die Bestimmungen der Kranken - Versicherung mit dem I. Oktober d. I. in Kraft treten sollen. - WilmSdorf. Einem recht dringenden Bedürfniß für hiesige Gegend hat Herr Gastwirth G. Knüpfer hier damit abgeholfen, daß er neben seinem reizend gelegenen „Gasthaus zum Poisenthal" vergangenen Sommer ein Bad errichtete, welches recht fleißig be nutzt wurde. Eine erst kürzlich vollendete, noch zweck mäßigere Einrichtung und Neudielung dieses Bades, wird sicher auch diesen Sommer demselben recht viel Liebhaber zuführen. Allen Badelustigen seien bei dieser Gelegenheit folgende Regeln zur Beherzigung empfohlen : 1. Lege den Weg zur Badeanstalt in mäßigem Tempo zurück. 2. Entkleide Dich langsam, gehe dann aber sofort in's Wasser. 3. Springe mit dem Kopfe voran in's tiefe Wasser oder tauche wenigstens schnell ganz unter, wenn Du das Erste nicht kannst oder magst. 4. Bleibe nicht zu lange im Wasser, zumal wenn Du nicht sehr kräftig bist. 5. Kleide Dich nach dem Baden schnell wieder an. 6. Unterlaß das Baden a) bei hef tigen Gemüthserregungen, b) nach durchwachten Nächten^ o) bei Unwohlsein, ä) nach Mahlzeiten und besonders e) nach dem Genuß geistiger Getränke. Pretzschendorf. Bei hiesiger Sparkasse wurden