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Dresdner Journal : 01.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188712018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-01
-
Monat
1887-12
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 01.12.1887
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Lipeäitiov äe« vresäaor ^ooro»!», Orvscleo, /vio^vr«tr»«v 20. kvrvsprooi» ^nseNIii« ^r. 1888. Ankündigungen für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journal" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerb- trcibendeu bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung auüerordeutliche Vergünstigungen gewährt werden. Amtlicher Teil. Bekanntmachung, die Auslosung Königl. Sächs. Staatspapiere und die Auszahlung fälliger Kapitalien, Zinsen und Renten der Staatsschuld betreffend. Die öffentliche Auslosung der am *888 zur Rückzahlung gelangenden 4H Staatsschulden-Kassenscheine von den Jahren 1^52/55/58/59/62/66 und /68, 4 (vormals 5 H>) dergleichen vom Jahre 1867, 4<k dergleichen vom Jahre 1869, 4 N dergleichen vom Jahre 1870 und der aus den Staat übernommenen, auf 4H herab gesetzten, vormals 4H H Schuldscheine vom Jahre 1872 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn- Compagnie soll den 5. Dezember dieses Jahres und folgende Tage vormittags von 10 Uhr an im hiesigen Landhause I. Obergeschoß stattfinden. Die Auszahlung der laut der Ziehungslisten vom 6., 7. und 9. Juni dieses Jahre« ausgelosten, am 31. Dezember 1887 s-zi^Ms d°, 4« Staats Anleihen von den Jahren 1852/68, 1867, 1869 und 1870, der auf den Staat übernommenen 3tz <H und 4 H Löbau-Zittauer Eisenbahn-Aktienschuld Uit. und U und der 4 Anleihe vom Jahre 1866 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie, ingleichen . 31. Dezember 1887 . Staatsschulden-Kassenscheinen und den vom Staate zu vertretenden sächsisch-schlesischen und Löbau-Zittauer Eisenbahnaktien und Schuldscheinen der Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Compagnie, sowie der Renten auf die Staatsschuldverschreibungen vom Jahre 1876 soll den 15. Dezember dieses JahreS bei der StoatSschuldenkasse hierselbst und der Lotterie- Darlehnskasse in Leipzig, sowie zufolge der bezüglichen Bekanntmachungen des Königlichen Finanz-Ministeriums und der sonst getroffenen Festsetzungen auch bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, so wie bei Herrn Ed. Bauermeister in Zwickau, b«i Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und in Löbau und bei dem Vorschußvereine in Plauen i/V. gegen Rückgabe der betreffenden Kapital- und Zinsscheine beginnen. Dresden, am 30. November 1887. Der Laudtagiaurlchuß w Vrrwattong der Slaatzschuldeo. Bönisch. Nichtamtlicher Teil. Kelegraphische MacHricHten. Buda-Pest, 30. November. (W.T. B.) Ab geordnetenhaus. Polonyi interpellierte anläßlich Feuilleton. Frieda. Erzählung von B. Mercator. (Fortsetzung.) Noch stundenlang könnte ich Dir von ihr schrei ben. „Und bist doch erst acht Tage in Schönau", sagst Du — ja, Mutter, und habe sie erst dreimal gesehen! Aber da- ist mir nicht das Wunderbare, wunderbar ist mir nur, wie ich so lange habe schlafen und einem Traumglück nachjagen können! Dreimal sah ich sie, das erste Mal, wie sie einem armen Kinde verschüttete Erbsen von der Straße las, da- andere Mal einen ganzen Abend lang in großer Gesellschaft. (Ich glaube, sie trug wohl die einfachste Toilette vou allen Anwesenden, und dennoch, nun, Du mußt sie eben sehen! Aber ich kann mir nichts Lieblichere» denken, Mutter!) Was sich sür mich in den paar Gesellschaftsstunden an geistigen Erlebnissen zusammendrängte, ich kann eS nicht wiedergeben! Nur das weiß ich: Ich war mir klar über mich selbst, sonnenklar, ehe wir uns verab schiedeten, und, Mutter, ich glaube, Frieda liebt mich auch! Ja, ich glaube e» mit köstlicher Gewißheit. Sie ist ein so reines, wahres Kind, sie kann es mir gar nicht verbergen. Mutter, am liebsten hätte ich sie gleich an jenem Abend noch gefragt, und wir wären Nun! und so sah ich sie denn heute abend zum dritten Male. Es kommt mir vor, als wenn die der Gerüchte übcr eine Verschleppung von Anti quitäten aus dem Nationalmuseum und von wert vollen Bildern auS der Esterhazy - Bildergalerie, sowie deren teilweise Ersetzung durch wertlose Copien. Der Unterrichtsminister Trefort ant wortete, er werde dem Hause über die Angelegen- beit demnächst berichten; er halte die fraglichen Ge rüchte für unbegründet. Paris, 1. Dezember. (Tel. d. Tresdn. Journ.) DaS „Journal officiel" bestätigt, daß daS Ministerium Rouvier auf Grövy« Ersuchen seine Demission zurückzog. KriegSministrr Kerron wurde zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt. Lie äußerste Linke wird im Laufe deS vormittag« eine Abordnuna, wozu auch Clemenceau gehört, zu Kloquct entsenden, um eine Einigung über den Präsidentschaftskandidaten herbeizuführen — ES scheint sicher, daß die Reckte für keinen republika nischen Kandidaten stimmen wird. DaS „Journal des DebatS" empfiehlt die Kandidatur KerryS. Gestern abend fand im Saale „Kaoil" eine Volks versammlung statt, wobei Reden gehalten wurden, in denen zu Kundgebungen vor dem Palais Bourbon aufgefordert wurde Eine Resolution wurde nicht gefaßt. London, 30. November. (W. T. B.) Auf den von mehreren auswärtigen Delegierten unterstützten Wunsch der englischen Delegierten ernannte die Zuckerkonferenz heute eine Kommission von 5 Mit gliedern zur Beratung und Berichterstattung über die Krage der Raffinerie des Zucker« in den Lagern. Die Konferenz wird ihre Sitzungen erst nach Er stattung des Bericht« wieder aufnehmeu. Der ehemalige Deputierte Graham und der Sozialist Burns, welche bei Gelegenheit der Zu sammenrottung in der Nähe von Trafalgar Square am 13. d. Mts verhaftet und angeklagt wurden, einen Aufruhr hervorzurufen versucht und Polizei- Mannschaften angegriffen zu haben, find heute vor die Affisen verwiesen worden. Dresden, 1. Dezember. Besserung der irländischen Zustände. In einem so konservativen, an alten Gesetzen und Formen festhaltenden Lande, wie Großbritannien, ist man an die Zähigkeit des staatlichen Gefüges gewöhnt und fürchtet nicht so leicht, daß der Schutz der Ver fassung durch eine noch so große Partei der Unzu friedenen, ja der Anarchisten über den Haufen ge worfen werden könnte. Welchen erschreckenden An blick hat in letzter Zeit der aufgeregte Pöbel so oft in den Straßen von London, der Hauptstadt des Reiches gewährt, und wie verhältnismäßig spurlos sind all diese Stürme verlaufen. Aus diesen Gründen hält es in England schwer, die Mehrheit der Stimmen für Ausnahmegesetze zu gewinne», überhaupt den Entschluß zu durchgreifenden Reioimeu zu fassen. So wurden denn auch die Aus nahmegesetze für das grüne Erin, dies dereinst so stief mütterlich behandelte und in seiner Verzweiflung zu wilder Ausartung getriebene Schmerzenskind deS Insel- reiches, sehr langsam, vielleicht zu langsam durchgesetzt. Diesmal aber waren Energie und Strenge am Platze, da es unmöglich erschien, ohne eine staatliche t»bula iLs» in den Rechtszuständen alte Sünden auf dem milden Wege der Gerechtigkeit wieder gut zu machen. Der Entschluß hat sich belohnt. Mit der Beleuch tung der endlich ruhiger werdenden Zustände beschäf tigt sich eine Mitteilung, welche die,Hamb. Nachr." aus London empfangen und welche daS Folgende enthält: Bürgermeisterin sie etwas stiefmütterlich behandelt, beurteilen kann ich es nicht, und Tante Reichert lachte mich aus, als ich sie fragte. Auch spricht die Bürger meisterin immer sehr sanft und nett mit ihr, aber e» kommt mir trotzdem so vor, al- sei da etwa- nicht, wie eS sein sollte. Wally v. Alten ist eine rechte Modedame gewor den, doch waS geht mich Wally an? Genug, mein Friedchen sah ich erst später, al» alle anderen und auch dann nur durch Zufall. DaS kleine HauSmütterchen hatte die Jungen zu Bett gebracht, der kranken Köchin geholfen und wurde nun auch noch von Philipp zum Aufsatzverbessern befohlen. Bei läufig, greulich anmaßender Bengel, dieser Philipp komische Erziehung bei v. AltenS! Ich hätte den Burschen ohrfeigen mögen! Aber, da» dürft' ich ja nicht, ebensowenig dürft' ich'S wie sieh, Mutter, am Abend nach der Gesellschaft ist mir mein Ver sprechen wieder eingefallen; schreiben, nein, ich brachte es nicht fertig. Es ließ mich aber nicht lo»; immer wieder flog mir'» durch den Sinn, sogar dann noch, als Frieda mir später gegenüber saß und so allerliebst plauderte. Sie arbeitete dabei eifrigst an einer Häkelei und al» Wally darob ungnädig wurde, sagte sie rührend ernst: „Ich hab's fest versprochen!" daß e» mich heiß durch fuhr, und ich mich gründlich schämte. So zu sagen fortgelaufen bin ich, Mutter, lange hält' ich mich auch nicht mehr zusammengenommen! Und daß ich nun bis lange nach Mitternacht hier sitze und Dir einen mir selbst erstaunlich langen Brief schreibe, da», Mutter, verdankst Du nickt so sehr Deinem gehorsamen Sohne, al« dem liebsten Kinde, Die Zustände in Irland haben sich jetzt im allge meinen günstiger gestaltet, als man noch vor wenigen Monaten hoffen ^zu dürfen glaubte Allerdings ist man noch nicht zu normalen Verhältnissen gelangt, doch war die» nach ollem, was voraufgegangen, selbst verständlich nicht in so kurzer Zeit zu erreichen. Die oft hervorgehobene Widerspenstigkeit der irischen Be völkerung, ihre alteingewurzelte Neigung zu offenem oder verstecktem Widerstand gegen die Staatsgewalt lasten sich nicht so schnell ausrotten; ja sie sind bis vor wenigen Monaten noch durch eine schwächliche, jedes festen Halles entbehrende Politik der englischen Regierung gefördert worden. So darf man sich denn nicht wundern, wenn noch immer mehr oder weniger regelmäßig über einzelne Schandthaten der sogenann ten Mondscheinler berichtet wird, d. h. jener im Dunkel der Nacht ihr Unwesen treibenden, meist vermummten oder anderweitig unkenntlich gemachten Banden, die man als die Vollstrecker einer Art von revolutionärem Vehmgericht bezeichnen kann. Auch ein anderes, oft erwähntes Kampfmittel der irischen Separatisten, das mit einer Volksächtung gleichbedeutende Boycotten, ist noch keineswegs außer Übung gekommen, doch scheint e» nicht nur seltener angewandt zu werden, sondern auch nicht unerheblich an seiner früheren, oft wirklich furchtbaren Bedeutung verloren zu haben. Eine derartige Achtung kann sich ja natürlich nur dann wirksam erweisen, wenn die große Masse des Volkes, sei eS freiwillig, fei eS auS Furcht vor dem geheimen ÄchtungStribunal, die Satzungen des letzteren mit un erbittlicher Strenge vollstreckt und durch gänzliche Iso lierung des Geächteten diesen wirtschaftlich und physisch zu Grunde zu richten vermag. Das zu erreichen, scheint sie indes in neuester Zeit vielfach nicht mehr in der Lage zu sein. Weiter aber hat — und daS dürfte noch weit wichtiger sein — die revolutionäre Propaganda in Irland, die vor noch nicht langer Zeit in frechster Weise betrieben wurde, erheblich nachgelassen, und das ist zweifellos eine Folge der von der Regierung be schlossenen Unterdrückung der Nationalliga. Von vornherein war voraus zu sehen, daß diese über die ganze Insel mehr oder weniger stark verbreitete revo lutionäre Verbindung sich nicht mit einem Federstrich au« der Welt schaffen lasse, daß der Kampf der gesetz lichen Gewalten mit dieser ungesetzlichen Macht, die faktisch in vielen Teilen Irlands das Scepter führte, ein langer, schwerer, ein Kampf auf Leben und Tod sein werde. Man darf sich daher auch nicht wundern, daß dieser Kampf noch nicht beendet, daß die Natio nalliga noch nicht auSgerottet und daß ihre angeb lichen Heldenthaten noch immer die Spalten der irischen und englischen Blätter füllen. Indes ist doch nicht zu verkennen, daß die Streiche, welche die Regierung auf Grund des neuen Zwangs gesetzeS gegen den gefährlichen Gegner geführt, zum Teil wohl getrosten haben. Die irische Exekutive Hot gezeigt, daß es ihr Ernst ist, dem neuen Gesetze, wie überhaupt den Anordnungen der Behörden Ach tung zu verschaffen und diesem, ihrem entschlossenen Ernste gegenüber sind manche der lautesten Schreier und Maulhelden verstummt. Geradezu kläglich ist das Verhalten fast aller irischen Agitatoren, nachdem die Betreffenden gesehen, daß man nicht davor zurück schreckt, sie für jede Gesetzesverletzung zur Verantwor tung zu viehen. William O'Brien, der stets zorn schnaubende Redakteur des Parnellitenorgans „United Ireland", sitzt hinter Schloß und Niegel und lamen tiert auf daS kläglichste darüber, daß man ihm zu- gemutet, Sträflingskleider anzulegen. Eine traurigere Gestalt eines politischen Märtyrers kann man sich kaum denken, als diesen Mann, dessen Absicht, nach erfolgter Verurteilung einen vor der Polizei sicheren Schlupfwinkel aufzufuchen, zu seinem großen Schmerze daS mir mit seiner entzückenden Ernsthaftigkeit erklärt hat: „ES thut mir sehr leid, daß Sie schon gehen müssen, aber eS thäte mir noch viel mehr leid, wenn Sie blieben." So, Mutter, und nun nimm sie im Geiste an Dein Herz und bring ihr holde» Bild zu Vater und sprich bei ihm für sie und mich, und behalte mich lieb und schreibe bald, ganz bald Deinem treuen Walter. ?. 8. Ihr ändert aber nicht» mehr an meiner Überzeugung, nicht» mehr an meinem Entschluß! Walter legte die Feder hin. „So!" sagte er glücklich lächelnd, „jetzt hätte ich einen Kuß von Dir verdient, mein Friedchen!" Im selben Augenblicke stand Frieda v. Alten auf dem Balkon der Bürgermeisterwohnung und flüsterte dem jungen Monde zu: „Geh, bring ihm Gruß und Kuß von mir!" * * Al» Walter Schmidt am nächsten Morgen seinen gewichtigen Brief eigenhändig zur Post brachte, be gegnete ihm der Bürgermeister. „Freut mich, daß ich Sie treffe, wollen Sie ein Opfer bringen zu Bismarcks Ehre?" „Mit Wonne! Mein Leben für Bismarck! Aber waS kann man heutzutage am ersten April mehr thun als Festesten?" „O, Sie könnten schon noch mehr! Kommen Sie heute nachmittag zu uns und helfen beim Kränze- wiuden, meine Damen fahnden noch auf ein paar Hände zum Anreichen. Bringen Sie Ihren Vetter auch gleich mit. Ja? Schön, schön! Um punkt zwei zu rechter Zeit erkannt und verhindert worden, und der infolge dieser unvermuteten Wendung, die sein Schicksal genommen, physisch und moralisch zusammen- gebrochen ist. Ein anderer Agitator ist vorsichtiger zu Werke gegangen; er hat bei Zeiten ein fast unzu gängliches Versteck in einer alten Bergfeste aufgesucht und hofft dort vor dem Arme der Gerechtigkeit sicher zu sein — eine Handlungsweise, die seine Anhänger seltsamer Weise durch die Darbringung eines Ständ chens und anderer Ovationen ehren zu müssen glaubten. John Dillon und der Lord Mayor von Dublin, Sullwan, suchen zwar noch mit mehr oder weniger Kühnheit den Agitationsfeldzug fortzuführen, doch soll eine Verfolgung auch dieser schon in nächster Zeit beginnen. Wissen dann auch sie nicht wenigstens mit Würde die Märtyrerrolle zu spielen, so dürfte ihr Ein fluß auf die Masse immer mehr abnehmen, zumal wenn man sich endlich auch emschließen könnte, den unverantwortlichen Excessen der irischen Presse, die in der Verhöhung aller Behörden des StaateS und einer Verherrlichung der Revolution wetteifern, ein Ende zu machen. Die Agitation durch Wort und Schrift ist ja die Hauptwaffe der Nationalliga; diese ihr zu ent reißen, muß daher noch mehr als bisher die Haupt aufgabe der Regierung sein. Das Zwangsgesetz er mächtigt sie dazu; es gilt nur, dasselbe mit voller Schärfe und ohne einen Rückfall in unzeitige Müde zur Anwendung zu bringen. Gelingt es. die Agitation lahm zu legen, so werden auch Konflikte mit der Polizei, wie sie noch in den letzten Tagen bedauer licher Weise wieder in Limerik vorgekommen, immer seltener werden, denn alle solche Konflikte sind nur die Folge einer seit Monaten, ja seit Jahren mit größtem Eifer und unerschütterlicher Konsequenz durchgeführten Verhetzung der Masse gegen die gesetzlichen Organe des Staates. Mit der 'Nationalliga, die von Dillon, O'Brien und Genossen offiziell und vielleicht von dem sich jetzt wieder in diplomatisches Schweigen hüllenden Parnell selbst im Geheimen geleitet und durch ameri kanisches Geld unterstützt wird, steht und fällt die ganze aufständische Bewegung in Irland. Ob die Zustände in Irland sich, wie in den letzten Monaten, so auch in nächster Zeit langsam bessern werden, läßt sich schwer vorhersagen. Wenn jedoch die Regierung foittährt, mit aller Energie vorzugehen, und wenn nicht die winterliche Kälte die Not in un gewöhnlicher Weise steigert, wird man es wohl hoffen dürsen Freilich, die Wiederherstellung einer Ordnung und öffentlichen Sicherheit, wie wir sie in anderen zivilisierten Ländern gewohnt sind, «st so bald nicht zu erwarten. Die einmal hervorgerufene und lange Zeit hindurch planmäßig geschürte Erregung oer Ge müter kann sich nicht auf einmal legen, sondern nur langsam einer beruhigteren Stimmung Platz machen. Um deswegen ist aber weiter auch gewiß nicht an eine baldige Aufhebung des über Irland verhängten Ausnahmezustandes zu denken, und so lange dieser Ausnahmezustand notwendig ist, wird auch — darin müssen wir der vor kurzem erfolgten Erklärung de» Lord Salisbury beistimmen — die Gewährung einer erweiterten Lokalregierung oder anderer neuer Rechte für Irland nicht ins Werk gesetzt werden können. Ein solcher Schritt könnte leicht neue Gefahren heraufbeschwören, denn er würde von den irischen Nationalisten zweifellos als eine Konzession angesehen werden, und er würde sie demgemäß nur zu verstärk tem Widerstande ermuntern. Tagesgeschichte. Dresden, 1. Dezember. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 15. Stück des Jahres 1887 m der Ausgabe be ¬ find Sie also auf dem Kriegsschauplatz? Für Frei heit und Vaterland!" „Und Frieda!' fügten Walters Gedanken hinzu. „Und Frieda! und Frieda!" riefen sie vorwitzig immer aufs neue in allen Tonarten, während der Assessor am Nachmittage im v Altenschen Hau»flur neben Fräulein Wally saß und der jungen Dame Sträuße von Tannengrün zu einer dicken Guirlande reichte. Ja, Frieda! Sie war nirgend» zu sehen, wenig stens nicht früher, als bis die zahlreiche Gesellschaft sich um den Kaffeetisch statt um die Waschkörbe voller Grün versammelte; da kam auch Frieda. So rosig und freundlich huschte sie hin und her, hier ein schenkend, dort anbietend, „wie eine kleine Feenkönigin, die uns alle zu Gaste geladen hat", dachte Walter, und im nächsten Augenblick hatte er Philipp mit einem ganz gymnasiastenmäßigen „Na, junger Mann, Sie könnten doch füglich den Schlüssel nun umdrehen", vom Schauplatz seiner Thaten verdrängt und bat Frieda: „Bitte, hier ist ein Stuhl für Sie! Sie haben ja noch nichts gehabt, kommen Sie, bitte." Der Bürgermeister nickte seinem Schwesterlein zu: „Thu's nur, Kind!" Und so geschah's, daß Frieda bald neben Walter Schmidt saß. Wie's aber geschah, daß da» Mädchen so gar wenig aß und tränt, wie'- trotzdem geschah, daß alle andern fertig und wieder an der Arbeit waren, als Walter und Frieda ihre Mahlzeit kaum angefangen hatten, das wußte niemand recht zu sagen, am wenigsten die beiden Verbrecher. (Fortletzuna sol«^
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