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Großenhainer Uuterh Mngs- und Anztigtblaü. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. 3 Sonnabend, den 2. April 18 Vv Auf Grund der Anzeige vom 28. dieses Monats ist am heutigen Tage das Erlöschen der Firma H. Hoffmann Lu Großenhain auf Fol. 76 des hiesigen Handelsregisters ver lautbart worden. Großenhain, am 30. März 1870. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. S. Bekanntmachung. Bei Erlaß des Gesetzes, den Wegfall der Bürgerrechts gebühren rc. betreffend, vom 5. März 1870 sind die gesetzgeben den Factoren von der doppelten Absicht ausgegangen: a) zwischen Gewerbtreibenden und Nichtgewerbtreibenden Parität herzustellen, k) für das Gemeindewesen eine Anzahl tüchtiger Kräfte heran zuziehen, die bisher zu Erlangung des Bürgerrechts zwar befähigt, nicht aber verpflichtet waren, und die zumeist um deswillen nicht Bürger wurden, weil sie die Erlegung der Bürgerrechtsgebühren scheuten. Wenn nun eben durch das angezogene Gesetz die Bürger rechtsgebühren bis auf ein Minimum von Sporteln in Wegfall gebracht worden, so darf man wohl auch erwarten, daß nun mehr die in 8 48 der Städteordnung aUnea 2 aufgeführten Tagesnachrichten. Sachsen. Die Stadt Chemnitz stellt zu Ostern 13 neue Hilfslehrer an, einen Jeden mit einem Gehalte von 400 Thlr. Preußen. Nachdem der Reichstag am 29. März das Gesetz, betreffend die Rechtsverhältnisse der Bundesbeamten, an eine Commission verwiesen hatte, fuhr derselbe in Berathung des Budgets fort, jedoch ohne dasselbe zu beendigen. Der Präsident des Bundeskanzleramtes zeigte bei dem bezüglichen Capitel an, daß die Zölle und Verbrauchssteuern im Jahre 1869 in nicht unbeträchtlichem Maße hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien. Am 30. März beschloß der Reichstag zunächst, einen Antrag aus Revision der Militärstrafgesetzgebung an den Bundeskanzler zu richten, worauf der Antrag des Ab geordneten Miquel, daß die Ausgabe von Staatspapiergeld (in Uebereinstimmung mit dem Banknotengesetz) nur auf Grund eines auf Antrag der betheiligten Landesregierung erlassenen Bundesgesetzes stattfinden kann, angenommen wurde. Bayern. In der Abgeordnetenkammer wurde am 30. März die Debatte über die außerordentlichen Militärbedürfnisse fort gesetzt. Hierbei erklärte der Ministerpräsident Graf Bray- Steinburg: Der Zweck der innern Politik Bayerns sei die Versöhnung, nicht ein Compromiß; die Regierung sei keine Parteiregierung. In der äußern Politik sei ein enger Weg vor gezeichnet, von welchem wenig abgewichen werden dürfe. Wir wollen uns die freie Selbstbestimmung erhalten. Ich theile auch nicht die Ansicht über die Unhaltbarkeit der jetzigen Lage. Dis. Lage Bayerns ist unangreifbar. Jeder Angriff werde Verwicke lungen Hervorrufen, denen auch die größte Macht sich nicht aus setzen werde. Der Minister verspricht eine ehrliche und loyale Politik. Geheime Verträge existirten nicht. Wir wollen, schließt Personen zur Bürgerverpflichtung sich melden werden, damit der oben angedeutete Zweck des Gesetzes nicht unerreicht bleibe. Großenhain, den 31. März 1870. Der Stadtrath. Kunze. Bekanntmachung. An Stelle der freiwillig abgegangenen Leichenwäscherin Henriette Sophie verw. Schönherr ist Frau ÄwaLie Ernestine verehel. Henkel, Nr. 123 hier wohnhaft, als Leichenwäscherin für hiesige Stadt eidlich in Pflicht ge nommen worden, was wir zur Nachachtung hiermit zur öffent lichen Kenntniß bringen. Großenhain, am 31. März 1870. Der Rath daselbst. Kunze. MM. Fohlen - Versteigerung. Sonnabend, den 2. April d. I., Vormittags 11 Uhr findet am „Rothen Hause" hierselbst die Versteigerung eines von einem Militär-Dienstpferde geworfenen Fohlens statt. Großenhain, den 31. März 1870. Commando des l. Reiter-Regiments „Kronprinz." Graf Bray, Deutsche, aber auch Bayern sein. Die Verträge von 1866 sind der einzige Ersatz für den durch den Krieg zer rissenen Bund. Wenn unsern Verbündeten daran gelegen sein muß, daß wir nicht wehrlos seien, so haben wir daran noch ein höheres und mächtigeres Interesse. Oesterreich. Aus Wieliczka sind Nachrichten angelangt, welche die Katastrophe eines neuen Wassereinbruchs in die Salz bergwerke constatiren. Hierüber herrscht allgemeine Bestürzung. Gewerbeverein (Schluß). Redner führt nun sein Auditorium in die Geldjchrank-, Werkzeug- und Buntpapierfabrik von Franz Ritter von Wertheim. Die drei genannten Industriezweige werden in drei getrennten Etablissements betrieben und be schäftigen über 700 Personen. In der Werkzeugfabrik werden sämmtliche Arbeiten durch Maschinen ausgeführt. Die Geldschrankfabrik hat 300 Arbeiter und arbeitet mit einer Dampfmaschine von 20 Pferdekraft und ca. 50 Hilfs- maschinen. Unter diesen ist eine amerikanische Schlüsselmaschine von be sonderem Interesse. Der wichtigste Bestandtheil eines Sicherheitsschlosses ist der Schlüssel, d. i. die Verschiedenheit seines Bartes. Chubb- und andere Schlüssel werden durch die Hand des Arbeirers sabricirt und es werden an ihnen nach bestem Wissen die möglichsten Veränderungen vorgenommen; trotzdem ist der Uebelstand unvermeidlich, daß in ein und derselben Fabrik im Verlause einer Woche nicht nur sich ähnliche, sondern auch oft zufällig sich gleiche Schlüssel erzeugt werden. Bei der Maschine Wertheim's werden nun die Einschnitte in den Bart nicht durch Zufälle oder durch Willkür des Arbeiters gemacht, sondern die Maschine schneidet unabhängig die Bärte bei Versetzung von Zahlen so, daß ein Schlüssel über 100,000 Ver änderungen zuläßt und daher Schlüsselduplikate nicht mehr vorkommen können. 1864 hatte die Fabrik schon 12000 Kassen verkauft. Auch dieses Etablissement hat sich, wie Wien überhaupt, einen bedeutenden Markt im Orient eröffnet. Wertheim war 1857 persönlich in Konstantinopel, um einer Feuerprobe seiner Fabrikate beizuwohnen. Der Sultan, die Groß würdenträger und eine unzählbare Menge anderer Türken sahen dabei mit ungemeinem Erstaunen, wie die in dem Schranke niedergelegten Geschäfts bücher, Wcrthpapiere und andere kostbaren Gegenstände unbeschädigt ge-