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Nackenlilatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: Mittwochs u Sonnabends früh 8 Uhr. Nbonnementspreis: Vierteljährlich 12j Ngr., auch bei Bestellungen durch die Post. Inserate werden mit 1 Ngr. für den Naum eimr gespaltenen Corpus-Zeile berechnet und sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags II Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Sechsuniywalyigsttr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M Tschersich. Dresden: Annoncen bureau von C'. Graf und Haasen stein L Vogler. Leipzig: Bernhard Freyer, Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler und Eugen Fort daselbst. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Lxpeü. Äv8 Sonnabend Z5. S. Mai 18V4 Bekanntmachung. Es soll eine zum hiesigen Feuerlöschwesen gehörige Fahrspritze, welche durch Ankaus einer neuen Land-Spritze hier entbehrlich geworden, im Wege des Meist gebotes veräußert werden. Neflectanten ersucht man, sich Dienstag, den 26. Mai Z., Vormittags 11 Uhr, im Sessionszimmcr des hiesigen Rathhauses einzufinden und daselbst ihre Gebote zu eröffnen. Behufs Besichtigung fraglicher Spritze, die jederzeit erfolgen kann, wolle man sich auf hiesiger Rathsexpedition Weisung einholen. Pulsnitz, am 24. April 1874. Der Stadtrath. Lotze, Bürgermeister. Bekanntmachung. Auf dem von der Kamenzer Straße abzweigendcn, nach der Ohorner Gaffe führenden neuen Straßentracte, sowie auf der Kamenzer Straße selbst bis zum Hünich'schen Hause soll eine EchleuHe gebaut und der Bau derselben an den Mindestfordernden in Accord vergeben werden. Man fordert daher hierauf Neflectirende auf, sich - < Dienstag, den L. Mai - I., Vormittags 11 Uhr, im Rathssessionszimmer hier einzufinden und ihre Gebote zu eröffnen. Die Auswahl unter den Licitanteu bleibt Vorbehalten und sind die Baubedingungen schon vorher auf hiesiger Rathsexpedition einzusehen. Pulsnitz, am 28. April 1874. Der Stadtrath. Lotze, Brgrmstr. habenden social-demokratischen Arbeiterpartei darstellt, auf- Dentsches Reich. Pulsnitz, 29. April. Einsender kann nicht umhin zugleich auf Wunsch vieler Anderer Herrn Stadtmusikus Gierth in Bezug auf das gestern im Saale des Schieß- Hauses hier gegebene Concert aufrichtigste Anerkennung auszusprechen. Kein Mißton störte den Kesammteindruck, i wohl aber ging verschiedenes bedeutend über das mittel mäßig Gute hinaus, insbesondere auch die Svlovorträge auf Violine, Clarinette und Waldhorn. Wenn Herr Stadtmusikus Gierth auf dem jetzt betretenen Wege fort fährt, so wird dieß jedem Musikfreund zur lebhaften Freude gereichen. Pulsnitz. Ein Act der niederträchtigsten und raffi- nirtesten Bosheit ist von einem oder mehreren gemeinen Subjecten zum Schaden des Bahnwärters auf dem sog. Vierenwege in der Nacht vom 28. zum 29. April dadurch verübt worden, daß dieselben genanntem Wärter sämmt- liche gute Rosenstöcke in seinem neben seinem Häuschen befindlichen Gärtchen zerschnitten, abgebrochen und her ausgerissen haben. Dies ist entweder aus Neid, Rache oder purer Zerstörunaswuth geschehen. Es wäre wirklich sehr zu wünschen, daß es der Polizei gelänge, den oder die Thäter ausfindig zu machen, damit dieselben ihrer gerechten Strafe zum abschreckenden Beispiele für andere dergleichen rohe Gesellen entgegengeführt werden könnten. Meisten, 25. April. Im Fischzuge bei Oberspaar ist gestern eine große Lamprete, ein aälähnlicher Raub fisch, dessen Fleisch bekanntlich von Feinschmeckern sehr gelobt wird, gefangen worden. Es ist dies ein hier sehr selten vorkommender Fisch. Leipzig, 24. April. Eine Mittheilung des Leipz. Tageblattes, die Dienstentlassung eines Offiziers des In fanterieregiments Nr. 107 betreffend, wird von mehreren Seiten bestätigt. Wir haben keinen Grund mehr, den Namen zu verschweigen: es ist der Premicrlieutcnanl v. Uslar-Gleichen, welcher seiner Zeit aus der vormaligen hannöverischen Armee in das X1I. Armeecorps übertrat. Wir vernehmen in Bezug auf den Vorfall noch, daß Se. Maj. der König, als die Handlungsweise des ge nannten Offiziers zu seiner Kenntniß gelangt war, (der selbe hatte bei dem Festdiner am Geburtstag des Kaisers Wilhelm abgelehnt auf das Wohl desselben anzustoßcn) alsbald die Ausschließung desselben aus der Armee ver fügte und, als Hm v. U. und dessen Bruder um eine Audienz baten, es ablchnte, dieselben zu empfangen. Diese That Sr. Maj. wird nicht verfehlen, im ganzen Lande die Empfindungen freudiger und dankbarer Anerkennung hervorzurufen. „ Einer Verordnung der Königlichen Krelsdlrection zu Zwickau zu Folge ward durch das Königl. Gerichtsamt zu Reichenbach die daselbst bestehende social-demokratische Arbeiterpartei, weil sich solche als ein nach § 24 des Vereinsgesetzes vom 22. November 1850 unzulässiger Zweigvercin der allgemeinen Deutschen nach den Ersen- nacher Beschlüssen sich regelnden und dort ihren Sitz gelöst und werden deren weitere Zusammenkünfte und Versammlungen verboten, mit dem Bemerken, daß nach 8 25 des angezogenen Gesetzes für etwaige Zuwider handlungen nicht dlos die Vorsteher und Schriftführer, sondern überhaupt alle Mitglieder, welche daran Theil genommen haben, verantwortlich sind und nach tz 33 des gedachten Gesetzes diejenigen, welche einem aufgelösten Vereine noch ferner angehören, mit Geldstrafe von 1 bis 100 Thlrn. oder dreitägigem bis sechsmonatlichem Ge fängnisse zu belegen sind. Berlin. Frau Haagen in Berlin, eine Witwe, hat noch den allen Fritz gekannt und war eine blühende Jungfrau, als er starb. Sie überragte alle Zeitgenossen um Kopseshöhe und als sie in diesen Tagen ihr Haupt zum Sterben neigte, hatte sie's zu 103 Jahren 9 Monaten 10 Tagen gebracht. — Die politischen Blätter klagen fortwährend über die Gleichgültigkeit des polnischen Volkes gegenüber den Schicksalen des Grafen Ledochowski. Wenn der Kirchen streit beendet sein wird, so schreibt der „Kraj", werden seine bisherige Anhänger sofort in zwei Gruppen zer fallen, eine deutsch-ultramontane und eine polnisch nationale, nach dem ehemaligen Erzbischof wird kein Mensch mehr fragen. — Von den 18 Staaten, welche von der Schweiz und der deutschen Regierung zu dem internationalen Postcongreß in Bern eingeladen worden sind, haben bis jetzt 17 ihre Theilnahme zugesagt. Nur Frankreich scheint wie bereits im vorigen Jahr, wegen des zu wenig be friedigenden Zustandes seiner Finanzen an dem Congresse nicht theilnehmen zu wollen. — Die Gesammtausgabe für die französische Armee im Jahre 1874 wird auf mindestens 689,909,000 Frcs. oder nahe an 186^ Mill. Thlr. berechnet, während die Ausgaben für das deutsche Reichsheer in demselben Jahre (einschließlich der Wohnungszuschüsse) nur 96 Mill. Thlr. betragen. Frankreich trägt also für sein Kriegswesen mehr als die doppelte Jahreslast, weil Deutschland über 40 Mill., Frankreich nur 36 Mill. Einwohner zählt. Gleichzeitig mit dem Reichstage verläßt dessen zweiter Präsident, Fürst Chlodwig von Hohenlohe-Schillingsfürst, die Reichshauptstadt, um seinen Posten als deutscher Bot schafter in Paris anzutreten. Derselbe wird wahrscheinlich bereits am Dienstag dem Marschall Mac Mahon seine Creditive überreichen. Aus Gera wird geschrieben: Unsere Hausfrauen können der Polizei für ihre Wachsamkeit nnr Dank wissen. Trägt schon die an jedem Markttage wegen Fehlgewichts vorkommende Conftscation einer nicht unbeträchtlichen Anzahl Stücke Butter dazu bei, die auf dein Marktplatze feilgebotcnc Waare in den meisten Fällen vollwichtig zu machen, so wird in Zukunft auch die Hausfrau, der die Butter ins'Haus gebracht wird, vor Betrügereien geschützt fein, nach dem heute einzelne Polizisten in die Häuser ge gangen sind, von denen sie wissen, daß in denselben regel mäßig Butter von den Bauerfrauen verkauft wird. Die angcstellte Razzia hat zu einem für die Frauen erfreuliches Resultat geführt, denn es wurde eine ziemliche Portion Butter wegen ganz bedeutenden Fehlgewichts confiscirt darunter, um nur ein Beispiel anzuführen, ein Stück, an dem nicht weniger als einundzwanzig Gramm fehlten. Frankreich. — Die „Agence Havas' bringt uns Rom die Mit theilung, daß die italienische Regierung der Piccon'schen An gelegenheit nicht allein völlig fern stehe, sondern auch Betreffs derselben eine durchaus correcte Haltung beobachtet habe, indem von ihr aus Veranlassung des bekannten Vorfalls in Nizza der französischen Regierung die Versicherung ertheilt sei, sie betrachte die Abtretung von Savoyen und Nizza als eine unumstößliche Thatsache, der gegenüber, irgend welchen von Angehörigen dieser Provinzen aüsgegangenen Demonstrationen keine Bedeutung beigelegt werden könne, da dieselben durch freiwillige Entschließung Franzosen geworden seien. (Dagegen wird aus Rom gemeldet: Die Mittheilung der .Agence Havas', daß die italienische Regierung sich über Nizza und Herrn Piccon ausgesprochen habe, ist mit Vorsicht aufzunehmen, besonders die tendenziöse Anspielung auf das Plebikcit.) — Dem Vernehmen nach hätte Herr v. Lesseps den Anforderungen der türkischen Regierung bezüglich des Suez canals erst nachgegeben, nachdem der Vicekönig von Egypten von dem Canal Besitz ergriffen und denselben durch Truppen hatte besetzen lassen. England. London, 28. April. Wie das .Reuter'sche Bureau' ver- nimmt, ist ein diplomatischer Agent von Don Carlos hier eingetroffen, um eine Anleihe zu uegociiren und zugleich die Interessen seines Auftraggebers bei der englischen Regierung wahrzunehmen. Spanien Madrid, 27. April. Von dem Kriegsschauplatz im Norden liegen keine neueren Meldungen vor. Die Carlisten haben in einer Stärke von 5000 Mann die Stadt Chelva in der Provinz Valencia occupirt. Angesichts der hie und da betonten Wahrscheinlichkeit, daß die Carlisten die Belagerung von Bilbao aufheben dürfen, bemerkt ein Berichterstatter des Temps, daß die Carlisten ihr Eins und Alles auf Bilbao gesetzt haben und bis zum Aeußersten kämpfen werden. „Wenn die Carlisten in die Stadt eindringen," schreibt der Korre spondent aus Somorrostro, „deren Eroberung ihren Vätern nicht gelang, „so würden sie dort Millionen in baarem Geldc finden, viele Gewehre und Kanonen, und sie würden überdies als kriegführende Partei anerkannt werden." Derselbe Berichterstatter versichert übrigens, daß Bilbao sich keineswegs in solcher Nothlage befinde, als im Allgemeinen befürchtet werde, und daß es noch eine fortgesetzte Belagerung auszuhaltcn im Stande sei. Auch von anderer Seite wird gemeldet, die heroische