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Dienstag. 43." 9. Juni 1863. Prsis p,o Quartal 10 Ngr. Inserate die * Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige- Klatt der Königlichen Gerichts-Aemtcr und Itadträthe zu Dippoldiswalde, Franensteiu und Attenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dippoldiswalde, den 8. Juni. Der Johannistag, der Höhepunkt der Lenzeslust, das Füllhorn detz Blnmensegens, naht wieder. Bald wird die Natur in ihrem schönsten Schmucke prangen. Der Samen, den wir in den ersten Frühlingstagen dem mütterlichen Schooße der Erde vertrauen, er hat sich an diesem Tage entwickelt zur farbigen,,duftigen Blüthe. Doch — Noch köstlicheren Stimm bergen Wir trcmernd in der Erde Schoost, Und hosten, daß er ans den Särgen * ' Erblühen soll zn schöncr'm Loos. Laßt uns ihnen, die wir als kaum erschlossene Knospen, — als frische, kräftige, nur zu früh welkende Blüthen, oder als reise Garben trauernd „bargen in der Erde Schooß," laßt uns ihnen den Blumensegen des Johannistages als ein Symbol der Liebe und der Hoffnung auf die Ruhestätte legen, und beweisen, daß jede Freude, die die reiche, nimmermüde Kraft der Natur jedes Jahr uns neugebiert, uns nur in dem Andenken an sie, unsere theuren Entschlafenen, zu einer wahren, ächten Herzensfreude geweiht werden könne. Glücklich Die, denen noch kein theures Haupt fehlt; glücklich Die, welche noch das Wiegenfest der Ihrigen kränzen können: aber Ihr, denen der unerbittliche Tod die schönsten Blüthen aus dem Lebenskranze raubte, die Ihr irgend einen „köstlicheren Samen trauernd in der Erde Schooß geborgen habt," bedenkt, was unser gemüths- tiefer Jean Paul, der Jubilar dieses Jahres, gesagt: „Die Bahre ist ja die Wiege des Himmels." Bringt Blumen, viel Blumen, die schönsten, die duftigsten, und bedeckt die dunkeln Trauerhügel, daß unser Friedhof prange als ein wahrer Gottesgarten am schönen Johannistage! Weißerrh-Ieitrmg Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 8. Juni. Der gestrige Tag brachte uns liebe, nachbarliche Sängergäste. Der biedere, unter der vortrefflichen Leitung des verdienten Cantors Heyne wohlgeschulte Tharander Gesangverein, der leider ani letzten Gesangfeste wegen unüberwind barer Hindernisse ausgeblieben war, Holle den uns da mals zugedachten Besuch nach. In Berreuth und in der Stadt erfreute uns der kleine, aber tüchtige Verein mit seinen muntern Liedern, bis ihn der Abend wieder in die traute Heimath zurückführte.-- Baldiges s.ches Wiedersehen! G Altenberg. Am 4. Juni ist der Raths- und Polizeiactuar Hr. Ur. jur. Stenger in Glauchau zum Bürgermeister unsrer Stadt gewählt worden. Er ist uns ganz unbekannt und die Zukunft wird es lehren, ob er den Erwartungen, welche sich seine Wähler von ihm versprechen, entsprechen werde. Seine Aufgabe ist keine so leichte, da er die hiesigen eigenthümlichen Verhältnisse, namentlich des Bergwesens, welches mit unfern öffentlichen Zuständen ja so eng verwachsen ist, gar nicht kennt. Dresden. In dem Dorfe Gohlis ist in der Nacht vom 4. zum 5. Juni in dem Wohnhause des Begüterten Pietzsch ein Feuer ausgebrochen, in Folge dessen das Wohnhaus, Seitengebäude und die Scheune, sowie die Gebäude der Begüterten Beger, Gärtner und Schultze, bis auf das Mauerwerk niederbrannten. Da sämintilche Gebäude, 15 an der Zahl, mit Stroh gedeckt waren, griff das Feuer mit solcher Schnelligkeit um sich, daß bei Pietzsch von dem Mobiliar gar nichts, bei den andern Brandcalamitosen nur sehr wenig ge rettet werden konnte. Leider hat eine Magd, Namevs Koch aus Kossebaude, die bei Beger in Dienst stand, in den Flammen ihren Tod gefunden. Sie wollte sich durch die Fenster retten; allein ehe dies geschehen konnte, stürzte die brennende Decke auf sie herab. Man fand andern Tags nur den schrecklich verstümmelten Rumpf unter dem Schutte. Dem Pietzsch sind 31 Stück Rindvieh, 3 Schweine und vieles Federvieh mrt verbrannt. Das Feuer ist unzweifelhaft durch einen leicht gebauten Abzugscanal, welcher aus dem Back ofen in die Feueröffe führt, entstanden. Dresden, 5. Juni. JhreMajestäten der König und die Königin haben nebst der Prinzessin Sophie und der Erzherzogin Antoinette, Prinzessin von Toscana, heute Mittag Schloß Jahnishausen verlassen und das Som merhoflager zu Pillnitz bezogen. Leipzig. Der zur Abhaltung^des großen Turn festes bestimmte Platz, südlich von unsrer Stadt, in der Nähe des bayrischen Bahnhofes, hält 1^2 Mill. Quadratschuh. Die nach dem Plane unsers genialen Architekten LipsiuS zu errichtende Festhalle wird 70,000 Thlr. herznstellen kosten, doch wird der Festausschuß nach Rückgabe der zu derselben gebrauchten Materialien nur noch 28,000 Thlr. zu erlegen haben. Sie wird ein längliches Viereck von 60 Ellen Breite und 324 Ellen Länge bilden, und in ihrer Längenrichtung aus