Volltext Seite (XML)
Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Inserate wer den Lis Nachmittag 3 Ühr sü» die nächst« erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger llllb - gespaltene Zeile oder deren RaummitliP,., Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. GerichtsLmter und " der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. 42. Montag, den Sv. Februar. 1860. TogesgeschicOle. Freiberg. Oeffentliche Gerichts-Verhandlungen: Den 21. Februar Vormittags 10 Uhr. Hauptverhandlung in der Untersu chung wider den Bergarbeiter Ernst Florian Böhme ans Dorf, chemnitz, wegen ausgezeichneter Diebstähle. Den 24. Febr. Nach mittags 4 Uhr. Verhandlungstermin in Privatanklagsachen Chri stianen Carolinen Neichler wider Johann Gottlieb Springer allh. Den 28. Februar Nachmittags 3 Uhr. Verhandlungstermin in Privatanklagsachen Carl Gottlieb Halms und Consorten in Ober schöna, wider Johann Adolph Hnbricht daselbst. Nachmittag« 3 Uhr. Verhandlungstermin in Privatanklagsacheu Carl Adolph Lange« in Reichenbach wider Johann Adolph Hubricht in Oberschöna. Nachmittags 4 Uhr. Verhandlungstermin in der Untersuchung wider Clara Marie Kutscher allhier, wegen beigemcssener Partiererei. Au« Chemnitz erfahren wir in Sachen de«.Cantors und Musik direktors Hrn. Schneider aus Dessau, dem " . Ausübung seiner kirchlichen Functionen beanstandet wurde, weil er reformirt ist, aus guter Quelle Folgendes: Hr. Schneider war, im November v. I. als Cantor und Musikdirektor iu Chemnitz designirt, seiner Berufung gemäß am 2. Januar daselbst cingetroffen und hatte von seiner AmtSwohnling Gebrauch gemacht. Hr. Schneider ist in Dessau geboren, wo sein Vater, als früher in Leipzig wohnhaft und der lutherischen Con fesston angehörend, als Kirchendiener an der Hauptkirche wirkte, in welcher auch Hr. Schneider getauft und confirmirt wurde und später in dessen Functionen an der Kirche trat. In Chemnitz mit der Einrichtung der kirchlich-musikalischen Angelegenheiten beschäftigt, sollte er eben auf der Superintendent«! vereidigt werden, als kurz vorher derselben durch irgendeine Persönlichkeit mitgetheilt worden war, daß die Behörden, Rath, Kircheninspection, Kreisdirection in Zwickau gauz übersehen, daß er reforwirter Confession sei und den vorgeschriebenen Eid eines Cantors (eine alte Eidesformel, die zunächst für Cantoren auf dem Laude berechnet ist, welche zugleich Lehrer sind und häufig den Prediger vertreten müssen) tznter diesen Umständen nicht leisten könne. Da Hr. Schneider in seiner Eigen schaft als.Cantor zugleich mit den liturgischen Verhältnissen rc., Gemeindegesang zu thun habe, so müsse er als Kirchendiener ver eidigt werden, und zwar vorschriftsmäßig nach dieser Eidesformel. Die" Superintendentur berichtete sofort nach Zwickau, resp. nach Dresden, um eine Verordnung unter den obwaltenden Umständen zu erlangen, da Hr. Schneider doch nicht Lehrer, sondern nur' Musikvirector an der genannten Kirche sei. Die Verordnung er- schien, und zwar in der Form, daß er als Cantor an der Jakobi kirche nicht zulässig sei. Nun ist augenblicklich auch die Cantor- stelle an der: zweiten Kirche vacant, und man hat nunmehr den Antrag von Cbemnitz aus gestellt, Hrn. Schneider für beide Kirchen als Kirchenmustkdirector ci'nzuweisen . und projectirt nunmehr, an beide Kirchen noch besondere Cantoren anzustellen. Dieser Antrag ist genehmigt und Hr. Schneider am 13. Februar durch die Schul- und Kircheninspection angewiesen worden, allerdings mit Hinaus schiebung seiner Vereidigung als städtischer Beamter, wahrscheinlich bis zur vollständigen Erledigung de« neuanSgearbeiteten Plans für das Kirchenmustkwesen der Stadt Chemnitz —, die Direction der Kirchenmusiken für beide Kirchen sofort zu übernehmen. Dies der Sachverhalt. Daß 'die Chemnitzer Geistlichen irgendwie gegen die Angelegenheit gewirkt, werde, vielleicht einen ausgenommen, nicht für wahrscheinlich gehalten, doch sei auch letzteres nur eine Ver- muthung des Publikums. Im Gegentheil, die Geistlichen hätten sich derselben mit allem Eifer angenommen, hätten aber nicht durchs greifen können, da das Gesetz in der Doppclstellung Hrn. Schneider'«, als Cantor und Musikvirector, eine Abänderung der alten. Eides formel nicht zugelassen habe. ' Berlin. Die Leiden des krankcn Königs von Preußen schil dert Kossak in Berlin sehr schmerzlich: „Im Nacken des Königs liegen drei Haarseile, welche dem Kranken bei jeder Bewegung Aufregung und Schmerz verursachen. Der König hat zuweilen Augenblicke deS klarsten Denkens, die. Umgebung hört dann herz zerreißende Klagen des Leidenden über seinen Zustand und die ihm vom Himmel auferlegte Prüfung." In Kassel hat in vergangener Woche ein Abkömmling der Familie des Ex-Königs von Westphalen, der preußische Oberre- gierungsrath Napoleon Jerome v. Schlotheim mit einet Verwandten de« kurfürstlichen Hauses, Frl. von Haynau, ein eheliche« Bündniß abgeschlossen. Eine seltene Allianz der Liebe. Aus Lindau vom 10. Febr. wird der Preußischen Zeitung geschrieben: „Nach den im angrenzenden vorarlbergischen Gebiete umlaufenden Gerüchten werden, nach den hauptsächlichsten Orten Vorarlbergs größere Militärabtheilungen der österreichischen Armee abgeordnet „werden: wie verlautet, hauptsächlich ungarische Re gimenter." Wien. Dem ultramontanen Blatt „Die Gegenwart" ist e» nach einer Correspondenz der Zeitung für Norddrutschland dieser Tage begegnet, daß sämmtlicbe in dcr Druckerei beschäftigte Setzer sich weigerten, die von der Rcdaction ihnen zugekommenen Manu- scripte zu setzen. - n Italien. Ein Seidcnfabrikant auf Sardinien war kein Freund der Concurrenz. Sieben Concurrenten hat er im Laufe weniger Jahre durch Banditen ermorden lassen. Sardinien. Victor Emmanuel fängt an, widerspenstig zu, werden und Napoleon denkt: wir wollen dich moreo lehren. Ritter Dcsambrois ist sardinischer Gesandter in Paris, mit seinem Kopfe ist's gut bestellt, desto schlimmer mit den Beineu. In den Tui- lerien war Hosball und der Ritter lehnte vorsichtig seitwärts in einer Fcnsterecke. Dennoch fand ihn ein-Adjutant Napoleon». „Der Kaiser läßt Sie einladen, mit der Prinzeß Clotilde in der Kqiser- Quadrille zu tanren." — Unmöglich, ich habe in meinem Leben nie getanzt. — „Hilft nichts, Sie können der Prinzessin und dem Kaiser keinen Korb geben, der Kaiser selbst tanzt in der Quadrille und Oesterreichs Gesandter ist Ihr Gegenüber!" — Das qrme Opfer tanzt und tanzt wie Einer,,der's nie gekonnt hat. Dier ganze hohe Gesellschaft ist scelenvergnüat und andern TageS lacht ganz Paris. Der arme Ritter ist wüthend nnd läßt sich abberufen. Das wollte Napoleon. —7-7—77: 7—77 7-7- ' -7— (Eingesandt.)' Vortrag im Freiberger Gewerbe-Verein, den 24. Januar 1860. Die im Gewerbe-Verein am 13. December voh. Jahres über da« ehemalige Nonnenkloster zu Freiberg gehaltene Vorlesung, mit welcher eine Ausstellung von alten Wandgemälden ebendaher verbunden war, scheint Veranlassung gewesen zu sein, daß an einem der nächsten Versammlungsabende die Frage aufgestellt wurde: „Ware eS nicht wünschenSwerth und zugleich möglich, ein, wenn auch Anfangs nur kleines,' . Museum für Alterthum und Kunst in FZeihxrg zu begründen?" — ES sei mir-gestattet, eine ausführliche Beant wortung dieser Frage nach Kräften zu versuchen. ES dürfte gerade jetzt, wo auch Freiberg nun endlich bald durch eine Eisenbahn in den reißenden Strom der Neuzeit einlaufen wird, wünschenSwerth nnd hohe Zeit sein, am Orte Alle» sorg fältig aufzusuchen, zu sammeln und zu Jedermann» Ansicht aufzu« , stellen, wa- das Andenken an die ruhmwürdige Vergangenheit ' unserer „alten, freien, frommen und treuen" Bergstadt wachzurufrn