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Adorter Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. .Siebenter Jahrgang. Preil für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 21 Ncugroschcn, bei Beziehung bcS Blatte- durch Botengelegenheit IS Ncugroschcn. " - .... 44. Erscheint jede Mittwoche. 3. Nov. 1842. Die ersten zehn Jahre nach Einführung der Städteordnung in unserer Stadt sind nunmehr verflossen. Der 3t. Oktober war der Endpunkt dieser Periode unserer städtischen Geschichte, denn an diesem Tage begannen wir vor Kehn Jahren die neue Ordnung der Dinge. Es ist ein bedeuten der und bedeutungsvoller Zeitabschnitt, den wir jezt zurükgelcgt haben, da er uns über einen Berg von Schwierigkeiten hinweggebracht und zugleich unserem städtischen Leben Ton und Farbe gegeben hat. Ja mannichfach waren die Hindernisse und Schwierigkei ten, die wir in dieser ersten Periode zu bekämpfen hatten. Sie waren nicht blos allgemeiner Art, lagen nicht blos in der Neuheit der Sache, sondern giengcn zum Theil aus ganz besonderen, rein örtlichen Ver hältnissen hervor. Doch wir haben den Kampf hin ter uns, den Sieg vor uns. Der Berg, der uns im Wege lag, ist gluklich erstiegen. Verweilen wir da her einen Augcnblik auf seinem Gipfel und überschau en wir nochmals die Wegstreke, die wir durchwan dert haben. Haben wir uns zu beklagen, oder haben wir uns zu freuen, dass die Stävteordnung bei uns eingcführt worden ist? Wir glauben, es sei das Leztere der Fall. Denn so wie dieses Gesez fast überall nur günstig in seinen Wirkungen sich, gezeigt har, wenn es nur mit Lust und Liebe angewendet und ausgeführt worden ist, so hat -es auch für unser Gcmeindeleben der Seg nungen gar viele in seinem Gefolge gehabt. Ein neuer Geist ist unter uns erwacht und hat zins, auf der Bahn des konstituzionellen Lebens um ein Bedeutendes vorwärts gebracht. Die städtische Obrigkeit ist in die Mitte der Burger herabgestiegep, wahrend sie vorher fast allenthalben hoch über ihnen in gefürchteter Höhe thronte. Ein neues Band, ein Band der Liebe, und des Vertrauens ist um Regie- fend< und Regierte geschlungen, wahrend vorher gar ost das Mistrauen seine Drachenzähne säete und ge genseitige. Anfeindung und Verfolgung als löhnende fruchte emporwuchsen. Der Burger nimnN,Eheil an her Verwaltung des Gemeindevermögcns und' kann daher um so sicherer beurtheilen, wie es verwaltet wird. Er hat Gelegenheit, unzwekmäsig scheinenden Vcrwaltungsmasregeln entgegenzutreten, und benuzt sie auch bei uns, so viel an ihm ist; sowie denn über haupt — wir dürfen es mit stolzer Freude sagen — was die Städteordnung im Allgemeinen Gutes ge bracht hat, bei uns kaum in einer Hinsicht spurlos vorübergegangen ist. Freuen wir uns dessmit dankbarem Sinne. Freuen wir uns, dass uns dieser zehnjährige Zeitraum gelehrt hat, was die Städteordnung will und was sie wirken kann und soll. Freuen wir unS, dass unser städtisches Leben in diesen zehn Jahren kräftig sich entwikelt hat und der Anfangs dürftige Spross schon zu einem mächtigen Baume herange wachsen ist, der seine grünenden Aeste über unS Alle schüzend breitet. Freuen wir uns, dass wir Partei» ungen, die — ein Erbtheil vergangener Jahre — bei dem Beginne des jezt abgclaufenen Zeitabschnitts uns in feindliche Heereshaufen spalteten, nur noch dem Namen nach kennen — dass wir, wenn wir uns auch widersprechen, doch nicht als Parteien einander gegen überstehen — dass wir zwar Partei nehmen, aber nicht gegen einander, sondern für einander, Partei neh men, wenn es der Sache des Fortschritts gilt, aber dann nicht Einer gegen den Andern, sondern Alle ins. gesammt und mit einander. Freuen wir uns des wie- dergckehrten Friedens, der aber nicht gleicht dem Frie den des Grabes, sondern der Leben und Bewegung und rüstiges Treiben gestattet. Freuen wir uns mit einem Worte, dass die ersten Anfänge unseres bürger. lichcn Lebens glüklich überstanden sind, dass die ersten ^chn Jahre unserer neuen Verfassung uns wenigstens »weit gebracht haben, dass wir frohen Hoffnungen ür die Zukunft uns überlassen können. Bauen wir ort mit Lust, das Gelingen des Baues wird Hann nicht fehlen. Werfen wir daneben einen Blik auf unsere äusse ren Zustände, so haben wir vor allen Dingen dank bar zu.bekennen, dass der Himmel in den verflossenen zehn Jahren un>ere Stadt vor groscn, allgemeinen llnqlüksfäUcn unausgesczt bewahrt hat. Noch -stehen unsere von den Vätern auf uns vererbten Wohnun gen, während so viele Landesgenossen ihr Obdach ver-