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Nr. »«8 Sl.Jahrg. Fernsprecher: Reaktion 32723 - Geschäftsstelle 32722 «vosischcckkont«: Dresden Rr. 14797 SiicklMe Sonntag, 23. In« 1922 Redaktion und Geschäftsstelle: -n,.«den-A. 1«. Äolbeinstraite 4« volfsrmuna ve,u«»tzr«I»i «onat Juli 18 rin,elmmnn«r L Di« SSLfllL» Volk«,eitu,er,»eini wSchenllich sechsmal. Slu»etae«tzr«i-, Die «vigelPaUene PetilzeU» « U», für Familien- und VereinSanzelgen, Stellen- »ud Mielaeliichc k> Die Petit-Reklame-«»« im redal-Iionelle» Leil. »9 mm breit, NS Fiir Inserate mit besonderer Plazierung;. Sprechstunde der Redaktion: S—N Uhr nachm. Nicht ausdrücklich znrükkverun,nie »ud mit Rückporto nicht versehene Einsendungen an dieRedaklion werden nicht incheu>ad r. «lnnahme von E-schSItSan,eigen «iS I» Uhr. von Famtlieuanzeigen bis 11 Uhr vormittag?. — Nnnolnnei,alten , ? Vorschrift auf -big- Preise 25 Prosent ^uschlaa. NnSd!eiben^der Pavicrlieieut»grn^^w.^eu!!'ch! ^V anb'erdE Po^^^^ ^«»§°L°o7« v- Schaden-.,-,. Für undeutlich geichrieb.e.n. low'- ^ Tagesschau PssslidsN trat zurück, nachdem er erklärt hatte, das, es ihm unmöglich sei mit Korsanttz als Ministerpräsidenten zu regieren. Der Ncichsanzeiger veröffentlicht in seiner Frritagsnummcr das Gesetz über de» Verkehr mit Getreide aus der Ernte 1922. Der Gencralausschus, des Arbeitcrvcrbandes beschloss für ganz Italien de» Generalstreik. Das sächsische Ministerium des Innern hat aus Grund der Verordnung zum Schutze der Republik den Nationalverband Deutscher Offiziere, Landesverband Sachsen, mit sämtlichen Be- zirksortsgrnppcn verboten und aufgclüst. Das Verbot des Deutsch- nationalen Ofsizierbundcs vom 8. d. Mts. wird aufgehoben. Aus einer Studienreise durch Deutschland trafen in Dresden 8« italienische Journalisten rin. Die Gäste erklärten, das; sie dnrch die Ruhe und Ordnung in Deutschland sehr ersrcut seien, sie Mrden die wirtschaftlichen Zustände Deutschlands aufmerksam studieren. Tie französischen Truppen im Brückenkopf Koblenz sind neuerdings wieder durch ein Jnfantenercgzment und nur Ab teilung Fcldartillrric verstärkt worden, die aus Oberschlcsien gekommen sind und jetzt in Koblenz die Besatzung des tchrcu- breitstcin, sowie von Koblenz-Lützeln bilden. Der Zerfall Vier Wochen sind seit der Mordtat an Nathenau jetzt der. Hannen. Man hat erwartet, das; die Deutschnationalen, das; wenigstens dre Fraktion der Deutschnationalen Parte: m Verl», von sich aus einen Trennungsstrich zu den Deutsch, völkischen um Wulle ziehen würde. Das ist nicht geschehen Der Zerfall der Deutschnationerlc» Partei geht trotzdem vor sich denn die Deutschvölkischcn geben sich nicht damit zufrieden, das, — was eigentlich das Selbstverständliche gewesen wäre — von einer offiziellen Trennung abgesehen wurde. Die Herren von Gräfe und Wulle halten dis Zeit gekommen, ihrerseits die Initiative m dieser Hinsicht zu ergreifen. Vorher schon hat der Abgeordnete Düringer, der unter dem alten Regime Justiz- minister in Baden war und stets zu den gemäßigten Elementen gehörte, seinerseits unmittelbar nach der neuesten Provokation durch den deutschnationalen Abgeordneten Bazille die Konse quenzen gezogen und seine» Austritt aus der Fraktion erklärt. Er wird dafür jetzt in der deutschvölkischen Presse ans das hef- tigste beschimpft. Bezeichnend ist, daß nunmehr das „Deutsche Tageblatt" selbst in seiner Nummer 157 vom 21. Juli von dem Zerfall der Deutschnationalen triumphierend berichtet. Herr Major Hen ning, Mitglied der Neichstagsfraktion der Deutschnationalen, war durch Enthüllungen nach dem Rathenaumord so stark kom promittiert, das, selbst sein eigener Wahlkreisverband gegen ihn Stellung nahm. Die Deutschnationale Reichstagsfraktion sah sich genötigt, einen Untersuchungsausschuß einzusetzen, uird dar aufhin haken Reichstagsfraktion und Parteivorstand der Deutsch, nationalen die Erklärung abgegeben, „daß ein weiteres Verblei ben des Herrn Abgeordneten Henning in der Deutschnationalen Fraktlonsgemeinschaft unerwünscht erscheint".. Das war der Funke, der zur Entladung geführt hat. Nun setzt in der deutsch völkischen Presse, zu der das „Deutsche Tageblatt" des Herrn Wulle, die „Deutsche Zeitung" des Herrn Maurenbrecher und die einst so vornehme „Kreuzzeitung" gehören, ein wahres Kessel treiben ein. Der Abmarsch der Deutschvölkischen beginnt. Eine Revolution innerhalb der Deutsch- nationalen Partei ist ausgebrochen. Die Abgeord. ncten von Gräfe-Goldebee und Reinhold Wulle er klären ihren Austritt aus der Deutschnationalen Neichstags fraktion. Das „Deutsche Tageblatt" spricht von einen» „völkischen Martyrium". Man höre und staune, es ist dort von einer „Ge schichte des völkischen Martyriums innerhalb der Deutschnationalen Volkspariei" die Rede. Ucbel- ster Duft steigt and diesen Enthüllungen auf. Das tvar und ist also die große Deutschnationale Partei, die uns allein die Ret tung bringen sollte. Die Partei, die nach Aussage des Herrn Abgeordneten Beutler im Sächsischen Landtage allein die natio nalen Belange vertreten will. AuS den Enthüllungen des „Deut, schen Tageblattes" erfährt man. daß die Dentschnationale Frak tion des Reichstages bezw. ein Teil dieser Fraktion die Abgeordneten Wulle, Henning und von Gräfe längst „als un - bequeme Last" einpfunden hat. Wem« wir uns recht er innern, waren e» gerade die Herren von Gräfe und Wulle, die in Sachsen von der Deutschnationalen Partei mit besonderer Vorliebe geholt wurden, dieselben Herren, die schon seit den ReichStagswahlen von 1920 von besonneneren Elementen in der Deutschnationalen Neichstagsfraktion als unbequeme Last emp funden wurden. Und wenn wir uns nicht ganz täuschen, war es wiederum der Herr von Gräfe, der in einer deutschnationalen Versammlung in Dresden im Frühjahr 1920 eine überaus provo- zierende Rede hielt, die von Persönlichkeiten beklatscht wurde, von denen man das hätte nicht annnehmen sollen. Und weiterhin muß in Erinnerung zurückgernfen werden, daß vor drei Wochen, am 4. Juli, im Sächsischen Landtage der Abgeordnete Grellmann von der Deutschnationalen Partei mit Entschiedenheit eine Lanze für dieselben Deutschvölkischen brach. Just in diesem Augenblicke veröffentlicht Herr Max Maurenbtecher. der einst mit Energie das Banner das Sozialismus schwang, in seiner „Deutschen Zeitung" (Nr. 31 l) einen Artikel, in der er eine „scharfe, klare, willenzüchtende Füh rung" fordert und im Anschluß daran die Errichtung der „Dil- tatur des nationalen Willens" verlangt. Vorher hat er als Unheil die Einführung des allgemeinen gleichen »nd ge- Heimen Wahlrechtes, nach dem 70er Kriege im Reiche, be zeichnet- Es verlohnt sich nicht, auf das Elaborat näher eiuzu- gehen. Aber wenn Herr Maurenbrecher erklärt: „Bis diese Stunde kommt — gemeint ist die Daktatur des nationalen Wil- lenS — geht die Nation ihren Leidensweg", dann muß man sagen: Herr Maurenbrecher vergißt zu sagen, von wem diese Diktatur des nationalen Willens kommen soll. Etwa von den Deutschvölkischen? Wir danken! In einem hat Herr Mauren» Aufruf dsr Deutschen ZentrmmsPurter Für die grstze christliche Partei -er Mitte Die politischen Ereignisse der letzten Wochen haben g zeigt, wie »iahe das deutsche Volk am Abgrund steht. Jeder behauptet, das zusammengebrochene und zerrüttete Deutschland wieder er neuern zu wollen. Programmatische Ankündigungen werden zu Schlagwortcn, wenn nicht endliH Taten folgen. Der tiefere Grund all dieses Elends liegt bei den Parteien. Die Vereinfachung und Vereinheitlichung unseres Packeiwest »S ist eine Lebensfrage Deutschlands. Diese Gedanken waren richtunggebend für die letzte Tagung deS Ncichsausschusses der Deutschen ZentrumSpartci. Wir brau chen eine starke Partei, die durch Zielsetzung, Haltung und Zu sammensetzung eint. Diese Partei muß 7'-- Jd-.'n der >.cu,n Zeit verkörpern, ohne das Gut der alten Zeit, die Staatskraft» staalStreues Beamtentum, religiös-sittliche Werte preis zu geben. Diese Partei muß die großen sozialen Aufgaben der Gegenwart meistern, die Trennung nach Klassen überwinden, die Stände und Konfessionen zu aufbauendcr. politischer Arbeit zusammenführen. Sie muß treu zur Verfassung stehen und ihre Wurzel in allen Landestellen Deutschlands haben. Die hier beschriebene politische Linie hat die ZentruniSpartei tatsächlich eingehakten. Sie ist des halb geeignet, sich zu dieser groß:» nid starken Milte anSzu- wachscn und insbesondere auch den Kern der ::i lenter n.nt viel besprochenen Arbeitsgemeinschaft der oe: afiniigStreuen Miste abzugeben. Die obersten Instanzen der Deutschen ZenrtnmSpartei sind aus diesen Erwägungen heraus einmütig entschlossen, de» grund sätzlich stets vertretenen politischen Charakter der Partei bei den nächsten Wahlen auch nach außen hin klar und unzweideutig zum Ausdruck zu bringe». Bei den nächsten Wahlen soll eine grössere Zahl nicht katholischer Kandidaten anfgestcllt werden, ohne Rücksicht darauf, ob diese eine entsprechende Anzahl von Wählern ihres Bekenntnisses hinter sich haben. Die Zentrnmspartei ist eine deutsche Verfassungs-Partei, die weder vor den Grenzen einer Konfession, noch einer Klasse, noch eines Standes, noch eines Landes Halt machen. Jbre politisch« Arbeit gilt der Wiederanfrichlung des deutschen Volkstums in einem starken deutschen Reiche, der Erhaltung der christlichen Kul- turgüter. Parteiorganisation und Partcipresse sind ersucht worden, ihrer Arbeit diese Richtlinien zugrunde z» legen und insbesondere alles Erforderliche für die Wahrung des politischen Charakters der Deutschen Acn- trnmSvartei zu tun. AuS diesen Erwägungen 'heraus wendet sich die Deutsche Zentrnmspartei an alle, die guten Willens sind, ans diesem Boden initzuarbetten, gleichviel, welcher Konfession sie angchören. Die Deutsche Zentrnmspartei bietet die Hand zu einer stnats- polit-schen Tat, Deutsche »nd Christen, tut eure Pflicht! Ter Neichspartcivsrstand gez. Marx, M. d. N., Senats präsident, 1. Vors, der Deutschen Zentrnmspartei. Der Auswärtige Ausschutz über die Finanzkontrolle tu. Berlin, 22. Juli, lieber die Sitzung des auswärtigen Ausschusses des Reichstages, der sich mit den Forderungen der Garauttckonimission befaßte, berichlei das Achtuhrabendblatt »och folgende Einzelheiten: In dieser Sitzung lag der Brief deS Ga- rautiekomitees an den Reichskanzler bereits in vollem Wortlaut vor. Er wurde nach einigen einleitenden Worten des Vorsitzen den. Abg. Dr. Strescniann, von Rcichsfinanzininistcr Dr. Hermes nochmals kurz erläutert. In der darauf folgenden Debatte stellte sich heraus, daß die meisten Mitglieder des Ausschusses noch vor gestern der Meinung gewesen waren, daß die Verhandlungen der Neichsrcgierung mit dem Garantiekomitec noch nicht abgeschlossen seien und erst nach der Befragung des auswärtigen AusschusseS abgeschlosscn werden sollten. Mit einiger Uebcrraschung hat man daher »m Ausschuß davon Kenntnis genommen, daß die Be ratungen bereits vollständig abgeschlossen sind. Die Debatte war ziemlich lebhaft. Von den Dentschnatianalen ergriff Dr. Helffe- rich das Wort. Er erhob heftige Angriffe gegen die ReichSregie- rung, während der unabhängige Dr. Breitscheidt und der Mehr- heitssozialist Stampfer das Verhalten der Reichsregiernng zu ver teidigen suchten. Auch Reichskanzler Dr. Wirst» ergriff im Lause der Debatte das Wort zu einer kurzen Erklärung. Für die Deutsche Volks-Partei sprach der Abg. Dauch, der den schweren Bedenken feiner Fraktion Ansdruck gab. In den Kreisen der Deutschen Volkspariei glaubt mau trotz aller gegenteiligen Ver sicherungen, daß die mit der Garantiekomniission vereinbarten Vedingunaeu die Preisgabe zum wenigsten eines Teiles der deutschen Finanzhoheit bedeuten und inan befürchtet, daß ange sichts der Ungewißheit, die immer noch über das Moratorium be steht, daß der Preis für einen sehr geringen Erfolg bezahlt wor den sei. Poineare an die Reparationskommission Paris, 21. Juli. In seinem Briefe an die NeparationS- kommisslon forderte Poincarö, daß vor der Bewilligung des neuen Moratoriums, die Reparationskommission neue Bedingungen aufzuerlegen habe. Die schwcrstwiegende darunter ist die. daß Deutschland sofort eine ganze Reihe von StaatSüesitzungen im- mobilen Charakters, Domänen, Wälder. Staatsbergwerke, sowie anderes Staatseigentum aller Art auszuliefern habe. Die Re- brecher recht, wenn er davon spricht, daß Hundert tausenden die Augen geöffnet worden seien, „wo wir Hintreiben, wenn dieser Verwilderung des Parte,geistes nicht eiidlich ein Ziel gesetzt wird". Denn das ist Tatsache, daß Hunderttausenden durch das Treiben der Deutsch völkischen in der Deutsch nationalen Partei, durch das Auftreten dieser Bolsche wisten im Frack, die Augen geöffnet worden sind. Nicht Diktatur aber kann die Parole sein, sondern nur Ausgleich und Wiederaufbau auf dem Boden der legitimen Verfassung. Wenn es dafür noch eines Beweises bedurft hätte dann würde ihn der Zerfall der Deutschnationalen Partei liefern. Den» mit diesem Zerfall tun sich Abgründe auf, die als geradezu erschreckend bezeichnet werden müssen. n-,. parationSkommtssion soll sich dieser Besitzungen bediene», um die Garantie für irgend eine Kreditoperation zu schaffen. Ferner fordert Poincarv, daß die Reparatiouskonmiission öffentlich die absichtliche Verfehlung Deutschlands seststellt. da mit die Bedingungen der >7 und 18 des Anhang? 2 vom Teil 8 des Versailler Vertrages durchgeführt werden können. Poüiearö will sich das Recht zu Strafmaßnahmen unbedingt sichern, wes halb er von der Neparativiiskouimission die öffentliche Feststellung der Verfehlung Deutschlands fordert. Endlich verlangt Poincarv, daß ei» Moratorium für Deutschland 5—6 Wochen nicht nbcr- schreite» dürfe. Diese Forderungen deS französischen Minister präsidenten siird die härtesten Zumutungen, die Deutschland seit dem Schluffe des Welikrirgcs vorliege». Aber selbst mit solchen Forderungen ist ein chauvinistischer Hetzer wie Pertinax im Echo de Paris nicht zufrieden. Sondern er er klärt, daß das 5—6wöchige Moratorium an Deutschland nicht ge währt werden dürfe, wenn nicht Strafmaßnahmen und tffaran- tien ergriffen würden. Das linke Nhcinnfer und die Ruhr spie len in dieser Besprechung natürlich eine Rolle und Pertinax be dauert, daß davon in der Note des französischen Ministerpräsi denten nicht die Rede sei. Ferner erklärt Pertinar. daß alle Be schlüsse des Garantiekomitecs wertlos seien. Sie würden nur dann irgend etwas bedeuten, wenn man die Mark ans irgend einem Niveau erhalten könnte. Aber von dieser Stabilisierung sei man weiter entfernt denn je. Könnte man das ganze wirt schaftliche und finanzielle Leben Deutschland? überwachen, wie seinerzeit die Türken und Acpypten überwacht wurden, dann hätten die Beschlüsse des GarantiekomitceS irgend welche Bedeu tung. Da? Garantiekomstec selbst wird seinen vollständigen Be richt erst in etwa 8 Tagen vorlegcn. Kommt die Kontrolle? Man schreibt uns an? der Neichshauptstadt: Erschreckend sind die erste» Mitteilungen, die seht aus Paris elntreffeu und sich mit den deutschen Reparationszahlungen be schäftige». Es verlautet, daß die Kontrollkommission, die i» diesem Falle „Garantiekomitee" heißt, bereits vier fest nnischriebene Grundsätze nach Paris gegeben habe, welche ihre Stellung kcnn- zeichnete». Wenn man den vorläufigen Berichten glauben darf, so hat anscheinend eine jede der vier Unterkommissionen, die bei den Verhandlungen in Berlin gebildet worden sind, eineil Satz als Resultat ihrer Beratungen aufgestellt. Es war während der Tätigkeit dieses Garantiekomitees ni Berlin, die ain 17. Juni ausgenommen worden war, folgende Viertcilung vorgeiiommen, worden: 1. Ausschuß für die Einnahmen des Reiches. 2. Ausschuß für die Ausgaben des Reiches.