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72. Jahrgang. ZK m Abend-Ausgabe Montag, ü. MSrz 1828 Gegründet 18S« Drabianschrisi: dta>bot>dto» Dreode« Fenilvrecher-Sammelmiimnek: SS 241 Nur für NachtgesprSche: SO 011 "°>n >. bt, 15. Män >»r« bei täglich zweimaliger Zustellung frei .Hau» l.5v MK. Postbezugsvrcis iür Monat Mar, 5 Mark ohne Postzustellungsgebübr. Sinzelnummer 10 Pfennig. 'ie Anzeigen »erden nach Goldmark berechnet: die einsvaltioe »v mm breite , kür auswärts e» Pi«, ssamtlicnanzeigen und Stellengesuche ohne . >a.. außerhalb 25 Psg.. die >x> mm breite Reklam»cile 2vo Psg.. aukerbalb 25NPtg. Offcrienaebübr »»Pkg. Ausw.Austräge gegen Vorausbciablg. Anzeigen-Preise: Schrittttitung >md Lauvtgeschäftslielle: Alarteaftrab« 3S 42 Druck u. Verlag von Llepsil» ck iNeiechardt in Dresden Postscheck-Konto 10SS Dresden Nachdnick nur mit deutlicher Quellenangabe «.Dresdner Nachr.'i zulässig. Unverlangte Schriftstücke werden nickt ausbcwahrt. Wahlersolge der Deutschen in Holen. Trotz Aufhebung des Wahlgeheimnisses. — Starke Verluste der Nationaldemokraten. 4 Sitze in Westpreutzen-Posen gewonnen. Warschau, 6. März. Die gestrigen Wahlen zum polnischen Sejm haben, den bisherigen Nachrichten zufolge, in den ehe maligen preußischen Gebieten West Polens für die deut schen Stimmen einen großen Erfolg gebracht. Vis jetzt steht bereits fest, daß die Minderheitenliste wenigstens drei neue Mandate gewonnen hat, und zwar je eins in Dirschau, Bromberg und T h o r n. In den übrigen Wahlkreisen, in denen ein Erfolg der deutschen Listen frag lich war, rechnet man nach den bisherige» Teilergebnissen da mit, daß die deutschen Kandidaten durchgekvminen sind. Im einzelnen erhielten Mandate: Im Wahlkreis Bromberg: Minderhcitenblock 2 (bisher 11: Sozialisten 2 (0): Nat. Arbeiterpartei 1 (2>, Nativnaldemvkraten 1 (31: im Wahlkreis Dirschau: Minderheitcnblock 1 (bisher 0>, Nat. Arbeiterpartei 1 (1). Naiivnaldemvkraten 2 (3), Christliche Demokraten und Plasten 1 (01. Im Wahlkreis Thorn, wo die Deutschen im Jahre 1022 leer ausgingen, gelang es ihnen, ein Mandat zu gewinnen. Von den übrigen Parteien erhielten: die Nativnaldemokraten 2 (bisher 4). die Sozialisten 1 (01, die Nat. Arbeiterpartei 1 <1>. Im Wahlkreis Graudenz, der vier Mandate zu wählen hat. haben -ie Minderheitenliste ein Mandat, die Sozialisten zwei und die Nat. Arbeiterpartei ein Mandat errungen. Die deutsche Liste und die Nat. Arbeiterpartei haben sich somit behauptet, während die Natio naldemokraten ihre beiden Mandate an die Sozialisten ver loren haben. I« Pose«»Landkreis errangen die Nat. Arbeiterpartei 1 (1) Mandat, RegiernngS- block 1, Nationaldemokraten 1 (3), Vitospartei und Christlich demokratische Partei je 1 Mandat. Im Wahlkreis Gneseu ist es de« Deutsche«, die bei de« vorige« Sejm.Wahle« kein Mandat erzielen konnten, gleichfalls gelungen, et« Mandat zu erobern. Die übrigen Mandate verteilen sich folgender maßen: Nationale Arbeiterpartei 1 (2>, Nativnaldemokraten 1 <31. Christi. Demokraten und Plasten 3 (Ns. Im Wahlkreis Samter ha« der Minderheitenblock sei« Mandat behauptet. In Schlesien ein neues Mandat erobert, Kattowitz, 8. März. Nach dem vorläufigen Gesamt, ergcbniö für den Wahlkreis 40, Rvbnik «nd Btelitz. haben die deutsche Wahlgemeinschast 50 062 Stimmen und 3 (1s Man date, die Regierungspartei 73 202 Stimmen und 3 Mandate, die Korsantp-Partci 36 046 Stimmen und 1 Mandat, die pol nischen und deutschen Sozialisten 28 210 Stimmen und 1 (11 Mandat erhalten. (In Rybnik 1022 : 4 Nationaldemokraten.) Im Wahlkreis 38. SönigShütte. hat die deutsche Wahlgemeinschast einen bedeutenden Stimmen- zuwachs, und zwar um rund 33 000, zu verzeichnen, obwohl die deutschen Sozialdemokraten für gte Liste der polnischen Sozialisten gestimmt haben. Im einzelnen erhielten: die deutsche Wahlgemeinschast 61 750 Stimmen (38 0421: die Regierungsparteien 63 320 Stimmen: die Korfantypartet 32 074 Stimmen; die vereinigten deutschen und polnischen Sozialisten 15 004 Stimmen: die Kominnnistcn 0337 Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug 80 Prozent. Im Stadtkreis Köntgshüttc hat bei einer Wahl beteiligung von 04 Prozent die deutsche Wahlgemeinschast 10 801 von insgesamt 38110 abgegebenen Stimmen erhalten. Cs erhielten an Mandaten: Minderheiten 2 (2s. Ncgic- rungoblock 2. Korsanty-Partei 1, (Nationaldemokraten sriiher 3s. Nach dem vorlänsiqen Gesamtergebnis ans den drei 'Wahlkreisen der Woiwodschaft Schlehen hat die dcntsche Wahl- gemeinschast ihren bisherigen Stand von 5 aus 6 vermehren können. Die Regierungsparteien erhalten 7, die Korsanty-Partei 3 (bisher 81 nnd die polnischen und deutschen Sozialisten 1 (21 Mandate. Außerordentlich beachtlich ist der starke Rückgang der Stimmen der Korsanty-Partei, sehr schlecht haben auch die polnischen Sozialisten abgeschniitcn. die ihr bisheriges Mandat nur im Wahlkreis 40 erhalten konnten, während sic in den Wahlkreisen 38 und 30 leer ausgingen. Die Ergebnisse aus -er Lanöeshauplsladk. Warschau, 5. März. Vorläufiges Gesamtergebnis von Warschau: Wahlberechtigt l>64 707, abgegebene Stimmen 463 885. Davon entfallen aus die Listen: Rcgicrungsblock 166 051, Sozialisten 42 804, Jüdische Soztalisten,18 586. Poalcj-Zyon 8651, Nationale Arbeiterpartei 1206, Kommunisten 6.5 800, Minderheitenblock 40 328, National-katholischer Block 97 366. Die Mandate verteilen sich wie folgt: Ncgierungöblock 6, Sozialisten 1, Kommunisten 2, Mtnderhettenblock 1, Nationaldemokraten 1. Bis setzt sind vorläufige Gesamtergcbuissc aus 17 Wahl, kreisen cingetrosseu. Von 161 Mandaten cutsallen aus den Regiernngsblock 34, ans die Nationaldemokraten 14. Witos- Partei «nd Korsanty-Partei zusammen 4, Sozialisten 11, jüdische Parteien 3. ukrainische Parteien 6. Kommunisten 4. Minderheitenblock 11. 4 Wenn auch eine genaue Ucbersicht noch nicht vorliegt, so läßt sich aus dem bisherigen Ergebnis doch schon so viel er sehen, baß die Staatsliste Pilsudskis, wie zu erwarte» war, die weitaus größte Zahl von Mandaten im Vergleich mit den übrigen Parteien errungen hat, wenn sie auch hinter der absoluten Mehrheit zurückgeblieben ist. Die Deutschen haben sich trotz aller Wahlschikanen und trotz allam Terror der Polen zweifellos gut behauptet. Im übrigen «irü es auf die parteipolitische Gruppierung in dem neuen Sejm nicht allzusehr ankommen, wenn Pilsudski auf dem bisher betretenen Wege fortfährt, auf dem er sich von dem Grund sätze letten läßt, daß der Parlamentarismus nicht Selbstzweck ist, sondern daß das Wohl und die Lebensfähigkeit des Staates alle anderen Rücksichten überragen. Mit einem nicht arbeitsfähigen und arbeitswilligen Sejm dürfte Pilsudski wohl kurzen Prozeß machen. IieRalesür den Kreuzers vomAusschutzbewilligt 15 -asür. 12 -agegen. Berlin, 5. MSrz. Der Hanshaltausfchuß des Reichs tages bewilligte hente die erste Rate für den Ban des neuen Panzerkreuzers L mit IS gegen 12 Stimmen der Sozialdemo kraten. Kommunisten, Demokraten «nd der Bayrischen Bauernbündlcr. * Berlin» 6. März. Der Haushaltansschuß des Reichstages trat heute in die E t n z c l a u s s p r a che des Etats der Marine ein. Die Pcrsonaltitel werden, wie bei den anderen Etats, vorbehaltlich der näheren Prüfung im Ergänzungsctat, genehmigt. Beim Titel ..Herstellung der Marine-Rundschau" erwidert auf Anfragen Admiral Zenker, daß ans Neudrucken der Seekarten die alten Hoheitszeichen wcggcstochen und die neuen eingesetzt werden. Die setzt bewilligten Mittel reichten nur für Herstellung von IS neuen Seekarten ie Jahr ans. Von den SONY deutschen Seekarten seien aber erst 7S2 her- gestellt. Abg. Dr. MoseS (Soz.1 führt Beschwerde darüber, daß der parlamentarische Beirat nicht genügend von der Marinc- verwaltnng bet Veranstaltungen hcrangczogen werde. — -Abg. Hünlich (Soz i bemängelt, daß zu Vorträgen zu einseitig dcntschiiationalc Abgeordnete, wie Prof. Hoetzsch, heran- gezvgen ivnrdeu. - Abg. Dr. Moses (Lvz.j bemängelt die Art der sogenannten wtsscnschastlichen Veröffentlichungen der Marine. Er bitte um Vorlage eines sogenannten „Gesund heitsbnchcs". Aus seine Ansragc nach der Malaria in Emden erwidert Admiral Zenker, daß in der Truppe dort keine Malaria geherrscht habe und daß sie tn der Bevölkerung zurückgegangen sei. Eine Anfrage deö Aba. Neddermeyer (Komml beantwortet Admiral Zenker damit, baß für die Martnemusiker dieselben Vorschriften wie für die Heeresmusiker in Geltung seien. Ver mieden solle der Konkurrenzkampf zwischen Militär- und Zivilmustkern werden. Eine große Reihe von Titeln und Kapiteln wtrd unter Ablehnung der kommunistischen und sozialdemokratischen Streichüngs- bzw. Abänbcrungsanträge genehmigt. Abg. Hünlich (Soz i bringt die Arbetterpoltttk der Marine auf den Werften zur Sprache. Anscheinend sei eine Aenderung zuungunsten der Arbeiter bet Tarisstreittgkctten cingetrcten. — Abg. Biedermnnn (Soz.1 unterstreicht diese Beschwerden und bemängelt die Art der Einstellung der Arbeiter durch die Fürsorgestellen der Stationen: diese Ein stellung müßte durch öffentliche Arbeitsnachweise erfolgen. — Abg. Srstng (Zcntr.s teilt mit, baß auch ihm Zuschriften zn- gegangen seien, die ans eine Aenderung tn der Arbetterpolitik schließen ließen. Admiral Zenker: Die Marine hat nach wie vor ein großes Interesse daran, nicht nur ein friedliches, sondern ein gutes Einvernehmen mit den Arbeitern der Werften zu behalten Die Lohn st r e i t I g k e i t e n haben folgenden Untergrund: Die See- schiss.-ioerften haben .zurzeit eine gute Konlnnktnr. Sie haben Leistlings »nd Kvnjnnltnrzulagcn eingcführt. Diese Verhält nisse liegen bei der Marine nicht vor. Gegen Leistnngs- zahlnngen liegen, wie ia auch der Aba- -Hünlich anscheinend meint, Bedenken vor. Die letzten Vereinbarungen haben eine Eröffnung -er Aakskagung in Gens. Von den Danziger Fragen nnr das ttlagerccht der Danziger Eisenbahner ans der Tagesordnung. Genf, S. März. Die 40. Tagung des VölkerbnndsrateS ist hente vormittag 11 Uhr unter dem Vorsitz von Urr «tia sColnmbicnj eröffnet worden. Der Rat stellte zunächst in nichtöffentlicher Sitzung die endgültige Tagesordnung fest nnd erledigte alsdann eine Reihe administrativer Fragen. Z« den Danziger Fragen wurde beschlossen, die Frage eines polnischen AnlegchafenS in Danzig «nd die Frage des Kontrollrechts ans der Wcsterplatte bis zum Abschluß der tm Gange befindlichen direkten Verhandlungen zwischen Danzig und Polen zu vertagen. Ucber die Aussprache im Nat in bezug auf das Slagcrecht Danziger Staatsangehöriger im polnische» Eiscnbahndienst wird bekannt, daß zunächst von Polen «nd Frankreich die Meinung vertreten wurde, angesichts der Wichtigkeit des Haager 'Rechtsgutachtens, das ossizicll dem Rat noch gar nicht zugegangen sei» müsse die weitere Behandlung der Frage aus die nächste Tagung verschoben werden. Neichsaußennnnister Dr. Strcsemann bezeichnete es jedoch als unverständlich, daß der Nat, nachdem das Rechtsgutachten heute bereits in der ganzen Presse veröffentlicht sei. sich aus den Standpunkt steilen wolle, daß er davon noch keine Kenntnis habe. So wnrde schließlich nach ZntzjMmnna des italienischen RatSmitgliehcS «nd de» chitentW ^»ichtersta^ einstimmig beschloß««, die Frage der Weiterbehandlung der Angelegenheit noch in dieser Tagung zu entscheiden. (W. T. B.) allgemeine Erhöhung der Tariflöhne gebracht und im April werden neue Tarife vereinbart. Die Beschwerden werden wir nach Möglichkeit abstellen, so die rigorose Ueberwachung der Arbeiter tn den Werkstätten. Die Arbeitsämter der Werften sind angewiesen, über die örtlichen Arbeitsnachweise ihre Einstellungen vorzunchmen. Das Arsenal kann nicht gleichmäßig beschäftigt werden: cs gibt dort Zeiten außer ordentlich starker Inanspruchnahme, zu anderen Zeiten flaut die Arbeit stark ab. Daher kommen Schwankungen tn der Arbeitszeit vor. Atz». Qnaatz (D.-N.1 bemängelt als Mitglied des AufsichtS- ratcd der Deutschen Werke in Kiel, daß diese anscheinend bet der Verteilung der Aufträge ins Hintertreffen gelangten. Di« Deutschen Werke in Kiel hätten durchaus Bedeutendes geleistet. Die Wirtschaftlichkeit des Arsenalbetriebeö sei zu prüfe». Abg. Brüninghans (D. Vp.1 bittet um Mitteilung, nach welchem Gesichtspunkt die Vergebung der Rcpcraturen zwischen Arsenal und Deutschen Werke erfolge. Admiral Zenker: Bei den augenblicklichen Verhältnissen würde in Wilhelmshaven das Panzerschiff 71, in Kiel 75 Millionen RM. kosten. Was die Beschäftigung anlangt, müssen wir daran festhalten, daß die Werft in Wilhelmshaven möglichst rationell beschäftigt wird. Die Kieler Werft wollen wir stützen, um in der Ostsee mindestens eine leistungsfähige Werft zu haben. Hinsichtlich der Abwicklung des Ersatzban- programms glauben wir. die beiden Werften nicht gleich mäßig und voll mehr beschäftigen zn können. Wir hoffen aber ,daß die Konjunktur sich so entwickelt, daß die Deutschen Werke in Kiel sich durch Privaiaufträgc erhalten können. Das Kieler Arsenal muß ja, weil die Deutschen Werke nicht die Werkstätten dafür haben, alle Wasfeiirepcraturen für die Schiffe in der Ostsee durchführen. Die sonstigen Rcpcraturen werben nur im Einverständnis mit den Deutschen Werken verteilt. Diese haben sich auch noch nicht beschwert. Die Deutschen Werke tn Kiel haben dadurch, daß ihnen die Ostsee kräfte jährlich überwiesen werden, eine Basis, auf die sie wirtschaftlich rechnen können. Aus eine weitere Frage, welche schiffbautechntschen Versuche die Marine anstelle, erwidert Admiral Zenker, daß es nur solche seien, die weder von den schiffbantrchnischen Versuchsanstalten noch von der Handelsmarine ««gestellt würden. Eine Anfrage des Abgeordneten Hünlich (Soz.1, ob eines der drei Modelle der „Emden" nach Doorn gelangt sei, verneint der Admiral. Hierauf erfolgt die oben gemeldete Abstimmung. Der Rest des Etats wird unverändert ge nehmigt, bis auf die Titel, die mit der Phöbus-Angelegenheit in Verbindung stehen. Diese werden znrttckgcstellt. Don Glafenapp 1». Berlin. 5. März. Exzellenz v. Glasenapp. der frühere Vizepräsident der Nelchsbank. ist am Sonntag abend an Herz- schlag gestorben. ^ Gcheimrat Dr. Otto von Glasenapp wurde am 30. Ccricmber 1858 geboren. Ende Oktober 1874 trat er als Kannncrgerichls» refcrendar in den Dtaalsdienst, wnrde 1877 GerichtSasscssor und arbeitete dann bei der Staatsanwaltschaft de» Landgericht« I Berlin und im Iustlzmlnistcrlum. 1888 wurde er zum Neichsichapamt be urlaubt. im Dezember >88» znm NegierungSral bei dieser Behörde ernannt nnd Ichied dann endgültig an« dem Imiizdlcnstc. Am 1. Avril Ittvl, trat er aiS Geheimer Obersinanzrat in da? Direktorium der NeichSbank ein, dem er dann 38 flahre hindurch angehürlc. Im fsabre I»34. nach dein Jubiläum seiner .50jährigen Dienstzeit, schi ^ Gelieiinrat von Glasknapp an« dein Dienste a»S, Seitdem belas- er sich mit schrillstcllerischen Arbeiten. Der breiteren Qcnenilichkeu wnrde er durch seine Teilnahme an de» Berhandlnnae» von Algcricaö znm ersten Male bekannt.