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Nachbestellungen auf die „Weißerih-Zeitung" für das dritte Quartal werden jederzeit noch von allen Post ämtern, Briefträgern, sowie von der Verlags expedition in Dippoldiswalde angenommen. Der Abonnementspreis beträgt nur 1 M. 25 Pf/ Lokales und Sächftsches. Dippoldiswalde. Zu dem Haupt- und Königs- schießen der hiesigen Schützengesellschaft rüsten sich, wenn endlich die Feier desselben festgestellt worden ist, nicht nur die Gesellschaft und ihre Mitglieder selbst, nein, alle Bewohner der Stadt und die meisten Vereine derselben rüsten sich auch, um dasselbe würdig mit be gehen zu können, und alle Hände sind bestrebt, den Festplatz, unsere herrlich gelegene Aue, in ein schmuckes Gewand zu hüllen, dis Gäste zu empfangen. Bei glühender Sonnenhitze wurden am Sonnabend Nach mittag die letzten Zurüstungen an die Ausschmückung gelegt, und nach dem Zapfenstreich, der die Stadt durchzog, versammelten sich Alle auf dem Festplatze zur Bierprobe, die sicher gut ausgefallen ist. Ja, Viele sollen es einem unkontrolirbaren Gerücht zufolge wie Noah, als er sein Testament aufsetzte, gemacht haben: sie fingen, alS's zu Ende kam, die Probe wieder von Neuem an. Der Sonntag, der eigentliche Festtag, hielt leider nicht, was der Vorabend versprochen. Der leichte Regen löschte zwar den Staub, und war um deswillen sehr willkommen; gegen Mittag, während des Frühstückes aber umzog sich der Himmel in fast beängstigender Weise und fürchterliche Waflermaffen stürzten berab, die fast auf einen Wolkenbruch schließen lieben. Die Weißeritz stieg rapid, färbte sich dunkel braun und führte auch viel Holzwerk mit sich. — Um 11 Uhr versammelten sich die Schützen mit ihren zahl reichen Gästen zu gemeinsamem Frühstück aus dem Rathhause und brachte bei demselben Herr Vorsteher Heinrich 8on. als ersten Toast das Hoch auf König Albert mit begeisterten Worten aus. Das Unwetter vermochte nicht, die Fröhlichkeit der Tafelrunde zu stören. Herr Baumeister Schmidt feierte sodann die drei Könige, Herr Stadlrath Mende die Marschälle, während Herr Oberlehrer Hellriegel mittheilte, daß Herr Goldarbeiter Unger als Schmuck für den Mar schallstab deS Reiterkönigs einen silbernen Reiter ge schenkt habe, was Herrn Unger Gelegenheit gab, auf Vie Opferwilligkeit in der Gesellschaft sein GlaS zu leeren. Nachdem Herr Dir. Rasche der Gäste gedacht, dankte in deren Namen der Vorsitzende des Müller- schulvereinS „Glück zu", Herr Conrad mit einem Hoch auf die Schützengesellschaft. Herr Oberlehrer Hellriegel weihte sodann sein Glas den städtischen Kollegien und thetlte ein Telegramm des Herrn Bürgermeister Voigt mit, der zum sächsischen Städtetag in Meißen weilte, worauf sein Stellvertreter, Herr Apotheker Rottmann, mit einem Hoch auf die Gesellschaft dankte. Nachdem Herr Stadtrath Liebel noch der beiden Ehrenmitglieder gedacht, nahm Herr Oberlehrer Hellriegel das Wort, um Herrn Kaufmann Dreßler, der Heuer sein 25jähr. Mitgliedsjubiläum feierte, ein Ehrendiplom zu über reichen. An diese offiziellen Toaste reihte sich noch «ine längere Reihe ernste und launige Aussprachen, wie auch ein Tasellied die Heiterkeit erhöhte. — Nach Aufhebung der Tafel und nachdem die Rabenauer Schützen festlich eingeholt worden waren, formirte sich der Festzug, an dem wie gewöhnlich alle V reine der Stadt mit ihren Fahnen theilnahmen. Am späteren Nachmittag langte sodann noch die Schützengefellschast Schmtedeberg an, die durch das Unwetter am früheren Erscheinen gehindert worden war. Nachdem der Fest- Mg auf der leider etwas durchweichten Aue angekom men, begrüßte Herr Stadtrath Heinrich die Erschienenen, dankte für ihr Kommen und wünschte Allen ein fröh liches Fest. Alsbald entwickelte sich ein buntes Fest treiben und rupften die Schützen den Vogel auf hoher Stange in arger Weise. — Auch die freiw. Feuerwehr veranstaltete ein Vogelschießen und schoß sich bei dem selben Herr Weißgerbermeister Müller zum König und Herr Maurer Donner zum Marschall. — So endete, trotzdem der Nachmittag wenig verheißungsvoll be gonnen, der erste Tag des Festes in ungetrübter Freude. — lieber den weiteren Verlauf des Festes berichten wir in nächster Nummer. — Am Sonnabend hielt in der Versammlung des BezirkslehrervereinS Herr Lehrer Eidner einen begeisternden Vortrag über die Frage: „Wodurch kann die Einführung des Schulturnens auf dem Lande er leichtert werden", in dem besonders von Interesse die im Jahre 1890 aufgestellte Tabelle der einzelnen Be zirke war, nach der der Prozentsatz der Landschulen ohne Turnunterricht betrug z. B. für Annaberg und Zittau 0»/», für Dresden II 42,» °/°, Freiberg 70,i"/o, Dippoldiswalde 88,i°/°, Pirna 92,»«/°. Aus der sehr regen Aussprache ging hervor, daß man sich zunächst bemühen will, die Begeisterung für das Körper und Geist stärkende Turnen auch in den Landgemeinden zu verbreiten und zu erhöhen, um so die allgemeine Ein führung dieses Faches nach und nach vorzubereiten. Darauf besprach Herr Lehrer Buckel zwei neue, in Leipzig erschienene und dort eingeführte Rechenwerke. Die nächste Versammlung soll im August in der Busch mühle sein. Nach Schluß ließ Herr Lehrer Eidner in der Turnhalle von der 3. Knabenklaffe einige Turn übungen in geordnetem Stufengang ausführen. Niederfrauendorf. Am Sonntag Mittag fuhr ein Blitzstrahl in das Wohngebäude des hiesigen Guts besitzers Heber und richtete am Dach und dem Sparr- werk bedeutenden Schaden an. Poffendorf. Bei den beiden kgl. Standesämtern unserer Parochie gelangten im Monat Juni zur An meldung: 7 Aufgebote, 6 Eheschließungen, 24 Ge burten (darunter 15 männliche, 9 weibliche, 2 unehel. Geburten), 13 Todesfälle (darunter 7 Kinder, 6 er wachsene Personen). Hierzu ein Selbstmordfall. Ueber- haupt gelangten im verflossenen 1. Halbjahre zur Ein tragung: 40 Aufgebote, 40 Eheschließungen, 142 Ge- burts- und 92 Sterbefälle. Börnchen bei Poffendorf. Während des am Sonn tag über hiesigen Ort gehenden Gewitters schlug des Mittags nach '/i l Uhr ein Blitzstrahl in das Liebschersche GasthosSgebäude und verursachte mehrfache Schäden am Dache und der Decke, sowie am Orchester im Tanz saal. Auch entstand durch die mitentzündete Gardine im Tanzsaal ein Brand, welcher, ohne größeren Schaden anzurichten, von den Bewohnern des Hauses noch rechtzeitig gelöscht werden konnte. Kreischa. In hiesiger Parochie wurden im ver flossenen Monat Juni 4 Paare getraut, 10 Kinder (7 Knaben und 3 Mädchen) getauft, 5 Kinder starben. Hänichen. Auf hiesigem Beckerschacht beginnt am 26. d. MtS. ein Schachtausbau, welcher ungefähr 14 Tage Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Den Berg leuten, welche während der Zett des Baues nicht an fahren können, ist eS freigestellt, schon jetzt Doppel schichten zu machen, damit sie dann die später ein tretende Pause eo. zu ihrer Erholung benutzen können. Dresden. Der Umbau des Residenzschlosses schreitet rüstig vorwärt«. Die heraldische Löwengruppe, welche das Portal auf der Echloßstraße zieren wird, gilt als ein hervorragender Schmuck; bald dürfte der die Gruppe jetzt noch umhüllende Bretterverschlag fallen. Später wird alsdann zur Veränderung des GeorgenthorS verkchritten. — Durch die Presse geht jetzt die Nachricht, daß das König!. Sächsische Kadettenkorps dieser Tage «scheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners- tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, eininonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt Blatte« et« schr wirk same Verbreitung-sind«, werden mü 10 Pfg. di« Spaltenzeil« oder dere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, mi redaktionellen Theile, die Spaltenzrtle «> Pfg- für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Lllustrirte« UnterhaltnngSblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 79 Dienstag, den 10. Juli 1894. 60. Jahrgang. ein zweihundertjähriges FeldzugS-Jubiläum begehen könne. Wir ergänzen jene Nachricht nach dem 1825 erschienenen Buche über daS erste hundertjährige Jubel fest des König!. Sächsischen Kadettenhauses am 3. Okt. 1825. Kurfürst Johann Georg IV. errichtete am 5. August 1692 eine Kompagnie adliger Kadetten aus Familien, welche der Landeshoheit des Kurfürsten unterstanden, zu deren Unterhaltung die Landstände 25000 Gulden jährlich bewilligten. Die Anzahl der Mannschaften dieser Kompagnie betrug 1692 32 Mann im Alter bis zu 27 Jahren; 1693 bereits über 70. Die Kadetten genossen in ihrem auf zwei Jahre be rechneten Kursus Unterricht in Geometrie, FortifikationS« lehre und französischer Sprache. Sie waren wie die Garnison in Bürgerhäusern der Neustadl (Alt-DresdenL) cinquartirt, bildeten einen dienstthuenden Theil der Armee und wurden als adlige Leibwache auf dem Exerzierplätze und im Felde, wie auch am Hofe bet Festen und Lustbarkeiten vielfach gebraucht. So wurde bereits im Mai 1693, als Kurfürst Johann Georg mit 12000 Mann zum Reichsheer nach dem Rheine zog, der größte Theil der Compagnie, und zwar 73 Kadetten mit 27 Ober- und Unteroffizieren und Ge freiten, mit dorthin beordert. Eie kehrten zwar vier Monate später wieder in die Heimath zurück, wurden jedoch, in gleicher Zahl, bereits im Juni 1694 aber mals auf mehrere Monat« „in die Feldläger am Rhein" beordert. Hier haben die Kadetten am 12. Juli nach dem Gefechte bei Zwingenberg den 80000 Mann starken Feind (die Franzosen) zurückdrängen helfen. Thatsächlich hatten sie Leibinfanteriehienste in der Nähe des Kurfürsten, bezw. des Kommandirenden der sächsischen Armee zu leisten. Der erste Komman deur der Kadetten war der aus kurbrandenburgischen in kursächsische Dienste übergetretene Feldmarschall Hans Adam von Schöning. Die Uniform der Kadetten kompagnie von 1694 bestand in langem rothen Uni- sormrock ohne Kragen mit breitem weißen Aermelauf- schlag, rothem langschößigen, an der Vorderseite mit breiten weißen Borden besetzten Unterkleide, kurzer, rother bis zum Knie reichender Puffenhose, weißen Kniestrümpfen, Kldppenschuhen. Am gelben Leib riemen hing ein gerader Degen, am ledergelben Brust riemen wurde die gleichfarbige lederne Munitionstasche getragen. Radschloßbüchsen bildeten die Bewaffnung. Auf dem Kopse trug der Kadett einen Dreispitz mit weißer Bandrosette. Ein eigenes Haus, die sogenannte Ritterakademie (steht noch am Niedergraben in Neu stadt), erbaut durch General Graf Wackerbarth, be zogen die Kadetten im Jahre 1725. Freiberg. Am vergangenen Sonnabend wurde die hiesige Ausstellung von der Königin Karola be sucht und sprach sich dieselbe höchst anerkennend auS. Schneeberg. Der Stadtrath hat unlängst eine Verordnung erlassen, welche besagt, daß jeder Wider stand, welcher dem Schulhausmann bei Durchführung der Schulzucht seitens der Fortbildungsschüler, Schüler oder deren Eltern geleistet werden sollte, nach Z 113 des Strafgesetzbuches wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt mit Gefängniß von 14 Tagen bis zu 3 Jahren bestraft werden kann. Treuen. Durch einen absonderlichen Zufall wurde der Streckenarbeiter Grimm aus dem benachbarten Dorfe Limbach schwer beschädigt. Die Signalschnure eines von Reichenbach nach Plauen fahrenden Schnell zuges hatte sich von dem Hinteren Wagen losgelöst und wurde neben dem Geleise mit fortgeschleist. Die starke Leine umschlang nun den an der Bahnstrecke stehenden Grimm, dieser wurde von dem dahinbrausen den Zuge etwa 50 m weit mit fortgeschleist und dabei so schwer am Kopfe und an den Händen und Beinen beschädigt, daß er jetzt hoffnungslos in seiner Be hausung darniederliegt. Scheibenberg. Das Gewitter, welches am Vor mittag drS 3. Juli über unsere Gegend gezogen ist