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Dresdner Journal : 06.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189608066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960806
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-06
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 06.08.1896
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Kür Dresden viertellährüch » Marl SO Pf, bei den kaiser lich demfchcn Poftanstaltea »irrtetjährlichtzMarl; außer halb d«< Deutschen Reiches Poß- und Stempelzuschlag Linzelue Nummern: lo Pf Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends Fernspr -Anschluß: Nr1LAZ. Dresdner M Journal. «nlünßisnngsgebüdren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Lchnft KV Pf Unter „Eingesandt" die Zeile üu Pf. Bei Tabellen- und Zisfernfatz tlltspltcheiider Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition des DreSdner Journal- Dresden, Zwingerstr 20. Frrnjpr Anschluß: Nr 1295. ^181. 18S6 Donnerstag, den 6. August, abends. Amtlicher Teil. Dresden, 5. August. Se Königliche Majestät haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Abtheilungsdirektor im Finanzministerium, Geh. Rath Otto Theodor Meusel das ihm von Er. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg verliehene Komthur- kreuz I. Klasse des Herzoglich Sachsen - Ernestinischen Hausordens annehme und trage. Wekannlrnachung, die Abhaltung der diesjährigen Wahlfähig- keits- und Fachlehrer-Prüfungen betreffend. Die diesjährigen Wahlfähigkeits-Prüfungen für solche Hilfslehrer und Hilfslehrcrinnen, welche ihre Kandidaten-Prüsung schon Ostern 1894 bestanden haben, sollen zwischen Michaelis und Weihnachten stattfinden. Hilfslehrer, welche sich dieser Prüfung unter werfen wollen, haben spätestens am 15. September, Hilfslehrer innen dagegen spätestens am 31. August ihre Zulassungsgesuche bei dem Bezirksschulinspektor ihres Wohnortes unter Beifügung der in 8 l6 der Prüfungsordnung vom I. November 1877 (Seite 313 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1877) vorgeschriebenen Zeugnisse einzureichen, worauf sodann von den Bezirksschulinspektoren die Gesuche mit thnn- üchster Beschleunigung unter Beobachtung von 8 16 der Prüfungsordnung an den Prüfungskommissar ab zugeben sind. Diejenigen, welche sich einer Fachlehrer-Prüf ung unterwerfen wollen, haben ihre Gesuche um Zu lassung nebst den nach 8 28 der Prüfungsordnui g beizufügenden Zeugnissen bis spätestens den 31. August laufenden Aahres, diejenigen, welche sich der Fachlehrer-Prüfung im Turnen unterwerfen wollen, bis zum 29. August bei kein Bezirbsschulinspektor ihres Wohnortes an zubringen, worauf den Nachsnchenden seiner Zeit weitere Bescheidung zugehen wird. Dresden, am 3. August 1896. Ministerin m des Cutins und öffentlichen Unterrichts. v. Seydewitz. vr. Dietrich Nichtamtlicher Teil. Ueber den großen ^rbeiterauskand in St. Petersburg ist jetzt im russischen „Regierungsanzeiger" der amt liche Bericht erschienen. Derselbe berichtigt in be achtenswerter Weise die bisher auf Grund privater Berichterstattung veröffentlichten Angaben über diesen ersten Massenausstand russischer Industriearbeiter. Es wird da festgestellt, daß in den 484 Fabriken, die zur Zeit in St. Petersburg und Umgebung im Be trieb stehen — die Kronfabriken und Eisenbahnwerk stätten sind in dieser Zahl nicht inbegriffen — im ganzen 79 000 Arbeiter (in runder Zahl) beschäftigt sind, und daß nicht, wie seiner Zeit berichtet wurde, 75 WO, sondern nur die in 19 Spinnereien des St. Petersburger Jndustriebezirkes beschäftigten 14 000 Arbeiter nach und nach in den Ausstand cingetreten sind, während die übrige Masse der Arbeiter während der Dauer des Ausstandes die streikenden Spinner durch Zuwendungen von Geldmitteln unterstützt, sich anderweit an demselben aber nicht beteiligt hat. Der Ausstand begann am 24. Mai, und zwar zunächst in der „Russischen Baumwollenspinnerei", nacht ein bis dahin nur in 4 Fabriken des Stadtteiles Narva während der Krönungstage vom 14. bis 16. Mai teils mit teils ohne Zustimmung der Fabrikdirektoren die Arbeit geruht hatte. In der obengenannten Spinnerei verlangten am 23. Mai 102 Handlanger, daß ihnen die Direktion den Lohn für alle drei Krönungsfeier tage, während welcher nicht gearbeitet worden sei, ausbe zahltwerde; außerdem beanspruchten sie Entschädigung für die von ihnen vor Beginn der normalen Arbeitszeit abverlangten Arbeitsleistungen. Die Direktion lehnte die erstere Forderung ab, erklärte aber die zweite für b rechtigt-, die Handlanger begnügten sich damit jedoch nicht und legten am folgenden Tage die Arbeit nieder. Sie erschiene» dann zwar drei Tage später wiederum, indessen nur, um die Arbeit nach der Mittagspause „endgiltig" niederzulegen. Diese Vorfälle waren die Vorläufer des allgemeinen Arbeiterausstandes, dessen eigentliche Ursachen sich erst bei Ausbruch des Aus standes in der Katharinenhofer Manufaktur heraus stellten. Hier hatten die Spinner schon etwa eine Woche früher der Fabriksverwaltung gegenüber den Wunsch nach Verkürzung der Arbeitszeit, die von 6 Uhr morgens bis 8 Uhr abends mit einstündiger Mittagspause währt, zum Ausdruck gebracht und, als ihnen hierauf ein ablehnender Bescheid zu teil geworden war, samt den Handlangern und Schlossern am 27. Mai — also gleichzeitig mit den Handlangern in der russischen Baumwollenspinnerei — die Arbeit ein gestellt. Ihrem Beispiel folgten nach und nach die Arbeiter in den übrigen 17 Spinnereien, die ihre Thätigkeit erst dann wieder aufnehmen zu wollen er klärten, wenn die Direktionen den von ihnen aus gestellten Forderungen zugestimmt haben würden. Ihre Forderungen lauteten: zwölfstündige Arbeitszeit, ein schließlich einer 1^ stündigen Mittagspause, genaue Festsetzung des Beginnes der Arbeiten und Einstellung des Reinigens der Maschinen während der Mittags pause. Außerdem wurde noch über rohe Behandlung seitens der Meister, über Bestechung und Erpressung Klage geführt. Nur die Woroninsche Spinnerei, die im vorigen Jahre den Arbeitslohn um zehn Prozent erhöht hatte und seither Ausstandsgelüsten, mit größter Strenge entgegengetre'.en war, blieb außerhalb der Bewegung. Die Haltung der Spinner während ihres dreiwöchentlichen Ausstandes war eine durchaus ruhige. Bis auf einen einzigen Versuch, die Arbeiter in der Manufaktur Sampsoniew zur Arbeitseinstellung zu zwingen, verhielt.» sie sich ab wartend. Dabei fehlte es nicht an Versuchen sozial demokratischer Agitatoren, von auswärts her die aus ständigen Arbeiter zu Ausschreitungen zu verleiten. So erschienen während dieser Zeit 25 Flugblätter mit Überschriften, die auf sozialdemokratischen Ur sprung hindeuteten. Diese Flugschriften wurden unter den Arbeitern in großen Mengen verbreitet, machten auf dieselben aber keinen Eindruck. Rechtzeitige Er mahnungen seitens der Polizeiorganc nnd Fabrik inspektoren hielten die Arbeiter davon ab, den in den Flugschriften empfohlenen gewaltsamen Weg der „Retiung des Arbeiterstandes" zu betreten. Sie ließen sich schließlich von dem Stadthauptmann davon über zeugen, daß sie eine Besserung ihrer Lage und die Befriedigung ihrer berechtigten Wünsche nur dann erzielen würden, wenn sie wieder ihre Arbeiten in den Spinnereien aufnähmen. Der Genannte machte ihnen für diesen Fall die verbindliche Erklärung, daß ihre Wünsche dann in Berücksichtigung ge- Kunss und Wissenschaft. General Alexander Dumas. In einem der elegantesten Viertel von Paris, auf einem seiner schönsten Plätze, der Place Malesherbes, er bebt sich das Denkmal Alexander Dumas, des Vaters. Der Poet ist dargestellt in einem niederen Lehnsessel sitzend, die Feder in der schlaff herabfallenden rechten Hand, in der Linken ein Manuskript, den Blick träumerisch in die Ferne sendend Hinter ihm und mit dem Rücken gegen ihn sitzt am Rande des hohen steinernen Postaments, das Rapier überS Knie geschlagen, in graziöser Haltung die Heldengestalt d'Artagnan« An der Stirnseite des Postament», welchem rings in goldenen Lettern die Titel der zahlreichen DumaSschen Werke cingraviert sind, sehe wir eine Gruppe von drei Personen, die augenscheinlich dem Arbeiterstande angehören In der Mitte hält ein junge», schöne» Mädchen ein aufgeschlagenes Buch des Meisters auf dem Schoße und liest vor; zu ihrer Rechten, den Schmiedehammer in der schwieligen Faust, sehen wir den Vater des Mädchens, wie er dem Dichterworte lauscht; zur Linken hält sich der Sohn, der aufmerksam im aufgeschlagenen Buche mitliest Es ist dies vielleicht das schönste Denkmal, das je einem Dichter gesetzt wurde; kein Wunder, eS stammt von Gustave Dor«-. Es sollen nun demnächst sowohl Alexander Duma»' Sohn al» auch sein Vater, der General Duma», Standbilder erhalten, welche auf dem gleichen Platze errichtet und dem Meisterwerke Dor«-» Front machen werden; die Place Male«herbe« wird in die „Place de» troi» Duma»" umgetaust werden. Der wenigst gekannte von den Alexander DumaS — sie hatten alle drei den gleichen Vornamen — ist der Vater de» Autors der „Drei Musketiere", der General Dumas Eine selbst in Frankreich ziemlich verbreitete Meinung ist es, daß er eigentlich nur der Vater dc» genialen Romanciers und der Großvater des mächtigsten unter den modernen Moralisten gewesen sei. Das jüngst erschienene Werk Andro Maurels trois vumag" hat es sich zur Auf gabe gesetzt, uns über diesen Irrtum auszuklären, uns mit der Gestalt des ersten Dumas bekannt zu machen und seine lange verkannten Verdienste in« rechte Licht zu rücken Und da gewahren wir denn mit Erstaunen, daß Maurels Held ein ganzer und echter gewesen, daß er geradezu als der Typus jener glücklichen Reoolutionssolvaten bezeichnet werden muß, die sämtlich den Marschallsstab im Tornister trugen und von denen einige Throne bestiegen, wie Bona parte, Bernadotte, Murat, andere den Heldentod starben, wie LanneS Einem Feuilleton in der Wiener „Presse" folgend, teilen wir nach Maurels Buche nachstehende Haupt daten aus dem Leben des Generals mit: Als Sohn des Auswanderer» Marquis de la Pailleterie und einer Negersklavin Louise Cossette DumaS erblickte Thomas Alexander im Jahre 1762 das Licht der Welt auf der Insel Santo Domingo, die damals unter fran zösischer Herrschaft stand. Ob der Marquis Eossette wirklich geheiratet hat, wie Alexander Dumas II. in der Biographie seines Vaters behauptet, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls vertauschte Thomas späterhin, al» er nach dem Tode seiner Mutter den Marquis nach Paris zurückbegleitet und letz terer sich daselbst neuerdings verheiratet hatte, den Namen Pailleterie gegen jenen seiner Mutter Duma« Er zählte damals achtzehn Jahre und war trotz seiner mangelhaften Erziehung ein geistig sehr veranlagter Jüngling; moralisch ein seltsames Gemisch von HerzenSgüte und Bru talität, Heftigkeit und Indolenz, physisch aber, unge- geachtet seiner Mulattensarbe, ein ideal schöner, nahe an zwei Meter langer und herkulisch starker Mann über seine Körperkraft erzählte man wahre Wunderdinge, unter anderem folgende«: Duma« befand sich eine« Abends im Theater Montanster in der Loge einer Dame, seiner zogen und rach Thunlichkeit erfüllt werden würden. Vor Wiederaufnahme der Arbeiten werde jedoch von keiner Seite auch nur ein Schritt in ihrem Interesse erfolgen, vielmehr würden alle diejenigen Arbeiter, die im Ausstande weiter ver harrten und nicht in St. Petersburg zuständig wären, samt ihren Familien in ihre Heimat ab geschoben werden. Diese Vorstellungen des Stadthaupt manns hatten den gewünschten Erfolg. Die ausständigen Arbeiter kehrten nach und nach wieder zu ihrer Arbeit zu rück, sodaß am 17. Juni die sämtlichen vom Ausstand be troffenen Fabriken sich wieder in vollem Betrieb befanden Unmittelbar darauf wurde von der Regierung ein gehendste Untersuchung der durch den Ausstand markierten Zustände durch Fabriksinspektore und Beamte der Stadthauptmannschaft verfügt, sodaß die Abstellung von wirklichen Mißständen, welche die Unzufriedenheit der Arbeiter hervorzurufen geeignet waren, nicht lange auf sich werten lassen dürfte Ver Londoner Loffalikenkongrek hat zu erneuten Erörterungen über die Antithese von Anarchismus und Sozialismus Anlaß gegeben. Untersuchungen über einen Unterschied, der thatsächlich gar nicht vorhanden ist, also über ein nonens, ein Nichts, können kaum anders als langweilig sein. Es sei also hier von dieser Erörterung selbst nicht weiter die Rede. Wohl aber läßt sich an den scholastischen Wortstreit und die geniale Liebkncchtsche Entscheidung, daß Anarchisten aus einen revolutionären Kongreß nicht gehörten, weil sie keine echten Revolutionäre seien, sondern eher Bourgeois, in ungezwungener Werse die Hindeutung ans eine Thatsache anknüpfen, welche für die Beurteilung der gegenwärtigen Lage der Umfturzpartei von unverkennbarer Wichtigkeit ist. Die „Nordd. Allg. Ztg" thut das in folgender Aus führung: Eine Beurteilung der Sache nach dem Namen, der ihr an- geheftet ist, ist offenbar nirgends weniger angängüch als da, nw es sich um politische Richtungen und Parteiungen handelt- Abgesehen von den zahlreichen Fällen, wo der Name in einer bloßen Äußerlichkeit od«r Zufälligkeit feinen Uripiung hat — wie dies z B gegenwärtig bei dem Wort „Zentrum" der Fall ist —, liegt es in der Natur der politischen Entwickelung, die sich namentlich heutzutage in scharfen Kämpfen vollzieht, daß die Parieibczcichnungen weniger der Absicht dienen, Wesen und Inhalt einer politischen Richtung der Wahrheit gemäß zum Ausdruck zu bringen, als vie.mrhr den praktischen Zwecken dcs Kampfes um die Macht Die Etymolrgie spielt bei der Er kenntnis der politischen Wirklichkeit so gut wie gar leine Rolle. Die Sozialdemokratie als absolute Demokratie schließt jcde Form der Herrschaft ihren« Begriffe nach aus, ist also immer anarchistisch. Was die Sozialisten — und namentlich die deutschen — jetzt zu einem Protest gegen den „Anarchismus" veranlaßt, liegt sehr klar zu Tage. Die naturgemäße Entwickelung der europäischen Revolutiouspaitci ist aus dem Punkte angelangt, wo die große Urlügc aller radikal - demolratischen Agitationen sich durchaus nicht mehr bedecken oder bemänteln lägt. Diese Lüge besteht in der Behauptung, daß es möglich sei, eine menschheitliche Ordnung, ja sogar eine die Menschheit be glückende Ordnung zu schaffen, bei welcher die an Geschicklichkeit, Geist und Kenntnissen Ueberlcgenen — also doch auch die Agi- taioeen selber — auf dem ökonomischen Niveau der breiten Masse sestgehalten werden könnten. In allen den Borspicgel ungen, womit die Massen revoluiionar gestimmt werden sollen, lehrt der Grundzug wieder, daß dem Proletarier der Glaube bcigcbracht wird, er könne, so wie er ist, in seinem ureigenen Sein, mit den Manieren und dem ganzen intellektuellen und psychischen Habitus, der ihm bequem sitzt, zu einer Lebenc- battung gelangen, wo er leinen zu beneid«n und von keinem sich befehlen zu lassen brauche Dieser Zustand freilich, wird ihm gefügt, fei nur zu erreichen durch eine politische Umwälz ung, welche aber den Zweck habe, durch den großen Kladdera datsch dem Staat und aller Politik — worin eben die Quelle jeder Art von Ungleichheit zu suchen sei — definitiv ein Ende zn machen Mit diesem Humbug, daß Politik und Politiker nötig seien, um das Kommen des proletarisch-unpolitischen Reiches vorzuberciten, daß aber nach dem Sieg der guten Sache die Häupter der Parteiregielung wieder zur L«benSweife des ge wöhnlich.n Albeiters zurückkehren — Singer also etwa von Hering und Karlofseln sich nährte — mit solchem Humbug Kompatriotin, als plötzlich ein Gardeoffrzier cintrat und, ohne sich weiter um Dumas zu bekümmern, mit der Dame sofort ein Gespräch begann Die Kreolin wollte nun Dumas dem Offizier vorstellen, als letzterer die imper tinenten Worte fallen ließ: Pardon, Madame, ich hielt den Herrn für ihren Lakaien! Eine Sekunde später siel der Offizier den Besuchern dcs Parterres aus die Köpfe: Dumas hatte ihn an dem Säbelgurt gefaßt und einfach aus der Loge hinausgeworfen. Ein ferneres Beispiel: Dumas steckte vier Finger seiner Hand in vier Gewehr läufe und hob die vier Gewehre nicht etwa am aus gestreckten Arme, sondern an den auSgespreizten Fingern gleichzeitig in die Höhe. Und dabei besaß er Hände und Füße, die jedem Mädchen Ehre gemacht hätten . . Wie bereits erwähnt, hatte er sich nach der zweiten Vermählung seines Vaters, der übrigens kurze Zeit darauf starb, von demselben getrennt und 1788 als einfacher Soldat Dienste im Dragonerregiment der Königin genommen Toch schon im Jahre 1792 finden wir ihn al« Oberst eines Husaren regiments wieder; er hatte seine rasche Karriere einer Reihe wirklicher „Husarenstückchen" zu verdanken. Am 30. Juli 1793 zum Brigadegeneral befördert, avancierte er am 3. September desselben Jahre« zum Divisionschef und wurde fünf Tage später zum Oberbefehlshaber der Pyrenäenarmee ernannt. Das Hauptquartier seines neuen Kommandos lag in Bayonne, wo gerade die Guillotine ihre grausigen Orgien feierte Just vor den Fenstern seiner Wohnung war der Richtplatz^ Toch so oft eine Hinrichtung stattfand, blieben seine Fenster hermetisch ver schlossen Dieser stumme Protest hatte seine Abberufung zur Folge; er erhielt eine neue Armee von zehntausend Mann, die er gegen die Vendoe führen sollte Doch bereit« sein erster Rapport an den Wohlfahrtsausschuß enthielt eine so abfällige Kritik über diese Armee, daß er eine Zeit lang befürchten mußte, selbst auf die Guillotine geschickt zu werden Er wurde neuer läßt sich das Bolk, die Masse, wohl eine Zeit lang hinhallcn, aber nicht aus die Dauer. Der Aibciier sieht, wie wohlig sich der ehemalige Drecksler- oder Saitleigeielle in seiner gegen wärtigen Bourgeoishaut befindet; wie wohl es diesem thut, «n der prüchugen Billa eines milliouäiisch parlamenlarifcüen „Kollegen" mit schönen Damen zu Tisch fitzen und köst lichen Psälzerwein nach Herzenslust schlürfen z» können. Der Arbeiter ahnt, daß die Sehnsucht nach dem großen — daS Proletaiiat besreienden, zu Herrschaft und Glück sührenden — Kladderadatsch bei den Nutznießern derartiger Bourgeois- bcrechtigungtii kaum noch eine sehr leidenschaftliche sein kann. Der Arbeiter siehl, greift mit Händen, daß das Bourgeoistum der Leute, welche sich, so lange es galt, ihn zu düpieren, ganz und gar als seinesgleick en aujspielten, irrevokabel geworden ist Man wandelt nicht ungestraft unter Palmen; wer unter die Parlamcniarier geht, wird Genosse derselben, genießt mit ihnen am sclben Buffett. Selbstverständlich verdrießt dies die anderen „Genossen", die früher ihresgleichen waren, aber jetzt nicht an das Büffelt herankommen könmn Die Sitte stammt aus Frankreich und hat sich jetzt seit nahezu vier Menschenaltern in Europa eingebürgert, daß die Schicht, welche im Namen der Gleichheit über die köpse der anderen emporgestiegen ist, von diesen anderen: Bourgeois, Verräter geschimpft wird, wozu bisweilen noch anderes kommt Tie geprellten Proletarier sangen jetzt auch in Deutschland an ihre herrlich in der Welt lebenden Partei Paschas und -Padi- jchahs mit dem Schmähnamen , Bourgeois" zu belegen, woraus Liebknecht mit der Retourkutsche antwortet: .Selbst Bouigeois, Ihr!' In einem Punkte sittlich möchten wir dem alten 1V4ir, <iui potuit reruw coSuoscor«-causa«, Recht geben! Jhr.Anar chiüen", sagt er den widerspenstigen Arbeitern — seid denn Ihr Revolutionäre? Hättet Ihr die Revolution erfunden, wenn ich sie Euch nicht beigebracht hättet Ruhige Bürgersleute wäret Ihr geblieben ohne meine und meiner Freunde Agi.ation — Bürgersleute, nichts weiter Undank der Schüler muß dem Herzen des Lehrers immer wehe thun! Tagesgeschichte. Dresden, 6. August. Se. Majestät der König begaben Sich heute vormittag von Pillnitz aus in Begleitung des Generaladjutanten Generallieutenants v. Treitschkc, Excellenz, und des Kammerherrn Sahrer v. Sahr-Dahlen zur Hochwildjagd auf Ullersvorfer Revier Tie Rückkehr Sr Majestät nach Pillnitz er folgte nachmittags. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser weilen zur Zeit noch aus Wilhelmshöhe bei Kassel. Der Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich sind von dort nach Ploen zurückgereist. Heute abend begiebt Sich das Kaiserpaar von Wilhelmshöhe über Witten-Oberhausen nach Wesel, wo die Ankunft morgen vormittag erfolgt. Die Rückkehr nach Wilhelmshöhe ist für Sonntag morgen vorgesehen — Der „Reichsanz" teilt amtlich die Ernennung des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe Brefeld zum preußischen Bundesratsbevollmüchtigten mit — Tie Annahme eines Berliner Blattes, als ob der gestrige Artikel der „Berl. Corr " über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung der Gewerbe ordnung, die Begründung der Vorlage darslelle, ist selbstverständlich eine irrtümliche Die wirkliche Begründung ist, der „Post" zufolge, sehr umfangreich und wird ebenso wie der Gesetzentwurf selbst durch den „Reichsanzeiger" veröffentlicht werden. — Unter Vorbehalt geben wir die Meldung des „Berl Lokalanz." wieder, wonach die Reederei des Dampfers „General EHanzy" an den Kommandanten der „Gefion" 10 000 Frcs zur Verteilung unter die Mannschaft des Kreuzers gesandt, der Kommandant des „Gefion" jedoch das Geld wieder zurückgeschickt habe — (,,B P N") Die finanzielle Lage der ver schiedenen Anstalten für die Jnvaliditäts- und Altersversicherung hat sich, wie schon kürzlich bemerkt, sehr verschieden gestaltet Während bei den einen die Beiträge zur Bestreitung der Renten nicht ausreichen, sammeln andere Kapitalien in bedeutendem Betrage an Bei einer Versicherungsanstalt hat die Kapitalansammlung bereits eine solche Höhe erreicht, daß die Zinsen beinahe zur Zahlung der Renten auüreichen und von der Erhebung von Beiträgen abgesehen werden könnte Die am schlech testen gestellten Versicherungsanstalten sind diejenigen der östlichen und nördlichen Provinzen Preußens, Mecklenburgs dings abberusen und ihm Vas Oberkommando der Alpenarmee anvertraut an Stelle des verdächtig ge wordenen Kellermann Seine erste Waffenthat war die Erstürmung des Mont Cenis-Paffes, welchen er zur Nacht zeit an der Spitze seiner Truppen von einer Seite über rumpelte, wo man dies wegen der natürlichen Schwierig keiten am wenigsten erwarten konnte Als Belohnung hiersür erhielt er einen Brief Collot d'Herbois' mit der Weisung, aus der Stelle nach Paris zurückzukehren, um sich zu rechtfertigen Welches war sein Verbrechen? Auf dem Marsche durch das Städtchen Sankt Moriz hatte er daselbst seine Feindin, die Guillotine, bemerkt. „Wen will man exekutieren?" frug er „Vier arme Teufel, welche eine Kirchenglocke versteckt haben, um sie vor dem Schmelz ofen zu schützen." Eine Stunde später wärmten Dumas und seine Offiziere die Füße an dem Feuer, das mit dem Holz der Guillotine angezündet worden mar Er kehrte also zunächst nach Paris zurück, wo man ihn schonte, trat für kurze Zeit in den Ruhestand und verlebte einige glück- jiche Monate an der Seite seiner jugendlichen Gattin Elisabeth Labouret, mit der er sich im Jahre 1792 ver mählt und die ihm ein Töchterchen geschenkt hatte. Nach dem er noch die Militärakademie kommandiert hatte, wurde er schließlich als Divisionigeneral neuerding« der Alpen- Armee zugeteilt, deren Oberbefehl Bonaparte durch seine zweideutigen Gefälligkeiten gegen Barras zugesallen war Bonaparte, der Duma«' Fähigkeiten sehr wohl erkannte, entsendete ihn mit Serrurier zur Belagerung Mantuas, da« sich auch trotz der heldenmütigen Verteidigung Wurmsers schließlich ergeben mußte Hierauf ging Duma« zunächst nach Verona zu Massen«, und bald daraus nach Tirol zu Joubert ab, der mit ihm da« Kommando eines zwanzigtausend Mann starken Heere« teilte In Tirol erregte Dumas durch seinen persönlichen, an Toll kühnheit grenzenden Mut solche« Aufsehen, daß man ihn allgemein al« den „schwarzen Teufel" bezeichnete; die Helden-
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