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Vf ^27.f Mittwoch, den S. April. Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt des Königlichen Verichtsamteo nnd des Stadtrathe» zu Kifchofowerda. Viek IeitschM erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« Und SounabendS, und koket einschließlich der Vann- «dendi erscheinenden „belletristischen Leilage" vierteljährlich 12'f, Ngr. Inserate «erde»' bk« Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen ynd kostet die gespaltene Vorputzeile »der deren Raum 8 Pfennig«. - MWWWWWW^^ ,,872. Politische Umschau. Der Wechsel der Jahreszeiten findet sein Echo im Fühlen und Empfinden der Menschenbrust. Wenn auf der Erde nach langem Winterschlafe das neue Leben des erwachenden Frühlings zu pulsiren beginnt, ja wenn der Frühling kommt mit Sang und Schalle: da regt sich's auch in der fühlenden Brust, das Herz wirb warm und die Sehnsucht wach. Es zieht uns hinaus aus den engen Stuben in die herrliche freie Natur und mit vollen Zügen athmen wir den neuen, erfrischenden, belebenden Hauch. In dieses Auferstehungsfest der Natur fällt all jährlich auch die Erinnerungsfeier an die Auferstehung Dessen, welcher den Frühling einer ewigen Liebe in die von kalter Selbstsucht erstarrten Menschenherzen senkte. Auch heute regt sich -in der Christenheit dieser erfrischende Hauch eines verjüngende» Oster- rnorgcns. Immer zahlreicher mehren sich die Zeichen, daß die Nebel fliehen und zerfließen vor den Strahlen der aufgehenden Sonne. Es kann das lichtscheue Treiben einer unheimlich wirkenden -Partei nicht länger sich verbergen; unwiderstehlich fühlt es sich an das Helle Licht des Auferstehungstages gezogen und von demselben gerichtet. Ihr Schatten ist ihnen längst vorausgegangcn; jetzt kommt es selbst aN die Reihe, in das Reich der Schatten hinab zusteigen. Der finstere Geist des RömlingsthumS und der heilige Gottesgeist sind diametrale Gegen sätze; darum müssen die Strahlen der Auferstehungs sonne für ihn zu Todesstrahlen werden. Nicht minder anregend, belebend und erfrischend wirkt dieser Strahl reineren Geisteslebens auch in der politischen Welt. Auch hier Weichen mehr und mehr die Nebel umdüsternder Jdeenverkehrung einer klareren und ünbefangeneren Anschauung; auch hier kann man den Dämmerschcin eines geistigen Oster- morgens nicht undeutlich erkennen. Vorurtheile fangen an zu erblassen und auch hier beginnt inan das Unfehlbare nicht mehr bei der internationalen Unfehlbarkeit zu suchen, besonders nachdem der Spruch des Gesetzes dieselbe an der Wurzel getroffen. Nicht mit Unrecht spricht das Dichtcrwort von einem Bölkerfrühlinge. So feiert jetzt auch unser gesammtes, deutsches Volk in, erneuter Kraft die Auferstehung peS gemeinsamen deutschen Vaterlandes. Mkbenundzwanzigstrx Jahrgang, Während der preußische Landtag pausirt, be schäftigt die religiöse Strömung die Gemüther. Die Excsmmunicationen altkatholifcher Priester und Laie« nahm in jüngster Zeit einen ganz anderen Charäcter an, da einzelne katholische Geistliche die Folgen der Exeommunication den, davon Betroffenen in einer beschimpfenden Weise klar machten. So hat z. B. der Pfarrer BeinrötH in Boppard einen excommuni- cirten Professor aus Bonn zum Verlassen der Kirche gezwungen, weil er in feiner Gegenwart das Meß opfer nicht darbringen könne. Infolge dieses und ähnlicher Vorgänge find vom CultuSminister neue Anschreiben an die Erzbischöfe und Bischöfe ergangen, welche früher die Behauptung aufgestellt, daß die Excommunication durchaus keinen Einfluß auf die bürgerliche Ehre der von. ihr betroffenen Persönlich keiten haben würde. Uebrigens ist die Heuchelei er» wähnenswerth, mit welcher das Jesuitenblatt „Ger mania" am Osterfeste die „Leiden der Kirche" besprach. Wir theilen aus dem betreffenden Artikel folgende Sätze mit: „Auch wir Katholiken in Preußen und Deutschland waten Anfeindungen aller Art längst gewohnt, vor Allem durch die verlogene destruktive Presse; aber seit 30 Jahren zum ersten Male haben wir den tiefen Schmerz, wenn wir vor dem leidenden Heilande die Leiden unserer, heiligen Mutter der Kirche überdenken, auch um Vergebung und um die Gnade der. Umkehr bitten zu müssen für Unsere preußische und deutsche Regierung. Mit jedem Tage wird es ja deutlicher, daß sie nach der Regierung Victor Emanuel's selbst, die größte Schuld an der fortdauernden Bedrückung des heiligen Vaters trägt, und daß so das Reich, welches auch durch das Blut unserer Söhne und Brüder, durch unsere Opfer und Gebete witdererstanden > ist, seine wiedergewonnene Macht zunächst zur Schädigung des KatholicismuS verwerthct; und auch in den inneren staatlichen Ver hältnissen regiert man zur FreUve der gottentfremdeten Elemente und bekämpft und beseitigt immer mehr die wohlbegründcten Rechte und den segensreichen, noch jüngst in schwerer Zeit so sichtlich bewährten Einfluß der Kirche." Kann es wohl etwas VcrlogenereS geben, al»i diese Behauptungen- Den Geistlichen, welche sich ja so gern Diener der Religion der Liehe nennens soll das Verfluchen schwerer gemacht werden, und