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2«. Januar ISS« «Wahrheit und Richt, Freiheit ««d Gesetz!» M,Ma«-Malich und wird NachMttaas 4 Uhr au«, gcgcbm. JnferttonSgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. G«« für dÄ-Vierteljahr IV, rhlr.j jede ech^lne . Nummer -jNgr, Zu beziehen durch suhle Postämter de» Ja- und Auslände«, sowie durch die Erpedilion in Leipzig (Querstraße Nr. 8). t-eK nd u« :<»u :-);.;rr^ ! j«i. <»: .'n-Mtl-.s.-rv DnWk MMtM ZtitilH Ve«tfchta«d. Preußen. Berlin, 24. Jan. Die Entwickelung der neuen Phase, in welche die orientalische Angelegenheit durch die Entschließung des Pe tersburger Cädinets vom 16. Jan. getreten, schreitet ohne Stocken voran. Be reit- hat Englayd Hand angelegt zur Beseitigung der hauptsächlichsten Schwierigkeit, welche der Erreichung deS Ziel- im Wege zu stehen scheint, indem cs den auf Grund de- fünften Artikels dir Proposttionen „im eu- ropäischen Interesse" zu stellenden Bedingungen durch drei bestimmte Fo- derungen Gestalt verliehen hat. Es werfen sich indessen angesichts dieser Interpretation des ominösen fünften Punktes gleichsam von selbst zwei Fra gen auf: erstens, ob sich Frankreich mst derselben einverstanden erklären wird; zweitens, ob Rußland überhaupt wünscht, die unter Umständen so wohl zu benutzende Allgemeinheit der Fassung deS erwähnten Punkte- so bald und zwar schon vor'Eröffnung der Conferenzen beseitigt zu sehen. Dit al- bekannt vorau-zusetzenden drei Federungen England- (von denen übrigen- die auf di« Consulate in den Hafenstädten de- Pontus bezügliche bereits bei Erörterung de- betreffenden unter den alten vier Garantiepunk ten ihre Erledigung finden müßte) legen so unzweifelhaft Zeugniß von der Mäßigung selbst der britischen Regierung ab, daß, falls der Kaiser der Franzosen ihnen nicht zustimmcn sollte, die allgemeine Meinung, welche ihn gerade allzeit als dem Frieden weit aufrichtiger zugethan zu bezeichnen pflegt als namentlich Lord Palmerston, d. h. zur Zeit die englische Re- Pieeu-tg, sich als irrthümlich erweisen würde. Ja man würde in diesem Falle nicht mit Unrecht Ludwig Napoleon bei Stellung oder Zulassung des fünften Punkte-, in Betreff der Allgemeinheit desselben, einer arriöre- P6N8V6 beschuldigen können. Dasselbe aber würde man mit dem nämlichen Rechte dem Grafen Nesselrode vorwerfen dürfen, wollte er sich, nach An nahme der fünf Punkte en blvo, nunmehr weigern, durch eine Präcisi- rung de- fünften Punkte- in einer über alle Erwartung gemäßigten Weise die gefährliche Unbestimmtheit desselben beseitigen zu helfen. Die Beantwortung beider Fragen muß die nächste Zukunft bringen. Ueber den Ort, wo die Conferenzen abgehalten werden sollen, steht auch heute noch nichts fest. Nur soviel scheint unzweifelhaft, daß man sich für Wien in keinem Falle entscheiden wird, und zwar, abgesehen von der ominösen Er- innerung an die früher dort resultatlos verlaufenen Conferenzen, schon des halb nicht, um das Präsidium Oesterreichs schicklicherweise vermeiden zu können. Auch von Paris scheint man, den zu mächtigen Einfluß des Kaiser- auf die Verhandlungen fürchtend, absehen zu wollen. Mehr Wahr scheinlichkeit spricht für die Wahl von Brüssel; aber auch Dresden und Frankfurt a. M. haben einige Chancen für sich. ^Berlin, 24. Jan. Der Jndspendance belge wird von hier telegra- phirt, daß England feine Federungen in Betreff de- fünften Punkte- erst 'nach Eröffnung der Conferenzen zur Sprache bringen dürfte. DaS brüsseler Blqtt glaubt hierdurch die Hoffnung für das Zustandekommen deS Frieden- wesentlich befestigt. Diese Ansicht ist aber eine ganz falsche. Nicht darauf kommt eS an, wann England seine Foderungen stellen wird, son dern darauf, daß eS sie stellen wird. Uebrigens ist Das, was der Inds- ptNdance belge von hier aus gemeldet'wird, auch nicht ganz richtig. Eng land hat nämlich in seiner nach Paris übersandten Auseinandersetzung Des- sen, was e- unter dem fünften Punkte verstanden wissen will, nur bemerkt, baß eS dem französischen Cabinet anheimgebe, ob die betreffenden Foderun- gen den russischen Bevollmächtigten noch vor Unterzeichnung der FrftdenS- wäliminarien oder erst nach Eröffnung der Conferenzen übergeben werden ollten. Sie sehen, daß eS sich hier um eine Differenz handelt, die in Be ug auf die Sache selbst kaum der Erwähnung werth ist. Nächst diesem sahen wir drei diplomatische Kundgebungen hervorzuheben, die durch die üngste Wendung der Dinge veranlaßt worden sind; eö sind die- drei Cir- cülardepeschen, eine englische, eine französische und eine russische, ergangen ün die resp. Gesandtschaften im Auslände. Die englische Depesche betrach tet die unbedingte Annahme der westmächtlichen FriedenSbedingungen durch Rußland mit Befriedigung; eS wird kn derselben aber hervorgehoben, daß England den ganzen Zweck deS gegenwärtigen Kriegs erst durch eine ent- sprühende Interpretation des fünften Punkte- erreicht sehen könne. Als diejenigen Momente, auf welche sich die entsprechende Interpretation deS stillsten Punktes beziehen soll, sollen dann, wie wir vernehmen, die bereit» it< ttnsrrm gestrigen Schreiben erwähnten Punkte speciell bezeichnet werden, Ausdrücklich ist zu erwähnen, daß die Frage hinsichtlich Nikolajews einge- Glossen ist. Es sind hinsichtlich der betreffenden Foderungen Englands älsd' zwei diplomatische Kundgebungen vorhanden, einmal die nach Paris gegangene Auseinandersetzung, und sodann die erwähnte Circulardepesche — zwei vollgültige Beweise, daß England diese Foderungen ernstlich stellt und datum auch aufrechtzuhalten gesonnen ist. Die französische Circulärdepe- sthe spricht, da keim bedingendes Nachsatz folgt, da- Gefühl der Befriedi gung viel entschiedener au» als die englische, und sie hofft, baß dtr voll Rußland gethane Schritt die Wiederherstellung des Frieden» zur Folge haben Werde. Die russische Depesche war gestern Abend noch nicht hier eingetroffen. Sie war indessen, nebst dem Wesentlichen ihre» Inhalts, bereit- aNgekündigt, im Allgemeinen dahin gehend: daß der Kaiser Alexander, nicht gezwungen, absr Gehör gebend dem allgemeinen Wunsch Europa- nach Frieden, und hierin nicht minder dem Zuge seines Herzen- folgend, die FriedenSbedingungen der Westmächte einfach angenommen habe, und daß Rußland, wir eS überzeugt sein könne, daß dieser Schritt de- Kaisers in ganz Europa dit verdiente hohe Würdigung finden werde, so auch der Hoffnung leben zu dürfen glaube, daß in den noch bevorstehenden weitern Verhandlungen der Geist der Mäßigung und der Billigkeit da- Frieden-Werk zum gedeihlichen Ab schluß führen werde. Man spricht auch noch von einer vierten Circular* depesche, nämlich von einem österreichischen Rundschreiben, in welchem Traf Buol sich mit äußerster Genugthuung über die von Rußland bewiesene Nachgiebigkeit auSsprechtn und sodann den auswärtigen Vertretern Oester reichs die Anweisung geben soll, nunmehr überall dem Geiste der Mäßigung da» Wort zu reden, damit das glücklich Begonnene auch glücklich zu Ende geführt werde. Von England werden also gegen «in baldiges Zustandekom men des Friedens offene und bedeutende Schwierigkeiten erhoben. Auf der andern Seilt ist man zwar der schönen Hoffnungen voll, stellt aber al» Bedingung für die Realisirung dieser Hoffnungen den Geist der Mäßigung, resp. daS absolute Gegenthril von Dem auf, was die englische Regierung will. Die französische Depesche erscheint zwar ziemlich rückhaltlos; man be gegnet indessen in einzelnen Kreisen der Anschauung, daß Frankreich trotz* dem und trotz der gegenwärtigen Haltung der französischen Presse, sich mit England, wenn auch nicht über da- Ganze, so doch über einen Theil von dessen Foderungen nachträglich doch noch leicht verstehen könne. Inwiefern diese Anschauung begründet, lassen wir dahingestellt. Jedenfalls äber scheint aus dem Vorstehenden klar genug hervorzugehen, daß Da-, wa» wir zu wiederholten malen über die Situation gesagt haben, auf gutem Grunde be ruht. Es ist in letzterer Beziehung nicht uninteressant, daß auch die offi* ciöse «Zeit» sich heute zu der Bemerkung veranlaßt findet: „Jmmcrhiti scheint so viel gewiß, daß die Situation wiederum nicht klar ist", und da selbst auch die hyperoptimistische Börsen - Zeitung in Bezug auf die Fode- rungen Englands sagen zu müssen glaubt: „Rußland werde sich keinesfalls kopfüber in den Frieden stürzen." Im Hause der Abgeordneten ist von den Abg. Fleck und Genossen der folgende wichtige Antrag gestellt worden: „Da- Hau« der Abg«ordnt- ten wolle beschließen, die königliche Staat-regierung zu ersuchen: 1) gsgnl die besonder- an den Getreidebörsen vorkommenden, als eine Welte zu be trachtenden Zeitgeschäfte in Getreide, Oel und Spiritus gciignete Maßregeln zu treffen, ohne die reellen LieferungSgeschäfte in diesen Han delsartikeln zu beeinträchtigen; und 2) insoweit dies nicht auf andere Weise al- im Wege der Gesetzgebung geschehen kann, den dahin abzweckenden Ge setzentwurf dem Hause der Abgeordneten und dem Herrenhaus« baldigst zur verfassungsmäßigen Beschlußnahme vorzulegen." ES folgen sodann di« Mo tive, in welchen das Wesen dieser Zeitgeschäfte und der Einfluß, welchen dieselben auf eine künstliche Erhöhung der Getreidepreise rc. haben, ausführ lich auseinandergeseht werden. Die betreffende Deduktion ist indessen zu umfassend, al- daß wir dieselbe hier wörtlich wiedergeben konnten. Äöir begnügen uns daher, di« Maßregeln zu brzeichnen, welche di« Antragsteller al- zur Abhülfe geeignet in Vorschlag bringen. Diese sind: 1) der Erlaß zeitgemäßer Bestimmungen, welche den Börsenverkehr regeln; wobei bei den Vorschriften über den Börsenbesuch und über da- Mäklerwesen davon auS* zugeh«» fein würde, die Pfuschmäkler und unreellen Personen von dem Ver- kehr an der Börse an-zuschließen und die vereidigten Mäkler einer sorgfältigen Beaufsichtigung durch die gewählten Vorsteher der Kaufmannschaft zu unterwer fen; 2) die Bestellung eine» RegierungScommissarS für jed« bedeutende Börse« welchem die Verpflichtung aufzuerlegen sein würde, die Bors« täglich zu be suchen, von dem Verfahren an der Börse sich genau zu unttrrichten und insbesondere auf die Abweichungen von den gesetzlichen Bestimmungen bei dem Abschluß von Geschäften sorgfältig zu achten, damit rechtzeitig der Ausbreitung solcher Abweichungen vom Gesetz vorgebeugt werden kann, ohne in den reellen Geschäftsverkehr störend einzugrelfen; 3) der Erlaß ge setzlicher Bestimmungen, welche die RechtSgültigkeit der an Börsenplätzen (d. h. an Orten, wo eine Getreidebörse sich befindet) von Handelsleuten Über Getreide, Oel oder Spiritu- eingegangenen Lieferungsgeschäste vom Ab schluß durch einen vereidigten Mäkler abhängig machen, und 4) für die Erledigung der Rcchtsstreiligkeittn aus solchen Geschäften ein schleunige» Verfahren anordncn. Die Antragsteller bemerken hierzu noch: „Derartig« Maßregeln dürften den reellen^-Handel nicht beeinträchtige», sonder» NUr dazu beitragen, die Tcheingeschäfte zu beschränken- Selbst aber wenn AM-