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SS.Tahr-ang. AL 4ß4 »i Die«»kag» 2». August 1922 Begründe! 1888 Dra-tanschrM: »xhrtchl«, L«,»«. K«rnlpr»ch»r»Samm«lnumm»r SSS41 «ur für Dachl,»IprLch«: 20011. Bezugs-Gebühr . Dl» lspalll,» N nun br»lt» J-U» «. lr,-, aus>,^ Anzeigen-Preise. Dorausd^adlun». «injelnumm« w. 2,-. San > Dl. SV,—, odrk durch dl» > Dl. IS,—. gamMen- paM,« An- mW Der- ^ m>» AuIKSze ,»,,n a,»au«,ad, «. Z.-. Schrilll«iung und Lam>ka»lchAl»9»ll«: «-rle-Itr-k» SS,40. Druch u. Verlag von 1l»»sch » Slrlcharhl In Dr««d«>. VMchack-Konto lOSS Drr»de». Nachdruck nur mit deutlich« Quillrnan,ad» (»Dresdner «achr."1 »ulM,. — Unv«lan,«» SchrMücke w«drn nicht ausbewahr«. Mederauftollen der Kriegsbeschuldigtenftage. Eine neue Note -er Borfchaslerkonserenz. Unbegründete Vorwürfe gegen das Reichsgericht. Berlin. 28. Aug. Der deutschen Botschaft in.Parts ist in der KrtcgSbeschuldigten frage nachstehende Note der Botschasterkonferenz zugegangcn: Herr Botschafters Mit Schreiben vom 11. Februar 1920 haben die alliierten und assoziierten Regierungen bestätigt, datz die deutsche Negierung sich außerstande erklärt habe, ihre Verpflichtungen aus den Art. 228 bis 230 des Ver sailler Vertrages zu erfüllen, diejenigen Deutschen anS- zuliefern. deren Liste ihr am 8. Februar 1020 mttgeterlt wor den war. Sie haben jedoch von der Erklärung der deut schen Regierung Kenntnis genommen, datz sie bereit sei, ohne Verzug vor dem höchsten Gericht in Leipzig ein mit den vollständigen Garantien ausgestattetes Strafverfahren gegen alle diese Personen einzuleiten. Sie haben sich aber Vorbehalten, ihr Recht, wie es in de« vorerwähnten Artikel» des Vertrages nmschriobeu ist, t» vollem Umfange auszuübeu und ihre Gerichte in Anspruch g« nehme», falls sie nach den Ergebnissen der in Deutschland eingeleitete» Verfahren und ergangene» Urteil« z» der Auf fassung gelaimeu. dab das von der deutsche« Negierung ge machte Anerbieten ans den Versuch hiuauslävst, die Be» schnldigte» der gerechten und notwendigen Sühne für die Verbreche» f?s zu entziehen, deren sie überführt «erde« würde«. Die Alliierten haben demzufolge mit einem Schreiben vom 7. Mai 1020 der deutschen Regierung eine erste Liste mit den Namen von 46 Angeklagten zugehen lassen, die aus der allgemeinen Liste der ihnen kraft des Vertrages aus- zuliescrcndcn Beschuldigten ausgewählt wäret«. Sie haben von der deutschen Regierung verlangt, dasi sic alle Maß nahmen ergreifen sollte, um binnen möglichst kurzer Frist zur Aburteilung dieser Personen zu gelangen. Die alli ierten Mächte haben, wie cs in dem Schreiben vom 7. Mai 1920 vorgesehen war, die Rechtshilsecrsuchcn, die ihnen in den auf ihren Antrag aufgenommenen Fällen von der deut schen Justizbehörde ,»gegangen sind, ordnungsmäßig auS- führen lassen. Sie haben ihren Staatsangehörigen, die von dem Oberreichsanwalt als Zeugen vor dem Leipziger Ge richtshof geladen worden waren, die Reise nach Deutsch land erleichtert, mit Slusnahme des Falles Michelsohn, der erst nach der Abberufung der frairzösischen Abordnung zur Verhandlung gekommen ist. Die alliierten Regierungen stellen fest, daß ser höchste Gerichtshof in Leipzig bisher i« ganzen über 10 Fälle von Lrlcgsbeschnlüigteu entfchie-en hat. und zwar in vier Fällen apf Antrag der französische» Negierung, in einem Falle ans Antrag der belgischen Regierung, m vier Fällen auf Antrag der arosi- britanuischen Regierung und in einem Falle auf Initiativ antrag der deutschen Behörde«. Die italienische Regierung hat dem Gerichtshof im Laufe des Sommers ihr Material in verschiedenen anderen Fälle« unterbreitet, eS ist aber über keinen dieser Fälle entschiede» worden. Was die Art und Weise des B erfah rcn s vor dem Leip ziger Gerichtshof anbetrifft, so geht die einmütige Ansicht der Alliierte« dahin, dasi, abgesehen vpu einer kleinen Au, zahl von Fälle«, der Gerichtshof insofern versagt hat, als keinegenügeude« Anstrengungen zur Erg r Ladung der Wahrheit gemacht norden sind. f!f Was die von de« Leipziger Gerichtshof gefällte« Urteile anlangt, so geht di« ein mütige Ansicht der Regierungen dahin, dasi der Gerichtshof t» fast alle« Fällen insoser« versagt hat. als gkwiffe An- gctlagtc freigesprochen worden sind, wiewohl sie hätten verurteilt werden müssen, nub dasi selbst in den Fällen, in denen die Angeklagten für fchrrldig erkannt worden sind, die verhängte Strafe unzureichend war. Die alliierten Regierungen müssen ansierdem zu ihrem Bedauern fest, stellen, dasi der Reichskanzler in einer öffentlichen Er klärung. die er am 20. Januar 1922 im Reichstage ab gegeben hat. in dieser Frage dieselbe ablehnende Haltung eingenommen hat wie seine Vorgänger. Unter diesen Umständen sind die alliierten Regierungen angesichts der Strafverfahren und der Urteile der Mei nung. dasi die deutsche Negierung ihre Zusage, sachlich« und loyale Justiz zu üben, nicht gehalten hat. Sie er klären, von jetzt ab die deutsck»e» Strasvsrsolgunge» der vor dem Leipziger Gerichtshof bisher nicht erschienenen Beschul digte« völlig ansier Betracht z« lasten. Sie nehme« in folgedessen alle ihnen kraft des Vertrages gegenwärtig «nd zukünftig zustehendeu Rechte wieder auf oder behalten sie sich vor. Insbesondere behalte« sie sich vor» nötigen falls im Abwesenheitsverfahre» die Kriegs- beschuldigten z» verfolgen. gez. Poincare. -v Anmerkung des W. T. B.: Die Botschasterkonferenz hat sich in oieser Rote, die übrigens von der Gesandtschaft der alliierten Hauptmächte ansgeht, in der Bewertung der Verfahren und der Urteile des Reichsgerichts in den bisher zur Verhandlung gekom mene» Ktiegsbcschnldigtensällen einstimmig auf ddn Boden des Gutachtens gestellt, das der vom Obersten Rat zür Prüfung der Angelegenheit eingesetzte Ausschuß seinerzeit erstattet hat. Dieses Ergebnis mutz um so mehr befremden, als di« völlige Unparteilichkeitdeshöchsten de Ni sche «Gerichtshofes in den bisherigen Verfahren von der in erster Reih« interessierte« englischen Seite ver schiedentlich unumwunden anerkannt worden ist. So hat der englische Solitor General Erueft Pollock, der im amt lichen Aufträge bei der Nehärtdlüng der eüglischen Fälle zu gegen war. in der Unterhaussitzüng vom 21. August 1921 er klärt. die Art und Weise der Prozesileitnng durch den Senatspräsidenteu des Reichsgerichts habe mit Sicherheit den aufrichtigen Wunsch erkennen lasten, der Wahrheit aus de« Grund zu kommen; es würde völlig unsachgemäß von ihm sein, nicht anznerkenne». datz nach seinem Eindruck der Reichögerichtshos entschlossen sei. die Wahrheit ans Licht zu bringe«: ob die Urteile in den Augen der Ankläger hin reichend wären oder nicht, die Aufrichtigkeit des Gerichts er scheine über jede« Zweifel erhaben; gegenüber der Kritik an der Höhe der Strafen sei sestzuftelleu. datz die Fälle nyt- wendigerwcise nach dentschem Recht abgenrteilt worden seien und die erkannten Strafen den deutsche« Gesetzen out» sprachen hätten. Dieser von matzgebew-ster englischer Stelle herrührenden Bcrtrauensknndgcboug braucht kein Wort hinzugefügt werden. Das Reichsgericht steht in seiner leidenschaftslosen Unparteilichkeit über alle in der Note enthaltenen Vorwürfe. Ueber die wettere Be handlung der Angelegenheit durch die deutsche Negierung sind, wie wir hören, die zuständigen Stellen bereits in Be ratungen eingetretcn. au denen auch der Oberrcichsanwalt beteiligt sein wird. Aeichskonferenz gegen -ie Wirlschaflsnol. Die Ministerpräsidenten der Länder in Berlin. Berlin, 28. Aug. Um ^12 Uhr vormittags begann beute die Konferenz der Ministerpräsidenten über die Matznahmcn zur Linderung der Wirt» schaftöuotlage. Für Bayern nahmen Graf Lerchenfeld und ei« Vertreter des bayrischen Innenministers, für Sachsen der sächsische Ministerpräsident Buck teil. Fm übrigen waren fast alle Ministerpräsidenten und Innen minister der deutschen Länder zngege«. Bel Beginn der Sitzung ergriff der Reichskanzler sogleich das Wort zn lSugere« Ausführungen, indem er zunächst über die Repara, tionsoerhanblnngeu sprach. Im Anschlutz daran wies er aus die gegenwärtige Wirtschaftslage und ans die dringende Not wendigkeit hi«, Maßregeln znr Linderung der Rot weitester BolkLkreise zu ergreiscu. Als Basis der Konferenz dienten di« von der Regierung ansgcarbciteten Pläne. Um die Mit tagsstunde wurde die Konferenz unterbrochen. Fu seiner heutigen Nachmittagssitznng befaßte sich das ReichSkavlnett mit de« Matznahmeu gegen die Tene, rnng «nd den Lebensmittelwucher. Fm Anschlntz daran traten die Ministerpräsidenten der einzelnen Länder nochmals zusammen. ES ist nicht anzunehmeu, datz dt« Be sprechungen der Ministerpräsidenten heute zum Abschlntz ge, lapgeu. SS dürste damit gerechnet werden, datz am morgi. gen Dienstag «och eine Sitzung stattsindet. Ueber das Er, gebnis der Besprechungen wird vorläufia «och Still schweigen beobachtet. Erst nach deren Beendigung er folgt ei« amtlicher Bericht. Zusammentritt de» Volkswirtschaftlichen Ausschusses. sDravtmeldung unsrer Berliner Lchrlstleitung.s Berlin, 28. Augnst. Heute trat tm Reichstage der Volkswirtschaftliche Ausschuß zusammen, um gemäß dem Gesetz zur Regelung des Verkehrs mit Getreide den darin vorgesehenen parlamentarischen Bet rat zu bilden. Bor Eintritt in die Tagesordnung ent spann sich eine längere Debatte darüber, ob der Volkswirt- schastliche AnSschusi Nicht Gelegenheit haben mühte, zu dem Problem der gesamten Wirtschaftsfragen Stellung z« nehmen, da hierzu durch den Niedergang der deutschen Währung die Veranlastnng gegeben sei. ES wurde in Aussicht genommen, daß morgen zunächst der Minister für Ernährung und Landwirtschaft Dr. Fehr vor dem Volks- wirtschaftlichen Ausschuß ausführliche Darlegungen über unsere Ernährungvlage machen soll und daß alsdann in den nächsten Lagen auch noch die anderen Restarts über die WirtschastSfragen gehört werde» sollen. Die Vorbereitungen zu wetteren Aeparaiionsverhan-lungen. Berlin, 28. August. Heute vormittag 10 Uhr traten die für das Neparatiousproblem zuständigen Reichsminister zn einer Chefbesprechung über die offizielle Einladung der Ncparationskommission zusammen. Fn dieser Sitzung ivurde beschlossen, der Rcparationskommission mttzuteilen, daß die deutsche Regierung die Einladung der Kommission annehmc und in der Sitzung der Neparationskommission am Mittwoch durch deutsche Vertreter den Standpunkt und die Vorschläge der Neichsregicrung darlegen werde. 'Als deut scher Delegierter wurde Staatssekretär Schroeder vom Netchsfinanzmintsterium bestimmt, dem mehrere Referenten der anderen zuständigen Restarts, insbesondere deS Wtrt- schafts- und des Wieüeraufbaumtntsteriums, betgcgeben werden. Die deutsche Delegation wird wahrscheinlich noch heute abend nach Parts abreisen. Nach Mitteilungen von unterrtchteter Gelte soll Staats sekretär a. D. Bergmann in ntchtoffizieller Eigenschaft schon heute nachmtttag privatim nach Paris abgereist sein. Lin neuer belgischer Vorschlag. Paris, 28. Aug. Wie die „Information" meldet, hat der belgische Delegierte Delacroix Dubois nach der gestrt- gen Sitzung der Reparationskommissiou eine Lösung vor- geschlagen, wie die. die gestern der „TempS" als persönliche Anregung veröffentlicht hatte. Die Reichsbank soll durch Monatliche Zahlungen einen gewissen Goldbestand, der einen Wert von 210 Millionen Goldmark darstellt, nach einer neutralen Bank schaffen. ». B. der Bank von Holland. Diese würde der belgischen Regierung gleich, wertige Kredite zur Verfügung stellen. Das deponierte Gold würbe Eigentum der RcichSbank bleiben btS zur end gültigen Lösung der Frage der interallttertcn und der deut schen Schulden. sW. T. B.) Seine amerlkanlfche Sontrolle der deutschen Finanzen. Paris, 28. Aug. Der „TempS" schreibt: Die vom „Newyork Hcrald" gebrachte Nachricht, daß Bradvury eine Kontrolle der deutschen Finanzen durch einen Au«, schütz amerikanischer Bankiers angreat habe, sei nicht richtig. Ein derartiger Vorschlag sei der Reparation-- kommtsston nicht unterbreitet worben, auch nicht ntchtoffiztöS. Dollar (prslvsrüslu): 1S00 John Maynart» Keynes, der Optimist. Der Professor vom Kings College in Cambridge ist Optimist geworden, zukunftssreudiger, hellseherischer Opti- mlst, der, wie Hermes, der Götterbote aus olympischen Ge filden, mit grünumranktem Stabe zur leidenden Menschheit hernicüersteigt und ihr die tröstliche Botschaft vermittelt: Es ist gar nicht so schlimm, wie ihr es seht! Wenn die Dinge so und so laufen, wenn das und noch etwas anderes cintritt, gibt's dann noch andere als nur gute Zukunftsaussichten? Go hat er in Hamburg am letzten Tage der Ueberseewoche vor einem Kreise bedeutender deutscher Wirtschaftler ge sprochen. Die haben ihm zugestimmt und Betsall gezollt, wie es im höflichen Deutschland einem Ausländer gegenüber nie anders Sitte gewesen ist. Ob sic aber im Innern wirklich durchdrungen waren von der Richtigkeit der Kennesschen Prognose, ob sie nicht vielmehr an den Keynes dachten, der seit Kriegsende in Wort und Schrift den sich verschärfenden Ernst der europäischen Situation schonungslos schilderte, ohne die düsteren Wahrscheinlichkeiten der Zukunft zu be schönigen, das ist eine Frage, über die kaum gestritten zu werden braucht. An einem Tage, an dem der Dollar um die 2000 herumpendelte, wird cs keinen Wirtschaftskenner in Deutschland gegeben haben, dem nicht der frühere Keynes, der in der Zurückgezogenheit seines Studierzimmers mit dem Wiederherstellungsproblem unerbittlich scharf abrech nete, innerlich näher gestanden hätte als der Festredner Keynes, der durch die Brille des Optimismus Deutschland. Frankreich und die Entwicklung der europäischen Politik in rostgcm Lichte verklärt sah. Wohl nirgends in der Welt ist man einem Fremden so dankbar wie bei ims, wenn er im Sturm und Drang der Zeiten noch etwas Versöhnliches für uns zu entdecken weiß. Das war schon im Kriege so, als Houston Stuart Chamberlain seine ermutigenden Schilde rungen über Deutschlands Sieg und Rettung verfaßte, und das ist so gebliehen bis heute, ob es sich nun um Nitti oder Keynes oder irgendeinen amerikanischen Grotzbankier han delt, die gelegentlich von einer trostreichen Schtcksalswendnng zugunsten Deutschlands etwas zu sagen verstehen. Aber die Dankbarkeit darf nicht zu einer kritiklosen Gewohnheit aus arten. jUnd wenn Keynes, dessen wackeres Eintreten für eine Revision des Versailler Vertrages unseren Interessen zweifellos nützlich gewesen ist, ein Bild unserer Lage ent- rollt, das den Tatsachen nicht entspricht, so dürfen uns das Gefühl der Verbindlichkeit und der große Name nicht ab- schreüen, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich liegen. Keynes hat sich in eine Gedankenwclt cingelebt, die in ihrem Optimismus für Deutschland etwas Bestechliches, aber auch Gefährliches an sich hat. Er rechnet ganz richtig, daß nur eine Umkehr vom Wege der Gewalt zur wirtschaft lichen Vernunft die Verhältnisse Europas stabilisieren und den Untergang deS Abendlandes abwenden kann. Aber er begeht einen Fehler, wenn er meint, dasi die Ereignisse nun unbedingt dieser Entwicklung zutreiben mütztcn, und er überschätzt vor allem die Anzeichen, die darauf bindcuten, dasi diese Entwicklung bereits ans dem Marsche ist. Das siebt man daran, wie er die Stimmung in Frankreich und die Haltung Poincares bewertet. Stach seiner Auffassung glau ben die Franzosen nicht mehr an die Reparationspolitik: „sie blufften nnr weiter und wüssten ganz genau, dasi ein rechtswidriges Vorgehen gewaltsamer Art Frankreich mora lisch und gefühlsmäßig isolieren und seine eigenen Finanzen zerstören würde". Poincares Reden, so sagt Keynes, sind nur ein Zurückweichen vor der Tat. Ja, wenn dem so wäre, wenn Frankreich nur aus alberner, selbstverdcrblichcr Spielerei, aus der Lust zum Bluffen heraus die Atmosphäre Europas vergiftete, letzte» Endes aber doch vor dem Handeln zurückschreckte, wie erklären sich dann die mannigfachen Sanktionen und Retorsionen, wie der Aufmarsch an den Grenzen des Nuhrgebietcs, wie die unablässigen völkerrechts widrigen Schikanen im Nheinlande, von denen jede einzelne früher den Anlab zum Kriege geboten hätte? Was schwebt dem englischen Professor vor, wenn er äusiert, dasi Poiucarä es nicht wagen werde, im „groben Stile" vorzugehen? Pvin- carss „großer Stil" besteht eben gerade darin, dasi er durch tausend satanische Kleinigkeiten, durch eine BesatzungSvcr- stärkung hier, durch eine Störung deS Wirtschaftsgetricbes dort, den deutschen Organismus zermürben will. Und wenn die Gelegenheit es einmal mitbrtngt, dasi er der Welt eine „absichtliche Verfehlung" Deutschlands aufzuschwindeln ver mag, bann wird er nicht einen Augenblick zögern, eine grobe Tat, einen umfassenden Gewaltakt militärischer Art zu vollbringen. Daran kann gar kein Zweifel sein. So lange aber diese dauernde Explosionsgefahr von Frankreich aus droht, ist es etn unverständlicher Optimismus, auch nur an eine Besserung zu denken, die Europa „im Eilschritt" nahte. Und wenn nun die Dinge in Frankreich heute noch so liegen, wie sie hier angedeutet wurden, und nicht wie sie Keynes glauben machen will, bann bleibt die grobe Frage offen, ob die sicher einmal — wann, ist durchaus un bestimmt — zwangsläufig sich vollziehende allgemeine, auch Frankreich mitreißende Umkehr zur wirtschaftlichen Ver nunft noch rechtzeitig genug eintritt, um Europa vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Einstweilen wird Frankreich weiter bet dem Poincaröischen Regime verbleiben. Wenn nicht ungeahnte Ueberraschungen eintrcten, ist an einen Um schwung der französischen Polttik vor 1024, den, Jahre der nächsten Sammerwahlen, kaum zu denken. Das hieße für Deirtschlanb so viel. alS daß es sich noch über 16 Monate in dem gewohnten Stile quälen lasten müßte. Ob es das aus- hält. wer will das glauben? Seit wir beobachten, daß jedes Sttrnrunzeln PoiucaröK tm Werte der Marl seinen Nieder schlag findet, datz jede Drohung den Brotkorb vor unseren Angen in die Höbe windet, fühlen wir auch, dab unsere