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Dresdner Journal : 31.10.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187910318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791031
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-10
- Tag 1879-10-31
-
Monat
1879-10
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 31.10.1879
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254 Freitag den 31. Octoder. ^konn»me»t»pi-e>8r Im x»vrsn s«vt,cd»a Noick«: ^Lkrliek: , . 18 ötsrlc. ^Mliiliod: 4 ^lark SO?s. LiiirelnoXommern: IO?k. Lm»«rimld av»6«ut«clieo ktoickos tritt ?o«t- uoä HtemixgruscKliiH Kiuru. kör <1en k»um viner ^sspLltsnun I'vtltreitv 20 kk. vntsr „Lio^vrsaät" ckis 2vitv SO ?l. ZlW-MAoiinml. Li-sekelu»» r TkKtiok mit ^u»nukm« äsr 8ouu- unä kUsrtkße ^keock» für 6ou sol^sn^en Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. I87S I»!o>r»t<>n«nnalime au,nNrt« t l.»iprix: » Ara»i<I*<ettsr, Oommiiwioniir <I«, Drosctver ^ouiuul«; S»wdurss -8»rljn Vmo I.«ipri^ l « «: 7/«ki«eniitri»i L t'oAter/ Lürlin Vicn-I^wiurx- kritß-I-sipri^ k'rrukkurt s. I-l. Hüneve:i: ^i/>,»e/ Lvrliu: >8'.^t'urnic^, />iru/i</<,,,/«,«/ . Lrrmou >. ,8'ck/utte,- Lre,l»u: ütoriAc»'« iliireuu; vksmiuin /->. 1'oiAt; krrulcturt » Ll.: F u. <7. //rirmuuu- «eko Iluckk-iuaiuutt; Voriitr- <7 ^/i<7/er,' LLuuvvsr: 0 , r»r>» SvrUu-rr-»u>lkurt » u 8tllN8»rt: Tlaoöe 4t Oo./ SLiudurx^ F. L/e«ckgt«, Aci. Äei»er. llerau«xvd«r: Xöuiel- Lrpeäitiou 6b8 llrestintzr 7ouruais, Dresden, 2viu8vr8tru«8e Xo. 20. Ämtlichtr Theil. Dre-den, 30. October. Ihre Königlichen Hohei ten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg nebst hoher Familie haben heute das Palais auf der Langesttaße bezogen. Dresden, 27. October. Mit allerhöchster Geneh migung Sr. Majestät des Königs ist der Architekt Alfred Hauschild hierselbst zum Mitgliede der kö niglichen Galeriecommission ernannt worden. Se. Majestät der König hat allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Schriftsteller Eduard Duboc zu Wachwitz da- von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Sachsen-Weimar ihm verliehene Ritterkreuz l. Abtheilung des Ordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken annehme und trage. Nichtamtlicher Lheil. U e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Frankfurt a. M Straßburg. Mühlhausen. München. Wien. Paris. London. St. Petersburg. Odessa. Cetinje. Sofia. Konstantinopel.) JubiläumStag eines Veteranen. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichteu. (Strehla. Kamenz.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EingrsandteS. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Lunzenau. Chemnitz. Plauen i. V. Meißen. Pirna. Bautzen. Luppa.) Feuilleton. (Schluß aus dem Hauptblatte.) Telegraphische WitterungSberildte. Börsennachrichten. Inserate. (telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, SO. October, Nachmit tags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Staatssekretär im NeichSjustizamt Ilr. Friedberg ist (an Stelle des l)r. Leonhardt) zum preußischen Justizminister ernannt worden. Buda-Pest, Mittwoch, 28. Oktober, Abends. (W. T. B.) Zn der heutigen Sitzung der Depu- tirtentafel wurde die Vorlage, betreffend die unga rische Staatsbürgerschaft, in der Generaldebatte angenommen. Von dem Abg. Kautz wurde eine Interpellation darüber eingebracht, welche Stellung die Regierung gegenüber der durch die Annähe rung zwischen Oesterrcich-Ungarn und Deutschland eingetretenen Lage einnimmt, und ob fie eventuelle Hindernisse bei der in Aussicht gestellten Herstel lung eines günstigeren HandelS- und Tarifverhält- niffes zu Deutschland Hu beseitigen bemüht sein wird. Der Abg. Helfy interpellirte die Regierung darüber, ob sie geneigt sei, über die Ursachen des Personenwechsels im Ministerium deS Auswärtigen Mittheilungen zu machen. Paris, Mittwoch, 28. Oktober, AbendS. (W. T. B.) Die „Gazette de France" meldet, daß Don Carlos sich nach England begeben werde. Madrid, Donnerstag, 30. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Ueberschwemmungen im Thale von Murcia dauern fort. Der Ebro ist neuer dings um 5 m gestiegen. Tortosa steht unter Wasser. Auf der ganzen Halbinsel herrschen all- gemeine Regengüsse. London, Mittwoch, 28. Octobrr, Abends. (W. T. B.) Die amtliche „London Gazette" veröffent licht eine königliche Proklamation, durch welche das Parlament bis zum 18. December e. vertagt wird. Es ist dies nur die übliche Writerver- tagung, nicht eine außergewöhnliche Einberufung des Parlaments. Der General Roberts meldet aus Kabul vom 26. d., daß Mnndvorräthe reichlich anlangten und daß er hoffe, zum 15. nächsten Monats für 5 Mo nate Proviant zu besitzen. Die englischen Regi menter wären fast vollständig untergebracht, während die indischen Truppen mit der Errichtung von Ba- raken begonnen hätten. Bukarest, Mittwoch, 28. Oktober, AbendS. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer fand heute die erste Lesung des Gesetzentwurfs über die Na- turalisirung von 888 Juden, welche in der Armee gedient haben, Statt. Die Kammer wird sofort in den Sektionen zusammentreten und den Ent wurf prüfen. Lagesgeschichte. Dresden, 30. October. Se. Excellenz der Herr Kriegsminister ist heute früh hier wieder einge troffen; derselbe wird jedoch in den nächsten Tagen Dresden wieder verlassen und erst Milte nächsten Mo nats nach hier zurückkehren. * Berlin, 29. October. Se. Majestät der Kai ser, welcher bei der gestrigen Landtagseröffnung alle Anwesenden durch die Frische seiner Erscheinung und die Kraft seiner Sprache überraschte, hat sich heute zur Theilnahme an den Hofjagden nach Ludwigslust (Mecklenburg) begeben, von wo die Rückkehr auf Sonn abend festgesetzt ist. — Das kronprinzliche Paar und die kronprinzlichen Kinder erfreuen sich, wie die „Prov.-Corr." schreibt, nach den neuesten, von Pegli eingetroffenen Nachrichten dort eines durchaus befrie digenden Befindens. — Der Prinz Wilhelm ist gestern Abend aus Pegli bei Genua wieder m Pots dam eingetroffen. Heute Vormittag kam Se. königl. Hoheit nach Berlin und stattete dem Kaiser einen Be such ab. — Die Großfürsten Sergei und Paul von Rußland haben sich gestern Nachmittag am hiesi gen Hofe wieder verabschiedet und sind Abends HU Uhr nach St. Petersburg weiter gereist. Der russische Botschafter v. Ubril gab denselben bei der Abreise bis zum Ostbahnhofe das Geleit. — Zu dem Schluß- pasfus der Thronrede, welche den Wunsch des Kai sers nach dem Frieden im Innern ausspricht, bemerkt die „Prov.-Corr.": „Diese Mahnung wird sicherlich bei der Vertretung des preußischen Voltes Beherzigung finden. Dem Landtage sind Gegenstände von großer Tragweite für die Zukunft zur Beschlußfassung über geben. Das Gelingen wird nicht fehlen, wenn dabei der über jeden Parteigeist sich erhebende, auf die Sache gerichtete Blick und jene reine Vaterlandsliebe walten, welche auch auseinandergehende Ansichten durch das allseitige Suchen nach Wahrheit zum Frieden führen." — Im Herrenhause fand heute eine Sitzung Statt, die einen wesentlich formellen Charakter trug. Nach er ¬ folgter Vereidigung derjenigen Mitglieder, welche den Eid auf die Verfassung noch nicht geleistet hatten, trat daS Haus in die Berathung über die geschäftliche Be handlung der bereits eingegangenen Regierungsvor lagen und beschloß in Uebereinstimmung mit dem Vor schläge des Präsidenten, die Gesetzentwürfe an die ent sprechenden Fachcommissionen zu überweisen. Endlich wurden als Mitglieder der statistischen Centralcommis sion die Herren v. Rabe, Baumstarck und Schuhmann, als Mitglied der Staatsschuldencommission geh. Ober- justizrath Wewer gewählt. Die nächste Sitzung ist unbestimmt. — Die Mitiheilung, daß dem Landtage eine Gesindeordnung vorgelegt werden solle, ist zu weitgreifend. Es handelt sich, nach der „N. A. Z.", nur um eine Ergänzung der bisherigen Vorschriften über die Dienstbotenverhältnisse, namentlich um den vielfachen Klagen abzuhelfen, daß die bestehenden ge setzlichen Bestimmungen keinen genügenden Schutz gegen den Contractbruch der Dienstboten gewähren. Einer seits sind die Bestimmungen, welche verhindern sollen, daß Dienstboten sich doppelt vermiethen und daß Herr schaften solche Dienstboten miethen, welche noch in anderem rechtsverbindlichen Dienstverhältniß stehen, nicht ausreichend, um die Erfüllung des Zweckes zu sichern, andererseits wird den Dienstherrschaften die Geltendmachung ihrer Rechte, wenn Dienstboten den Antritt oder die Fortsetzung des Dienstes unbesugter Weise verweigern, dadurch erschwert, daß nach den jetzt bestehenden Vorschriften der Erlaß einer vollstreckbaren Entscheidung in Gesindestreitsachen, bez. die Vollstreckung schon wegen der vielen zulässigen Instanzen sich sehr ver zögert und eine rechtzeitige Hilse häufig nicht gewährt. Diesen Beschwerden soll durch den Gesetzentwurf ab geholfen werden. Ferner sollen auf den Antrag des Communallandtages des Regierungsbezirks Wiesbaden und des Magistrats von Frankfurt a. M. die Vor- fchriften des preußischen Gesetzes, soweit dieselben sich auf das Gesinde beziehen, auf den Regierungsbezirk Wiesbaden ausgedehnt werden. Auf ländliche Arbeiter erstreckt sich der Gesetzentwurf, welcher zuerst dem Herrenhause vorgelegt werden soll, nicht. — Die kon servative Fraction des Abgeordnetenhauses hat, wie die „N. Pr. Ztg." erfährt, in ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, auf den Vorschlag, den Abg. v. Bennigsen zum ersten Präsidenten zu wählen, nicht ein zugehen. Die Fraction wird einen Candidaten aus ihrer Mitte für die Wahl zum ersten Präsidenten nomi- niren und für diesen ihre Stimmen abgeben. Es wurde dafür der Abg. v. Köller-Kantreck in Aussicht genommen. Der „Nat.-Ztg." zufolge werden die Con- servativen die erste Vicepräsidentenstelle den National liberalen und die zweite dem Centrum einräumen. Auch die Polen sollen sich tür die Wahl des Hrn. v. Köller schlüssig gemacht haben. Es kommt daher für alle drei Stellen zum ernsten Wahlkampf. Den Ausschlag werde infolge einer seltsamen Wandlung des Geschicks die Fortschrittspartei geben. — Die General synode setzte heute Abend die gestern abgebrochene Specialdebatte über die Pfarrwahlordnung fort und genehmigte schließlich das ganze Gesetz in erster Lesung. — Die Generalversammlung der Actionäre der Berlin anhalter Bahn hat, wie jüngst die Potsdam-Magde burger Bahn, die Regierungsproposition wegen An kaufs der Bahn mit großer Mehrheit als nicht hoch genug abgelehnt. Die Aclionäre dieser Bahn waren heute Nachmittag zu einer Generalversammlung ver einigt, um über die Proposition der Regierung, die Bahn gegen eine feste Rente von 4 Procent für den Staat zu erwerben, Beschluß zu fassen. Von den ver tretenen 1083 Stimmen erklärten sich 1064 gegen den bezüglichen Antrag, der somit abgelehnt ist. Die Ver sammlung ermächtigte schließlich die Direction, in er neute Verhandlungen mit der Regierung zu treten, um dieselbe zu einem höheren Gebote zu veranlassen. — Unter Nachweis des Besitzes von ein Zehntel des ge- sammten Actiencapitals ist gestern Abend von Hamburg aus der Antrag zur Einberufung einer außerordent lichen Generalversammlung der rheinischen Eisen bahn behufs Beschlußfassung über den Verkauf der Bahn an die Regierung bei der Direction eingegangen. Dem Anträge ist der von der „Nordd. AÜg. Ztg." kürzlich veröffentlichte Verkaussentwurf zu Grunde ge legt, mit der Abänderung, daß die Actionäre 6H statt 6 Procent Jahresrente in 4procentigen preußischen Consols erhalten. Die jungen Actien sollen ebenfalls 6H Procent in Consols erhalten, sobald sie statuten mäßig berechtigt an der Dividende participiren. Frankfurt a. M., 29. October. (K. Z.) Das frühere Reichstagsmitglied, der vormalige Reichsoberhandels- gerichtsrath Robert Römer ist nach längerer Krank heit gestern hier gestorben. Straßburg i. E., 29. October. (Tel.) Das Ge setzblatt für Elsaß-Lothringen publicirt eine Verord nung des Statthalters, durch welche sür die vorzu nehmenden Wahlen der Abgeordneten zum Landes- ausschusse der Termin für die Wahl der Wahl männerwahlen auf den 6. November und der Termin für die Wahl der Abgeordneten aus den 18. November angesetzt wird. * Mühlhausen i. E., 28. October. Der Toast, welchen der Statthalter, Generalfeldmarichal Frhr. v. Manteuffel, bei dem Diner im Gasthofe von Roman auf das Wohl der Stadt Mühlhausen aus brachte, hat folgenden Wortlaut: .Ich bitte die Herren, aus das Wohl der Stadt Mühl hausen zu trinken. Die Stadt Mühlhausen hat den Wandel der neuen Verhältnisse wohl mit am tiessten empfunden; denn, ist sie auch nicht wie andere Städte Elsaß-Lothringens Jahr hunderte mit Frankreich verbunden gewesen, so Hai sie ihm doch lange genug angehört, um das geistige Leben dieses reich ge segneten Landes in sich auszunehmen; und nach Dem, was ich heule in den industriellen Etablissements und Museen gesehen habe, habe ich mich überzeugt, daß das voll und ganz ge schehen ist. Dazu kommt noch das mannhaft zähe schweizerische Selbstgefühl, das durch die alte Verbindung mit der Schweiz in ihr herrscht. Irre ich nicht, so haben auch ihre Bürger dem Herzoge von Burgund ihre nackte Brust entgegengesetzt. Die Erinnerungen an das alle politische Leben als alle freie deutsche Reichsstadt sind wohl nur noch auf dem Rathhauje ver zeichnet, in den Gemüihern aber erloschen. Ob nun Deutsche, Schweizer oder Franzosen, leben wollen wir Alle, und da hat auch Mühlhausen durch die jüngsten Ereignisse in seinen ma teriellen Interessen vielfach gelitten. Hier ist also viel zu lin dern, zu heilen unb zu pflegen. Diese Ausgabe kann nur ge löst werden, wenn die Verwaltung un^ die Bevölkerung redlich und ehrlich Hand in Hand gehen und alle konfessionellen und politischen Parleistaudpunkte unterordue«, wo es sich um da» allgemeine Wohl handelt. Ich trinke auf das Wohl, Gedeihen und Blühen von Mühlhausen. Mühlhausen hoch!" Der Bürgermeister Mieg-Köchlm erwiderte hierauf: .Meine Herren! Ta ich kein Redner bin, besonders nicht in der deutschen Sprache, so muß ich mich darauf beschränken, Sr. Excellenz dem Herrn Statthalter unseren besten Dank aus- zusprechen für die Ehre, welche er uns erwiefen hat durch feinen Besuch, für die freundlichen Worte, welche er an unsere Stadt gerichtet Hal, und für die wohlwollenden Gesinnungen, welche er unserem Lande widmet. Wir hegen die beste Hoffnung, daß die neue Regierung zum Wohl und Gedeihen von Elfaß- Lothringen führen wird. Ich trinke auf die Gesundheit Sr. Excellenz des Statthalters Generalfeldmarichalls v. Manteuffel. Se. Excellenz lebe hoch!' Die Versammlung erhob sich und stimmte mit be geisterten Hochs ein. Sodann nahm der Präsident der Handelskammer Schlumberger das Wort: .Meine Herren! Ls sei auch mir gestaltet, in der hohen Versammlung einige Worte zu sagen. Ich werde mich kurz fassen. In einer Stadt, wie Mühlhausen, die ihr Wohl und Dasein der Gewerbthätigkeit und dem Fleißc ihrer Einwohner verdankt, bedarf es keiner langen Rede, um zu bewei'en, wie nützlich die Industrie für ein Land ist, und auch wie es eine Pflicht für die Regierung ist, die Bemühungen der Arbeiter zu unterstützen und gegen auswärtige Uebermacht in Schutz zu nehmen In dieser Hinsicht kann das lausende Jahr, in welchem die heißcrsehnte Reform der Zollpolitik endlich ge währt worden ist, als ein Epoche machendes bezeichnet werden. Aus der nunmehr gelegten Basis ist jetzt das Gebäude zu er richten, oder um deutlicher zn sprechen, jetzt, da wir uns eines Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. Hugo HLpe und seine Beziehungen zur Schule GabelSberger'S.*) (Liu Dankes- und Gedenkwort zum »0. Oktober 1879.) Wie dem Meister GabelSberger, dessen Gedächtniß von Taufenden kunstbegeisterter Jünger weit über die Gauen deS deutfchen Vaterlandes hinaus alljährlich in pietätvoller Erinnerung festlich begangen wird, so ge bührt auch den Männern dankbare Verehrung und An erkennung, welche frühzeitig die anfänglich nur von wenigen AuSerwählten vollkommen gewürdigte Bedeu tung der genialen Erfindung der deutschen Stenographie erfaßten und es nicht verschmähten, ihre eigenen, her vorragenden geistigen Fähigkeiten und ihre gesellschaft lich, wie amtlich bevorzugte Stellung der schöpferischen Idee eines, seinem LebenSberuf nach einfachen, be- fchridenen bayerschen Subalternbeamten unterzuordnen und dieselbe gedeihlich weiter zu entwickeln, sie frucht bringend für die Allgemeinheit zu gestalten. Solche nur seltene, selbstlose und opferfreudige Hin gabe ehrt den großen Todten ebenfo sehr, wie die ihm zum Theil auch schon in daS Jenseits gefolgten, be gnadeten, geistvollen Förderer feiner Absichten, dem deutschen Volke zunächst eine brauchbare Waffe für die *) Wir entnehmen obigen Artikel der soeben erschienenen Keßnummer des .Lorrespondenzblatte» de« königl. stenogra ptzlschen Institut» zu Dresden" sür den Monat November D. Red Arena parlamentarischer Beredsamkeit zu liefern, sie aber auch gleichzeitig für die mannichfachen Bedürfnisse deS Lebens verwendbar zu machen. Die Culturgeschichte wird in gerechter Schätzung der außerordentlichen Vor theile, welche die Zeit und Raum sparende deutsche Kurzschrift darbietet, neben dem Erfinder auch Jenen ein Blatt zu widmen haben, welche dieser, in der Schriftkunde bahnbrechenden Erfindung, ihre werkthätige Theilnahme nicht versagten. Obwohl schon zu Lebzeiten des Meisters und einiger feiner, noch jetzt rühmlich genannten unmittelbaren Schüler ein möglichst umfassender Gebrauch von der stufenweise vervollkommneten Stenographie gelegentlich der Aufnahme der Landtagsverhandlungen gemacht, ja felbst die Aufmerkfamkeit deS Auslandes auf dieses alle gleichartigen Arbeiten überflügelnde Kurzschrift system gelenkt wurde, und deren internationale Be- deutung durch die UebertragSfähigkeit auf andere Spra chen sich glänzend bewährte, auch bereits einige Vereine mit propagandistischer Tendenz inS Leben zetteten waren und sogar eine StaatSanstalt für stenographische Zwecke in Dresden errichtet wurde, so war doch bis zum Tode GabelSberger'S fein unermüdliches Wirken und fein Epoche machendes Werk über die engsten Kreise feiner Getreuen hinaus kaum bekannt geworden, und hatte es den Aufchein, al- ob auch dieses, Schrift system, wie fo viele andere, rin ephemere- Dasein fristen würde. Da traten die, um den herben Verlust de» Meister- trauernden Schüler und Freunde zu einem festgeschlossenen Bund zusammen, nahmen, unter Adop tion seine» noch heute hochgehaltenen, sinnigen Wahl- spruch», die der erkalteten Hand entglittene Arbeit wie der auf, und der ebenso energischen, wie unverdrossenen Thätigkeit eines Gerber und der ihm nahestehenden, vom gleichen Feuereifer durchglühten Gefährten ver dankt die Gabelsberger'sche Schule ihre Entstehung. Wohl hatten Wizard in Dresden, Anders in Leipzig und Heger in Wien dem Werk tüchtig vorgearbeitet, aber auf dem clafsifchen Boden Münchens reiften die ersten Früchte der, am Grabe GabelSberger'S gelobten und in Treue geübten Thätigkeit. Die Einführung des stenographischen Unterrichts an den höheren bayerschen Lehranstalten war der erste sichtbare Erfolg und die sichere Gewähr für den Bestand der deutschen Steno graphie, deren Wiege München nicht nur war, sondern auch deren Centralpunkt, von wo aus die stenographische Propaganda mit Geschick und Umsicht und, soweit da- eigene Stamm- und Mutterland in Frage kam, auch mit Erfolg geleitet wurde. Weniger erfolgreich war man im Norden Deutsch lands trotz eifrig gesiegtem Verkehr mit den dortigen Kunstgenossen Es fehlte dort die Kraft, die in den Nachbarländern ander- gestalteten Verhältniffe zu be herrschen, die durch da» Auftauchen concurrirender Systeme entgegentretenden Schwierigkeit zu beseitigen und überhaupt maßgebenden Einfluß zu üben. Diese Mittlerrolle war durch die Verhältnisse naturgemäß dem Dresdner Institut zugewiesen, mit dessen Geschichte die Entwickelung der stenographischen Schule m inniger Wechselbeziehung steht. Aber diese» bereit» im Jahre 1834 al» Unterrichtsanstalt begründete und ein Lustrum später in eine StaatSanstalt umgewandelte Institut, welche» anfänglich nur durch die Person seine» lediglich auf Gewinnung und didaktische Heran bildung praktischer Kräfte und auf die Aufnahme der Landtag-Verhandlungen angewiesenen ersten Leiter-, Professors Wizard, repräsentirt wurde, führte auch nach Berufung weiterer, aus allen akademischen Berufs zweigen recrutirten Mitgliedern lange noch ein mehr beschauliches, Wenigen nur bemerkbares Leben, da an eine literarische Thätigkeit damals noch nicht zu denken war, und die unterrichtende Thätigkeit lediglich in den Händen des Vorstandes ruhte, dessen im Lauf der Zeit mehr nach andern Richtungen sich äußernde Schaffenskraft von dem Wege einer der Schule förder lichen propangandistischen Wirksamkeit ablenkte. Diese auch unter dem Amtsnachfolger wenig ver änderten Verhältnisse gewannen erst eine neue und wesentlich bessere Gestaltung durch einen Mann, den noch heute die stenographische Schule, welche ihm die größte Förderung, einen ungeahnten Aufschwung und vorwiegend mit ihre gegenwärtige dominirende Stellung verdankt, und der als thatkräftig und durch hervor ragendes Organisationstalent glänzender Leiter de» steno graphischen Institut- Jahre lang der gefürchtetste und best gehaßte Gegner der ohnmächtig ringenden Vertreter con- currirender Systeme gewesen ist, mit stolzer Befriedigung den ihrigen nennen darf. Ihn gewissermaßen „entdeckt" und für die Stenographie gewonnen zu haben ist das größte Verdienst des Nestors der Gabelsberger'jchen Schule, Prof. Or. Heyde. Hugo Häpe, dessen Portrait und Biographie das . Jahrbuch der Schule GabelS berger'S pro 1880" enthalten wird, verdient e», den an dieser Stelle bereit- früher gefeierten Namen besten Klange- zum Mindesten zur Seite gestellt zu werden. Bon dem Augenblick seiner in da- Jahr 1847 fallen den Erlernung der Stenographie an, hat er bei jeder sich vielfach darbietenden Gelegenheit für deren Ver breitung und allseitige Anerkennung mit allen ihm im
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