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VMWMWU TagMatt - md Schn«b«g, d« MnanzSml« in «ur und Schwarzenberg. „7» «un«u«,^k gar ROckgad« unonlonal «tnarrrlchlrr Schriftstück, «f«. übmilmml die Schrlstmluiig »«In, DerorUwvriiistz. Dienstag, den 30. August 1S38. Nr. 202 Iahrg. 9l Frankreich als Wortführer britischer Politik. keit V Der Pm», n» di» » mm drei!« WUN»U»u«II, Ä ch ftr d»n »0 mm ste r«S«Mm»I« ro -tauch ÜH.MgrmelmBitlngiingen l-dIPrel-Nft, r Okksne ?arte!nalin»e kür krazr Die Haltung -er englischen Regierung stärkt den Tscheche« den Rücken. Nene Schmähungen deutschen Soldatentums. Das tschechische Hetzblatt setzt seine Beschimpsungen fort. — Auch die «ngarische Goldatenehre angegriffen. B«l Lnstimma von hod« Sand dtiii« au, laukndin DrmiNm, bN Unt«rbr«lMngm d«, »«- Ichalvdririid«, »«in« Anspruch«. P»stsch«<a-N»»Io! Liwzig Nr. irres. Gl«-»«,»-«»»Ist M« i. Sa. Handlungen gegen Sudetendeutsche gegeben. Anscheinend findet niemand in London etwas dabei, daß allein in der Zeit vom I. Mai bis zum 9. August 50 besonders schwere tsche chische Uebergriffe festgestellt werden mußten, die außer zahl- losen Schwer- und Leichtverletzten drei Tote zur Folge hatten. Gibt es denn niemandem in London zu denken, daß der tschechische Terror sich ausgerechnet in der Zeit der Tätigkeit Lord Runcimans so steigerte, daß die Leitung der SdP. das Recht der Notwehr freigeben mußte? Gibt es niemandem in London zu denken, daß die tschechischen Ueberfälle auf Sudetendeutsche sich so mehren, als gäbe es überhaupt keinen englischen „Vermittler" in Prag? Dekorationen, Versatzstücke und Kulissen haben auf der Bühne die Szenerie darzustellen und den Hintergrund zu verbergen, von dem aus das Schauspiel geleitet wird. Was England in der tschechischen Frage bisher getan hat, ist nichts als ein Spiel mit Dekorationen und Kulissen. Es will nicht wahrhaben, daß es 1919 in der Tschecho-Slowakei ein un- natürliches Staatsgebilde selbst mitgeschaffen hat; es will weder die innere Unwahrhaftigkeit des Tschechenstaates noch seine brutale Gewaltpolitik gegen die Sudetendeutschen wahr- baben; es weiß auch nichts von einer ständigen Rückenstärkung dieser Politik durch die Londoner Regierung. Aber schon be- reitet sich in der Politik der Wahrung des guten Scheines die neue Kampagne gegen die Sudetendeutschen und gegen das Reich vor, die allein an einem Versagen der Londoner „Ver mittlung" schuldig zu sein haben, E. B. nennt man sie von der Zeit ab „Hunnenmilitär". Die öfter- reichischen Soldaten benochmen sich in dem eroberten Gebiet noch anständig, besonders soweit es Soldaten slawischer Nationalität betrifft. Regelrechte Verwüstungen verursachten die ungarischen Soldaten und ihre Offiziere. Aus einem Schloß oder Palast binnen 24 Stunden einen Düngerhaufen zu machen, war keine Kunst. Ställe errichteten sie in Kapellen, Schulen und besseren Häusern. So sah die deutsche und ungarische Kultur im Lichte der Wahrheit aus." Was gedenkt Prag zu tu«? Trotz de» Prytekschrittes de, deutschen Reichsregierung wird also in der tschecho-slowakischen Republik die wüste Beschimpfung der deutschen Armee fortgesetzt. Die tschechische Regierung und der Staatspräsident Dr. Benesch selbst haben sich zu Mitschuldigen an diesem Skandal gemacht, weil sie es unterließen, rechtzeitig dagegen einzuschreiten, obwohl ihnen dies ohne weiteres möglich gewesen wäre. Die Tatsache, daß die maßgebenden tschechischen Stellen es nicht für nötig ge halten haben, die weiteren unglaublichen Beschimpfungen der ruhmreichen alten deutschen Armee zu unterbinden, hat im ganzen deutschen Volk verständlicherweise allerstärkste Empö rung bervorgerufen. Ein auch nur annähernd so schwerer Verstoß gegen die guten Sitten im VMerleHen dürste bisher rüchte grundlos seien, nach denen Sir Henderson sofort nach Berlin zurückkehren werde. Gs habe sich als notwendig er wiesen, daß er noch einige Tage in London bleibe. Die tsche chische Regierung habe einer neuen Derhandlungsgrundlage zugestimmt und damit einen versöhnlichen Geist gezeigt (?), der hoffentlich von sudetendeutscher Seite mit Entgegen- kommen beantwortet werden würde. Es sei keine Rede da- von, daß die Sudetendeutschen bereits Gegenzugeständnisse anbieten sollten, denn die tschechischen Zugeständnisse seien noch nicht voll bekannt. Wichtig sei aber, daß man jetzt Zurück- Haltung über. — „Daily Telegraph" schreibt, die Mitteilungen des britischen Botschafters in Berlin seien nicht entmutigend. Wie Reuter aus Prag meldet, wird Lord Runciman mit Präsident Benesch die Frage neuer Verhandlungen mit den Sudetendeutschen „im Lichte neuer Zugeständnisse" erörtern. Es werden außerdem veröffentlicht: Bekanntmachungen der Amtsgericht« in Aue, Schneeberg, Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt, des Oberbargermeisten zu Au« und d«s Ersten Bürgermetstin zu Schwarzenberg. Verlag L. M. VSrlner, Aue, Sachse«. «anplgosthasksstoller Au«, Fernruf Sammel-Nr. 2341. Drahianschriffr Dolkssreund Au«sachi«n. ««schafissteNeü: Lößnitz sAmt Aue) 2940, Schneeberg 310 und Schwürzenberg 3124. Die Beratungen in London. Reger Betrieb im Außenamt. London, 30. Aug. Hier haben im Laufe des Montags verschiedene Besprechungen stattgefunden, die die Problems im Zusammenhang mit der Lage in der Tschecho-Slowakei zum Gegenstand hatten. Lord Halifax, der bereits gegen Mittag im Außenamt eintraf, hatte bald darauf eine Unterredung mit dem britischen Botschafter in Berlin und anschließend mit dem tschecho-slowakischen Gesandten in London. Am Nachmittag fand eine Besprechung zwischen Chamberlain und dem Berliner britischen Botschafter statt, bei der auch Lord Halifax, Sir John Simon und Sir Robert Vansittart zugegen waren. Dieser Besprechung ging eine einstündige Konferenz zwischen Lord Halifax, dem britischen Botschafter und Sir Robert Vansittart voraus. Britischerseits wird betont, die Haltung der Regierung werde weiterhin durch die Hoffnung bestimmt, daß „alle Be teiligten zu ihrem Teil dazu beitragen, zu einer würdigen Lösung der tschecho-slowakischen Krise zu gelangen". Dem Kabinettsrat heute wird auch der Lustfahrtminister beiwohnen. Es wird darauf hingewiesen, daß sich der Premierminister heut« abend -um König nach Balmoral begeben wird. Für die heutig« Morgenpresse stehen di» Vorgänge in der Tschecho-Slowakei und die Sudetendeutsche Frage im Vorder- grund des Interesses. Zu den Beratungen, die am Montag in London stattfanden, schreiben die „Times", daß die Ge- Englands Mitschuld. Rom, 29. Aug. „Lavoro Fascista" schreibt: Wenn sich bereits Chamberlains Worte nicht von der Eden so lieben Theorie des Kollektivismus wie auch der sowjetrussischen Auf fassung von der Unteilbarkeit des Friedens unterschieden, so könne man heute sogar sagen, daß England gemäß den Aus führungen von Simon in seiner Duldsamkekit gegenüber der tschecho-slowakischen Angriffslust eine klar parteiische Stellung nahme bezogen habe. Daß Konrad Henlein heute lediglich die Einlösung des bei der Schaffung des tschecho-slowakischen Staates gegebenen feierlichen Versprechens fordere, d. h. die Wiedergutmachung eines 20jährigen Unrechts, habe für die Saboteure des Friedens nur geringe Bedeutung. Die innen politische Lage in der Tschechoslowakei solle zum Prüfstein und Angelpunkt Europas und zugleich zur Feuerprobe für die Solidarität zwischen den drei „Demokratien" Frankreich, Eng- land und Sowietrutzland werden. Drei Monate seien seit den gefährlichen Maitagen verstrichen und immer noch sei das Zustandekommen eines Abkommens zwischen Prag und den Sudetendeutschen nicht abzusehen; ja Prag habe sogar ang»- kündigt, daß die Regierung „für den kritischen September bestens gewappnet" sei, was bestimmt nicht auf eine Bereit schaft zur friedlichen Lösung des Problems schließen lasse. Prag, 29. Aug. Das tschechische Hetzblatt „Moravsko- slezsty Denik" setzt seine unerhörten Greueldarstellungen fort, die dazu bestimmt sind, die tschechische Bevölkerung zum Haß gegen alles Deutsche aufzuhetzen. Das Schmierblatt bringt in der neuen Nummer folgenden Schmähartikel: „Deutsche Kulturträger während des Krieges! Gemetzel der Zivilbevölkerung in Frankreich während des Weltkrieges war eine Beschäftigung des .Heldenhaften" deutschen Militärs. „Helden", di« wie Besessen« vor den Franzosen davonliefen, daftir aber imstande waren, <nff di« Zivilbevölkerung r«gel- rechte Jagden zu veranstalten. Das deutsche Militär übte sich an der Zivilbevölkerung ein, die nicht damit rechnen konnte und in der Meinung, daß ihr nicht nahegetreten werden könne, in ihren Heimen verblieben war. Den Deutschen wurde es zu dumm, nach den einzelnen Kindern, Frauen und Alten zu schießen. Sie richteten es sich im Laufe einer Woche nach dem Einfall in Belgien und Frankreich so ein, daß mit mit Pe troleum gefüllten Spritzen die Hauser begossen wuvdeq, die sie dann anzündeten. Sehr tapfer benahmen sich die deutschen Soldaten gegenüber Frauen und Kindern. Damit die Gatten oder Väter die Frauen nicht verteidigen konnten, wurden sie zuvor von den deutschen Soldaten erschlagen. Die Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt und schließlich erschlagen. Solcher Vorfälle gibt es Tausende. Auf diese Art . hausten die Deutschen in Rußland, Serbien und Rumänien. Mit Recht und Prag der Red« John Simon» »»stimmten. Denn es ist ja nicht nur so, daß diese Rede nicht ein einziges energisches Wort an die Prager Adresse enthält, nachdem die wochenlange englische Politik des tatenlosen Zuschauens und des absicht lichen Uebersehens selbst schwerster Ausschreitungen mit töd- lichem Ausgang in Prag als immer neue Ermunterung auf- gefaßt werden mußte. Und es ist auch nicht nur so, daß die Rod« jede» Wort der Feststellung darüber vermeidet, daß die Tschechen bisher nichts, aber auch gar nicht» »ur Beseitigung des Konfliktes beigetragen haben, was auf guten Willen schließen lassen könnte. Wohl aber beruft sich Sir John Simon, beauftragter Sprecher der englischen Regierung, um so nach drücklicher auf die Erklärung Lhamb^lains vom 24. Juli, die das A und O der englischen Außenpolitik im Fall Tscheche! sein soll. Nun, jene Erklärung Chamberlains lehnte zwar eine bedingungslose Bürgschaft für ein bewaffnetes Eingreifen Englands an sich ab — aber in sehr verklausulierten Wen- düngen stellte Chamberlain im gleichen Atemzug fest, daß Eng land, kur» gesagt, im Falle eines kriegerischen Konfliktes in Europa mcht untätig bleiben könne. Diese sehr „diplomatische" Sprache wurde in Prag genau so gut verstanden, wie die bis dochtn erfolgten indirekten Ermunterungen. Genau di» gleiche Sprache spncht auch Simon, wenn er einfach behauptet, ein Konflikt ließe sich nicht lokalisieren, und wenn er dann jede Möglichkeit des Eingreifens für England offen läßt. Wir können in alledem keinerlei Unterstützung der schwie- rigen Aufgabe Lord Runcimans in Prag sehen, eher noch eine Erschwerung. Das gilt in vielleicht noch höherem Maße von den Vorschußlorbeeren, die das Londoner Foreign Office der tschechischen Regierung schon wieder einmal spendet und ihr eine „versöhnliche Haltung" entgegen allen Tatsachen be scheinigt einzig nur deshalb, weil die Tschechen Gerüchte über einen neuen „Vorschlags verbreitet haben. Tatsächlich haben ja dann auch die Tschechen in gewohnter Manier die Quit- tung für die ganze merkwürdige „Vermittlung" Englands bereit» wieder durch ganze Serien von Ueberfällen und Miß «uliffeupolttik. Der englische Außenminister beruft telephonisch den Bot- schafter aus Berlin zur Berichterstattung nach London. Die englische Regierung läßt einen früheren Außenminister, heutigen Schatzmnzler, eine propagandistisch stark vorbereitete Rede zu dem brennendsten Problem in Europa halten. Der Beauf- tragte der englischen Regierung in Prag, Lord Runciman, er- wiät ein« Unterbrechung der Dienstreise Henleins und dessen Erscheinen zu einer als sehr dringlich hingestellten Unter- redung. Das englische Kabinett selbst schließlich ist am heutigen Dienstag vormittags 11 Uhr zu einer außerordentlichen Sitzung -usammengetreten, über die man in London hat wissen lassen, es handele sich nicht um Besprechungen der Lage, sondern um wichtige Beschlüsse in einer Lage, die man als „ernst" ansehe. Kurz, man veranstaltet in London einen schon fast uneng- lischen Wirbel von Unternehmungen in ein und derselben An gelegenheit. Das stimmt noch bedenklicher als nachdenklich. Die englische Regierung hat sich seinerzeit »ur Vermittlung in dem Konflikt angeboten, der durch den Ausbruch eines An- falles von politischer Geisteskrankheit in der Tscheche! für Europa entstanden ist. Dieses Angebot wurde auch von Deutsch, land begrüßt, solange der Anschein Erlichen Maklertums ge geben war. Dieser Anschein schwand dahin, als sich die angeb liche englische Vermittlung zunächst sehr bald in eine offene Parteinahme und — zusammen mit Frankreich — in eine Rückenstärkung für die Tscheche! verwandelte. Damit war der Prager Regierung ganz von selbst der Wink gegeben, daß sie weder aus Paris noch aus London irgend etwas Ernstliches bei der weiteren Verfolgung ihrer Terrorpolitik zu fürchten haben würde. Im Großbritannien von 1938 ist die Wahrung de« guten Scheines, er mag so äußerlich sein wie er will, der zweite G: ndsatz der Außenpolitik so gut wie je in Merry Old-Eng- laub. Also machte London, als die Rückenstärkung für Prag dann dock zu großen Staub in Europa aufwirbelte, eine billige Geste, indem es einen hervorragenden englischen Politiker mit einer" Mission als Ermittler und Vermittler in der Tscheche! beauftragte. Gleichzeitig aber wurden die Tschechen mit jeder nur erdenklichen Freundlichkeit dahin beschwichtigt, daß der also beauftragte Lord Runciman weder Vertreter der englischen Regierung sei, noch im Auftrag der Regierung handle, noch irgendwelche schiedsrichterlichen Befugnisse habe usw. Wieder um war der gute Schein gewahrt, Englands Außenpolitik sah sich von den bengalischen Feuern seiner Freunde angeleuchtet — und di« Tschechen selbst wußten länAt, was sie von der neuen Aktion zu halten hatten. Es ist nötig, diese Vorgänge hier einmal kurz zusanunen zufassen, um den richtigen Blick für die gegenwärtige Lage im allgemeinen und für die politisch kostenlose Geschäftigkeit Lon- Pari», 29. Aug. „Intransigeant" behauptet dreist, Eng- land, Frankreich und die Tschecho-Slowakei hätten alle Anstren gungen unternommen, um Deutschland zum Frieden zu bestimmen. Die Tschecho-Slowakei sei bereit, ein noch weiteres Zugeständnis zu machen, nämlich die Einteilung des Landes nach „Kantonen". — „Paris Soir" bemerkt u. a., ver- schivdenen Nachrichten zufolge müsse man eine Neuausrichtung der britischen Politik mit einer noch klareren Stellungnahme wie die von John Simon umriffene vermuten. Der britische Botschafter Henderson werde in zwei Tagen mit genaueren Weisungen nach Berlin zurückkehren, die als Has Ergebnis -er Aussprache zwischen Lord Runciman und Henlein ebenso wie der neuen Vorschläge der Prager Regierung wenn nicht eine endgültige Regelung der Minderheitenfrage, so -och wenigstens die Aufstellung einer Verchandlungsgrundlage gestatten würden. — „Journal des Debats^ unterstreicht die völlige Unäbhängia- chen Diplomatie von der britischen und die agskraft der letzteren und schreibt: Dor nicht schien England an den Ereignissen in Mittel- .euröpa 7nicht.interessiert zu sein. Heute aber habe gerade England in dielen Dingen die Leitung der diplomatischen Tätigkeit übernommen. Dieser Wechsel sei auffallend und sehr glücklich (!).