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Dl» „Wei-eri-Zeitung'« , erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LK Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ttatten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-MilU Amtsblatt Inserat«, welch» bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden werden mit 10 Psa. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den, Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die SLadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 80. Donnerstag, den 12. Juli 1883. 48. Jahrgang. Unsere lokalen Feste. Wenn es, wie in letzter Nr. dieses Blattes aus einandergesetzt war, unbedingt wahr ist, daß unsere großen Gesangs-, Turn- und Schützenfeste die Idee der Einheit des Vaterlandes haben erhalten und ver breiten helfen, so ist es selbstverständlich, daß ohne die kleineren Vereine, wie sie in Dorf und Stadt be stehen, jener allgemeine patriotische Zweck nicht hätte erreicht werden können. Diese kleinen Gilden und Vereine sind ja die Glieder, aus denen sich die größeren, nationalen Feste zusammengesetzt haben und die nicht hätte zu Stande kommen können, wenn nicht in kleineren Kreisen Gesang und Turnkunst und „Äug' und Hand für's Vaterland" geübt worden wären. Wir wünschten daher auch Ehre und Anerkennung für die beschränkteren Kreise, in denen für die Pflege vaterländischen Sinnes gewirkt wird, also für unsere Gesang-, Turn- und Schützenvereine, und Theilnahme für ihre Veranstaltungen, wenn sie einmal im Jahre sich zu einem eigenen Feste rüsten oder, ohne allemal aus weiter Ferne die Sanges-, Turn- oder Schützen brüder zur Theilnahme aufzurufen, unter sich, im Vereine mit ihren Mitbürgern froh sein wollen. — Dippoldiswalde insonderheit hat Grund, sick der Thätigkeit der genannten Korporationen zu freuen. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen, bei allen Ehren- und Freudentagen der Stadt stellen sie ein wesentliches Contingent, jedes patriotische Unternehmen findet bei ihnen bereitwillige Unterstützung. Nun, so sei denn auch unserer wackeren Schützengilde herzlich ihr bevor stehendes großes Fest gegönnt und ihr durch zahl reichen Besuch die Theilnahme gezeigt, die sie erwartet. Möge ein heiterer Himmel berabblicken auf die grüne Aue und auf Schaaren fröhlicher Menschen, möge dem volksthümlichen Feste jeder Mißton erspart bleiben. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Der Dresdner Haupt-Verein der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung beabsichtigt, seine diesjährige Hauptversammlung am 28. und 29. August in .hiesiger Stadt abzuhalten und die am 2. Tage zu veranstaltende weitere (öffentliche) Versamm lung mit einer gottesdienstlichen Feier in der hiesigen Stadtkirche zu eröffnen. Frauenstein. In hiesiger Gegend ist die Heu ernte im vollen Gange. Seit Jahren hat man keine solche günstige gehabt. Wenn auch die Quantität etwas gegen der vorjährigen zurückbleibt, so wird dies doch durch die vorzügliche Qualität des heurigen Heues ausgeglichen. — Am Nachmittag des 8. Juli hatten wir aber mals ein kurzes, aber heftiges Gewitter. Es schlug dabei der Blitz in die Blitzableiter der hiesigen Ober försterei, sowohl am Wohnhaus als auch der Scheune, und fuhr ohne weiteren erheblichen Schaden anzurichten zur Erde, wie auch der Blitz in das Gehöfte des Guts besitzers Heinr. Börner in Reichenau, ohne zu zünden, schlug und nur den Giebel beschädigte. —r. Dresden. Das Programm für die hier be absichtigte Feier des 400. Geburtstages unseres großen Reformators I)r. Luther hat nun ziemlich feste Gestalt angenommen. Der Vormittag des 10. Novbr. (Sonnabend) bleibt den Schulfeierlichkeiten gewidmet. Mittags 1 Uhr wird die kirchliche Feier mit allen Glocken eine Stunde lang in drei Pulsen eingeläutet. Abends findet liturgischer Gottesdienst mit Ansprache statt, nach dessen Beendigung wird von den Thürmen herab „Ein feste Burg" geblasen. Seiten der Stadt ist eine Festrede in einem größeren Versammlungs lokale und Illumination der Frauenkirche in Aussicht genommen. Sonntag, den 11. Novbr., findet früh 9 Uhr Festgottesdienst in den festlich geschmückten Kirchen, und nach der Predigt Kommunion statt. Rath und Stadtverordnete werden sich im Festzuge nach der Kreuzkirche begeben, nach den übrigen Kirchen werden unter Führung der Kirchenvorstände ähnliche Festzüge in die Kirchen stattfinden. Nachmittags >/»3 Uhr findet Festgottesdienst für die Schüler der oberen Klaffen der Volksschulen statt. Mit Abendgottesdienst schließt die Feier. — Besonders interessant verspricht die bereits für den 8. und 9. August in Aussicht genommene akademische Fcstfeier in Erfurt und Eisenach zu werden. Am 8. August findet in Erfurt großer histo rischer Festzug statt, an welchen« sich ca. 1000 Studen ten der verschiedenen deutschen Universitäten mit ihren Fahnen betheiligen werden. Am 9. August verfügen sich die Festgenossen per Extrazug nach Eisenach, von wo ein großer Festzug, welchem die Banner der ver schiedener« deutschen Universitäten unter Führung eines Musikchors vorangetragen werden, nach der Wartburg. Im Hofe der Burg findet Festrede statt; dann nach Rückkehr in die Stadt Mittagstafel und Abend 4 bis 7 Uhr Festkommers. Ein solenner Fackelzug der Studentenschaft durch die Stadt Eisenach bildet den Schluß. — König Albert wird am 14. Juli Nachmittags inKrimmitschau eintreffen und daselbst mehrere Etablisse ments besichtigen. — Am 17. und 18. Juli wird Se. Majestät der Amtshauptmannschaft Großenhain einen Besuch widmen. — In Dresdner Flur hat dieser Tage bereits der Roggenschnitt begonnen. — Wie es heißt, wird sich der nächste Landtag mit der Frage zu beschäftigen haben, in welcher Weise das ehemalige militärfiskalische Areal in Dresden, soivie die alten Militäretabliffements für die Staats kasse nutzbar zu machen seien und zwar soll bereits eine diesbezügliche Vereinbarung zwischen dem Finanz ministerium und der Stadt getroffen worden sein. Das alte Zeughaus, zu welchem eine breite Zugangs straße von der Töpfergasse geschaffen werden soll, ist, wie bekannt, als Hauptstaatsarchiv in Aussicht ge nommen. Eine neue Kunstakademie, deren Bau un aufschiebbar, ist an der Sachsenallee, mit der Front nach der Elbe projektirt; der Entwurf derselben wird von Herrn Baurath vr. Lipsius bearbeitet. — Herr Gymnasial-Oberlehrer vr. Rietzsch in Dresden hat in seiner in dem diesjährigen Programm des Gymnasiums zum heiligen Kreuz in Dresden enthaltenen Abhandlung „Die Grundlagen der Lebens-, Aussteuer- und Altersrenten-Versicherungen" nach ein gehender Darlegung der Grundsätze für Versicherungen der fraglichen Art auch die für Altersversorgung zu zahlenden Prämien berechnet und bemerkt sodann in Bezug auf die Königlich Sächsische Altersrentenbank: „Da sich nur gesunde Leute Rente» zu kaufe» pflegen, müßten die Prämien dieser Bank etwas höher aus fallen, als die nach der allgemeinen Sterblichkeitstabelle berechneten. Wenn sie trotzdem nicht höher sind, so ergiebt sich, daß die Bank durchaus keinen Gewinn aus ihrem Geschäfte ziehen will. Nach dem Prospekte trägt der Staat sogar den ganzen Verwaltungsaufwand und haftet für die von der Bank übernommenen Ver bindlichkeiten. Es kann also eine solidere und billigere Altersrentenbank nicht gedacht werden als die Königlich Sächsische. Wenn diese Bank noch nicht so allgemein benutzt wird, wie sie es verdient, so ist der Grund in dein mitunter sehr berechtigten Argwohn zu suchen, dei« inan gegen das Versicherungswesen überhaupt hegt, der aber hier durchaus nicht angebracht ist." Plauenscher Grund. Am Freitag Nachmittag wurde im Auftrage des königl. Finanzministeriums und in Anwesenheit vieler Beamten und Arbeiter des königl. Steinkohlenwerkes Zauckeroda 7 seit mehr als 42 Jahren in dessen Dienst stehenden Steigern und Arbeitern besondere Ehre und Freude bereitet. Der Werksdirektor, Oberbergrath Förster, überreichte den« Obersteiger Brock, dein Reviersteiger Schulze und dem Steiger Gorks das ihnen von Sr. Majestät dem Könige verliehene allgemeine Ehrenzeichen, sowie dem Kohlenmesser Beyer, dem Bergarbeiter Günther, dem Bergarbeiter Feller nnd dem Bergarbeiter Leuschner die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit." Mulda. Der hiesige, obwohl noch junge und doch schon 42 Mitglieder zählende Erzgebirgs-Zweig verein weihte am 8. Juli die von ihm auf dem Burg berge bei Lichtenberg geschaffenen Anlagen mit einer ansprechenden Feier, bei der Herr Pastor Schödel die Weihrede hielt. Lindenau. Bei einem Gewitter am 9. Juli stürzte das Thurmgerüst der hiesigen Kirche zu sammen. 4 Arbeiter sande«« dabei ihren Tod. Lokales und Sächsisches. Berlin. Dem Vernehmen nach ist der Gesetz entwurf, welcher das gesammte Versicherungswesen regelt, bereits ausgearbeitet, und dürfte binnen Kurzem den Bundesregierungen zur gutachtlichen Aeußerung zugehen. — Die preußische Staatsregierung hat beschlossen, 500000 M. zur Gewährung von Darlehen an die schlesischen Ueberschivemmten anzuweisen. (Endlich!) — Eine Zusammenstellung der Frequenz der 21 Universitäten im deutschen Reiche ergiebt, daß im Sommer 1882 23830, im Sommer 1883 aber 25086, also 1256 Studenten mehr inskribirt waren. Ein Zu wachs ergiebt sich bei Berlin, München, Bonn, Heidel berg, Marburg, Freiburg, Greifswald, Erlangen, Jena, Kiel, während sich bei Leipzig, Tübingen, Würzburg ein Abgang bemerkbar macht. — Der Präsident des Reichstages, Herr v.Levetzow, hat unter dem 12. Juni an das Newyorker Hilfs komitee für die Nheinüberschwemmten ein Schreiben gerichtet, das heute im Wortlaut vorliegt. Man ersieht daraus, daß im Ganzen 290000 M. aus Amerika eingegangen sind, für welche Herr v. Levetzow die in nigste und wärmste Dankbarkeit ausdrückt. Beiher aber erfährt man, daß in Amerika die Meinung ver breitet gewesen, als würde die Auszahlung der Liebes gaben verzögert. Herr v. Levetzow erklärt, daß er sofort Umfrage bei den Landes-Komitees gehalten und auf Grund der ihm gewordenen Antworten versichern könne, daß überall bei der Verausgabung der Hilfs gelder mit außerordentlicher Gewissenhaftigkeit zum Segen der Unglücklichen, deren Loos zu lindern war, verfahren worden ist. Ganz besonders aber, sagt Herr v. Levetzow schließlich, glaube ich aus dem vorliegenden Bericht konstatiren zu können, daß aus den gesammelten Liebesgaben keine Mark für die Mühewaltungen der Landes- und Lokalkomitees oder für Arbeiten zur Ver wendung gelangt ist, deren Instandsetzung den Ge meinden oder einem Staate obgelegen hätte. Vom Rhein. Dieser Tage fand in Königswinter die bau- und landespolizeiliche Abnahme der von der deutschen Lokal- und Straßenbahngesellschaft in Berlin erbauten, auf den Drachenfels führenden Zahnrad bahn statt, der ersten für Personenverkehr in Deutsch land. Die eingleisige Bahn ist mit den neuesten Ver besserungen ausgerüstet, gewährt die größe Betriebs sicherheit und ist ähnlich der Rigibahn. Die Bahn bietet eine herrliche Aussicht, besonders in ihrem obern Theile, und wird ihre Eröffnung für den allgemeinen Verkehr wahrscheinlich in 8—10 Tagen, sobald die Empfangsgebäildc vollendet sind, stattfinden. Frankreich. Die Negierung der französischen Republik beabsichtigt, noch vor dem Schluß der Kam mern eine außerordentliche Kreditforderung von 300 Millionen Franks einzubringen. Dieselbe soll durch eine dreiprozentige tilgbare Rente beschafft und zu Neujahr ausgegeben werden. Dies kann aber wohl bezweifelt werden, denn das Geld wird viel früher gebraucht werden. Man ist endlich in Paris zur Ein-