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Montag, 3. Mat 1S2S st»0»n Vornuidezadl. i<un»1spi«Ipisno» «slt 1S34 bsstbswLtintss tzuslltätsksbelknl kE«IK«n I. 5a., k4artli,»traka 12 I Mocks»»- Wvinsludsn Ueüvmsnn L SrskI ks(1g»icko0 OkSSliStl-/^., 5sssiks6s 9 Stock ^«i-nspnvoti«!' 1SSOO 6u1ö Wk!si6 Litrungs- unli Osssüsckrüsrimmss 6u1k 7». Jahrgang. M 204 Gegrünoel 18SK Dw-«a»schrM» N«H»1chs«> Di-»»»»». ll»rnlpr»ch«r»Samm«lnmnm»i 2» 2^1. Nu» sw Nach«a«I»r»ch,» SV 011. D-zugs-S-bühr Dt« Lnzisa»» w«rd«« «ach Soldmark d«r»chn«t; di» «cklpaüia» 30 rnra dew, Anzeigenpreise: L -»«. -uixrkald 2S0PI». 0ss»ri«na»büdr >0Vs«. Wu»w. «luftr« DaupIg»IchLft»I>«Il, SS,»2. t«»Ich «, «»«chardi t» Drs«d««. ^anlo 10SS Dr«»»»», Nachdruck nur mU deutlicher 0u«ll«nangad» ,»Dr««dn»r Aachr,-> »ulüMg. llnv»rlangi, Schriilftück« wrrL»n nicht auldewahrt. Ausnahmezustand in England. Streik auf -en Kohlengruben. — Stillegung -er gesamten englischen Wirtschaft am Dienstag? Slresemann über -ie Grundlinien seiner Politik. — Gemeine Besudelung -es Schlageler-Denkmals. — Ullimakum an Marokko. Streik in -en Kohlengruben. London, 1. Mat. Amtlich wird gemeldet, dag keine Rege» lang in der Sohlenkrise erreicht worden ist. Der Sohlen« streik hat «m Mitternacht begonnen. Mit dem N»s-öre« der staatlichen Subvention für de« Sohlenvergba« stad mn Mitternacht die von den Arbeitgeber« an de« ! SnlbeueiugSagea angeschlagenen Bckanntmachnngen über Li« küustlgen Lohnherabsetznnge« wirksam geworden. D t e Ueteit ist ans alle« Grnbe» eingestellt war« ! der. Dagegen werde» mit Genehmigung der Bergarbeiter, ! pmrklchafte« die Rotftandsarbeite« »errichtet. Der Ausnahmezustand proklamiert. London. 1. Mai. Der König hat wegen des AnSstandeS t» Kohlenbergbau de« Ausnahmezustand proklamiert. Generalstreik von Dienslag ab! London, 1. Mat. Die Konferenz der Gewerkschaften be» chlotz, für Dienstag den Generalstreik «nter Ein» chlyß der lebenswichtigen Betriebe und dcS SerkehrSweseuS zu verkünden, wenn die Streitigkeiten >« Bergbau bis dahin nicht bcigelegt sind. Diesem Beschluß ging ein anderer von fast allen Gewerkschaften gefaßter Be schluß voraus, dem Rate des Gewerkschaftsbundcs Vollmacht z» erteilen. Der Streik wird sich ans die Eisenbahnen, das Lind- und WasseroerkehrSwesen, die Wersten, die Buchdrücke» «ie» einschließlich der Presse, die Metallwerke, die Betriebe der chemische» Industrie, die Banunternehmnnge«, mit Aus nahme derjenige«, die Wohn- und Krankenhäuser herstelle». lMsdchue«. Die in de« SlektrizitatS- und in den Gaswerke« tätige« Arbeiter werden die Belieferung der Industrie einstcllen. Die Dienstzweige, di« die öffentliche Gesundheit und die Volks« ernährung betreffen, sollen nicht unterbrochen werden. Die Gewerkschaften erboten sich, bei der gerechten Verteilung der wichtigsten Lebensmittel Lurch eine freiwillig« Organisation «itzuarbeiten. Aus allen BergwerkSbezirken liegen Meldungen über die »Sllige Arbeitseinstellung in de« Bergwerken vor. Nur die -ur Instandhaltung der Gruben notwendigen Arbeiten wer- Len ausgeführt. Die Regierung hat Truppe« «ach Süd» Wales, Lancashire »nd Schottland gesandt, die nötigenfalls die Polizei bei der Anfrechtcrhaltnug der Ordnung in ihrer Diitigkcit znm Schutze des Lebens und Eigentums der Bürger »nterstiitzcn sollen. Ferner sind Vorkehrungen getroffen »orden, damit die Flotte, die am Dienstag z« einer Kreuzfahrt in See gehe» sollte, nötigenfalls z« Hilfsmaß nahmen herangezogen werde» kann. Der Führer der Eisenbahnarbciter Thomas erließ eine Kundgebung, in der er erklärte, das Land habe niemals, so lang« er denken könne, einer so ernsten Krisis gegenüber» «cftandcn. Selbst in dieser letzten Stunde werde man danach streben, eine Regelung zu finden, und er hoffe, baß man da- mit Erfolg haben werde. lW.T. B.) Dal-wiris Stellung erschüttert? London. 2. Mat. Der Kohlcnarbeiterstreik droht sich zu kinem Ereignis von unübersehbarer Tragweite für England auszuwachsen. Die Führer von 200 englischen Gewerkschaften, die5 Millionen Arbeiter vertreten, stehen hinter den Berg» arbeiten,. Wenn der Generalstreik Tatsache würde, wäre die rnglische Wirtschaft völlig lahmgclegt. In den Londoner Negicrungskretscn ist man sich über den Ernst der Situation nicht im unklaren. Die Negierung ha« die Reserveoffiziere ausgcsordert. sich jederzeit zur Einberufung bercitznhalten. In London selbst ist der Polizeischutz verstärkt worden, da man Attentate befürchtet. Alle unter den Ausnahmezustand lallenden Staatsbeamten waren am Sonntag in den Dienst» räumen erschienen. Es besteht kaum ein Zweifel darüber, daß die Stellung Baldwins ernstlich erschüttert ist. 3n den Kreisen seiner eigenen Konservativen ist man der An sicht, das, die von ihm in der Bcrgbanfrage betriebene Politik den Notwendigkeiten Englands nicht gerecht geworden sei. Es ist nicht ausgeschlossen, das, Baldmin einem anderen konser- rativcn Führer Platz machen muß, wenn cs ihm nicht noch gelingt, die Krise in erträglicher Weise zum Abschluß zu bringen. Baldwtn wird im Unterhaus am Montag eine Er« klärung Uber die Lage abgeben. Einschränkung dos Kohlenverkaufs. London, 2. Mal. Mit Rücksicht auf den Bergarbeiter« streik ist eine Verordnung über den Kohlenverkauf hciauSgegcben worden. Danach wird für den Hausgebrauch die Kohle stark beschränkt. Industrielle Unternehmungen und Geschäfte, Schulen «nb BureauS müssen ihren wöchentlichen Verbrauch auf die Hälfte der durchschnittlich im April ver brauchten Wochenmenge einschränken. Der GaS« und Elektrizitätsverbrauch für industrielle Zwecke soll in gleicher Weise wie der Kohlenverbrauch eingeschränkt werden. Be» lenchtnng für Unterhaltung «nd Vergnügung ist verboten. Intensive Verhandlungen. Geringe Entspannung. — Die Borbereitnnge« der Regierung. London, 2. Mat. Im Lause beS Sonntag- ist angesichts ständig fortgeführter Verhandlungen eine gewisse Entspan. nung der Lage eingetreten. Die Mitglieder der Bergarbeiter, exekutive, die gestern abend in ihre Bezirke zurückgereist sind, wurden telegraphisch nach London zurückgerufen. Der General rat der Gewerkschaften hat im Verlause des Vormtt» tags eine Sitzung abgehalten. Gegen Mittag fand eine Ilistünbige Sitzung des Kabinetts statt. Der General« rat dcS Gewerkschaftskongresses ist gestern abend kurz vor 8 Uhr zu einer Besprechung zum Premierminister geladen worden. Die Sitzung, an der mehrere Minister teilnahmen, dauerte fast fünf Stunden und wurde um 1,30 Uhr mor« gens vertagt. Wie verlautet, habe« bei diesen Verhandlungen die Gewerkschastsdelcgationcn mltaeteilt, daß der sür Montag Mitternacht angcsctzte Generalstreik rückgängig gemacht werde« könnte, wenn vor Ablauf der Zeit bis zum Streikbeginu eine Wiederaufnahme der Verhandlungen in unmittelbarer A«S» sicht stände. Inzwischen ist gestern abend vom Premierminister fol gende Botschaft an das englische Volk verbreitet worden: „Be» wahrt Ruhe! Denkt daran, daß der Friede» in der Welt z« denen kommt, die gute« Willens find/ Im übrigen sind aUe Massnahmen sür den Streik getrosten. Die Technische Nothilfe nimmt morgen 12 Uhr nachts die Arbeit wieder auf. In London selbst herrscht große Aufregung. Man rechnet bestimmt mit der Tatsache beS Generalstreiks. Die Arbeiterführer erklären, daß alle Räder ftillstehen wür ben. DaS G e s u n d h e i tS m i n i st e r t um hat an alle lokalen Behörden ein Zirkular erlassen, tu dem dt« Name» von 26 Persönlichkeiten genannt sind, die die Arbeiten der O. M. S. leiten werden. Die O. M. S. ist eine ähnliche Organisation wie unsere Technische Nothilfe, nur mit weit größerer Macht. Der Bund wtrd im Falle deS AuSbrucheS des Generalstreikes von der Negierung übernommen. ES werden dann zu bestimmten Stunden beS Tage- drahtlos offizielle Nachrichten verbreitet werden. Außerdem sollen Bulletins an den Po st bureaus, Rathäuser» und Bureaus der lokalen Behörden angeschlagen werden. Da man mit allen Möglichkeiten rechnet, sind Sonderzüge nach den Plymouther Werken abgegangen. Die Vorbereitungen der Regierung bestehen in folgendem: DaS ganze Land ist in zehn Distrikte eingeteilt, von denen jeder vdn einem Zivilkommissar kontrolliert wird. Dieser Kommissar hat die gesetzliche Macht, im Namen der Regier««- Entscheidungen über Transport von Kohlen, Verteilung von Lebensmitteln und Postvcrteilnng zu treffe«. Er hat ferner die Pflicht, unter allen Umständen für die Aufrechterhaltung der Ordnung zu sorgen und alle Schritte zu unternehmen, die ihm im Interesse der Sicherheit und des Lebens erforderlich erscheinen. Dazu gehört auch daS Recht, sofort Verhaftungen zu verfügen. Der Chef dieser Kommissare ist der Postminister Thomson. Dt« O. M. S. verfügt tm Augenblick über 78 000 Freiwillige. Das Handelsministerium hat besondere Schritte unternommen, um die Zufuhr von Milch und Nahrungs mitteln für London zu sichern. Die O. M. S. hat bereits eine» Probealarm veranstaltet, während dem sich tm Hydepark eine große Menge, von Frachtwagen und anderen Fahrzeugen an sammelte. Auch Note-Kreuz-Wagen mit voller Ausrüstung waren sofort zur Stelle. Die vom König unterschriebene Not verordnung muß nach dem Gesetz sofort dem Parlament mit- geteUt werden. Keine Verordnung darf länger als vier Wochen in Kraft bleiben, sie kann aber sofort erneuert werden. Der letzte große Kohlenstreik ereignete sich tm Jahre 1021. Er dauerte 13 Wochen und kostete England ungefähr sieben Mil liarden Goldmark. Der Sy-epark als Dersorgrmgsmagazln. DaS Londoner Kabinett hofft. London, S. Mat. Man hofft, daß doch noch eine friedliche Lösung der Krise herbeigeführt wtrd. Man erwartet, daß der Gewerkschaftskongreß, der seine Beratungen am Mittwoch fort setzt, sich bemüht, eine Formel zur Wiederaufnahme direkter Verhandlungen zu finden. Der Hydepark wir- von Mitternacht ab für das Publikum geschloffen fei«, da er von ber Regierung im Falle «tneS großen Streiks alS der BersorgnngsmittelpnukS benutzt werde« «ird. Die zehn Kommissare, die von der Regierung mit Voll machten für die Gebiete von England und Wales versehen wor den sind, um die Versorgung mit Lebensmitteln usw. aufrecht» zuerhalten, sind auf ihrem Posten eingetroffen. <W. T. B.) Schwarz-weiß-rote Maifeier in Berlin. Ein grobes Fest -er Dalerliin-lscherrDerbönde Berlin. 2. Mat. Anläßlich beS sechsten Stiftungsfestes de» Deutschen Vereins für Leibesübungen Olympia* veran. statteten die Vereinigten Vaterländischen Verbände am 1. Mai in der riesigen neuen Autohalle die „Feier des ersten deutschen Maien*» die von fast 10 000 Personen besucht war. Die Veranstaltung wurde durch ein Massenkonzert der Spielleute der Vaterländischen Verbände etngelettet. Sodann erfolgte der Einmarsch der Fahnenabordnungen in die Halle, die mit schwarz-weiß-roten Fahnen und Maiengrün geschmückt war. Der Vorsitzende ber „Olympia". Oberst a. D. v. Luck. begrüßte dann die Ehrengäste und Erschienenen, insbesondere den Prinzen Eitel Friedrich, und führte aus, baß die Feier deS 1. Mat eigentlich ein uralte- deutsches Fest sei. aus dem man ohne jedes Recht einen internationalen roten Matfeiertag gemacht habe. Es sei ein Wagnis gewesen, an diesem Tage ein nationales Fest zu veranstalten, aber der zahlreiche Besuch hätte bewiesen, daß die Veranstalter mit ihrem Gedanke» Recht gehabt hätte«, am 1. Mat de» inter nationalen Feiern eine deutsche Feier gegenüberzustellen. Die Festrede hielt der bekannte politische Schriftsteller Dr. Stadler, der darauf htnwieS, daß die Tatsache, baß eine Maifeier im Zeichen von Schwarz-Weitz-Rot stehe, an- zeige, baß der deutsche Geist sich anschicke. die Wolke beS Partetwcscns und der roten Internationale zu durchbrechen. Schiagelers Grabmal geschSndek. Berlin, 1. Mat. Rach einer Meldung a«S Schöna« sWiesenthalj wurde in der vergangene« Nacht das ans dem hiesigen Friedhöfe befindliche Grabmal SchlageterS mit roter Oelsarbe beschmiert. Der Friedhos ist polizeilich abgesperr« worben. Reichskanzler Dr. Luther hat an den Vater SchlageterS das folgende Telegramm gesandt: »Mit tiefer Ent rüstung höre ich von dem Bubenstück, daö die Ruhe stätte Ihres Sohnes geschändet hat, ber als ein Opfer seiner heißen Vaterlandsliebe den Tod erlitt. Jene Verbrecher aber habe« nur erreicht, baß hente alle Deutschen dankbaren Herzen- erneut deS Mannes gedenken, der sei« Leben für das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes einsetzte. Schöna«, 2. Mai. Die Nachforschungen nach den Tätern, die in der Nacht zum 1. Mat den Grabstein SchlageterS auf dem hiesigen Friedhofe schändeten, haben noch nicht zur Fest stellung ber Täter geführt. Da vor der polizeilichen Ab sperrung des Friedhofes dieser schon von zahlreichen Personen betreten war, konnte -er Polizeihund die Spur nur b!S zum Friedhofsausgang verfolgen. Die Täter sind vermutlich von auswärts in einem Kraftwagen gekommen. Htnter dem Grabstein wnrde eine Blechbüchse gefunden, in der wahr scheinlich die Farbe zubereltet worden war. Der Grabstein ist von oben bis unten mit einer dunkelroten Oelsarbe über schüttet und bann gestrichen worden. ES dürfte kaum möglich fei«, daS Grabmal durch Ablauge« wieder in seinen frühere» Zustand zu versetzen. Auch die aus dem Grabe liegenden Kränzt wurden durch die Farbe beschmutzt. sW. T. B.) Die roke Maifeier in Berlin. Starker Rückgana der Beteiligung. lDrahtmeldung unsererBerllner ^^riftlettnngH Berlin, 2. Mal. Die Maifeiern In Berlin sind ruhig ver laufen. Bemerkenswert ist. daß die BeteilignngSziffer t« Vergleich zu andere» Jahren sehr stark gefalle« war. Bo« der Jndustricarbcitcrschaft hatte sich der größere Teil sür die Arbeit entschicden, wodurch die Zahl der Feiernden anfsalleub niedrig war. Sehr bezeichnend für die Einstellung weiter Arbcitcrkreise der Matfeier gegenüber war dag Erlebnis eines Betriebsdirektors eines großen Berliner industriellen Werke», der, als er am Sonnabend einen Run-gang durch dit